Gefährlich, wenig Platz und ein Rennen ohne Überholmanöver. Aber das macht alles nichts, denn es ist der Grand Prix von Monaco, der an diesem Wochenende auf dem Programm steht.
Das Rennen in Monaco gehört zu den Kronjuwelen des Motorsports und damit auch zur Triple Crown, die aus dem Monaco-GP, dem Indy 500 und den 24h von Le Mans besteht. Hier zu gewinnen bringt einem tatsächlich lebenslangen Ruhm, der aber meist eh von Fahrern eingestrichen wird, die auch mal Weltmeister waren. In den 61 Rennen seit 1955 gab es nur wenige Ausnahmen, aber selbst diese Liste liest sich imposant: Mark Webber, David Coulthard, Jarno Trulli, Oliver Panis, Gilles Villeneuve, Carlos Reutemann, Patrick Depailler, Ronnie Peterson, Jean-Pierre Beltoise, Denis Hulme, Bruce McLaren, Stirling Moss und Maurice Trintignant. Man sieht also, dass man schon einiges an Talent mitbringen muss, wenn man in Monaco gewinnen möchte. Selbst in früheren Jahren, als technische Defekte oft das halbe Feld eliminierten, setzten sich am Ende immer wieder die Besten ihren Fachs durch.
Die Strecke ist bekannt, viele Änderungen hat es in den letzten Jahren nicht gegeben, sieht man von der Begradigung der Rasscass und dem immer länger werdenden Tunnel ab. Der Buckel nach dem Casino und vor der legendären „Tip Top“-Bar ist immer noch da (die Einfahrt einer Seitenstraße), ebenso die Grand-Hotel-Haarnadel oder die Schikane am Swimmingpool. Geändert haben sich auch nicht die Herausforderungen für die Piloten. Es ist ein Tanz über welligen Asphalt, zwischen den Leitplanken und Hochhäusern, vorbei an einem der teuersten Häfen der Welt. So schön die Kulisse ist, so gefährlich ist die Strecke auch. Ein Abflug endet immer einer Wolke aus Carbon und vor allem die Anbremszone nach dem Tunnel ist in den letzten Jahren ein Brennpunkt für schwere Unfälle geworden. Aber auch St. Devote, Massenet und Tabac sind Ecken, in denen man nicht gerne abfliegen möchte.
Der Nachteil von Monaco: man kann nicht überholen. Jedenfalls nicht, wenn man nicht die Brechstange rausholt oder der Gegner einen Fehler macht. Wer vorne ist, ist vorne. Was auch bedeutet, dass man kaum noch eine Chance hat, wenn man in der dritten Reihe steht. Auf keiner Strecke ist die Quali so wichtig wie in Monaco, denn auf keiner Strecke bedeutet auch die Pole so viel wie in Monaco.
Gewinnen würde vor allem Ferrari gerne mal wieder. Der letzte Sieg ist sage und schreibe 16 Jahre (!) her (Schumacher, 2001) und Vettel konnte tatsächlich auch erst einmal hier gewinnen (2011). Ein Sieg für die Roten in Monaco ist also überfällig, aber da wird Mercedes natürlich etwas dagegen haben. Und weil auf der Strecke die Motorleistung nicht so wichtig ist, sollte man auch Red Bull nicht aus dem Kreis der Siegkandidaten verbannen. Die hätten das Rennen auch fast im letzten Jahr gewinnen können, wäre ihnen nicht ein blöder taktischer Fehler unterlaufen.
Ich bin geneigt, Ferrari einen winzigen Vorteil zuzusprechen. Mercedes hat sich in diesem Jahr für einen längeren Radstand entschieden, was auf den üblichen Kursen einige Vorteile bringt. Nicht aber in Monaco, wo man schauen muss, dass man das Untersteuern aus dem Auto bekommt, was bei einem längeren Radstand eher auftreten kann. Da Ferrari in Sachen Motorleistung auf Augenhöhe ist und ein Auto hat, dass Bodenwellen usw. besser zu schlucken scheint als der Mercedes, liegt in meinen Augen Ferrari knapp vor dem Weltmeistern.
Die anderen Teams werden nichts mit dem Siegerpodest zu tun haben, es sei denn, das Rennen läuft ungewöhnlich, was in Monaco aber auch keine Seltenheit ist. Ein Safety Car ist mehr als wahrscheinlich, das könnte dann auch einen Force India oder Williams nach vorne spülen. Traditionell liegt die Strecke auch den „kleinen“ Teams, also gute Chancen für Sauber wieder in die Punkte zu kommen.
Gespannt darf man auf den Auftritt von Jenson Button sein. Der hatte keine Lust den Wagen zu testen und sich auf den Simulator verlassen. McLaren könnte in Monaco ein Team sein, das überrascht. Der Honda muss nicht so viel Leistung abrufen, das Chassis von McLaren ist bekanntermaßen gut. Es wäre ein kleiner Witz der Geschichte, wenn Button in die Top Ten fahren könnte.
Interessant wird der Blick auf die Aerodynamik sein. Abtrieb ist in Monaco alles, dementsprechend wuchern die Flügel, Turning Vanes und Flaps an den Autos. Man schraubt alles drauf, was man hat, so lange das irgendwas bringt. Wichtiger ist aber ein Auto, das über einen guten mechanischen Grip verfügt und gleichzeitig die Reifen schont.
Strategie:
Es gibt Ultrasoft, Supersoft und Soft. An der Verteilung der Ultrasoft kann man sehen, wie die Teams denken. Ein Stopp, vermutlich eher spät auf die Supersoft – fertig. Die Ultrasoft sollten leicht bis Runde 40 halten, danach kann man entscheiden, was man macht. Alle werden auf das Safety Car warten und da hängt es dann vom Zufall ab, wo man sich gerade auf der Strecke befindet, wenn es Gelb gibt. Die Teams spielen unterschiedliche Szenarien durch, aber vorhersagen kann man das natürlich nicht. Auch nicht, dass es eventuell ein zweiten SC geben könnte. Die Frage ist: Wann kommt das SC? Im ersten Renndrittel will man es definitiv nicht sehen, denn es zwingt einen dann zu einer Entscheidung. Geht man früher als geplant auf die Supersoft oder hofft man auf ein zweites Safety Car? Was passiert, wenn man selber reingeht, die Hälfte des Feldes aber nicht, und man tief ins Mittelfeld rutscht?
Das ist alles ziemlich komplex, nicht vorhersehbar und dementsprechend ist der Stress an der Box groß. Und so entstehen dann auch die Fehler, die gemacht werden. Bei Hamilton vor zwei Jahren, bei Ricciardo im letzten Jahr. So kann es dann aber auch passieren, dass „Außenseiter“ nach vorne gespült werden. Dass die Force India dabei die besten Karten haben, ist bekannt. Die lassen sich zudem auch gerne mal auf andere Strategien ein, die ihnen Vorteile bringen.
Aber große Möglichkeiten für ausgefallene Strategien gibt es in Monaco nicht. Eine Zwei-Stopp-Strategie funktioniert nicht, auch wenn das Boxensstopp-Delta mit 22 Sekunden gar nicht so groß ist. Eine Variante, die man immer mal wieder gesehen: Ein Stopp in den ersten zehn Runden, wenn man sowieso im letzten Drittel des Feldes hängt. Danach hat man dann eine freie Strecke und kann sehr viel Zeit gutmachen, aber man muss dann auch mit den Reifen bis zum Schluss durchfahren.
Und wie jedes Jahr auch an dieser Stelle der Hinweis: Die freien Trainings sind Donnerstag!
1 Kommentare
Auf der Liste der „Sieger die nie Weltmeister waren“ fehlt natürlich Riccardo Patrese, der 1982 in einem der verrücktesten Monaco-Rennen überhaupt gewann, als nacheinander den Führenden das Benzin ausging und Patrese den Sieg in den letzten Runden erbte. Nachdem er sich gedreht hatte und schon draußen war, aber von Streckenposten aus Sicherheitsgründen weggeschoben wurde und dann weiterfahren konnte.
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