Home IRLIndyCar IndyCar: Vorschau 101st Indianapolis 500

IndyCar: Vorschau 101st Indianapolis 500

von Rainer
2 Kommentare

Auch ein Jahr nach dem großen Jubiläum, mit ausverkauftem Indianapolis Motor Speedway, ist die Begeisterung für den Höhepunkt der IndyCar-Saison ungebrochen. Schon Anfang Mai waren über 300.000 Tickets abgesetzt worden. Fernando Alonso wird daran nicht ganz unschuldig gewesen sein.

Das Indy 500 ist seit über einem halben Jahrhundert eine der prestigeträchtigsten Motorsportveranstaltungen der Welt. Mit dem Split zwischen Indy Racing League und Champ Car in den 90er Jahren hat aber auch der Fixpunkt des amerikanischen Formel-Rennsports gelitten. Die NASCAR, die Formel 1 und die 24h von Le Mans drängten das Indy 500 zur Seite. In den letzten Jahren ging es aber langsam wieder bergauf. Die 100. Auflage im Vorjahr war ein riesiger Erfolg. Mit Alexander Rossi, einem jungen US-Amerikaner, der dank Formel-1-Vergangenheit auch sonst in der Welt bekannt ist, gab es auch noch genau den richtigen Sieger. Der Start eines zweifachen Formel-1-Weltmeisters, der dafür auch noch den Grand Prix von Monaco ausfällen lässt, hebt das Indy 500 wieder auf ein fast vergessenes Niveau. Man wird an Zeiten erinnert, als sich Jim Clark, Graham Hill und Jackie Stewart mit A.J. Foyt, Mario Andretti und den Unsers gemessen haben.

Strecke

Schon 1909, als der erste Indianapolis Motor Speedway eröffnet wurde, handelte es sich schon um ein 2,5 Meilen großes Oval. Auch einige Umbauten, wie zum Beispiel das Verlegen von Ziegelsteinen, die dem Oval den Namen Brickyard einbrachten, haben an der Grundkonfiguration nichts geändert. Die vier 90° Kurven mit einer Länge von jeweils 0,25 Meilen und einer Überhöhung von 9°12‘ werden durch zwei lange (0,625 Meilen) und zwei kurze Geraden (0,125 Meilen) verbunden. Das geringe Banking ist untypisch für ein US-Oval und sorgt für eine schwierige Abstimmung, da die IndyCar bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von mehr als 220 mph (354 km/h) leicht nach außen rutschen. Eine Erhöhung des Abtriebs würde das verhindern, aber den Topspeed vermindern. Gerade in der Qualifikation ist es ein diffiziles Spiel, die richtige Einstellung zu finden.

Training

Die Teams hatten in der Trainingswoche vor allem drei Probleme: Speed, Haltbarkeit und Wetter. Unter dem Wetter litten alle Teams. Ab Dienstag nahm der Wind zu und machte mit Böen unterschiedlicher Stärke die Abstimmung deutlich schwerer. Leichter Regen und noch mehr Wind brachten den Testbetrieb am Mittwoch fast ganz zum Erliegen. Auch die Qualifikation am Samstag musste auf Grund eines Gewitters inklusive Starkregens auf zwei Stunden verkürzt werden.

Probleme mit dem Speed hatten die Chevrolet-Teams. Von der ersten Stunde an waren die Andretti-Hondas sehr schnell. Marco Andrettis schnellste Runde am Montag war die zweitschnellste Runde im Training, vor dem Fast-Friday, überhaupt. Auch Fernando Alonso profitierte von den guten Wagen und lieferte die viertschnellste Trainingsrunde ab. In den Top-12 lagen neun Hondas (4 Andretti, 2 Ganassi, 1 Schmidt, 1 RLL, 1 Coyne). Von Team Penske konnte sich nur Josef Newgarden auf Platz 5 in die Top-10 fahren. Am Fast-Friday, dem Training für die Qualifikation mit mehr Ladedruck für die Motoren, war dann Juan Pablo Montoya der einzige Chevrolet-Pilot in den Top-12. Die schnellste Runde brannte Sebastien Bourdais in den Asphalt. Bei Team Penske wird man tiefe Sorgenfalten gehabt haben.

Die Hondas sind die stärkeren Motoren, die aber ein Problem mit der Haltbarkeit hatten. An den ersten drei Tagen gab es drei Motorschäden. Daraufhin begrenzte Honda die Laufzeit der Motoren. Dass aber nicht unbedingt Verschleiß an den Ausfällen Schuld war, zeigte der Motor von Oriol Servia, der nur 15 Runden am Montag durchhielt. Auch am Freitag, während der Qualifikation und am Montag gab es weitere Motorschäden. Unter anderem musste bei Fernando Alonso am Sonntag der Motor gewechselt werden. Inwieweit Honda die Leistung der Motoren vielleicht drosseln muss, wird erst das Rennen zeigen. Beim Training am Montag waren die Top-12 immerhin wieder etwas ausgeglichener mit vier Chevrolet und acht Hondas.

Qualifikation

Der starke Regen vor dem ersten Teil der Qualifikation spülte natürlich das ganze gelegte Gummi weg. Außerdem verteilten die Jet-Dryer einen leichten Ölfilm auf der Strecke. Die ersten Fahrer, die auf die Strecke mussten, hatte so keine Chance auf eine gute Zeit. Die Opfer waren Pippa Mann und Juan Pablo Montoya. Außerdem war nach dem Fast-Friday klar, dass es die Chevrolet schwer haben würden, in die Top-9, die am zweiten Tag die Pole-Position ausfahren würden, zu gelangen. Umso überraschender war die beste Zeit von Ed Carpenter, und auch sein Teamkollege J.R. Hildebrand belegte vorerst Platz 4. Trotzdem dominierten die Honda-Fahrer mit Takuma Sato, Scott Dixon, Alexander Rossi, Fernando Alonso, Tony Kanaan und Marco Andretti die Top-9. Für Team Penske hielt Will Power auf Platz 6 die Fahne hoch.

Nicht eingreifen in die Top-9 konnte Sebastien Bourdais. In der dritten Qualifikationsrunde übersteuerte sein Wagen in Kurve 2, was er mit einem Reflex zu korrigieren versuchte. Ein Abfangen bei mehr als 372 km/h ist aber kaum möglich und die missglückte Korrektur führte zu einem heftigen Einschlag in einem ungünstigen Winkel in die SAFER-Barrier. Bourdais erlitt multiple Brüche des Beckens und der Hüfte. Diese Verletzungen bedeuten das Saisonende. Ohne die hohen Sicherheitsstandards der Wagen und die SAFER-Barrier hätte der Unfall aber auch tödlich enden können. Mittlerweile konnte Bourdais das Krankenhaus auch schon wieder verlassen.

Am Sonntag wurden erst einmal die Startplätze 10 bis 33 ausgefahren. Diese Qualifikation „gewann“ Ryan Hunter-Reay. Auf den Plätzen 11 bis 17 folgten mit Ed Jones, Oriol Servia, Mikhail Aleshin, Graham Rahal, Max Chilton und Charlie Kimball sechs weitere Honda-Fahrer. Erst auf Platz 18 qualifizierte sich mit Juan Pablo Montoya der zweite Penske-Pilot, hinter Will Power, in den Top-9. Helio Castroneves, Josef Newgarden und Simon Pagenaud folgten auf den Plätzen 19, 22 und 23.

Als dritter Fahrer ging Fernando Alonso in das Fast-9-Qualifying und setzte eine Zeit, an der sich die folgenden Fahrer die Zähne ausbissen. Er ließ Will Power, Marco Andretti, Tony Kanaan und J.R. Hildebrand hinter sich. Erst seine Teamkollegen Takuma Sato und Alexander Rossi konnten ihn verdrängen. Die schnellste Zeit fuhr dann Scott Dixon, die auch Ed Carpenter, wenn auch nur knapp, nicht erreichen konnte.

Die ganze Startaufstellung kann man auf der Homepage der IndyCar Series (PDF) nachlesen. Auch gibt es dort einen schönen Spotter Guide (PDF) und die Entry List (PDF).

Favoriten

Von dem Speed her, den die Wagen bisher auf dem IMS gezeigt haben, dürften die Hondas von Andretti Autosport und Chip Ganassi Racing kaum zu schlagen sein. Ryan Hunter-Reay, Alexander Rossi, Scott Dixon und Tony Kanaan wurden schon auf der Borg Warner Trophy verewigt. Entsprechend sind sie gegenüber ihren Teamkollegen vielleicht etwas im Vorteil. Trotzdem sind Takuma Sato, Marco Andretti und insbesondere auch Fernando Alonso sehr hoch einzuschätzen. Alonso fuhr unglaublich viele Trainingsrunden, war immer schnell und hatte keinerlei Probleme, auch nicht im Draft. Tony Kanaan ist darüber hinaus ein recht sicherer Kandidat für die Top-4. Immerhin hat er diese bei vier seiner letzten sechs Indy 500 erreicht.

Auch die kleineren Honda-Teams von Schmidt Peterson Motorsports mit James Hinchcliffe und Rahal Lettermann Lanigan Racing mit Graham Rahal und Oriol Servia sollte man für eine Topplatzierung im Auge behalten. Wenig erwarten darf hingegen von Dale Coyne Racing nach dem Ausfall von Sebastien Bourdais. Für das Rennen übernimmt James Davison den Wagen und fuhr mit einem Rundenschnitt von 223,67 mph immerhin auf Platz 28 am Montag.

Das große Thema ist, ob die Hondas den Speed auch über die ganzen 500 Meilen halten können. Nach den Erfahrungen der bisherigen Saison ist der Benzinverbrauch kein Problem. Anders könnte es aber beim Reifenverschleiß aussehen. Die Chevrolets sollten, trotz mehrfachem Einbremsen in den letzten Jahren, noch über die bessere Aerodynamik verfügen. Über die Renndistanz kann das den entscheidenden Vorteil bringen. Dazu kommt noch das kleine Fragezeichen hinsichtlich der Haltbarkeit der Honda-Motoren. Immerhin sind schon sehr viele Hondas in der Saison im Rennen ausgefallen.

Team Penske muss auf eine Schwäche von Honda hoffen. Mit Helio Castroneves, Juan Pablo Montoya, Josef Newgarden, Simon Pagenaud und Will Power hat man vielleicht das stärkste Fahrerlineup, aber mit unterlegenem Material können auch die nicht um den Sieg mitfahren. Wenn sie aber aus oben genannten Gründen doch mit den Hondas mitgehen können, dann ist besonders Helio Castroneves ein klarer Kandidat für ein Topergebnis. Die Chancen für Sieg Nr. 17 stehen aber schlecht. Die Gefahr, langsam eingeholt zu werden als Team mit den meisten Siegen beim Indy 500, besteht hingegen nicht. Chip Ganassi Racing und Andretti Autosport stehen jeweils erst bei vier Siegen.

Interessant wird die Leistung von Ed Carpenter Racing sein. In der Qualifikation konnten sowohl Ed Carpenter als auch J.R. Hildebrand mit den schnellsten Honda mithalten. Beide sind Spezialisten für große Ovale und dort auch für Topplatzierungen gut, wenn sie denn keine Fehler machen. Bei ihnen stellt sich aber die Frage, ob sie sich zu sehr auf die Qualifikation konzentriert und dabei eventuell das Rennsetup vernachlässigt haben.

Die anderen Chevrolet-Teams in Form von A.J.Foyt Enterprises, auch wenn Carlos Munoz ein wahrer IMS-Spezialist ist, Dreyer & Reinbold Racing, Juncos Racing und Lazier Racing haben keine Chance auf eine vordere Platzierung. Für die drei letztgenannten ist es schon ein großer Erfolg, sich mit sehr ordentlichen Zeiten qualifiziert zu haben. Für Juncos Racing ist es überhaupt das erste IndyCar-Rennen und Dreyer & Reinbold Racing sowie Lazier Racing treten nur zum Indy 500 an.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 27. Mai

11:00 a.m. – 12:00 p.m. (17:00 – 18:00) – Verizon IndyCar Series Practice
12:30 – 1:30 p.m. (18:30 – 19:30) – Indy Lights Race – Freedom 100
1:30 – 3:30 p.m. (19:30 – 21:30) – Verizon IndyCar Series – Pit Stop Competition

Den ganzen Tag zeigt NBCSN live.

Sonntag, 29. Mai

11:35 a.m. (17:35) – Driver Introductions
11:00 a.m. (17:00) – Übertragungsbeginn ABC; Sport1 US, DAZN ab 17:30
12:12 p.m. (18:12) – Command to Start Engines

12:19 p.m. (18:19) – Indianapolis 500 Mile Race (200 laps/500 miles)

Für die Nacht zum Sonntag sind Gewitter für die Region Indianapolis vorhergesagt. Der Sonntag sollte bei Temperaturen von 23°C und leichter Bewölkung aber trocken sein.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Christopher Owens, Michael Harding, Joe Skibinski, Jim Haines

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2 Kommentare

Bastian 26 Mai, 2017 - 23:20

Kann man das Rennen auch im Online-Stream irgendwo schauen? Gerne auch kostenpflichtig.

crusher75 27 Mai, 2017 - 10:45

Sport1 US gibt es auch als Stream, kostet 10€/Monat und dauert auf jeden Fall 12 Monate. Die bessere Alternative ist DAZN (https://www.dazn.com/de-DE) mit 9,99 €/Monat. Hier ist das Abo monatlich kündbar und der erste Monat, wie auch bei Sport1 US, ist kostenlos. Im Prinzip kann man das Indy 500 hier also kostenlos sehen. Dritte Möglichkeit ist der ESPN Player (https://www.espnplayer.com/espnplayer/). Hier kann man neben der ganzen IndyCar Saison, auch nur das nächste Rennen für 6,99 € kaufen.

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