Als der Rest der Welt nach Le Mans schaute, hielten die Supercars in Darwin ihre Rennen zur „Triple Crown“ ab. Und auch wenn die Rennen dort nicht an die Dramatik des Langstreckenklassikers herankamen, waren sie durchaus sehenswert.
Vor allem das erste Rennen stach dabei heraus, da es deutlich mehr Action auf der Strecke bot als das längere Rennen am Sonntag. Ein Grund war sicherlich auch die Startaufstellung, die man nach den ersten Trainings so nicht unbedingt erwartet hätte. Die Pole Position von Rick Kelly, der sich und Nissan die erste Pole seit genau zwei Jahren bescherte, kam sicherlich überraschend. Dahinter reihten sich mit Scott McLaughlin und Fabian Coulthard beide DJR-Penske-Fahrer ein. Auf Platz vier startete David Reynolds, der damit nicht nur sein bislang sehr starkes Jahr fortsetzt, sondern auch einmal mehr seinen Erebus-Teamkollegen Dale Wood deklassierte, der nur von Platz 16 ins Rennen ging. Da kann man beim Team aus Melbourne froh sein, dass Reynolds sich dort sehr wohl fühlt und seinen Ende 2017 auslaufenden Vertrag ziemlich wahrscheinlich verlängern wird. Erst hinter Reynolds war auf Startplatz fünf mit Shane van Gisbergen der erste Red-Bull-Fahrer zu finden. Van Gisbergen hatte seit dem Training auch mit Balanceproblemem zu kämpfen, die so stark waren, dass man einen Defekt vermutete. Schon zu Beginn der Saison traten an seinem Wagen etwas mysteriöse Vibrationen auf, die zwar nicht zwingend die Performance beeinflussten, aber für den Fahrer äußerst unangenehm waren. Nick Percat startete von P6 und ließ damit sogar Chaz Mostert im besten Prodrive-Ford und BJR-Teamkollegen Tim Slade hinter sich. Auf Rang neun war Jamie Whincup zu finden, gefolgt von Cameron Waters. Für andere große Namen verlief die erste Qualifikation dagegen ziemlich enttäuschend: Mark Winterbottom bestätigte die schwachen Trainingsergebnisse mit Startplatz 17, Garth Tander lieferte mit P18 das schlechteste Quali-Ergebnis seit Phillip Island ab und Craig Lowndes startete trotz vielversprechender Trainingssessions nur von Platz 19.
Rennen 1
Der Start zum ersten Lauf verlief turbulent. Rick Kelly kam im Gegensatz zu McLaughlin recht gut vom Fleck, musste sich aber gegen Reynolds wehren, der mit am besten gestartet war. Reynolds ging anschließend aufs Ganze und versuchte, noch in der ersten Kurve außen herum an Kelly vorbeizugehen. Doch das ging schief und er fand sich hinter McLaughlin auf Platz drei wieder.
Noch wilder wurde es am Ende der Runde im hinteren Teil des Feldes. Erst erwischte es Winterbottom im Startgetümmel, der sich im Kampf mit Tander und Wood von der Strecke drehte, was die TV-Regie aber erst viel später mitbekam. Anschließend drehte James Courtney in der letzten Kurve Todd Kelly um, und kurz darauf machte Wildcard-Starter Macauley Jones das gleiche mit Michael Caruso.
Zu Beginn der zweiten Runde verbremste sich dann McLaughlin beim Überholversuch gegen Rick Kelly in Turn 1 und fiel auf Platz sechs zurück.
Als sich das Feld endlich beruhigt hatte, kamen nach fünf Runden mit Coulthard und Percat die ersten Fahrer zum Pitstop. Wenige Umläufe später folgten auch McLaughlin und Whincup, die durch die Stopps Rick Kelly überholen konnten. Gewinner der Boxenstopps war aber eindeutig Coulthard, denn er hatte nach dem frühen Stopp freie Fahrt und war virtuell Führender.
Dabei kam ihm allerdings auch das Safety Car zu Hilfe, das in Runde 18 auf die Strecke musste, nachdem Rick Kelly mit steckengebliebenen Gaspedal in Turn 10 in die Reifenstapel abgeflogen war. Er blieb zum Glück unverletzt, musste sein Rennen aber aufgeben. Fast gleichzeitig erlitt van Gisbergen einen Reifenschaden, was ihn zu einem erneuten Pitstop zwang und auf P24 zurückwarf.
Nach dem Restart kam es sogar noch schlimmer für ihn, als Jason Bright sich in einen Zweikampf zwischen van Gisbergen und Tander einmischte. Van Gisbergen und Tander kollidierten daraufhin ausgangs der Hairpin, woraufhin erstgenannter mit gebrochener Radaufhängung aufgeben musste. Dem Neuseeländer tut dieser „Nuller“ im Hinblick auf die Meisterschaft natürlich besonders weh.
Coulthard und McLaughlin bekamen von all dem Drama nichts mit und sorgten für einen weiteren Doppelsieg für DJR-Penske. Nick Percat nutzte Startplatz sechs perfekt, ließ sich in keinerlei Scharmützel verwickeln und fuhr einen tollen dritten Platz nach Hause. Jamie Whincup wurde Vierter, während Chaz Mostert die Top 5 komplettierte. Mit Cam Waters auf Rang sechs waren die beiden auch der einzige Lichtblick an einem sonst erstaunlich schwachen Wochenende von Prodrive. Craig Lowndes machte im Rennen ganze elf Plätze gut und wurde Siebter. David Reynolds holte noch Platz acht, nachdem ihn ein langsamer Stopp zwischenzeitlich auf den elften Platz zurückwarf. Auf den Rängen neun und zehn landeten James Moffat und Lee Holdsworth.
Ergebnis Rennen 1
Highlights Rennen 1
Congratulations, @FabianCoulthard – Race 11 WINNER in Darwin! 🏆 #VASC pic.twitter.com/8nnPR09Czm
— Supercars (@supercars) 17. Juni 2017
Rennen 2
Für das zweite Rennen ergatterte Scott McLaughlin im Shootout die Pole vor Jamie Whincup und James Moffat. Fabian Coulthard und Shane van Gisbergen starteten von P4 und P5. Auch Lee Holdsworth und David Reynolds hatten es in das Shootout geschafft und gingen von den Rängen sechs und sieben ins Rennen. Craig Lowndes und Nick Percat komplettierten die schnellsten Zehn. Mit den Plätzen 13 und 20 erwischten Chaz Mostert und Mark Winterbottom eine miserable Qualifikation, und auch Garth Tander startete als 19. wieder von weit hinten.
Alex Rullo, in der Woche vor dem Rennen 17 Jahre alt geworden und nun mit einer permanenten Supercars-Lizenz ausgestattet, wurde von der Quali ausgeschlossen, nachdem er mit einem leichtsinnigen Manöver zu Beginn seiner Outlap fast einen Unfall mit Tander verursacht hatte. Zudem muss er umgerechnet rund 6.770 € Strafe zahlen, wovon die Hälfte bis Jahresende zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Den besten Start ins Rennen erwischte Whincup, der zunächst die Führung von McLaughlin erobern konnte. In den folgenden Runden konnte er sich aber nur wenig absetzen und McLaughlin war schnell wieder auf eine halbe Sekunde am Red-Bull-Piloten dran, aber ohne ernsthafte Überholversuche zu setzen.
Aufregender war es im hinteren Drittel des Feldes, dort wurde fast von Beginn an teilweise so hart gekämpft, als würde man in den letzten Runden um den Sieg fahren. Das Feld blieb dort auch nach den ersten Stopps eng beieinander, weshalb man auch im TV-Bild relativ häufig die Kämpfe um Platz 20 herum zu sehen bekam.
Nach den ersten Pitstops lag Whincup immer noch vor McLaughlin, nur kurz getrennt durch Coulthard, der sich nach einem erneut frühen Stopp mit nun abbauenden Reifen nicht mehr richtig wehren konnte. McLaughlin begann nun, die Lücke zu Whincup wieder zuzufahren, und kam bis zu seinem zweiten Pitstop in Runde 36 auf knapp acht Zehntel an ihn heran. Bei Red Bull hätte man auf den Undercut reagieren und Whincup in der nächsten Runde ebenfalls zum Stopp reinholen müssen. Stattdessen spekulierte man darauf, hinten raus auf neueren Reifen unterwegs zu sein, und wartete bis Runde 41, ehe man Whincup an die Box beorderte.
McLaughlin konnte sich so einen Vorsprung von beinahe drei Sekunden herausfahren, den er bis zum Schluss auch locker verwalten konnte. Um Platz drei wurde es dagegen um einiges spannender. Van Gisbergen hatte Coulthard an der Box überholt, der ihm im letzten Renndrittel aber zusehends auf die Pelle rückte. Aus dem Zweikampf wurde zwischenzeitlich sogar ein Fünfkampf, denn in den folgenden Runden gesellten sich noch Reynolds, Slade und Moffat dazu.
Ein Elektronikproblem bei Reynolds sorgte allerdings dafür, dass er sich als erster Pilot aus der Gruppe verabschiedete. Bei ihm spielten gleich mehrere Sensoren verrückt, weshalb er nicht mehr richtig schalten konnte und ihm zudem noch ein heißlaufender Motor angezeigt wurde. Kurz vor Schluss erwischte es dann auch noch Moffat, der durch einen Reifenschaden auf Platz 25 zurückgeworfen wurde. Zum 33. Geburtstag hätte ihm ein Top-5-Ergebnis sicherlich besser gefallen.
An der Spitze sollte sich bis zum Ende nichts mehr ändern und Scott McLaughlin sicherte sich Saisonsieg Nummer vier vor Jamie Whincup, der nun ebenso viele zweite Plätze auf dem Konto hat. Shane van Gisbergen konnte alle Attacken abwehren und den dritten Platz vor Fabian Coulthard und Tim Slade retten. Craig Lowndes verhalf eine starke Schlussphase zu Rang sechs, während David Reynolds noch Platz sieben retten konnte. Auf den übrigen Plätzen unter den ersten Zehn landeten Scott Pye (bestes Saisonergebnis), Cam Waters (siebtes Top-10-Ergebnis) und Rick Kelly.
Ergebnis Rennen 2
Highlights Rennen 2
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— Supercars (@supercars) 18. Juni 2017
In der Gesamtwertung rücken die ersten Drei immer weiter zusammen. Fabian Coulthard liegt mit 1330 Zählern weiterhin auf dem ersten Platz, knapp vor Scott McLaughlin mit 1320 und Jamie Whincup mit 1314 Punkten. Bereits etwas abgeschlagen auf den Plätzen vier und fünf folgen Shane van Gisbergen (1152) und Chaz Mostert (1026).
Nach dem Gastspiel im Norden des Kontinents ist der Stadtkurs in Townsville an der australischen Ostküste die nächste Station im Kalender. Am Wochenende vom 7. bis 9. Juli werden dort die Läufe 13 und 14 ausgetragen, was bereits Saisonhalbzeit bedeutet. Zum Abschluss gibt es natürlich noch die Links zur Fahrer- und Teamwertung sowie der Stewards Summary (pdf) der Supercars.
1 Kommentare
Ein schlechtes Rennwochenende von Jamie Whincup und Penske hat beide Titel so gut wie sicher.
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