Kaum ist der letzte Ton von „Back home in Indiana“ verklungen, stehen auch schon die nächsten zwei Rennen der IndyCar Series an. Weiter geht es auf der Belle Isle in Detroit.
Das Indianapolis 500 ist der mediale Höhepunkt der IndyCar-Saison und das versucht die Serie jedes Jahr auszunutzen. Für die Teams und Fahrer ist es natürlich ein enormer Aufwand, fünf Tage nach dem 500 zum ersten Training wieder anzutreten. Vor allem Takuma Sato dürfte sich in einem Zustand zwischen totaler Müdigkeit durch den Medienmarathon und grenzenlosem Überschwang befinden. Die perfekte Vorbereitung auf ein Wochenende mit direkt zwei Rennen sieht sicherlich anders aus. Auf der anderen Seite kann ein Erfolg auch das ganze Team motivieren. In den letzten Jahren war Andretti Autosport nach einem guten Indy 500 auch in Detroit gut unterwegs.
Das Starterfeld (PDF) ist auch wieder auf das normale Maß geschrumpft. Ausnahme ist Oriol Servia, der für beide Rennen in Detroit in der Nr. 16 von Rahal Letterman Lanigan Racing sitzen wird. Den Platz des verletzten Sebastien Bourdais bei Dale Coyne Racing übernimmt erst einmal Esteban Gutiérrez. Die meisten kennen den Mexikaner sicherlich aus seinen drei Jahren bei Sauber und Haas in der Formel 1. Davor hat er unter anderem die GP3-Serie 2010 gewonnen. Dale Coyne würde ihn gerne für die ganze restliche Saison verpflichten, aber er hat einen Vertrag mit Techeetah in der Formel E.
Strecke
Die IndyCar Series nutzt seit einigen Jahren wieder die alte Variante des Raceway at Belle Isle. Die kurze Start- und Zielgerade mündet in eine schnelle Rechts-Links-Passage. Die längste Gerade der Strecke endet in einer 90-Grad-Rechtskurve. An dieser Stelle sind Überholmanöver möglich. Durch den Belagwechsel von Asphalt zu Beton ist die Kurve aber nicht einfach zu fahren. Insgesamt ist das der technisch anspruchsvollste Teil der Strecke. Eine schnelle Rechts- und etwas engere Linkskurve führen wieder auf die zwischenzeitlich genutzte Strecke. Eine weitere 90-Grad-Rechtskurve mit ziemlich rutschigem Belag bringt die Fahrer auf die geschwungene Gegengerade direkt am Detroit River entlang. Die Gerade wird durch einen Bogen ins Inselinnere unterbrochen. Beim Anbremsen der Rechtskurve ergibt sich eine zweite Überholmöglichkeit. Die folgenden Linkskurven können für einen Konter genutzt werden. Eine langsame Rechtskurve bringt die Fahrer wieder auf die Gerade. An der Spitze der Insel beschreibt der Casino Way zwei mittelschnelle Rechtskurven, bevor eine längere Gerade mit einem schnellen Rechtsknick am Ende wieder auf die Start- und Ziel-Gerade mündet.
Favoriten
Wie schon erwähnt sahen die Fahrer von Andretti Autosport in Detroit relativ gut aus. Bei den letzten sechs Rennen sprangen ein Sieg und 13 weitere Top-10-Ergebnisse heraus. Das ist jetzt keine überragende Bilanz, im Vergleich zu den Ergebnissen auf anderen Stadtkursen aber doch deutlich besser. In diesem Jahr hat Honda im Bereich der Motorleistung einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht und so war man auch bei den bisherigen Stadtrennen vorne dabei. Leider sind in Long Beach alle vier Wagen mit technischem Defekt liegengeblieben. Sollte sie ins Ziel kommen, sind vor allem Ryan Hunter und Takuma Sato Kandidaten für ein Topergebnis. Auch Alexander Rossi und Marco Andretti sollten nicht so weit hinter ihren Teamkollegen landen.
Von der Stärke der Honda-Motoren profitierten auch Dale Coyne Racing und Schmidt Peterson Motorsport. Mit Sebastien Bourdais und James Hinchcliffe haben sie schon zwei Rennen in diesem Jahr gewonnen. Bourdais fährt diese Saison nicht mehr, aber Ed Jones hat die Lücke beim Indy 500 mehr als gut ausgefüllt. Für Esteban Gutiérrez ist es das erste IndyCar-Rennen, und vor der ersten Qualifikation hat er auch nur 90 Minuten Trainingszeit. Für ihn wird es sicherlich ein schweres Wochenende.
Das eigentliche Honda-Topteam Chip Ganassi Racing ist hingegen noch sieglos. Scott Dixon schien seinen Unfall im Interview am Sonntag schon gut verdaut zu haben. Es war ja auch nicht sein erster schwerer Unfall und bisher hat er danach nie Speed eingebüßt. Die Belle Isle ist aber kein besonders gutes Pflaster für Chip Ganassi Racing. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 2012 durch Scott Dixon, damals aber noch mit einer etwas anderen Streckenführung. Der Sieg 2007 für Tony Kanaan ist noch länger her. Zwei dritte Plätze fuhren außerdem noch Tony Kanaan und Charlie Kimball 2014 ein. Sonst steht nicht viel für Chip Ganassi Racing zu Buche. Auch letztes Jahr war Platz 5 für Dixon im zweiten Rennen das beste Ergebnis. Trotzdem würde ich sie nicht zu früh abschreiben.
Team Penske hat eine seltsame Saison. Nach der Dominanz im Vorjahr hat man das Gefühl, dass dieses Jahr richtig schlecht ist. Trotzdem hat man drei Rennen gewonnen und zehn weitere Top-5-Platzierungen erreicht. Die Ergebnisse verteilen sich aber auf alle vier Fahrer, sodass halt keiner wirklich stark erscheint. Der beste Fahrer ist bisher, auch dank Platz 2 beim Indy 500, Helio Castroneves. Viermal in den Top-6 und ein neunter Platz in Long Beach sind auch sonst eine ganz gute Bilanz. Das Heimrennen des Captains konnte er dreimal gewinnen. Will Power hat schon zwei Siege auf der Belle Isle erreicht und Pagenaud einen, damals aber noch für Sam Schmidt. Wenn ein Chevrolet weit vorne im Klassement erscheinen wird, ist es einer von Team Penske. Beide Poles gingen im Vorjahr an Team Penske (Pagenaud) sowie fünf von sechs in diesem Jahr. Damit steht schon fest, welches Team von ganz vorne starten wird. Dummerweise hat der Pole-Sitter nur dreimal auch das Rennen in Detroit gewinnen können: Scott Dixon 2012, Helio Castroneves 2001 und Robby Gordon 1995.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 2. Juni
10:20 a.m. – 11:05 p.m. (16:20 – 17:05) – Verizon IndyCar Series practice #1
3:30 – 4:15 p.m. (21:30 -22:15) – Verizon IndyCar Series practice #2
Samstag, 3. Juni
10:05 – 10:35 a.m. (16:05 – 16:35) – Qualifying for the Verizon P1 Award Race #1
3:30 p.m. (21:30) – Übertragungsbeginn ABC, Sport1 US, DAZN
3:50 p.m. (21:50) – Chevrolet Dual in Detroit #1 (70 laps/164.5 miles)
Sonntag, 4. Juni
10:45 – 11:15 a.m. (16:45 – 17:15) – Qualifying for Verizon P1 Award Race #2 (Two groups/15 minutes each)
3:30 p.m. (21:30) – Übertragungsbeginn ABC, Sport1 US, DAZN
3:50 p.m. (21:50) – Chevrolet Dual in Detroit #2 (70 laps/164.5 miles)
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones