Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Iowa Corn 300; Kurzvorschau Toronto

IndyCar: Analyse Iowa Corn 300; Kurzvorschau Toronto

von Rainer
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In seiner 20. IndyCar-Saison konnte Helio Castroneves am Sonntag seinen 30. Sieg feiern. Sowohl für Castroneves als auch für Team Penske war dies die Premiere in Iowa.

Am Wochenende erreichten die Gerüchte, dass Helio Castroneves nächstes Jahr Vollzeit für Team Penske in der IMSA antreten wird, auch die IndyCar Series. Die Serie würde damit ihren, abseits der Motorsportfreaks, bekanntesten und bei den Fans beliebtesten Fahrer verlieren. Gleichzeitig würde das auch bedeuten, dass Roger Penske sein Team auf drei Wagen verkleinert. Nur der Gewinn der Meisterschaft könnte, so Helio Castroneves selbst, seinen Verbleib in der IndyCar Series noch sichern. Der Sieg in Iowa war da schon ein guter Schritt in diese Richtung.

In der Qualifikation musste Helio Castroneves noch seinem Teamkollegen Will Power den Vortritt lassen. Power führte das Rennen auch unbedrängt an, bis er in Runde 12 schon auf das Ende des Feldes auflief. Marco Andretti hatte im Training überhaupt keine Abstimmung für seinen Wagen gefunden und war im ersten Stint des Rennens entsprechend langsam. Er konnte sich nicht gegen die Überrundung wehren. Größere Probleme machten dagegen schon Carlos Munoz und Conor Daly, die miteinander kämpften. Helio Castroneves konnte da schnell die Lücke zu Will Power schließen und in Runde 20 an seinem Teamkollegen vorbeigehen. Power konnte später während der Boxenstopps nur noch für drei Runden die Führung übernehmen.

Helio Castroneves hingegen verbrachte 217 der letzten 280 Runden an der Spitze. Sein einziger ernsthafter Konkurrent war J.R. Hildebrand mit 38 Führungsrunden, die er geschlossen am Ende des zweiten Stints absolvieren konnte. In Runde 57 verlor Mikhail Aleshin seinen Wagen auf der Bodenwelle von Kurve 2 und schlug in die Wand ein. Das ganze Feld nutzte diese Caution für den ersten Stopp. Zum Restart in Runde 66 lag Hildebrand noch auf Platz 5 direkt hinter Graham Rahal und Ed Carpenter. Im Laufe des Stints wurde Hildebrand aber immer schneller beziehungsweise er wurde durch abbauende Reifen nicht so verlangsamt wie seine Konkurrenten. In Runde 97 konnte er dann die Führung übernehmen und baute diese auch kontinuierlich aus.

Auch der zweite Stint wurde wieder durch eine Caution beendet. In Runde 132 rutschte Carlos Munoz leicht in die Mauer. Die Crew von Helio Castroneves arbeite einen Hauch schneller und so konnte der Brasilianer in der Box die Führung wieder übernehmen. Durch leichte Erhöhung des Abtriebs am Frontflügel und eine etwas andere Linie konnte er auch den Reifenverschleiß ein wenig eindämmen. So war er dann auch am Ende der Stints sehr schnell unterwegs. Auf der Strecke gab es eigentlich keinen ernsthaften Gegner mehr. Aus einer anderen Richtung sollte aber noch jemand in das Rennen eingreifen.

Anscheinend mögen die Fahrer Wiederholungen, denn in Runde 171 touchierte Conor Daly die Mauer und beendete so auch den dritten Stint unter Gelb. Die Erklärung für die Unfälle am Ende der Stints waren einfach die abbauenden Reifen. Gerade die beiden Foyt-Chevrolets lagen miserabel auf der Strecke und dabei litten die Reifen noch einmal extra stark. Bis auf Charlie Kimball kam das Feld geschlossen zur Box. Auf den ersten Blick war das ein ziemlich unsinniger Move von Chip Ganassi Racing. Auf gebrauchten Reifen waren die Fahrer viel langsamer, sodass Kimball innerhalb weniger Runden ans Ende des Feldes durchgereicht worden wäre. Man hatte aber ein Auge auf das Wetterradar geworfen und da kündigte sich eine Regenwolke an. Und tatsächlich fing es ein wenig später an zu regnen.

In den 15 Runden zwischen Restart und der nötigen Regen-Caution fiel Charlie Kimball aber bis auf Platz 15 zurück. Man hatte also die Lotterie nicht gewonnen, aber auch nichts verloren. Vor der Daly-Caution lag er genau auf demselben Platz. Die Rennleitung unterbrach auch kurz das Rennen, damit die vielen Runden unter Gelb nicht noch eine größere Rolle in der Strategie spielen sollten. Richtig nass wurde die Strecke nicht und so konnte das Rennen nach etwa zehn Minuten wieder freigegeben werden. In Runde 253 absolvierte Helio Castroneves noch seinen letzten Boxenstopp und fuhr danach ungefährdet dem Sieg entgegen.

Platz 2 ging an J.R. Hildebrand, der damit sein bestes Ergebnis in der IndyCar Series einstellte. Diesen Platz sicherte er sich mit einem sehr frühen letzten Boxenstopp. In Runde 245 lag er noch auf Platz 5. Mit neuen Reifen konnte er dann die Zeit herausfahren, die ihn auf Platz 2 nach vorne spülen sollte. Im zweiten Stint hatte er schon gezeigt, dass der Reifenverschleiß kein Problem für ihn ist und so kamen zum Ende des Rennens die Kontrahenten, auch mit zwölf Runden neueren Reifen, nicht mehr an ihn heran. Sein Teamchef Ed Carpenter konnte da nicht mithalten. Im ersten Renndrittel konnte er sich noch in den Top-5 halten. Irgendwie hatte man sich aber bei der Feinabstimmung im Rennen verhauen und er fiel immer weiter zurück. Mit Rundenrückstand blieb so für Ed Carpenter am Ende nur Platz 12.

Wie erwartet hatten die Hondas Probleme, mit den Chevrolets mitzuhalten. Die beste Platzierung für die Japaner fuhr der absolute Iowa-Spezialist Ryan Hunter Reay mit Platz 3 ein. Auch er nutzte einen Under-Cut beim letzten Boxenstopp, um noch an Will Power vorbeizukommen. Hunter-Reay war nur von Startplatz 15 ins Rennen gegangen. Aber schon im ersten Stint hatte er sich durch das halbe Feld bis auf Platz 6 vorgekämpft. Ohne Carpenter etablierte er sich in den Top-5 und kämpfte dort mit Graham Rahal um die Nummer eins bei Honda. Diesmal zog Rahal den Kürzeren, konnte mit Platz 5 hinter Will Power aber seine Serie von Topplatzierung fortsetzen.

Für Josef Newgarden endete hingegen am Sonntag eine Serie. Zum ersten Mal seit 2013 verpasste er das Podium in Iowa. In der Qualifikation reichte es für Newgarden nur zu Startplatz 16. Im Schatten von Ryan Hunter-Reay hatte er sich in die Top-6 vorgefahren. Mit einem Strategiemove versuchte Team Penske, ihn und seinen Teamkollegen Simon Pagenaud ganz nach vorne zu bringen. Während der Regen-Caution holte man beide an die Box und zog neue Reifen auf. Mit diesen sollten beide in die Spitzengruppe fahren. Für Newgarden ging es von Platz 6 vor dem Regen wieder bis auf Platz 6 nach vorne. Besser funktionierte es für Simon Pagenaud, der sich von Platz 10 auf Platz 7 im Ziel verbessern konnte.

Auf den Plätzen 8 und 9 kamen Scott Dixon und Tony Kanaan ins Ziel. Diesmal konnte Chip Ganassi Racing den überlegenen Chevrolets kein Schnippchen schlagen. Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass Benzinsparen in Iowa absolut kein Thema war. James Hinchcliffe kompletierte die Top-10.

Neben Hunter-Reay und Rahal fuhr sich aber noch ein weiterer Honda-Pilot in den Vordergrund. Esteban Gutierrez zeigte ein sehr beherztes, aber auch kontrolliertes erstes Ovalrennen. Zeitweise kämpfte er mit Tony Kanaan und Ed Carpenter um Platz 7. Später musste er dann aber einige Fahrer, unter anderem Newgarden und Pagenaud, noch ziehen lassen. Mit Platz 13 platzierte sich Esteban Gutierrez aber noch vor der Hälfte von Chip Ganassi Racing (Max Chilton, Charlie Kimball) und Andretti Autosport (Takuma Sato, Marco Andretti) sowie vor seinem Teamkollegen Ed Jones.

Das ganze Ergebnis kann man auf der Seite der IndyCar Series (PDF) nachlesen.

Mit dem Sieg ist Helio Castroneves (395 Punkte) jetzt erster Verfolger von Scott Dixon (403 Punkte) in der Meisterschaftswertung. Dahinter folgt geschlossen der Rest von Team Penske mit Simon Pagenaud (372 Punkte), Will Power (350 Punkte) und Josef Newgarden (347 Punkte). Graham Rahal (337 Punkte) hat schon einen ordentlichen Rückstand auf Dixon. Noch steht aber ein Drittel der Saison aus.

Vorschau Honda Indy Toronto

Die IndyCar Series verlässt nun die USA in nord-östlicher Richtung und trägt am nächsten Wochenende ihr einziges Auslandsrennen aus. Das Rennen in Toronto ist ein echter Klassiker. Schon 1967 gewann Bobby Unser das erste IndyCar-Rennen in der Hauptstadt Ontarios. Seit 1986 ist das Rennen jährlicher Bestandteil der verschiedenen IndyCar-Serien. Einzige Ausnahme war 2008, als es im Zuge der Vereinigung von Champ Car und IRL abgesagt werden musste. Das Rennen in den Straßen von Toronto ist somit das Stadtrennen mit der zweitlängsten Tradition nach dem Grand Prix of Long Beach. Entsprechend findet man das Who-is-Who der IndyCar-Fahrer in der Siegerliste: Rahal, Unser, Fittipaldi, Andretti, Zanardi, Franchitti. In den letzten zehn Jahren siegten unter anderem Will Power, Scott Dixon, Ryan Hunter-Reay und Josef Newgarden. Auf Mike Conway und Sebastien Bourdais müssen wir dieses Jahr verzichten.

Strecke

Die Strecke mit einer Länge von 1,75 Meilen (2,82 km) führt durch den Exhibition Place, einen multifunktionalen Veranstaltungsort direkt am Ontario See. An der größten Messehalle Canadas liegt die Start- und Zielgerade, die in einer 90-Grad-Rechtskurve endet. Die folgende schnelle Rechtskurve führt auf die längste Gerade der Strecke. Am Ende lädt eine enge Rechtskurve zu Überholmanövern ein. Ein schneller Linksknick führt auf eine kurze Gerade, die in einer 90-Grad-Linkskurve endet. Nach einer langgezogenen Rechtskurve um das Queen Elizabeth Theater herum folgt eine weitere, leicht gebogene Gerade. Vor dem Horse Palace biegt die Strecke in einer 90-Grad-Rechtskurve in Richtung BOM Field ab. Eine 90-Grad-Linkskurve führt in eine schnelle Rechts-Links-Passage, die die Fahrer schon wieder auf die Start- und Zielgerade bringt. Im Prinzip ist es einer der üblichen amerikanischen Stadtkurse, mit den üblichen Problemen: enge Strecke, nahe Betonwände, nicht unbedingt überholfreundlich.

Zeitplan (local time, MESZ)

Freitag, 14. Juli

10:40 – 11:25 a.m. (16:40 – 17:25) – Verizon IndyCar Series practice #1
2:15 – 3:00 p.m. (20:15 – 21:00) – Verizon IndyCar Series practice #2

Samstag, 15. Juli

10:00 – 10:45 a.m. (16:00 – 16:45) – Verizon IndyCar Series practice #3
2:15 – 3:30 p.m. (20:15 – 21:30) – Three rounds of Verizon IndyCar Series knockout qualifications

Sonntag, 16. Juli

11:30 – 12:00 a.m. (17:30 – 18:00) – Verizon IndyCar Series warm-up
3:00 p.m. (21:00) – Übertragungsbeginn CNBC; Sport1 US, DAZN
3:37 p.m. (21:37) – Honda Indy Toronto green flag, 85 laps/148.8 miles

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinski

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