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Formula E: Analyse Berlin ePrix – Licht und Schatten für Mahindra

von StefanTegethoff
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Das Rennergebnis liest sich sehr gut für das indische Mahindra-Team – Ränge 1 und 3 am Samstag, 2 und 10 am Sonntag. Doch es hätte so viel besser sein können, denn Mahindra hatte eindeutig das beste Paket nach Berlin zum Doubleheader auf dem Tempelhofer Flughafen-Vorfeld gebracht. Etwas Glück am Samstag, als Rosenqvist von di Grassis überhitzter Batterie profitierte und so gewinnen konnte, viel Pech am Sonntag, als Nick Heidfeld ein Defekt die Quali versaute und ein Team-Patzer beiden das Rennen.   

Das gegenüber 2015 stark überarbeitete Streckenlayout erwies sich als gelungen, hier hat der FE-Streckendesigner Rodrigo Nunes gute Arbeit geleistet. Überholen war an mehreren Stellen der Strecke möglich, insbesondere die „Schneckenkurven“-Passage sorgte für mehr Action, als ich es vorher erwartet hatte. Die Betonplatten des Flughafen-Vorfelds haben ihr Übriges dazu getan, indem sie die Fahrzeuge des Öfteren ins Rutschen brachten. Auch der für den „e-motion“-VIP-Club aufgebaute Tunnel-Pavillon war eine nette Addition, nur die Nebelfontänen am Ausgang, die jede Durchfahrt des Führenden begleiteten, waren etwas kitschig.

Rennen 1: Samstag

Samstag war der Tag des Mahindra-Teams: Schon im Training zeigte sich Nick Heidfeld an der Spitze des Feldes, beide Piloten erreichten die Super-Pole-Session, doch dort wurde „Quick Nick“ von seinem Teamkollegen, von Jose Maria Lopez und von Lucas di Grassi, der eine tolle Runde erwischte, geschlagen. Sebastien Buemi dagegen musste von Rang 13 ins Rennen gehen, seine Quali-Runde war fast eine Sekunde langsamer als seine beste im ersten Training, bei allerdings auch deutlich kühleren Bedingungen (Luft 5 Grad kühler, Strecke 10 Grad kühler als am Mittag), was auch dem Auto bzw. Setup nicht zu passen schien.

Am Start konnte sich di Grassi noch vor Felix Rosenqvist behaupten, dahinter schnappte sich Nick Heidfeld den DS Virgin von Lopez, der nicht gut vom Fleck kam. Die beiden Mahindras machten Jagd auf den Brasilianer, doch nur Rosenqvist konnte ihn ernsthaft unter Druck setzen. Kurz vor dem Fahrzeugwechsel kam dann das zum Tragen, was ich vor dem Rennen in der Vorschau angesprochen hatte: Die Temperatur der Batterie des führenden Abt-Schaeffler-Audi stieg immer weiter und erreichte die Region, in der der Energiespeicher nicht mehr voll leistungsfähig ist.

So bekam Felix Rosenqvist eine Chance, di Grassi in Kurve 1 zu passieren, und er nutzte sie mit einem schönen Ausbrems-Manöver. Er konnte die Führung problemlos über den Fahrzeugwechsel retten und war auch danach nicht mehr zu stoppen. Nick Heidfeld konnte mit beiden nicht so ganz mithalten, erst am Ende schloss er wieder auf Lucas di Grassi auf, der möglicherweise auch mit der Batterie im zweiten Auto aus Temperaturgründen sanft umgehen musste. Man ist bei Abt Schaeffler aber wohl unzufrieden mit der Batterie im anderen Fahrzeug, kann jedoch daran nichts ändern, weil es ein fertig geliefertes, versiegeltes Bauteil ist.

Sebastien Buemi steckte zunächst im Mittelfeld fest, fand erst langsam Pace und konnte sich durchs Mittelfeld voranbewegen. Nach einigen tollen Überholmanövern erreichte er am Ende Rang 6, an Jean-Eric Vergne kam er nicht mehr vorbei, doch der bekam auch eine Zeitstrafe von fünf Sekunden, sodass es am Ende Rang 5 und 10 wichtige Punkte für den Meisterschaftsführenden gegeben hätte – doch am Abend wurde dann sein Ausschluss vermeldet: An seinen beiden Autos wurde jeweils bei allen vier Reifen ein Unterschreiten des vorgeschriebenen Minimaldrucks festgestellt.

Der gravierende Verstoß führte zur Disqualifikation. Sein Teamkollege erbte Rang 5, Daniel Abt den sechsten Platz. Buemi erklärte den zu geringen Reifendruck damit, dass man im Rennen weniger bremsen müsse als in den Trainings und sich der Druck dadurch nicht so sehr aufbaue. Felix Rosenqvist ist der erste Sieger aus einem anderen Team als Renault e.dams oder Abt Schaeffler-Audi seit dem ersten Mexico ePrix im März 2016, damals war es Jerome d’Ambrosio für Dragon Racing.

Rennen 2 : Sonntag

Mit den Erfahrungen vom Samstag gingen die Teams über Nacht noch einmal an die Arbeit, die Teams optimierten die Setups, und am Sonntag war so auch Renault e.dams konkurrenzfähig. Abt Schaeffler stagnierte im vorderen Mittelfeld und Mahindra schien weiter am besten aufgestellt zu sein.

Leider wurde Nick Heidfeld in der Gruppenphase der Qualifikation jedoch von einem ungewöhnlichen Problem mit dem Gaspedal heimgesucht und musste sich mit dem letzten Startplatz begnügen, während Vortagessieger und Teamkollege Rosenqvist die Top 5 erreichte. Und am Ende stand Rosenqvist sogar auf Pole, eine Zehntel vor Sebastien Buemi. Die DS-Virgin-Boliden scheinen die Reifen stärker zu fordern, sie lagen nach der Gruppenphase auf den Plätzen 1 und 2, konnten in der Super Polr aber nur die Ränge 3 und 4 erreichen. Lucas di Grassi musste vom siebten Startplatz ins Rennen gehen.

Rosenqvist dominierte das Rennen vom Start weg, dicht gefolgt allerdings von Sebastien Buemi. Einen Weg vorbei konnte der Schweizer jedoch nicht finden, konnte aber auch nicht zu viel Risiko eingehen. Lucas di Grassi dagegen musste vorwärts kommen und überholte auch nach und nach einige Gegner. Von ganz hinten pflügte – insbesondere im ersten Rennviertel mit erhöhtem Energieeinsatz – Nick Heidfeld durchs Feld, zu den Boxenstopps lag er um Rang 11.

Doch dann ging es bei Mahindra mächtig schief: Der führende Rosenqvist ging eine Runde vor Heidfeld zum Fahrzeugwechsel in die Box und ausgerechnet als er gerade wieder aus seinem Zelt in die Fahrgasse starten wollte, kam Nick Heidfeld herein. Der Lollipop-Mann des Mahindra-Teams schätzte die Situation falsch ein und winkte Rosenqvist heraus – Heidfeld musste ausweichen, verpasste seine eigene Garage und blockierte damit für den Schweden für einen Moment den Weg, während das Team ihn aus dem Weg schob.

Zwar verlor Rosenqvist zunächst nur minimal Zeit und behielt die Führung vor Buemi, doch es war sofort sonnenklar, dass dieser Patzer – unter Teamkollegen ohnehin besonders ärgerlich – eine Strafe für den eindeutigen „Unsafe Realease“ nach sich ziehen würde. Die Entscheidung der Rennleitung ließ einige Runden auf sich warten, doch dann kam die Meldung: Zehn Sekunden würden am Ende auf Rosenqvists Rennzeit aufgeschlagen werden.

Da er Buemi nicht abschütteln konnte, war klar, dass er den Sieg an den Meisterschaftsführenden verlieren würde, aber mit starken, konstanten Runden konnte er seinen Vorsprung auf den inzwischen auf Rang 3 nach vorn gefahrenen Lucas di Grassi ausreichend groß halten bzw. sogar noch etwas ausbauen und sich somit wenigstens den zweiten Platz sichern. Für Nick Heidfeld sprang am Ende ein Punkt heraus, kein schlechtes Ergebnis vom letzten Startplatz aus. Doch es hätte so viel mehr sein können…

Daniel Abt wurde starker Vierter, vor Jose Maria Lopez, der einige Runden vor Schluss seinen Teamkollegen Sam Bird etwas unsaft am Überholen gehindert hatte, als der es auf Start-Ziel außen herum versuchte und eigentlich schon nicht nur neben seinem Teamkollegen, sondern so gut wie vorbei war. So hatte sich Jean-Eric Vergne noch zwischen beide schieben können. Die schnellste Rennrunde und damit einen Zähler holte sich Maro Engel, für den das Rennen aufgrund einer Beschädigung im Startgetümmel ansonsten schon früh gelaufen war.

Der Meisterschaftsstand

Nach sechs Siegen in acht Rennen führt Sebastien Buemi die Meisterschaft weiterhin an, sein Vorsprung beträgt nun 32 Punkte, elf weniger als vor dem Berlin-Wochenende. Es hätte noch enger sein können, hätte di Grassi nicht am Samstag die Batterie-Überhitzungsprobleme gehabt. Den Vorsprung braucht Buemi auch, denn den nächsten Doubleheader in New York wird er auslassen, weil sein WEC-Engagement für Toyota am Nürburgring vorgeht. Dort könnte er also die Meisterschaftsführung verlieren, wenn di Grassi ein sauberes Wochenende gelingt.

46 Punkte aus zwei Läufen spülen Felix Rosenqvist auf Rang 3 nach vorn, mit 86 Zählern liegt er allerdings weiterhin recht deutlich hinter den beiden Vorgenannten zurück. Seinem Teamkollegen Nick Heidfeld war es aufgrund der Probleme am Sonntag nicht vergönnt, Nicolas Prost für Rang 4 zu überholen, hier fehlen dem Deutschen noch neun Punkte.

In der Teamwertung bleib Renault e.dams vorn, Abt Schaeffler Audi Sport hat jedoch den Rückstand um 17 auf 58 Punkte verringern können. Bei den Nordamerika-Runden wird jedoch insbesondere auch Daniel Abt noch nachlegen müssen, will man noch eine Chance auf den Konstrukteurstitel haben. Die beiden Läufe in New York City, am Kreuzfahrt-Terminal im Stadtteil Brooklyn, werden in fünf Wochen am 15. Und 16 Juli ausgetragen. Danach geht es zum Saisonfinale nach Montreal.

(Bilder: Formula E Media)

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