Home TourenwagenDTM DTM: Analyse Norisring 2017 – Willkommen im Internet

DTM: Analyse Norisring 2017 – Willkommen im Internet

von Max Albrecht
1 Kommentare

Die DTM bot ein gutes zweites Rennen, doch viele Zuschauer dürften die zweite Rennhälfte nicht gesehen haben. Schuld daran waren die ARD und ihre Kommunikation.

Erstmalig fuhr die DTM am späten Nachmittag in dieser Saison, da die ARD einen Sport-Sonntag zusammen mit der Tour de France plante. Im Endeffekt wurde es aber ein Debakel für die DTM und die beteiligten Hersteller, weil das absolute Saisonhighlight nur zur Hälfte im Fernsehen zu sehen war. Der Grund hierfür war ein Unfall zwischen Gary Paffett und Mike Rockenfeller, der eine Leitplankenreperatur nach sich zog und so für eine halbstündige Rennunterbrechung sorgte. Die ARD hatte jedoch ein festes Abendprogramm und konnte daher das restliche DTM-Rennen nicht auf dem Hauptkanal zeigen, und auch eine Verlegung auf einen der Digitalkanäle war nicht möglich. So wurde erst in der letzten Runde vor dem Restart darauf hingewiesen, dass man das Rennen nur auf Sportschau.de zeigen wird und man direkt nach dem Restart rausgeht aus der Übertragung. Beim Restart wurde auch nur die Beschleunigungsphase gezeigt und bereits vor der Einfahrt in die Grundig-Kehre schaltete man zu Claus Lufen, der das ARD-Sommerinterview ankündigte. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte das Rennen 1,47 Millionen Zuschauer vor den Fernsehbildschirm locken – dies müsste sogar ein Bestwert in dieser DTM-Saison sein. Ansonsten liegt man bei knapp einer Million Zuschauer und das Rennen am Samstag verzeichnete sogar nur 740.000 Zuschauer. Es ist absolut unverständlich, dass man nicht zu ONE geschaltet und dort das restliche Rennen gezeigt hat. Das Sommerinterview erreichte übrigens nur 1,23 Millionen TV-Zuschauer.

Rennen 1

Kurz vor dem Start des ersten Rennens kam es zu einem Schauer, sodass sogar der Start in Gefahr war. Schließlich entschied man sich, zwei Einführungsrunden zu fahren, und hier drehte sich bereits Maro Engel am Ausgang der Dutzenteichkehre und zeigte damit die kritischen Bedingungen. Die Pole Position in einem noch trockenen Qualifying konnte sich Maxime Martin vor Rene Rast und Bruno Spengler sichern. Ein überraschend gutes Qualifying absolvierte auch Tom Blomqvist, der vom vierten Startplatz ins Rennen ging und damit noch vor Lucas Auer und Mattias Ekström startete.

In der Anfahrt zur Grundig-Kehre veränderte sich diese Reinfolge schon, da Martin einen extrem schlechten Start hatte und sich nur dank einer guten ersten Runde wieder auf den dritten Rang verbessern konnte. Profitieren konnte davon vor allem Spengler, der bereits nach knapp 50 Metern in Führung lag und das Rennen bis zum Ende dominieren konnte. Auch Ekström konnte mit einem guten Start den zweiten Rang erreichen und lieferte sich über das komplette Rennen ein hartes Duell mit Martin. Für Auer war das Rennen bereits nach der ersten Kurve beendet, da er sich zunächst verbremste und dann beim Zurückfahren auf die Strecke mit Robert Wickens kollidierte. Auch für Wickens war mit dem Kontakt das Rennen beendet.

Während die Strecke in den ersten zehn Minuten deutlich abtrocknete, konnte Martin an Ekström vorbeikommen. Ruhiger verlief es im restlichen Feld und nur eine Kampfgruppe bestehend aus Marco Wittmann, Tom Blomqvist, Edoardo Mortara, Timo Glock, Mike Rockenfeller, Jamie Green und Nico Müller konnte für etwas Unterhaltung sorgen. In Runde 18 ging mit Green auch der erste Pilot in die Box, um auf Slicks zu wechseln, doch er war wohl zwei bis drei Runden zu früh dran. In den folgenden Runden kam dann aber auch das restliche Feld und der einzig erwähnenswerte Boxenstopp dürfte der von Rast gewesen sein. Zunächst war der Boxenstopp fast zehn Sekunden lang und dauerte damit überdurchschnittlich lang. Anschließend fuhr Rast auch noch über die Boxenlinie und bekam hierfür eine Durchfahrtsstrafe, sodass er das Rennen nur auf dem zwölften Rang beendete.

Nach den Boxenstopps kam auch Martin sehr nah an Spengler ran und war auch deutlich schneller. Überraschenderweise hat man hier aber keine Markenorder eingesetzt und dies war vielleicht ein Fehler. Momentan ist Martin der beste BMW-Pilot und ist auch etwas konstanter als die anderen Fahrer. Schließlich musste er sich dann noch mit Ekström um den zweiten Rang duellieren, doch Martin konnte sich verteidigen und damit einen BMW-Doppelsieg sichern. Im Mittelfeld drehte Rockenfeller noch seinen ehemaligen Markenkollegen Edoardo Mortara und bekam hierfür eine Durchfahrtsstrafe. Ansonsten blieb das Rennen im Mittelfeld extrem ruhig und es gab kaum Überholmanöver. Schuld war der noch nasse Asphalt, der nur auf der Ideallinie abgetrocknet war. Ein Überholmanöver abseits der Ideallinie war also nicht möglich.

Ergebnis Rennen 1

Rennen 2
Da das Samstagsrennen unter gemischten Bedingungen stattfand, gab es keine Veränderung der Performance-Gewichte. So waren auch am Sonntag die BMW fünf Kilogramm leichter und hatten einen leichten Vorteil. Am besten konnte dies Tom Blomqvist nutzen, der die Pole Position errang. Vom zweiten Startrang ging Robert Wickens ins Rennen, vor Nico Müller und Bruno Spengler. Der neue Tabellenführer Mattias Ekström ging vom fünften Startrang ins Rennen und teilte sich die Startreihe mit Lucas Auer. Für Maxime Martin wurde es nur der siebte Startrang.

Bereits am Start konnte Wickens an Blomqvist vorbei, da dieser Probleme beim Losfahren hatte und bis zum Ende der ersten Runde sogar auf den sechsten Rang zurückfiel. Auch Ekström hatte keinen besonders guten Start und wurde bis zum siebten Rang zdurchgereicht. Direkt in der ersten Runde gingen schon Auer, Augusto FarfusJamie Green und Maro Engel an die Box, da die Reifen am Norisring kaum abbauen und sie daher das ganze Rennen ohne Probleme durchfahren konnten. Auch die meisten anderen Piloten entschieden sich für einen frühen Boxenstopp, und so kamen auch Ekström sowie Timo Glock, Gary Paffett, Marco Wittmann und Bruno Spengler in den ersten sechs Runden in die Box. Auffällig war hierbei, dass die Fahrer extrem lange brauchten, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Diese Problematik ist im Layout des Norisring bedingt, da dieser nur wenige Kurven bietet und daher nur wenig Möglichkeiten, die Reifen ins optimale Temperaturfenster zu bekommen.

In den Runden zehn bis 30 kam es zu vielen Kämpfen im Mittelfeld, die auch zu dritt nebeneinander geführt wurden und spektakulär waren. Vermutlich lag dies auch am geringen Gripniveau, welches in der geringen Streckentemperatur begründet war. Dadurch rutschten die DTM-Boliden enorm und auch die Anzahl der Fehler erhöhte sich. Bisher war es wohl die aufregendste Phase der DTM-Saison und es lohnt sich, diesen Teil des Rennens nachträglich nochmal anzuschauen. Beendet wurde diese Rennphase durch einen Kontakt zwischen Green und Paffett, der in einem heftigen Einschlag für Paffett in der Anfahrt zur Grundig-Kehre endete. In der Grundig-Kehre traf er auch noch Rockenfeller an der Fahrertür, sodass man schlimmes befürchten musste. Zwar konnte sich Rockenfeller nach wenigen Sekunden aus seinem Fahrzeug befreien, jedoch blieb er zunächst  auf dem Asphalt sitzen. Paffett kam sogar erst nach zwei Minuten aus seinem Fahrzeug und entschuldigte sich anschließend sofort bei Rockenfeller. Während Paffett nur Prellungen erlitt, kam es bei Rockenfeller zum Bruch des Mittelfußes, eventuell fällt er für die Läufe in Russland aus. Trotzdem muss man glücklich sein, dass die Verletzung nicht schwerwiegender sind und auch darf man die Hersteller an dieser Stelle loben. Die Fahrzeuge sind extrem sicher, auch wenn sich sämtliche Carbonteile an den beiden Fahrzeugen gelöst haben.

Durch den Unfall wurde auch die Leitplanke stark beschädigt und musste ausgewechselt werden, sodass es eine 30-minütige Rennunterbrechung gab. In Führung lag zu diesem Zeitpunkt Loic Duval, der noch nicht in der Box war. Nachdem sich die ARD pünktlich zum Restart verabschiedet hatte, blieb es auch in den letzten 25 Minuten ein gutes Rennen. Duval fiel schnell zurück und Auer konnte sich die Rennführung sichern, die er aber nach einem guten Zweikampf mit Martin in Runde 41 an diesen abgeben musste. Hieraus entwickelte sich noch ein guter Vierkampf zwischen Martin, Auer, Wittmann und Ekström, bei dem Ekström noch in der Schlussphase des Rennens an Wittmann vorbeikam. In der letzten Kurve vor dem Finish fuhr Wittmann Ekström nochmal ins Heck und hiervon konnte Mortara profitieren. Im Fotofinish setzte er sich mit 2/1000 Sekunden gegen Ekström durch und mit 28/1000 Sekunden gegen Wittmann.

Ergebnis Rennen 2

Bester Pilot des Wochenendes war Maxime Martin mit 46 Punkten, doch neuer Tabellenführer ist Mattias Ekström. Insgesamt 89 Punkte konnte er diese Saison bereits erzielen und damit liegt er zwei Punkte vor Lucas Auer und elf Punkte vor Martin. Weiter geht es mit der DTM in 18 Tagen auf dem Moscow Raceway. Zuvor gibt es von Phil noch einen Erlebnisbericht vom Norisring.

Gesamtwertung

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

nona 11 Juli, 2017 - 08:40

Die Fortsetzung im Stream ist ja eigentlich gar keine so dumme Idee wenn die linearen Sender terminlich blockiert sind, zumal der Stream via Mediathek auch später noch abrufbar ist (wenn man’s denn da findet…). In Sachen Vorplanung und Kommunikation ist da sicher Raum für Verbesserungen, aber das ist im Prinzip schon einigermassen okay, und allemal besser als z.B. „die Zusammenfassung des übrigen Rennens sehen sie nächsten Samstag um X Uhr in der Sportschau“ oder so…

Was aber eher nervt ist die begrenzte technische Qualität des Streams und der Mediathek. Das mag „HD“ sein was die Auflösung angeht, und gegen ein paar Kompressionsartefakte hier und da kann man nichts sagen, aber die mangelhafte Framerate reduziert den Spass doch erheblich. Vielleicht wäre man besser beraten, sich mit einem Streaming-Partner zusammenzutun, der weiss wie 30 oder 60fps funktionieren…

Ausdrücklich lobend erwähnen sollte man in Sachen Norisring übrigens die Tourenwagen Classics, die im Rahmenprogramm fuhren, und auch von Sport1 übertragen wurden. Für Freunde der „guten alten“ DTM der 80er und 90er war das echtes Balsam, auch die Übertragung war sehr ordentlich. Rainer Braun mit merklicher Freude ganz in seinem Element, Peter Kohl blühte geradezu auf, selbst Christa Haas (Gierke, wie auch immer sie gerade heisst…) sah man in der Boxengasse mit Mikro unterwegs. Sehr sehr prima, davon gerne mehr.

(Na, kommt dieser Kommentar mal durch die Automoderation? Bleibt er erstmal stecken? Oder geht er wieder komplett verloren? Noch werden Wetten angenommen…)

Comments are closed.