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Super Formula: Vorschau Round 2 Okayama

von geinou
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Das Land der aufgehenden Sonne: Noch bevor die Motoren am Nürburgring, Monaco oder Indianapolis aufheulen, leitet die japanische Super Formula mit jeweils einem Rennen am Samstag wie auch Sonntag das Super-Motorsport-Wochenende des Jahres ein.

2016 besuchte die Super Formula den Okayama International Circuit gleich zweimal. Grund waren die schweren Erdbeben in Kyūshū, welche aus mehreren Gründen eine Austragung des Rennens auf dem Autopolis Circuit, der lediglich rund 30 km nordöstlich der von der Naturkatastrophe schwer getroffenen Stadt Kumamoto liegt, verhinderte. Als Ersatz wählte die Japan Race Promotion (JRP) den ehemaligen Grand-Prix-Kurs in den Bergen Okayamas aus, wohl auch weil der eigentliche Meisterschaftslauf im Mai des gleichen Jahres sprichwörtlich ins Wasser fiel. Monsunartige Regenfälle ließen nicht an Rennfahren denken, weshalb die Rennleitung nach acht Runden hinter dem Safety Car korrekterweise vorzeitig abbrach und halbe Punkte vergab.

Quasi als Entschuldigung für das abgesoffene Rennen im Mai, wurde für den Autopolis-Ersatztermin im September 2016 ein Doubleheader-Format gewählt, welches zwei unterschiedlich lange Sprintläufe sah. An dieser Herangehensweise hält man auch für 2017 fest, weshalb sich die zweite Saisonstation des Jahres aus zwei Rennen mit jeweils halben Meisterschaftspunkten zusammensetzt. Anders als beim Saisonfinale, dem JAF Grand Prix Suzuka, werden für die jeweiligen Rennsieger jedoch keine Bonuspunkte verteilt. Insgesamt lassen sich somit 12 Punkte an diesem Wochenende verdienen (5 pro Sieg + jeweils 1 Zähler für die jeweiligen Pole-Positions). Rennen 1 findet bereits am Samstag statt. Bei diesem 30-Runden-Sprint ist kein Boxenstopp vorgeschrieben. Anders hingegen das zweite Rennen am Sonntag: Auf insgesamt 51 Runden müssen die Fahrer einen Pflichtboxenstopp erfüllen, bei dem alle vier Reifen gewechselt werden müssen.

2015 feierte Okayama nach siebenjähriger Abstinenz seine Rückkehr in den Super-Formula-Kalender. Obgleich das Comeback stark bejubelt wurde, fanden in der Vergangenheit in den Jahren 2007 sowie 2008 lediglich zwei Rennen auf dem ehemals TI Circuit genannten Kurs statt. Die Abkürzung „TI“ stand für „Tanaka International“, abgeleitet vom Besitzer der Strecke sowie des ansässigen Golf-Clubs, Hajime Tanaka. Ursprünglich als private Rennstrecke für Wohlerhabenere im Jahr 1990 gegründet, gasierte zwischen 1994 sowie 1995 zweimal die Formel 1 zur Austragung des Pazifik-Grand-Prix auf dem Kurs. Zur Umbenennung der Strecke in Okayama International Circuit führte zum einen der Aufkauf der finanziell angeschlagenen Streckenbetreiber sowie die Zusammenlegung der im Aida-Bezirk liegenden Städte Aida, Mimasaka, Ōhara, Sakutō, Higashiawakura sowie Katsuta (aus dem Katsuta-Bezirk) in die heute mit einer Bevölkerung von rund 30.000 Menschen bekannte Stadt Mimasaka. Die Strecke selbst liegt mit dem Auto rund 25 km entfernt im Gebirge des Hattoji. So schön diese Lage auch ist, sie ist gleichzeitig auch das größte Problem der Anlage. Aufgrund dieser ungünstigen Infrastruktur ist das Erreichen des Kurses hauptsächlich nur per PKW möglich, obgleich bei Großveranstaltungen wie der Super GT ein limitierter Shuttle-Service angeboten wird. Das Ansteuern des Gebirges für die Teams ist ebenfalls ein relativ anstrengender Akt. Aus diesen Gründen sind die heutigen Rennveranstaltungen in Okayama (Super GT, Super Taikyu, MFJ Superbike) vergleichsweise geringer besucht. Die Streckenlage „mitten im Nirgendwo“ dürfte auch einer der Hauptgründe gewesen sein, weshalb die WTCC nach drei Gastspielen nach zunächst Suzuka weiterzog.

Ungünstige Lage hin oder her: Der Okayama International Circuit zählt zu einem der besten Rennstrecken Japans. Dass der Kurs in die Natur eingebettet ist, passt zur Charakteristik der Pisten in Nippon und macht sie nicht nur optisch, sondern auch fahrerisch zu einem wahrhaftigen Leckerbissen. Die 3,703 km lange Strecke besitzt insgesamt elf Kurven, von denen einige nach bekannten Persönlichkeiten des Motorsports wie Sterling Moss oder Frank Williams benannt sind. Die größtenteils engen Kurven kommen dem SF14-Boliden mit seiner hohen Kurvengeschwindigkeit sehr gelegen. Gleichzeitig können die Autos ihre Geschwindigkeit auf der Start- und Zielgeraden, im Moss-S, der Atwood-Kurve sowie gefolgt von der langen Gegengeraden ausspielen. Die besten Überholmöglichkeiten liegen direkt in der ersten Kurve sowie in der Haarnadel nach der Gegengerade. Zusätzlich ist der letzte Streckenabschnitt ebenfalls für (Überraschungs-) angriffe geeignet. Der aktuelle Rundenrekord beträgt 1:12.429 und wurde von Hiroaki Ishiura aufgestellt, womit die Super Formula 2,211 Sekunden langsamer als der absolute Streckenrekord von Ayrton Senna (1:10.218) war, wenngleich der Vergleich aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten etwas unfair ist. Mit Spannung wird jedoch erwartet, ob man die Fabelzeit von 2015 mit Hilfe des neuen Streckenbelags unterbieten wird.

Im Folgenden eine Onboard-Runde mit Daisuke Nakajima aus dem Jahr 2016, die auch verdeutlich wie die sogenannten Circuit Safaris aussehen, bei denen die Boliden an mit Zuschauern besetzten Bussen vorbeizischen.

 

Vorteil P.MU Cerumo Inging? Drei der letzten vier Läufe in Okayama wurden von den amtierenden Meistermachern eingefahren. Hiroaki Ishiura stand 2015 sowie 2016 gleich zweimal auf der obersten Stufe des Podiums, wenn auch der letztjährige Erfolg im Mai durch den vorzeitigen Rennabbruch getrübt wurde. Wenige Monate später im September tat es Yuji Kunimoto seinem Teamkollegen gleich – und legte mit seinem allerersten Meisterschaftstriumph abseits des nicht zur Wertung zählenden Fuji Sprint Cups 2013 den Grundstein für seinen Titelgewinn am Ende der Saison. Hintergrund des Erfolgs war eine interessante Strategie. Vom sechsten Startplatz kommend, erfüllte der diesjährige Toyota-Werkspilot noch in der allerersten Runde seinen Pflichtboxenstopp, was ihn gepaart mit einigen schnellen Rundenzeiten bei freier Fahrt auf die vorderste Position spülte. Eine ähnliche Herangehensweise könnte auch diesen Sonntag wieder von einigen Piloten erfolgen, da beim zweiten Rennen über 51 Runden alle vier Reifen mindestens einmal gewechselt werden müssen. Bereits beim Saisonstart in Suzuka war diese Strategie zu beobachten, als gleich mehrere Fahrer in den Eröffnungsrunden zum Service kamen. Da jedoch die Mehrheit der Teams vorzeitig in die Box kam, konnte sich durch diesen Schachzug keiner einen richtigen Vorteil erarbeiten. Der Okayama International Circuit zählt nicht zu den überholfreundlichsten Strecken Japans, weshalb die Strategie am Sonntag einer der ausschlaggebenden Punkte sein dürfte. Zudem dürfen alle Fahrer das Overtake-System (OTS) insgesamt lediglich bis zu fünfmal für beide Rennen verwenden. Mit anderen Worten: Wer am Samstag zu häufig den Knopf für mehr Benzinfluss (abseits Suzuka und Fuji standardmäßig auf 90 kg/h limitiert, bei Aktivierung erhöht sich dieser für jeweils 20 Sekunden auf 100 kg/h) und somit mehr Leistung drückt, muss am Sonntag mit weniger OTS-Aufladungen starten.

Die Distanz für den Samstag-Lauf beträgt hingegen lediglich 30 Runden. Ohne Pflichtboxenstopp und einer Tankfüllung, die bei normalen Verbrauch gar für rund 46 Runden ausreichen würde, muss der Sieg somit klassisch auf der Strecke herausgefahren werden. 2016 gelang dies Stoffel Vandoorne, der bei seinem Premierenerfolg leichte Unterstützung von Polesitter Kazuki Nakajima erhielt. So verhaspelte sich der TOM’s-Pilot nach der Einführungsrunde, als er seinen SF14-Dallara auf der falschen Grid-Position abstellte. Lachend kommentierte der Japaner seinen Fauxpas als „peinlich“. Damit war jedoch der Weg für Stoffel Vandoorne frei, der das Startduell gegen Yuji Kunimoto gewann und den Platz an der Sonne nicht mehr bis zum Schwenken der schwarz-weiß karierten Flagge abgab. Dieses Jahr ärgert sich der Belgier mit dem Honda-Aggregat in der Formel 1 herum, was an der Stärke von Docomo Dandelion Racing allerdings nichts ändern sollte, auch wenn man mit den Plätzen acht und 16 von Takuya Izawa sowie Tomoki Nojiri keinen idealen Saisonstart erlebte. Nach dem Missgeschick aus dem Vorjahr hat Kazuki Nakajima selbstverständlich eine Rechnung mit Okayama offen. Mit einem ähnlichen Motto reiste er bereits nach Suzuka, als er nach eigenen Angaben einen Fehler aus dem Vorjahr korrigierte und den diesjährigen Auftakt gewann. Auch für TOM’s-Teamkollegen André Lotterer verliefen die letzten Okayama-Ausgaben abseits eines vierten Platzes beim zweiten Lauf im September 2016 nicht sonderlich ruhmesreich.

Der letztjährige Auftaktsieger Naoki Yamamoto hatte vergangene Saison über weite Strecke mit seinem Wagen zu kämpfen. Der Silberplatz in Suzuka lässt jedoch darauf schließen, dass der Champion von 2013 wieder den Weg zurück an die Spitze gefunden hat. Gleichzeitig dürfte Mugen erneut die stärkste Honda-Macht darstellen. Ein dickes Fragezeichen steht derweil hinter Real Racing, die nach dem Wechsel von Takuya Izawa zu Dandelion und der Übergabe des zweiten Wagens an Mugen für Rookie Pierre Gasly heuer lediglich mit Koudai Tsukakoshi starten. Etwas vom Material eingebremst, eroberte der Japaner dennoch einen herausragenden sechsten Platz in Suzuka. Zugleich ist Okayama jener Ort, an dem die Mannschaft bei der verkürzten Regenausgabe im Mai letzten Jahres erstmals wieder auf dem Podium landete. Wenige Monate später scheiterte Tsukakoshi nur knapp an der Wiederholung dieses Erfolges, als er im ersten der beiden Läufe auf dem fünften Rang ins Ziel kam. Viele Augen werden zudem auf Kamui Kobayashi gerichtet sein, der gepaart mit einer guten Strategie und einigen starken Manövern, unter anderem gegen Pierre Gasly, trotz des schwächelnden KCMG-Wagens die Punkteränge auf dem neunten Rang nur knapp verpasste. An Okayama dürfte sich der ehemalige Formel-1-Pilot mit Freude zurückerinnern, schließlich feierte er dort im Jahr 2015 seinen ersten Podiumserfolg in der Super Formula. Auf Revanche pocht derweil auch Yuhi Sekiguchi, nachdem er in Suzuka nicht über einen ungewöhnlich schwachen zwölften Platz hinauskam. Das bisher beste Okayama-Resultat des letztjährigen Meisterschaftsdritten ist zudem lediglich ein neunter Platz.

Alle Piloten müssen sich auf einen neuen Belag einstellen. So wurde der Okayama International Circuit über den Winter gänzlich neu asphaltiert. Zwar konnte ein Großteil des Feldes bereits erste Erfahrungen während des Saisonstarts der Super GT sammeln. Mit dem pfeilschnellen SF14-Boliden von Dallara schoss jedoch noch keiner der Fahrer über den 3,703 km langen Kurs. Nach offiziellen Angaben soll der neue Belag für etwas mehr Griffigkeit sorgen, wodurch das Überholen in den Kurven etwas erleichtert wird. Zumindest die GT500-Piloten beschrieben gleich zwei Stellen als besonders knifflig, da an diesen die Autos leicht aufsetzen. Unklar ist jedoch, ob sich die Super-Formula-Boliden ähnlich verhalten werden. Als eine weitere Schwierigkeit gesellen sich die Reifen hinzu. So erhalten alle Teams lediglich vier frische Slick-Sets (sowie drei Regenreifen-Sets) für das gesamte Wochenende. Die restlichen drei Sets stammen hingegen aus dem vorherigen Rennen in Suzuka. Damit stehen alle Strategen vor der schwerwiegenden Entscheidung, wann die neuen Pneus zum Einsatz kommen sollen, zumal der Startplatz, insbesondere am Samstag, absolut rennentscheidend sein kann. Die beiden Qualifyings werden am Morgen der jeweiligen Renntage ausgetragen. Am Samstag findet die Zeitenjagd in einer einzelnen, 20-minütigen Session statt. Am Sonntag kommt hingegen das KO-Format in einer zweigeteilten Einheit zum Einsatz. Die zehn schnellsten Piloten aus Q1 werden dann in Q2 um den vordersten Startplatz antreten.

Für die fünf Rookies verlief der Saisonauftakt alles andere als erfreulich. Nick Cassidy und Kenta Yamashita hatten mit der Technik zu kämpfen, Jann Mardenborough schmiss seinen Impul-Toyota wenige Runden vor Schluss ins Kiesbett, während Felix Rosenqvist mit nur wenig Vorbereitungszeit auf dem elften Rang die Top-10 knapp verpasste. Red-Bull-Junior Pierre Gasly hielt auf dem zehnten Platz zwar die Fahne der Frischlinge am höchsten, hatte aber ebenfalls mit Getriebe- wie auch Bremsproblemen ein schwieriges Wochenende. Gemessen der Zeiten aus den winterlichen Testfahrten wurde der amtierende Formel-2-Champion somit unter Wert geschlagen. Die Enttäuschung war ihm sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben, insbesondere da Teamkollege Naoki Yamamoto Zweiter wurde. Gasly und Rosenqvist betreten in Okayama absolutes Neuland, erhalten aber immerhin am Freitag zwei Stunden sowie am Samstagmorgen 45 weitere Minuten, um sich auf den ehemaligen Grand-Prix-Kurs einzuschießen. Mardenborough, Yamashita sowie Cassidy können dagegen auf ihren Erfahrungen aus der Super GT wie auch der japanischen Formel 3 zurückgreifen.

 

TV-Zeiten Okayama

Da die einzelnen Rennen jeweils am Samstag wie auch Sonntag stattfinden, steht den Super-Formula-Mannschaften ein stressiges wie auch vollgepacktes Programm bevor. An der bisherigen TV-Situation hat sich dabei nichts geändert, weshalb erneut auf die mehr oder weniger beliebte Graualternative im Internet zurückgegriffen werden muss. In Japan überträgt der Pay-TV-Sender J Sports 3 die Qualifikation am Samstag ab 3:20 Uhr deutscher Zeit live. Mit der Übertragung des ersten Rennens beginnt der Sender um 8:00 Uhr. Der Startschuss über 30 Runden erfolgt eine halbe Stunde später um 8:30 Uhr. Am Sonntag steigt J Sports 3 in die Übertragung der Qualifikation bereits um 2:10 Uhr deutscher Zeit ein. Ab 7:00 Uhr beginnt hingegen die Übertragung des zweiten Rennens. Der Startschuss zum 51 Runden langen „Main Event“ folgt 25 Minuten später um 8:25 Uhr. Der Free-TV-Sender BS Fuji wird ebenfalls beide Rennen live in Japan übertragen. Mit bis zu 27 Grad erwarten die Piloten das gesamte Wochenende über frühsommerliche Temperaturen. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei lediglich 20%.

Copyright Photos: Japan Race Promotion

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