Scott Dixon hat in Elkhart Lake seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Für ihn ist es so die 13. Saison in Folge, in der er mindestens ein Rennen gewinnen konnte.
Der Kohler Grand Prix wurde durch den wohlbekannten Kampf zwischen Team Penske und Chip Ganassi Racing geprägt. Team Penske, angeführt von Helio Castroneves, belegte die ersten vier Startplätze, direkt gefolgt von Scott Dixon. Später im Rennen bildeten sogar sieben der acht Wagen dieser beiden Teams die Spitze des Feldes. Nur Tony Kanaan lag da auf Grund der Strategie auf Platz 10 etwas zurück. Insgesamt sollte auch Sonntag wieder die Strategie eine wichtige Rolle spielen. Die Frage war weniger, ob man nun dreimal oder viermal an die Box ging, auch wenn einige Fahrer, unter anderem Kanaan, es mit vier Stopps probiert haben, sondern wie viele Runden man mit einer Tankfüllung zurücklegen konnte. Mit ein wenig Sparen waren 13 Runden problemlos zu absolvieren. Bei 55 Rennrunden war aber klar, dass auch Stints über 14 Runden nötig waren.
Am Start konnte sich Helio Castroneves gegen Josef Newgarden und Will Power durchsetzen. Simon Pagenaud hingegen musste Scott Dixon und Graham Rahal ziehen lassen, da er auf Prime-Tires gestartet war und so weniger Grip zu Beginn hatte. Rahal war gewohnt aggressiv und zeigte einige unschöne Manöver. Die Rennleitung bestrafte ihn wegen Blocking und er musste Pagenaud wieder passieren lassen. In den folgenden zwei Runden wurde er auch von Max Chilton und Charlie Kimball überholt. Etwas überraschend holte man Rahal schon in Runde 7 an die Box. Er hatte zwar ein paar Plätze verloren, aber Platz 8 war jetzt kein wirklicher Grund zum Glücksspiel mit einer 4-Stopp-Strategie.
Kurz vor den ersten Boxenstopps hatte Helio Castroneves einen Vorsprung von 3,3 Sekunden auf Josef Newgarden herausgefahren. In Runde 13 kam die Spitzengruppe fast geschlossen an die Box. Nur Josef Newgarden, Scott Dixon und Charlie Kimball konnte eine weitere Runde draußen bleiben. In der Out-Lap hatte Castroneves viel Zeit verloren, sodass Newgarden knapp vor ihm aus der Box kam. Mit heißen Reifen konnte sich erst einmal der Brasilianer durchsetzen. In Runde 20 ging dann aber Newgarden in Kurve 1 außen an seinem Teamkollegen vorbei. Auch Scott Dixon konnte mit dem Over-Cut eine Position gegenüber Will Power gutmachen.
In den Runden 27 und 28 bei den zweiten Stopps wiederholte sich das Spiel. Wieder blieben Josef Newgarden, Scott Dixon und Charlie Kimball eine Runde länger draußen und gewannen so Positionen. Takuma Sato hatte in Runde 29 einen wilden Ausritt in Kurve 11 und löste die erste Caution aus. Die 4-Stopper nutzten die Gelbphase für den Boxenstopp und waren so wieder im selben Boxenrhythmus wie die Spitzengruppe.
Zum Restart führte Josef Newgarden das Feld vor Scott Dixon, Helio Castroneves und Simon Pagenaud an. Newgarden nutzte für diesen Stint die langsameren Prime-Tires und musste in Runde 31 Dixon und Castroneves auf Option-Tires ziehen lassen. Castroneves konnte aber den Speed von Dixon nicht mitgehen und verlor bis Runde 40 über vier Sekunden. Das sollte aber kaum eine Rolle spielen.
In Runde 41 kam, nach einem Missverständnis mit der Box, Helio Castroneves eine Runde zu früh zum Service. Mit seinem Stopp konnte Josef Newgarden an seinem Teamkollegen vorbeigehen und Jagd auf Scott Dixon machen. Hilfe bekam es bei diesem Unterfangen von Alexander Rossi und Tony Kanaan. Rossi rutschte in Runde 46 im Karussell etwas weit raus und Kanaan wollte innen davon profitieren, fuhr sich aber einen Teil seines Frontflügels an Rossis Wagen ab. In Anfahrt auf Kurve 11, dem ultraschnellen Kink, zog Rossi ein wenig nach rechts und zwang Kanaan so noch weiter auf die dreckige Spur. Mit dem leicht defekten Frontflügel sowie dem mangelndem Grip auf der dreckigen Spur hatte Tony Kanaan keine Chance und schlug sehr hart in die Betonwand ein. Keine Reifen, keine Leitplanke und auch keine Safer-Barrier dämpften den Aufprall. Entsprechend fertig war Kanaan nach dem Crash. Er war nicht in der Lage, seinen Sicherheitsgurt zu öffnen. Schwere Verletzungen hat er sich zum Glück nicht zugezogen.
Die Caution brachte natürlich noch einmal richtig Spannung ins Rennen. Josef Newgarden hatte sich knapp 20 Sekunden mehr Push-To-Pass-Zeit aufgespart als Scott Dixon. Helio Castroneves auf Platz 3 hatte nur noch 19 Sekunden auf der Uhr und damit deutlich weniger als Simon Pagenaud und Will Power auf den Plätzen hinter ihm. Beim Restart durften die Fahrer auf die Extra-PS aber noch nicht zugreifen. Innerhalb weniger Kurven hatte sich Dixon so schon einen kleinen Vorsprung auf Newgarden erarbeitet. Dank des Push-To-Pass-Systems konnte Newgarden den Vorsprung vor den letzten beiden Runden zwar wieder auf eine halbe Sekunden eindampfen, ein Angriff auf Dixon war aber nicht mehr möglich.
Auch dahinter kam es bis zu Platz 5 für Will Power zu keinen Überholmanövern mehr. Charlie Kimball musste seinen sechsten Platz aber hart erkämpfen. In Runde 53 setzte sich Ryan Hunter-Reay neben ihn und Kimball schlug hart die Türe zu. Dabei verlor Hunter-Reay ein größeres Teil seines Frontflügels und vier Positionen. Die Rennleitung war wohl zu sehr mit dem Kampf an der Spitze beschäftigt, denn sonst hätte Kimball eine Strafe für Blocking bekommen müssen.
Ein unauffälliges, aber auch fehlerfreies Rennen brachte Ed Jones Platz 7 ein. Er ist ohne Frage einer der besten Rookies der letzten Jahre. Ein aufregendes Rennen hatte Graham Rahal. Seine 4-Stopp-Strategie ließ ihn teilweise bis auf Platz 18 zurückfallen. Er war aber schnell und die Sato-Caution brachte ihn wieder in den richtigen Boxenrhythmus. Am Ende war es dann wieder Platz 8, wie zu Beginn des Strategie-Glückspiels. Max Chilton und Mikhail Aleshin komplettierten die Top-10. Gerade für Aleshin, der den gesamten Test-Freitag verpasst hatte, war das ein sehr ordentliches Ergebnis. Sein Teamkollege James Hinchcliffe kollidierte in Runde 31 mit Will Power, der für dieses Manöver auch hätte bestraft werden können. Durch die Reparatur verlor Hinchcliffe zwei Runden und kam so nur auf Platz 20 ins Ziel.
Aus allen Schwierigkeiten hielt sich Esteban Gutierrez heraus. Er war dabei aber leider auch nicht besonders schnell. Er ging von Startplatz 17 ins Rennen und genau dort beendete er es auch. Ich hätte ein wenig mehr erwartet. Aber im Vergleich zu Alexander Rossi passte Gutierrez Leistung. Rossi qualifizierte sich auf Platz 15 für das Rennen und konnte sich dann um zwei Plätze verbessern. Die eineinhalb Jahre IndyCar-Erfahrung, inklusive Indy-500-Sieg, waren nicht wirklich sichtbar.
Das ganze Ergebnis (PDF) ist auf der Seite der IndyCar Series nachzulesen.
Mit dem Sieg hat Scott Dixon (379 Punkte) seinen Vorsprung in der Meisterschaftswertung auf Simon Pagenaud (345 Punkte) weiter ausgebaut. Es folgen Helio Castroneves (342 Punkte) und Takuma Sato (323 Punkte), der, gehandicapt durch einen gereizten Nerv im Nacken und den Ausritt im Kink, nur Platz 19 am Sonntag erreicht hatte. Josef Newgarden (318 Punkte) und Will Power (316 Punkte) komplettieren die Top-6. Graham Rahal (307 Punkte) hält auf Platz 7 die Fahne der kleinen Teams hoch. Fun-Fact: Esteban Gutierrez liegt aktuell auf Platz 27 und damit einen Platz und sieben Punkte hinter Fernando Alonso.
Für die IndyCar Series geht es am 9. Juli mit dem Abendrennen auf dem Iowa Speedway weiter.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Christopher Owens, Matt Fraver