Home TourenwagenDTM DTM: Vorschau Hungaroring 2017 – Entscheidet das Gewicht?

DTM: Vorschau Hungaroring 2017 – Entscheidet das Gewicht?

von Max Albrecht
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Erstmalig gibt es eine klare Verteilung der Performance-Gewichte und der große Profiteur könnte Audi sein.

Die DTM kommt aus einer vierwöchigen Pause zurück und hätte sich wohl keinen schlechteren Termin aussuchen können. Während sich das erste Rennen mit dem Start der 24 Stunden von Le Mans überschneidet, wird das zweite Rennen in den letzten Runden des 24-Stunden-Rennens gestartet. Damit werden die Hardcore-Motorsportfans sich dieses Wochenende nicht für die DTM entscheiden und es könnte die schlechtesten Einschaltquoten der aktuellen Saison geben. Nächstes Jahr dürfte es dagegen keine Überschneidung mit dem Langstreckenrennen in Le Mans mehr geben, da BMW in die WEC einsteigt und eventuell auch einige DTM-Piloten mit an die Sarthe bringt. Zumindest dürften diejenigen, die sich für die 24 Stunden von Le Mans entscheiden, nicht besonders viel bei der DTM verpassen. Auf dem Hungaroring können die Tourenwagenprototypen nur am Ende von Start-Ziel überholen, und auch Regenrennen kann man dieses Wochenende nicht erwarten. Durch die Verteilung der Performance-Gewichte gibt es zudem schon einen Topfavoriten für den ersten Lauf.

Doch bevor wir auf das kommende Wochenende schauen noch ein kurzer Rückblick auf die beiden Läufe am Lausitzring. Wie bereits erwartet konnte die Veranstaltung auf dem Lausitzring nicht mit dem Auftakt in Hockenheim mithalten. Es gab deutlich weniger Überholmanöver und auch ein Wetterumschwung, wie wir ihn noch in Hockenheim gesehen haben, blieb aus. Dafür verstärkte sich der Eindruck, dass die Audi über die Renndistanz am besten funktionieren und extrem reifensparend unterwegs sind. Auch konnte Lucas Auer seine Tabellenführung halten und sogar um einen Punkt ausbauen. Im ersten Lauf erreichte er zunächst eine Pole Position und anschließend den Sieg, sodass er das Maximum von 28 Punkten erzielte. Den ersten größeren Fehler der Saison gab es von ihm im Qualifying zum zweiten Lauf, da er in der entscheidenden Runde einen Fehler machte und so nur von Platz 15 ins Rennen ging. Immerhin konnte er das Rennen auf dem zehnten Platz beenden und sich so noch einen Punkt sichern. Ebenfalls zwei Saisonsiege hat auch Jamie Green, nachdem er den zweiten Lauf am Lausitzring für sich entscheiden konnte. Damit bleibt er auch der engste Verfolge von Auer mit nur 13 Punkten Rückstand.

Erfolgreichster Pilot war Robert Wickens auf dem Lausitzring. Er konnte insgesamt 38 Punkte einfahren, doch im zweiten Lauf wäre nach einer Pole Position auch ein Sieg möglich gewesen. Trotz des erfolgreichen Wochenendes bleibt er 31 Punkte hinter Lucas Auer und ist auf dem fünften Rang in der Gesamtwertung. Trotz nicht besonders guter Ergebnisse im Qualifying konnte auch Mattias Ekström sich insgesamt 22 Punkte sichern. Im zweiten Rennen ging er vom achten Startrang ins Rennen, dann nach der ersten Runde zum Pflichtboxenstopp und durch ein perfektes Rennen konnte er auf dem zweiten Platz über die Ziellinie fahren. Jeweils 20 Punkte erreichten Gary Paffett und Mike Rockenfeller mit Platzierungen in den Top 6. In der Gesamttabelle bleibt Paffett damit auf dem dritten Rang und befindet sich 23 Punkte hinter Auer. Rockenfeller ist bereits 28 Punkte hinter Auer, befindet sich aber auf dem fünften Gesamtrang.

Ein besonderes Lob gebührt Peter Mücke und Klaus Ludwig, die als Experten für die ARD aktiv waren. Beide haben interessante Hintergründe geliefert und auch aus ihrer eigenen Zeit im Motorsport bzw. in der DTM erzählt. Auch das Fachwissen zur aktuellen DTM war besser als noch bei den beiden Experten zu Saisonbeginn, sodass es ein voller Erfolg war. Leider bleibt die restliche DTM-Übertragung bei der ARD noch immer recht blass und es fehlt weiterhin am Aufbau von Charakteren. Teilweise laufen auch mehrmals die gleichen Berichte, sodass die Vorberichte nicht immer interessant sind. Unnötig ist auch, dass man die Siegerehrung nicht mehr komplett zeigt und diese auch nicht auf einem der anderen Sender anbietet. Zusätzlich müsste man die DTM besser einbetten in das Programm, denn oft laufen Filme vor der DTM-Übertragung. Zumindest das Qualifying könnte man vor dem eigentlichen Rennen zeigen. Eine Chance zur Verbesserung würde sich dieses Wochenende bieten und zumindest am Samstag ist die DTM das Vorprogramm des Confederations Cup bei der ARD und könnte dadurch auch bei den Zuschauerzahlen profitieren. Sonntag hingegen ist die DTM wieder zwischen einem Film und einer Dokumentation eingeschoben.

Etwas untypisch für Ungarn wird die Hitze kein entscheidender Faktor bei den Läufen sein. Am Samstag sind nur Temperaturen von 23°C vorhergesagt und auch Sonntag soll das Thermometer nur 26°C erreichen. Damit befindet man sich im gleichen Temperaturfenster wie bei den Läufen am Lausitzring, sodass die Reifen kein Problem darstellen. Größter Profiteur bei hohen Temperaturen wäre wohl Audi, da man im Qualifying häufig das Problemen hat, die Reifen nicht aufgewärmt zu bekommen. Zusätzlich schont der Audi RS5 DTM in den Rennen am besten die Reifen und kann durchaus eine Renndistanz mit einem Satz Reifen bestehen.

Trotzdem ist die Marke aus Ingolstadt dieses Wochenende der große Favorit. Im letzten Jahr konnten mit Edoardo Mortara und Mattias Ekström zwei Audi-Piloten die Rennen auf dem Hungaroring gewinnen. Dieses Jahr hat man zudem einen enormen Vorteil durch die Performance-Gewichte, da der Audi RS5 DTM nur 1115 Kilogramm wiegen muss und damit fünf Kilogramm leichter als die BMW ist. Der Abstand zu Mercedes-Benz beträgt vor dem ersten Qualifying sogar 15 Kilogramm. Selbst auf dem Hungaroring dürfte dies ein spürbarer Unterschied sein. Ein absoluter Topfavorit für dieses Wochenende ist daher Jamie Green. Er könnte bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison von Teamorder profitieren und zumindest sollte er dieses Wochenende den Rückstand auf Lucas Auer in der Gesamtwertung verkürzen. Für Mike Rockenfeller werden dieses Wochenende wieder die Qualifyings entscheidend sein. Bei den ersten beiden Rennwochenenden hatte er gute Rennen, jedoch scheiterte ein gutes Rennergebnis an den Qualifyingresultaten. Falls er sich in den Top 5 qualifizieren kann, sollte er durchaus gute Chancen auf eine Podiumsplatzierung haben. Ähnlich ergeht es Mattias Ekström, der auch Probleme im Qualifying bisher hatte. Zudem muss nach diesem Rennwochenende entschieden werden, ob er bei der DTM auf dem Norisring fährt oder lieber bei einem Lauf der WRX antritt. Momentan gibt es eher eine Tendenz zur WRX, da er dort Tabellenführer ist und zudem sein Einsatz von Audi unterstützt wird. Einer der besten DTM-Rookies der jüngeren Ära dürfte Rene Rast sein, denn er konnte bereits eine Podiumsplatzierung erreichen und hat auch schon 31 Punkte gesammelt. Mit etwas mehr Glück in Hockenheim hätte er sogar schon über 50 Punkte haben können und wäre dann beste Audi-Pilot. Auch ihn sehe ich am Wochenende mit Siegchancen.

Der BMW M4 DTM wiegt vor dem ersten Qualifying mehr als der Audi RS5 DTM, konnte aber bisher noch nicht so gute Ergebnisse erzielen. Damit wird auch die Sinnlosigkeit der Performance-Gewichte gezeigt. Audi erreicht zwar keine guten Ergebnisse im Qualifying, aber dafür war man bisher bei jedem DTM-Lauf auf dem Podium. Anders ist es bei BMW, die zwar sich regelmäßig gute Startpositionen sichern, diese aber nicht in gute Rennresultate umwandeln kann. Mit Timo Glock hat der beste BMW-Pilot nur 25 Punkte geholt und liegt damit hinter vier anderen Audi-Piloten. In der Markenwertung fehlen sogar 113 Punkte auf Audi und trotzdem muss der BMW mehr Gewicht einladen. Daher wäre eine Veränderung des Gewichtssystems notwendig und könnte auch für die nächste Saison kommen. Momentan ist es auch schwierig, einen Siegfahrer bei BMW auszumachen, und dies liegt auch an der fehlenden Konstanz. So konnte Timo Glock nur beim Rennwochenende in Hockenheim punkten und Marco Wittmann holte 15 seiner 18 Punkte durch einen dritten Rang beim zweiten Lauf auf dem Hockenheimring. Auch Maxime Martin konnte seine 17 Punkte nur bei den Rennen auf dem Lausitzring erzielen. Dieses Wochenende halte ich einen Sieg von BMW nicht für realistisch, auch da die Audis zu stark sind.

Für Mercedes-Benz und Lucas Auer wird dieses Wochenende die Verteidigung der Tabellenführung das primäre Ziel sein. Das größte Problem dürfte dabei das Mehrgewicht von 15 Kilogramm gegenüber Audi sein. Auch ist unklar, ob Auer weiterhin auf dem hohen Niveau fahren kann. Im letzten Jahr hatte er nur Einzelerfolge und es wäre eine absolute Überraschung, wenn er nach den nächsten Rennwochenenden noch immer Tabellenführer wäre. Zumindest sollte er bereits den Vorteil haben, durch die Teamorder bessere Platzierungen zu bekommen. Spätestens nach den Läufen am Norisring sollte eine genauere Einschätzung seiner Titelchancen möglich sein. Auch Gary Paffett und Robert Wickens könnten bereits zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison von der Teamorder profitieren. Zumindest im ersten Lauf auf dem Hungaroring wird man wohl keine Siegchance haben. Mit dem 1130 Kilogramm schweren Mercedes-Benz C63 AMG DTM wird ein Startplatz in den Top 10 nur schwer zu erreichen sein und auf der Strecke ist das Überholen schwierig. Auch ein früher Boxenstopp scheint unwahrscheinlich, da der Wagen nicht genug die Reifen schont. Es könnte also passieren, dass Auer nach dem ersten Rennen die Tabellenführung verloren hat. Abhängig vom Performance-Gewicht könnte sich dies aber wieder im zweitem Lauf ändern.

Unterstützt wird die DTM von der TCR International Series und der Formel-3-Europameisterschaft. Damit hat man mal wieder sein sehr gutes Rahmenprogramm, auch wenn es quantitativ an Rennen fehlt. Trotzdem können sich die Fans vor Ort über drei komplett unterschiedliche Klassen freuen und in der TCR International Series fahren sogar einige Piloten aus Ungarn. Daher sollten auch die Zuschauerzahlen an der Strecke ganz gut werden. Wie üblich startet das ersten Rennen der DTM am Samstag um 14:45 Uhr und das zweite Rennen beginnt am Sonntag um 15:18 Uhr. Die Übertragung gibt es wieder bei der ARD und zusätzlich wird man auf ONE die Qualifyings zeigen. Alle Startzeiten gibt es auch in unseren TV Terminen.

Gesamtwertung

P.S. Dieser Artikel wurde bereits am Donnerstag verfasst. Am Freitag hat die ITR eine neue Regelung für die Performance-Gewichte beschlossen. So sollen die Gewichte anhand der durchschnittlichen Rundenzeiten im Rennen vergeben werden und sich nicht mehr an den Qualifikaionszeiten orientieren. Eine genauere Erklärung gibt es dann im nächsten DTM-Artikel.

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2 Kommentare

Oli 16 Juni, 2017 - 17:03

Hallo,

ich habe gerade nochmal nachgeschaut. Zumindest das 2. Rennen startet nach Le Mans. Start ist 15:18, das wäre gleich nach dem Ende der Eurosport-Übertragung.

nona 16 Juni, 2017 - 17:46

Man kann viel über Klaus Ludwig sagen (und würde es vermutlich auch…), aber wenn er bei solchen Einsätzen als Kommentator an ein Mikro kommt, merkt man immer deutlich, was für ein Renntier er doch immer noch ist und wie sehr er in einem laufenden Rennen drin steckt. Der sieht sofort auf Zeiten und Abstände und Runden und Pitstops und ordnet ein und wertet aus. Genau richtig.

Das war schon bei diversen 24h-Rennen ein recht witziger Kontrast, wenn Ludwig als Gast in die Kabine kam, Leute wie Kohl und Mielke dann versuchten, irgendwelche irrelevante Folklorereigen drumherum zu palavern (Bratwurstgeruch et al), und der Klaus schnappt sich erstmal intensiv den Zeitenmonitor und fängt unbeeindruckt an, ganz Hardcore den *Sport* zu kommentieren – also das, was eigentlich die Hauptkommentatoren tun sollten.

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