Nach ihrem starken Auftakt muss die DTM sich dieses Wochenende auf dem Lausitzring beweisen. In den letzten Jahren waren die Rennen dort eher arm an Rennaction.
Es war ein echtes Motorsportfestival in der Lausitz im letzten Jahr. Neben der DTM waren im Rahmenprogramm auch noch die IDM Superbike und die ADAC GT Masters aktiv, sodass jeder Motorsportfan zufrieden sein konnte. Für diese Saison hat die IDM leider ihren Kalender umgestellt, aber zumindest die ADAC GT Masters bleibt dem Rahmenprogramm erhalten, und damit fahren die zwei größten deutschen Serien wieder bei der gleichen Veranstaltung. Ein großer Traum wäre natürlich ein gemeinsames Rennen über 500 Kilometer in Hockenheim oder am Nürburgring, jedoch dürfte es noch dauern, bis sich beide Serien auf so ein Rennen einigen. Deshalb schauen wir zunächst auf das aktuelle Rennwochenende und da liegt es nur an der DTM, zwei gute Rennen abzuliefern.
Die größte Schwierigkeit dürfte dabei der Lausitzring selbst sein. Realistisch betrachtet bietet die Strecke mit der Anbremszone für die erste Kurve nur eine einzige Überholmöglichkeit. Im restlichen Teil der Strecke sind Überholmanöver zwar möglich, aber an ein hohes Risiko gebunden oder an die Fehler anderer Fahrer. Leider fährt man auch nicht mehr die Steilkurve nach einem einmaligen Experiment im Jahr 2003. Dies wäre zumindest ein interessantes Element im DTM-Kalender und eine Abwechslung. Durch die wenigen Überholmöglichkeiten könnte anders als beim Saisonauftakt auf dem Hockenheimring die Startaufstellung wieder stärker entscheidend sein für ein gutes Ergebnis. Ein Spannungsfaktor könnte besonders am Samstag das Wetter darstellen, da die Wettervorhersage nur Höchsttemperaturen von 13°C vorsieht und zudem eine Regenwahrscheinlichkeit von 80%. Bei diesen niedrigen Temperaturen wird auch das Aufwärmen der Reifen nach dem Pflichtboxenstopp extrem schwierig und es könnte zu Drehern kommen. Den Grund für den Verzicht auf die Steilkurve gibt es hier nochmal im Video.
Falls auch das erste Qualifying im Regen stattfindet, ist es fast unmöglich einen Hersteller oder Fahrer als Favoriten zu nennen. Falls ich mich festlegen muss, würde ich Lucas Auer und Jamie Green die Favoritenrolle zusprechen, da beide Fahrer am verregneten Hockenheimring gut unterwegs waren. Falls es aber nicht regnet, wird es wieder schwierig für Audi, da man bereits in Hockenheim die Reifen im Qualifying nicht in das optimale Temperaturfenster bekommen hat. Zumindest hat man dieses Wochenende einen Gewichtsvorteil, denn die Audi RS5 DTM müssen nur 1.120 Kilogramm wiegen und damit 5 Kilogramm weniger als die Fahrzeuge der anderen Hersteller. Zudem konnte Jamie Green 2015 beide Rennen in der Lausitz gewinnen und mit Miguel Molina hat ein weiterer Audi-Pilot das erste Rennen im letzten Jahr gewonnen. Insgesamt würde ich also mein Geld zumindest für das erste Rennen auf Jamie Green setzen. Auch Mattias Ekström hat Siegchancen, wenn man sich seine bisherige Rennpace anschaut. Interessant wird auch, ob Rene Rast eine ähnliche gute Leistung wie noch am Hockenheimring erreichen kann. Falls er dieses Wochenende in die Top 5 fährt, muss man ihn sogar als Titelkandidaten sehen.
Für Lucas Auer bedeuten die Rennen der DTM am Lausitzring auch eine Rückkehr zum Ort seines ersten DTM-Sieges. Im letzten Jahr konnte er das zweite Rennen dominieren und auch ihn muss man daher für dieses Wochenende ganz oben der auf Favoritenliste haben. Am Hockenheimring hätte er im zweiten Rennen auch auf dem Podium stehen können, wenn es nicht zu einer taktischen Fehlentscheidung gekommen wäre. Es wird interessant, ob er dieses starke Niveau am Lausitzring halten kann und vielleicht kann er sogar eine ähnliche Dominanz wie Pascal Wehrlein oder Marco Wittmann in den letzten Jahren erreichen. Ein gutes Regenrennen hatte auch Gary Paffett am Hockenheimring, sodass er zumindest im ersten Rennen gute Siegchancen haben sollte.
Für BMW lief der Saisonauftakt nicht besonders gut. Man konnte zwar zwei Podiumsplatzierungen erzielen, aber keinen Sieg, und der Titelfavorit Marco Wittmann holte im ersten Rennen nur einen einzigen Punkt. Bester Pilot mit 25 Punkten ist momentan noch Timo Glock, jedoch sehe ich ihn dieses Wochenende nicht als Siegkandidaten. Die letzten Jahre war er immer gut am Hockenheimring unterwegs, aber auf den anderen Strecken konnte er diese Leistung nicht wiederholen. Daher würde ich mich dieses Wochenende auf Marco Wittmann als möglichen Sieger festlegen. Den letzten BMW-Sieg auf dem Lausitzring holte übrigens Bruno Spengler in der Saison 2012 und auch ihn sehe ich durchaus mit Außenseiterchancen.
In den Kommentaren zum letzten Rennen wurde Mick Schumacher kritisiert, nachdem ich ihn in der Analyse lobte. Hierzu möchte ich noch sagen, dass ich die Kritik gelesen habe, aber ihn trotzdem weiterhin in Schutz nehmen muss. Ich glaube, dass eher die ARD bei Mick Schumacher angefragt hat und ihn unbedingt wollte. Natürlich war seine Expertise nicht auf dem Niveau eines Bernd Schneider, aber Mick Schumacher war auch erstmalig Experte. Insgesamt bin ich aber auch der Meinung, dass er sich in den nächsten Jahren auf seine Fahrerkarriere konzentrieren sollte.
Einen der besten Blogposts des Jahres gab es letzte Woche vom Kollegen Phil, der sich besonders die WRX am Hockheimring angeschaut hat. Zudem zieht auch er ein positives Fazit nach dem ersten DTM-Wochenende. Dieses Wochenende gibt es wieder beide Rennen zu den gewohnten Uhrzeiten auf der ARD und die Qualifikationen werden wieder von ONE übertragen. Zusätzlich werden wir die Livestreams zu den einzelnen Sessions in diesen Artikel noch einbinden. Die genauen Startzeiten gibt es dafür in unseren TV-Zeiten.
2 Kommentare
„In den Kommentaren zum letzten Rennen wurde Mick Schumacher kritisiert, nachdem ich ihn in der Analyse lobte. Hierzu möchte ich noch sagen, dass ich die Kritik gelesen habe, aber ihn trotzdem weiterhin in Schutz nehmen muss.“
Ich denke nicht, dass irgendjemand das muss. Vor zwei Jahren war das angebracht, als er noch als Halbwüchsiger forciert „eingeführt“ wurde und dieses groteske Theater um einen Teenager losging. Er ist mittlerweile volljährig und lange genug im Geschäft, der Welpenschutz ist abgelaufen. Man darf sein Auftreten und seine Leistungen unlängst nach professionellen Maßstäben einschätzen. Die omnipräsente Kappe mit Papas Finanz-Hauptsponsor drauf trägt er schliesslich auch freiwillig. Nicht dass er das als Milliardär überhaupt nötig hätte, ist halt das Geschäft…
Es ist mir nach wie vor ein komplettes Rätsel, was die ewige Lobhudelei und dieser absurde Hype um ihn soll. Wenn Norbert Haug wieder sein „toller Junge, der wird seinen Weg machen, da bin ich sicher“ subjektiv daherschwäbelt, ist das eine Sache, der kennt die Familie schliesslich persönlich und ist mit ihnen emotional verbunden, wie diverse andere lauthals Beteiligte übrigens auch (auch so ein Gesichtspunkt, unter dem man so manchen „Expertenkommentar“ über ihn sehen sollte). Von allen anderen würde ich mir dringend weitaus mehr Distanz und Objektivität in der Betrachtung und der Einschätzung wünschen, insbesondere von Sportjournalisten (und „Sportjournalisten“) und -kommentatoren. Als Motorsportinteressierter sehe ich keinen Grund für dieses übersteigerte Interesse an ihm. Ich kriege kein Pipi in die Augen bloss weil zufällig wieder der Name Schumacher um Rennstrecken rollt. Er ist nicht sein Vater, nicht im Auftreten, nicht in Charakter oder Persönlichkeit, nicht in Fahrkönnen oder sportlichen Leistungen, und ob er jemals in die Richtung geht oder was genau aus ihm wird ist mir ehrlich gesagt aktuell komplett wurscht. Ich schaue mir Rennen an, um Motorsport zu sehen, nicht um die Mick-Show zu verfolgen – für letzteres ist der Boulevard zuständig, nicht die Sportberichterstattung. Es stört mich, wenn Rennen in denen er unterwegs ist so behandelt werden, als sei er in irgendeiner Form eine Hauptattraktion oder sportlich besonders wertvoll. Leider machen die das aus unerfindlichen Gründen permanent. Sport1 hat es in der F4 hingekriegt, aus Werbepausen zurückzukommen und zu tönen „willkommen zurück bei Mick & Co.“ so als seien alle anderen Beteiligten nur unter-ferner-liefen gemeldet. Jetzt ist ist er in der F3 und man kann die F4 wieder unbehelligt von dem Zirkus anschauen, prompt fängt n-tv mit den F3-Übertragungen symptomatisch exakt den gleichen Krampf an, „willkommen bei Mick & Co.“… Ich weiss nicht was das soll oder woher das kommt (ich kann spekulieren und hab so’ne Idee oder zwei…), aber es nervt echt ganz enorm. Mal abgesehen davon dass das nicht nur ungerecht gegenüber den übrigen Fahrern und Teams ist (gerade im Nachwuchsbereich), sondern auch unfair gegenüber Mick Schumacher, denn ehrlich gesagt wird er einem durch das inflationäre kritiklose Abfeiern und diesen ungerechtfertigten Fokus auf ihn stetig immer unsympathischer, ohne dass er etwas dafür könnte.
Könnte ich geschrieben haben … :-) Sehe ich genau so.
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