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24h Le Mans 2017: Vorschau GTE-Pro

von DonDahlmann
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In der GTE-Pro dürfte es dieses Jahr hoffentlich etwas interessanter zugehen als noch im letzten Jahr. Immerhin hat Porsche kräftig nachgerüstet. Aber wird das reichen?

Das letztjährige Rennen der GTE-Pro war ein einziges Politikum. Weil Ford anlässlich des 50. Jubiläums ihres ersten Sieges 1966 mit dem GT wieder in Le Mans antrat, schraubte der ACO die BoP wohlwollend in Richtung der Amerikaner. Eigentlich war die Idee des ACO, dass sich die vier Ford GT mit den Ferrari auseinandersetzen. Den Rest „boppte“ man aus der Konkurrenz. Wobei man sagen muss, dass Porsche nicht wirklich anwesend war. Aber die Corvette und die Aston durften nur dabei sein. Das führte dann nicht gerade zum besten Rennen, das Le Mans in der GTE bisher gesehen hat, zumal die Ferrari schnell aus dem Rennen waren. Immerhin wehrte sich der Risi-Ferrari gegen die Übermacht der Ford und kam am Ende auf P2.

Generell kann man die Entscheidung des ACO, Ford überhaupt mit dem Auto in Le Mans zuzulassen, kritisch betrachten. Es hat der GTE-Pro und im Nachgang auch der GTE-Am nicht gutgetan. Der Ford GT ist praktisch ein LMP2. Im letzten Jahr fuhr man eine 3.51 min (Ferrari auch) und war damit nur wenig langsamer als die LMP2. Und das, nachdem der ACO den Ford ein bisschen eingebremst hatte. Dahinter kam dann lange nichts, die Corvettes waren zwei Sekunden langsamer.

Ford hat damit in der GTE eine Entwicklung in Gang gesetzt, die nicht gesund ist. Den GT wird es nicht in der Am-Kategorie geben, ein Novum in Le Mans. Porsche hat in diesem Jahr nachgezogen und bekanntermaßen einen komplett neuen RSR mit Mittelmotor gebaut. Den gibt es nicht mal als Straßenversion, weil Porsche eine Regellücke ausnutzt. Im Grunde handelt es sich auch beim Porsche um einen Prototypen, den man ziemlich sicher auch nicht in der Am sehen wird, auch wenn es Anfragen gibt.

Bekannt ist auch, dass GM an einer Corvette mit Mittelmotor arbeitet, Fotos gingen schon durch Netz. Die Amis werden in dem Fall aber nicht die von Porsche genutzte Lücke ausnutzen können, weil sie den Motor von vorne nach hinten verlegen. Da wird es also zumindest eine Kleinserie geben. Aber die neue Corvette kommt erst 2018. Frühestens.

Diese Entwicklung führt auf lange Sicht zu Problemen in der Pro. Wenn jetzt alle Prototypen bauen, was hat dass dann noch mit GT-Sport zu tun? Und wenn die Hersteller nur noch ein paar Prototypen bauen, die sie nicht in die Am-Kategorie geben, mit was fahren die Amateure dann in Zukunft? Drei Jahre alte Porsche gegen Ferrari?

Die Frage lautet in diesem Jahr: Wie stuft der ACO die Autos in diesem Jahr ein? Vor dem Testtag hat man dem Ford etwas mehr Gewicht ins Auto gepackt und den Restriktor verkleinert. Aber reicht das? Die Ford waren beim Test sieben (!) Sekunden langsamer als im letzten Jahr. Ein Witz. Die wahre Leistungsfähigkeit ist schwer einzuschätzen, aber ein Blick in die IMSA kann helfen, da die IMSA sich von Ford nicht ganz so stark an der Nase herumführen lässt. Und da hilft ein Blick auf das Rennen in Daytona. Da gewann Ford zwar, musste sich aber doch gegen die Porsche und Corvette zur Wehr setzen.

Auf dem Papier sollten Ford und Ferrari die besten Chancen haben. Hinter dem Porsche muss schon wieder ein Fragezeichen bzgl. der Standfestigkeit machen muss. Dass den Deutschen in Silverstone ein Auto abgefackelt ist, macht nicht gerade Mut. Der Ford ist mittlerweile ausgereift, vermutlich können die Amerikaner auch mehr mit den Reserven spielen, die das Auto hat.

Aber Porsche hat vermutlich bisher genauso gemauert wie die Ford. Beziehungsweise wie der gesamte Rest der GTE. Die Corvette kann man gar nicht einschätzen, weil sie nicht in der WEC unterwegs und die BoP der IMSA dann doch sehr anders ist. Aston schleppt den Vantage jetzt schon etwas länger unverändert rum, das ändert sich erst nächstes Jahr mit dem DB11. Und Ferrari? In Silverstone war man in Schlagdistanz, in Spa holte man einen Doppelsieg.

Ein Blick in die Zahlen hilft ja immer, also hier der Vergleich zwischen Spa 2017 und 2016.
Ferrari F488: 2:14.904 min (17)
Ferrari F488: 2:17.874 min (16)
Ford GT: 2:15.368 min (17)
Ford GT: 2:19.858 min (16)

Auf dem Papier hat Ferrari also weniger zugelegt als die Ford. Wenn man jetzt die Sandsäcke herausrechnet, könnte man auf die Idee kommen, dass der Ford doch wieder eine Sekunde schneller ist. Das aber ohne die BoP-Änderung von Ende Mai. Und ohne zu wissen, ob der ACO da noch mal nachreguliert.

Für so eine Vorschau ist das natürlich alles sehr öde, weil man im Trüben fischt. Genauso gut könnte man schreiben, dass Aston gewinnen wird, weil Nikki Thiim die hübscheste Frisur hat. Und ich glaube auch nicht, dass man nach der Quali etwas sagen kann. Weil mittlerweile alle bis zum Rennen mauern, aus Angst, die BoP schlägt noch mal zu. In einem Feld mit 13 Autos, das 24 Stunden unterwegs ist, macht es dann auch nichts, wenn man von P8 startet.

Auf wen soll man also sein Geld setzten? Die sicherste Bank ist Ford, allein weil sie mit vier Autos unterwegs sind. Was soll da schon schief gehen. Sie haben einen enormen strategischen Vorteil, auch weil alle Auto extrem stark besetzt sind. Selbst Bourdais-Ersatz Tony Kanaan hat ja aus Daytona genug Erfahrung in Sachen 24h-Rennen. Aber ich würde mal als Favoriten die #67 nehmen: Andy Priaulx, Harry Ticknell und Pipo Derani dürften extrem schnell sein. Die #69 mit Ryan Briscoe, Richard Westbrook und Scott Dixon ist vielleicht einen Tacken ausgeglichener besetzt. Auf gleicher Höhe müsste die #66 mit Mücke, Platz und Billy Johnson sein. Die #68 mit Hand, Dirk Müller und Kanaan wird es da, in diesem Vergleich der Allerbesten, schwerer haben.

Bei Ferrari hat man die Qual der Wahl. Die #82 von Risi hat Vilander, Fisichella und Kaffer im Auto. Die #51 ist mit Calado, Pier Guidi, und Lucas di Grassi besetzt. Ein kleines Fragezeichen gibt es nur beim zweiten AF Corse #71 mit Bird, Rigon und Miguel Molina. Der DTM-Mann hat wenig Erfahrung in Sachen GT und schon gar nicht in Le Mans.

Bei Porsche findet man in der #91 Lietz, Makowiecki und Pilet. In der #92 Christensen, Estre und Dirk Werner. Zwischen beiden Mannschaften tut sich wenig, aber gefühlt könnte die #91 über die Distanz etwas flotter sein. Generell darf man sehr gespannt sein, was der RSR leisten kann. Der größere Diffusor hinten sorgt für mehr Abtrieb im letzten Sektor, der Topspeed ist ebenfalls gut. Eine Frage wird sein, wie man mit den Reifen haushalten kann, da gab es in Silverstone und Spa ein paar Fragezeichen.

Corvette wird auf die BoP hoffen. Die Besetzung ist wie immer. In der #63 Magnussen, Garcia und Jordan Taylor. In der #64 trifft man auf Gavin, Millner und Marcel Fässler.

Bei Aston sieht die Besetzung wie folgt aus:
#95 Thiim, Sörensen, Stanaway
#97 Turner, Adam und Daniel Serra, Sohn von Ex-F1-Pilot Chico Serra
Aber der Aston ist im Vergleich das älteste Auto in der Pro und hat daher in diesem Jahr kaum Chancen auf einen Erfolg. Auch wenn das Schlitzohr David Richards in Sachen „mauern“ sehr erfahren ist – gegen die Ford hat man am Ende keine Chance.

Da helfen auch nicht die Dunlop-Reifen, die Aston in der Pro einsetzt. Die sollen bei Hitze etwas besser gehen als die Michelin, aber selbst wenn es 30 Grad werden sollte, wird das kaum helfen. Dafür ist der Abstand einfach zu groß.

Man darf sich aber durchaus auf eine Neuauflage des Duells Ford vs. Ferrari freuen. Vier Ford gegen drei Ferrari mit den Porsche in Lauerstellung. Ein Vollgasrennen über 24 Stunden.

Bilder: FIA WEC, IMSA

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