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Super Formula: Hiroaki Ishiura erklimmt den Fuji

von geinou
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Vierter Sieger im vierten Rennen: Hiroaki Ishiura gewann erstmals in seiner Karriere ein Formel-Rennen auf dem Fuji Speedway. Yuhi Sekiguchi und Pierre Gasly sorgten für den engsten Zieleinlauf der Super-Formula-Geschichte.

Bei 32 Grad Außen-, 44 Grad Streckentemperatur sowie einer Luftfeuchtigkeit von über 77% kamen die Super-Formula-Piloten vergangenes Wochenende auf dem Fuji Speedway ordentlich ins Schwitzen. Und als wäre der japanische Hochsommer nicht schon heiß genug, feierten insbesondere Yuhi Sekiguchi sowie Pierre Gasly in den finalen Runden am Fuße des heiligen Berges ein wahres Feuerwerk ab, was letztlich im engsten Zieleinlauf der Super-Formula-Geschichte mündete. Im Kampf um Platz vier versuchte der amtierende Formel-2-Meister am Impul-Toyota von Yuhi Sekguchi vorbeizugehen, der jedoch alle Angriffe taktisch klug mittels des Overtake Systems (OTS) verteidigte. Gasly dürfte wohl gewusst haben, dass seine beste Chance auf den letzten Metern liegen würden, als beide Piloten bereits ihre fünf Aufladungen für insgesamt 10% mehr Motorleistung verbrauchten. Und so kam es auch: Besser aus der finalen Panasonic-Kurve beschleunigend, sog sich der Franzose im Windschatten an das Heck des Japaners heran. Auf den letzten Metern setzte sich der Red-Bull-Athlet neben den letztjährigen Rookie des Jahres – doch ohne Erfolg. Am Ende fehlten beim Überqueren auf der Ziellinie Gasly genau 0,035 Sekunden. Damit war das Fotofinish von Fuji noch knapper als jenes im Sportsland Sugo im Jahr 2013, als André Lotterer auf der Ziellinie um 0,041 Sekunden an Loic Duval scheiterte. Einziger Unterschied: Damals ging es um den Sieg. Schon jetzt dürften die Szenen vom vergangenen Wochenende jedoch zu den besten Momenten des Jahres gehören.

Angesichts dieser hochdramatischen Schlussrunden hätte man schon fast den Sieger Hiroaki Ishiura vergessen können, der nach anfänglichen Schwierigkeiten zu seinem ersten Sieg in dieser Saison fuhr. Vielmehr: Nach seinem diesjährig dritten Super-GT-Erfolg auf dem Fuji Speedway kletterte er nach vielen Anläufen nun auch erstmals aus einem Monoposto als Sieger auf die oberste Stufe des Podests am Fuße des japanischen Wahrzeichens. Als vierter Sieger im vierten Rennen (in Okayama wurden zwei Läufe gefahren) übernahm der Champion von 2015 damit auch die Führung in der Gesamtwertung. Für lange Zeit sah es jedoch so aus, als würde Teamkollege Yuji Kunimoto seinen Triumph vom JAF Grand Prix Fuji Sprint Cup 2013 wiederholen.

So war es letzterer, der mit 1:23.004 die Pole-Position am Vortag eroberte. Dahinter qualifizierten sich Cerumo-Inging-Kollege Hiroaki Ishiura, Yuhi Sekiguchi, Kazuki Nakajima sowie Naoki Yamamoto als bester Honda-Pilot. Großes Pech hatte hingegen André Lotterer, der für lange Zeit während des dreiteiligen Qualifyings um den vordersten Startplatz mitfuhr, von Kamui Kobayashi aber am falschen Fuß getroffen wurde, der sich in Q2 drehte und damit für einen kurzen Moment die Zeitenhatz unterbrach. Nach dem Neustart konnte Lotterer nicht mehr den Speed der Konkurrenz mitgehen – und verpasste auf dem zwölften Rang den Einzug in den finalen Qualifying-Teil.

Anders als sein Teamkollege erlebte Hiroaki Ishiura einen katastrophalen Rennstart. Mit zu stark durchdrehenden Hinterrädern rutschte er noch vor der ersten Kurve auf den vierten Rang ab. An der Spitze gelang derweil Yuji Kunimoto die Flucht nach vorne, indem er seinen Vorsprung auf den bis dahin engsten Verfolger Yuhi Sekiguchi in der neunten Runde auf über vier Sekunden ausbaute. Kein Glück hatte dagegen Nick Cassidy. In Okayama noch seinen ersten Podiumserfolg in der Super Formula gefeierte, fand sein Rennen bereits in der Eröffnungsrunde ein unrühmliches Ende, als der von Platz sieben gestartete Neuseeländer verunfallte. Besser verlief es hingegen für André Lotterer, der wie eine Rakete nach vorne schoss und nach wenigen Kurven sich bereits um fünf Plätze auf die siebte Position verbesserte. Angesichts der suboptimalen Startposition war jedoch klar, dass TOM’s eine aggressivere Strategie fahren müsste, um ihren Schützling in die Spitzenpositionen zu hieven.

Und so kam es auch: Bereits in der zehnten Runde bog der Champion von 2011 in die Boxengasse zum Nachtanken ab. Ein Pflichtwechsel der Yokohama-Pneus war dieses Mal nicht vorgegeben, weshalb sich die meisten Fahrer gegen einen Tausch ihrer Startreifen entschieden. Nach Lotterer kamen unter anderem Kazuya Oshima (Runde elf), Kazuki Nakajima (Runde 14) sowie Yuhi Sekiguchi (Runde 15) zum Nachtanken herein. Tomoki Nojiri (Runde 18) war der erste Fahrer, der beide Hinterreifen wechselte, während Pierre Gasly einen Umlauf später sich gleich vier frische Yokohama-Schlappen aufziehen ließ – eine Entscheidung, die sich bei der Eroberung des fünften Platzes als richtig herausstellte.

Lotterer nutze den frühen Boxenstopp, um einige schnelle Runden in den Asphalt zu brennen. Nach kurzer Zeit lief er auf die sich duellierenden Kazuki Nakajima und Yuhi Sekiguchi auf, an denen er im weiteren Rennverlauf vorbeiging. Nakajima hatte das ganze Rennen über mit seinem Fahrzeug zu kämpfen. Am Ende sollte für den Suzuka-Sieger und zweifachen Super-Formula-Champion lediglich der siebte Platz herausspringen. An der Spitze bekam derweil Yuji Kunimoto den langen Atem seines Teamkollegen Hiroaki Ishiura zu spüren, der nach den Stopps von Sekgiguchi und Nakajima den Rückstand von neun auf rund sieben Sekunden verkürzen konnte. Noch ohne Boxenstopp rückten zudem Naoki Yamamoto sowie Felix Rosenqvist auf die Positionen drei und vier vor.

Yamamotos Träume nach einer Wiederholung seines Suzuka-Podiumserfolg zerplatzten jedoch in der 26. Runde, als ihm just in der Bremszone von Kurve eins der linke Hinterreifen platzte. Mit viel Können und einer beeindruckenden Fahrzeugbeherrschung hielt der Meister von 2013 seinen Mugen-Honda auf der Straße und vermied einen möglicherweise heftigen Abflug, schließlich bremsen die SF14-Boliden an jener Stelle von rund 315 km/h herunter. Das Rennen war für den Japaner dennoch gelaufen: Mühsam schleppte er sich um den 4,563 km langen Kurs, nur um den Wagen anschließend sichtlich enttäuscht in der Garage abzustellen. Just drei Umläufe später erwischte es auch Kenta Yamashita, dessen linker Hinterreifen ebenfalls platzte. Anders als Yamamoto konnte der letztjährige japanische Formel-3-Meister das Rennen nach einem Boxenstopp jedoch für kurze Zeit fortsetzen, ehe ein technisches Problem auch ihn zur Aufgabe zwang. Es war kein erfolgreiches Wochenende für Kondo Racing, die sich nach zwei guten Ergebnissen in Okayama deutlich mehr am Fuji erhofft haben.

Doch damit nicht genug des Dramas: Wohl auch als Reaktion auf den immer schneller werdenden Ishiura, der den Abstand auf Teamkollege Kunimoto auf nunmehr rund vier Sekunden verkürzen konnte, beorderte die Cerumo-Inging-Crew letzteren in der 32. Runde zum Boxenstopp. Den Vorteil von vier frischen Pneus sollte der Titelverteidiger allerdings nicht ausspielen können. Bereits auf der Outlap wurde der Japaner in der Dunlop-Kurve langsamer. Sofort kehrte er zu seiner Mannschaft zurück, die nach einer längeren Fehlersuche ihn wieder auf die Strecke zurückschickten – ohne Erfolg. Nur wenigen Umläufen kam der bis dahin souverän führende Kunimoto zurück in die Garage gekrochen. Der vierfache Super-Formula-Champion Satoshi Motoyama, der zusammen mit Pierre Kitagawa die Rennen im japanischen Fernsehen kommentiert, vermutete zunächst ein Problem an den Bremsen. Aus der Boxengasse war anschließend von einem lockeren camber shim die Rede. Offiziell erklärte das Team, dass es ein Problem an der Aufhängung gab, was jedoch noch genauer untersucht werden muss, um solch ein ähnliches Problem für die Zukunft zu vermeiden. Damit war der Weg für Hiroaki Ishiura frei, welcher in der 39. Runde ebenfalls vier frische Yokohama-Schlappen aufzog und ohne Platzverlust wieder auf die Strecke zurückkam. Neuer Zweiter war Felix Rosenqvist, der just davor lediglich Benzin nachtankte, allerdings keine Chance gegen Ishiura besaß.

Als einer der letzten Stopper kam Kamui Kobayashi im 42. Umlauf zum Service herein. Nach dem Fauxpas am Vortag (Startplatz 14) befand sich der ehemalige Formel-1-Fahrer dank einer unauffälligen aber sehr effektiven Fahrt auf Podiumskurs. Die Steigerung der allerersten Meisterschaftszähler mit einem etwaigen Podiumserfolg blieb KCMG jedoch verwehrt, als Kobayashi beim Nachtanken wegen eines Benzindruckproblems der Motor abstarb. Es vergingen mehrere Sekunden, die sich für den Japaner aus Amagasaki wie Minuten angefühlt haben dürften, ehe das Toyota-Aggregat wieder befeuert werden konnte. Statt Sake sprang am Ende dadurch lediglich der 15. Rang heraus.

Damit waren die Podiumspositionen endgültig bezogen. Während im Hintergrund der eingangs beschriebene, spektakuläre Zweikampf um Platz vier zwischen Yuhi Sekiguchi und Pierre Gasly tobte, cruiste Hiroaki Ishiura zu seinem ersten Super-Formula-Erfolg in diesem Jahr. Damit übernahm der 36-jährige Japaner auf die Führung in der Gesamtwertung vor André Lotterer, der dank eines Raketenstarts sowie einer guten Strategie vom zwölften auf den Bronzerang hervorfuhr. Mann des Tages war jedoch Felix Rosenqvist, der in seinem erst vierten Super-Formula-Rennen auf dem Silberrang seine Podiumspremiere feierte. Zugleich brannte er wie bereits in Okayama abermals die schnellste Rennrunde in den Asphalt.

Es war der erste Podiumserfolg für einen Schweden in Japans höchster Formelserie seit Björn Wirdheims zweiten Platz in Suzuka im Jahr 2007. Mit insgesamt 10,5 Meisterschaftszählern führt Rosenqvist nicht nur souverän die inoffizielle Rookie-Klasse an, sondern befindet sich auf dem fünften Gesamtrang gar im Titelrennen. Sollte es Rosenqvist gelingen, seine Achillesferse, das Qualifying, in den Griff zu bekommen, dürfte er ein heißer Siegesanwärter in den kommenden Rennen sein. Seinen Teamkollegen Kazuya Oshima hat er jedenfalls komplett im Griff. Vielmehr: Absolut eigenhändig sammelte er diese Saison bereits mehr Punkte als Sunoco Team Le Mans‘ letztjährige Fahrer Kamui Kobayashi und Narain Karthikeyan zusammen. Takuya Izawa, Kazuki Nakajima und Jann Mardenborough komplettierten die Top-8. Letzterer musste sich zum Rennende gegen einen bärenstarken Koudai Tsukakoshi zur Wehr setzen, der von Startplatz 17 aus auf dem neunten Platz nur knapp die Punkteränge verpasste.

Am Ende jubelten auf dem Podium jedoch Hiroaki Ishiura und Yuji Tachikawa am lautesten. Es waren ähnliche Bilder wie noch im Mai dieses Jahr, als die beiden als Teamkollegen auf der obersten Stufe des Treppchens bei der Super GT standen. Nun feierten sie als Teamchef und Fahrer gemeinsam über den Erfolg. Und Motorvision.tv? Die übertrugen wie angekündigt das Rennen live auf ihrer Webseite – allerdings nicht ohne technische Schwierigkeiten. So konnte man erst einige Runden nach Rennstart ein immer mal wieder abbrechendes Live-Bild anbieten. Zu allem Übel konnte aufgrund besagter Probleme der englische Kommentar von Tom Gaymor nicht übertragen werden, der sich auf Twitter über diesen Umstand entschuldigte. Es war gewiss kein rühmlicher Start für einen Premium-Service ($3,99 pro Monat, die ersten 30 Tage sind kostenlos), der mit der Super Formula sein effektiv erstes Rennen übertrug. Es bleibt zu hoffen, dass man die Probleme bis zum nächsten Lauf am Twin Ring Motegi am 20. August in den Griff bekommt.

Rennergebnis Fuji
Aktueller Meisterschaftsstand

 

News: Weicher Optionsreifen für Motegi und Autopolis

Vergangenes Wochenende verkündete die Japan Race Promotion (JRP) und Yokohama, dass man für die beiden Rennen am Twin Ring Motegi sowie Autopolis Circuit eine neue Version des weichen Optionsreifen anbieten wird. Bereits letztes Jahr kam der mit einer roten Markierung gekennzeichnete Pneu in Motegi zum Einsatz. Damals fiel die Kritik jedoch durchwachsen aus, da der Reifen dem Standard-Medium-Gummi zu sehr ähnelte. Seitdem hat sich Yokohama erneut ans Zeichenbrett gesetzt und die weiche Variante verbessert. Ausgehend von Testfahrten im Sportsland Sugo Mitte Juni soll die neue Variante 0,5 bis 0,8 Sekunden schneller als das Vorgängermodell sein. Ehe das 2017er Modell in die Produktion geht, wird eine abermals minimal verbesserte Version in der Autopolis vom 18. bis 19. Juli getestet. Das Ziel: Ein Optionsreifen, der mit mehr Grip zwar schneller als die Medium-Variante ist, dafür aber auch eine geringere Langlebigkeit besitzt. Letztere ist einer der größten Kritikpunkte am aktuellen Gummi, der gar eine komplette Super-Formula-Distanz (250 km) durchhält. Zwar wurden noch keine Details zur Verwendung genannt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass wie auch vergangene Saison beide Mischungen in den jeweiligen Rennen mindestens einmal verwendet werden müssen.

Copyright Photos: Japan Race Promotion

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