Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Monaco 2017 – Ferrari vs. Kimi?

Formel Eins: Analyse GP von Monaco 2017 – Ferrari vs. Kimi?

von DonDahlmann
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Wie erwartet war das Rennen in Monaco eine Prozession, die von der Strategie entschieden wurde. Die Frage am Ende: Hat Ferrari Vettel bevorzugt?

Ferrari hatte am Wochenende klar das beste Auto auf der Strecke. Der Wagen war dem Rest Feldes zwar nicht um Längen überlegen, aber genau um die Zeitspanne, die man benötigte, um beide Autos in die erste Reihe zu bekommen. Die Überraschung war dabei, dass Räikkönen die schnellste Runde fahren konnte. Und damit die beste Chance auf den Sieg hatte. Noch besser sah es für ihn aus, als er nach dem Start die Führung übernehmen konnte. Aber die Strategie spielte eine entscheidende Rolle im Rennen.

Es war, wie in der Vorschau schon beschrieben, klar, dass man mit den Ultra-Soft lange würde fahren können. Die Frage war, wann man reinkommen sollte, wann also hinter einem ein Slot aufgehen würde, der groß genug war, um vorne zu bleiben. Aus Erfahrung wusste man, dass man in Monaco mit frischem Reifen einen Undercut hinbekommen sollte. Ein Overcut schien eher unmöglich, da man auf den neuen Reifen den alten, mindestens 35 Runden alten Reifen, überlegen sein sollte. Zumindest hatte ein Overcut in der Pirelli-Ära noch nie in Monaco geklappt.

Demzufolge war die Entscheidung, Räikkönen als Ersten der beiden Ferrari reinzuholen, eigentlich die richtige. Aber es passierten ein paar Dinge, die dazu führten, dass Vettel dann doch in Führung gehen konnte. Die Lage war komplex und wie immer musste man in Monaco eine schnelle Entscheidung treffen.

Als Erste zuckten Red Bull, die Verstappen in Runde 32 zum Stopp holten. Der Hintergrund war hier, dass der Niederländer hinter Bottas steckte, der seinerseits in den Runden davor etwas Zeit auf beide Ferrari verloren hatte. Red Bull erkannte, dass man mit einem Undercut, Verstappen auf frischen Reifen und mit freier Strecke, Bottas hinter sich lassen konnte. Verstappen kam auf einigermaßen ungestörter Strecke raus und knallte einen guten zweiten Sektor hin. Daraufhin reagierte Mercedes mit Bottas, die den Undercut verhindern wollten, was auch gelang. Verstappen fuhr die schnellste Runde, Bottas hatte einen schnellen zweiten Sektor in seiner Outlap. Da die Abstände nach vorne nicht groß waren, musste Ferrari reagieren. Aber wie?

Es war klar, dass der Undercut eine Gefahr darstellte, genauso, wie man sich das vorher auch gedacht hatte. Räikkönen hatte als Führender das Recht, die Strategie mitzubestimmen. Es war eine logische Entscheidung, den Call von Red Bull und Mercedes zu kontern.

Wäre es eine Variante gewesen, Vettel zuerst reinzuholen? Nicht angesichts der Datenlagen, ein Overcut hatte, wie gesagt, seit Jahren in Monaco nicht mehr funktioniert. Hätte man Vettel zuerst abgefertigt, hätte man Räikkönen der Gefahr ausgesetzt, hinter Vettel, Bottas und Verstappen zu fallen, da diese ja schnelle Runden fuhren. Noch mal: Verstappen hatte zu diesem Zeitpunkt die schnellste Runde des Rennens gefahren.

Es kam aber noch hinzu, dass Vettel knapp vor Räikkönen landete. Der Finne konnte sich nicht wirklich vom Deutschen absetzen. Er gelang ihm nicht, mehr als zwei Sekunden Vorsprung herauszufahren. Stattdessen konnte Vettel, als Räikkönen aus dem Weg war, die schnellsten Runden des Rennens drehen. Selbiges machte Ricciardo, der ebenfalls auf freier Strecke plötzlich schneller war als Verstappen vorher. Beide waren auf alten Ultra-Soft schneller als Verstappen und Räikkönen auf den neuen Supersoft.

Ferrari und Red Bull erkannten, dass sich hier eine Chance auftat. Ferrari konnte nicht reagieren, so lange Ricciardo die schnellen Runden fuhr, man erkannte, dass ein Overcut von Red Bull möglich war. Gleichzeitig ging man ein hohes Risiko ein, denn ein SC zu einem schlechten Zeitpunkt hätte das Rennen von Vettel und Ricciardo komplett zerstört. Die Chance, dass man das SC gerade dann bekommt, wenn man kurz vor der Box ist, war zwar da, aber eben ein gefährliches Spiel. Wenn es ganz blöd gelaufen wäre, hätte man erst wieder einen Vorsprung rausfahren müssen, um am Ende hinter Räikkönen, Bottas und Verstappen zu landen.

Red Bull sah die Zeiten von Ricciardo schlechter, die von Räikkönen aber besser werden. Also holte man ihn rein, Ferrari reagierte eine Runde später. In den fünf Runden, die Vettel gegenüber Räikkönen länger draußen war, holte er die 0,5 Sekunden, die er am Ende brauchte, um vor dem Finnen zu sein.

Es gab also zwei Gründe, warum Vettel vor Räikkönen landete. Zum einen schaffte es der Finne nicht, im ersten Stint einen größeren Vorsprung herauszuholen. Vier Sekunden hätten da schon gereicht. Zum anderen war der Ultrasoft überraschenderweise am Ende seiner Lebenszeit schneller als der Supersoft. Das hatten die Daten vom Donnerstag nicht ergeben. Zwar zeigte sich der Ultrasoft stabil im Longrun, aber der Supersoft war ebenfalls schnell, wie Mercedes und Ferrari in den Longruns bewiesen.

Dass für die Teams der Overcut eine Überraschung darstellte, beweist auch Red Bull. Man wollte Verstappen vor Bottas bringen und eventuell Vettel angreifen, was nicht klappte. Aber am Ende landete Ricciardo mit dem Overcut vor beiden Piloten, was der Niederländer am Funk dementsprechend kommentierte. Damit hatte Red Bull, wie sie nach dem Rennen bestätigten, nicht gerechnet.

Ein weiteres Beispiel: Lewis Hamilton. Der Brite war nach verwachster Quali von P13 gestartet und cruiste auf P10 rum. Überholen konnte er nicht. Mercedes nahm den Overcut von Ricciardo und Vettel zur Kenntnis und ließ Hamilton draußen. Er sprang auf P7.

Ansonsten tat sich in Monaco wirklich gar nichts. Wenn ich das richtig gesehen habe, gab es kein Überholmanöver, das nicht in einem Unfall geendet ist. Perez vs. Kvyat, Sainz vs. Vandoorne, Button vs. Wehrlein. Was sich Button bei dem Move gedacht hat, ist mir schleierhaft. Man kann an der Stelle nicht überholen. Sollte der Brite eigentlich besser wissen. Der Unfall sorgte dafür, dass Wehrlein kopfüber im Reifenstapel hing und nicht raus kam. Sofort sorgte man sich um den Halswirbel von Wehrlein, der ja in diesem Jahr vorgeschädigt wurde. Stand Montagmorgen ist mit dem Deutschen aber alles in Ordnung.

Ansonsten war nur noch Massa auffällig. Ich habe mir die Daten angeschaut, aber ehrlich gesagt noch nicht so richtig verstanden, wie er von P14 in Runde 10 auf P9 kam. Er stoppte nämlich in Runde 38 (ok) und noch mal in Runde 60 in der SC-Phase. Wie er mit zwei Stopps an die Position kam? Und noch vor Magnussen, der in Runde 42 gestoppt hatte? Die Daten geben da leider wenig Aufschluss.

Vettel führt nun mit 25 Punkten vor Hamilton in der Meisterschaft. Und er hat das bessere Auto im Moment. Der Ferrari sollte in Kanada, Silverstone, Österreich und Ungarn besser sein. Baku ist ein Fragezeichen. Aber generell scheint der Ferrari im Moment das beste Chassis zu haben. Es funktioniert auf allen Strecken und mit allen Reifen, während der Mercedes ein kleineres Arbeitsfenster besitzt. Hitze mag der Mercedes nicht, enge Kurse auch nicht. Seine Vorteile liegen auf den Tielke-Strecken, zumindest ausgehend von dem, was bisher sehen konnte, also ohne die Updates beider Teams in Spanien. Es bleibt also spannend.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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