Die DTM absolviert dieses Wochenende ihre Saisonhalbzeit in Russland und zudem gibt es Infos über das neue Motorenreglement sowie die Verteilung der Performance-Gewichte.
Etwas überraschend berichtete Motorsport-Total, dass es ein Einheits-Turbomotor ab 2019 in der DTM geben soll. Dieser soll ein 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo sein und damit hätte man zumindest das gleiche Motoren-Reglement wie in der japanischen SuperGT. Deutlich überraschender ist jedoch, dass der Motor von einem Zulieferer kommen soll und alle Hersteller mit dem gleichen Aggregat antreten werden. Dadurch würde die Anzahl der Einheitsteile deutlich steigen und die Kosten sollen hierdurch gesenkt werden. Dies wäre zwar wünschenswert, aber trotzdem bleibt die DTM wohl zu teuer. Auch müsste man die Fahrzeuge deutlich modifizieren um in der GT500 zu starten und so ist es fraglich, ob wir einen deutschen Premiumhersteller in der SuperGT sehen werden. In Deutschland könnten zudem die Hersteller ein wichtigen Identifikationsfaktor durch den Einheitsmotor verlieren und so sehe ich die Idee kritisch bisher. Falls dadurch jedoch ein deutscher Hersteller in der SuperGT startet, oder ein japanischer Hersteller in der DTM, wäre dies ein großer Erfolg. Am Ende bleibt abzuwarten, ob man überhaupt auf den 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo wechselt oder noch den alten Motor beibehält.
Inzwischen sprechen sich sämtliche DTM-Piloten und Gerhard Berger gegen die Performance-Gewichte aus und trotzdem sind sie weiterhin ein Teil der DTM. Nachdem man inzwischen die durchschnittliche Rundenzeit der besten drei Piloten zu Grunde legt, gibt es dieses Wochenende noch eine weitere Veränderung. So wird per Zufallsprinzip bestimmt, wie viele Runden (zwischen 15 und 30) in die durchschnittliche Rundenzeit eingerechnet werden. Langfristig ist für die Piloten und Berger das Ziel, dass die Zusatzgewichte abgeschafft werden und die Piloten für gute Leistungen nicht bestraft werden. Jedoch stellen sich die Hersteller gegen die Abschaffung, da hierdurch auch ein Hersteller auch eine extrem schlechte Saison haben kann. Auch wäre es möglich, dass ein Hersteller die komplette Saison dominiert.
Neue Gerüchte gibt es auch bei den Fernseh-Rechten. So berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, dass die ARD sich für die Formel 1 Rechte bewirbt und möglicherweise auf die DTM ab 2018 verzichtet. Die DTM verhandelt daher schon u.a. mit RTL und würde wahrscheinlich ins Privatfernsehen wechseln. Hier müsste man eine Pro-Contra-Liste anfertigen um herauszufinden, ob dies eine Verbesserung wäre. So würde die Präsentation sicherlich besser sein, doch dafür gäbe es Werbeunterbrechungen und wahrscheinlich auch keinen Youtube-Stream mehr. Entscheidend wäre aus meiner Sicht vor allem, ob man den ganzen Renntag überträgt oder nur die DTM Rennen. So wäre ein Übertragung auf Niveau von ITV(4) wünschenswert, aber nicht ganz realistisch. Kein großer Privatsender würde 5-6 Stunden Motorsport am Tag zeigen und der Audi Sport TT Cup würde wohl auch kein Millionenpublikum verzeichnen. Eine Entscheidung über die Rechtesituation wird es zumindest bei der Formel 1 in den nächsten Monaten geben und dann sollte auch die DTM/ITR schnell handeln.
Wie man im Eventguide erahnen kann, handelt es sich bei dem Moscow Raceway um einen ziemlichen Retortenkurs. Es gibt kaum Höhenunterschiede und auch klare Überholstellen gibt es kaum. Dementsprechend waren die Rennen im letzten Jahr auch nicht besonders gut, aber es kommt immer mal wieder zu Zwischenfällen, die für ordentlich Diskussion sorgen. Falls man aber doch mal ein normales Überholmanöver probieren will, ist die letzte Kurve wohl die beste Möglichkeit, da dort auf eine längere Gerade eine harte Anbremsphase folgt. Immerhin konnte jeder Hersteller mindestens einen Sieg erzielen bei den vier Austragungen. Alles weitere könnt ihr in dieser Onboard von Edoardo Mortara aus dem Jahr 2013 sehen.
Das erste Rennen muss eigentlich Audi gewinnen, da der Audi RS5 DTM mit 1117,5 Kilogramm das leichteste Fahrzeug ist und zudem die Reifen am besten schont. Dies dürfte auch ein wichtiger Faktor am Moscow Raceway sein, weil der Kurs deutlich aggressiver zu den Reifen ist als noch der Norisring und der Lausitzring. Dadurch dürfte auch nicht mehr ein ganz früher Stopp möglich sein und die Piloten müssen stärker auf die Reifenabnutzung achten. Bisher war dies ein großer Vorteil für die Audis und deshalb gehört auch Mattias Ekström zu den ganz großen Favoriten. Momentan führt er mit zwei Punkten Abstand die Tabelle vor Lucas Auer an und zumindest im ersten Rennen sollte er den Abstand weiter vergrößern können. Auch Jamie Green hat gute Chancen auf einen Rennsieg, nachdem er im ersten Training die schnellste Zeit fahren konnte. Zusätzlich konnte Mike Rockenfeller einen guten dritten Platz im Training erzielen, er hat aber noch mit seiner Fußverletzung zu kämpfen, die ihn besonders im Rennen einschränken könnte. Jedoch konnte er bereits zweimal auf dem Moscow Raceway gewinnen und hat daher auch realistische Siegchancen in diesem Jahr. Gute Resultate gab es auch in den letzten Rennen von Rene Rast.
Bereits 1122,5 Kilogramm wiegt der BMW M4 DTM und damit liegt er fünf Kilogramm über den Audis. Immerhin konnte Maxime Martin am Norisring 43 Punkte erzielen und liegt damit nur elf Punkte hinter Ekström. Er ist daher auch der Topfavorit bei BMW und dürfte im Notfall per Markenorder Unterstützung bekommen. Zusätzlich hat er 2014 das Rennen auf dem Moscow Raceway gewonnen und auch in den restlichen Rennen gute Ergebnisse erzielt. Mit Marco Wittmann hat ein weiterer BMW-Pilot das Rennen im Jahr 2016 gewonnen. Daher sehe ich auch ihn mit Siegchancen, ebenso wie Timo Glock, der auch gute Ergebnisse auf dem Moscow Raceway erzielte.
Wenig erfreulich verlief das Norisring Wochenende für Lucas Auer und auch in Russland dürfte es schwierig werden. Der Mercedes C63 AMG DTM bringt 1127,5 Kilogramm auf die Waage und ist damit das schwerste Fahrzeug. Der Gewichtsunterschied von 10 Kilogramm dürfte verhindern, dass die Mercedes im Qualifying eine Chance auf die Pole-Position haben und selbst ein Startplatz in den Top 5 wird schwierig. Bessere Chancen könnte es im zweiten Renne geben, da man ein niedrigeres Gewicht haben sollte. Im ersten Training konnten Gary Paffett und Paul Di Resta den zweiten und vierten Rang erreichen, jedoch dürfte dies noch nicht besonders aussagekräftig sein. Das letztes Rennen auf dem Moscow Raceway konnte übrigens Robert Wickens gewinnen, sodass er für mich die zweite Speerspitze neben Auer ist.
Einzig der MITJET 2L CUP fährt dieses Wochenende im Rahmenprogramm und so dürfte es der schlechteste Zeitplan der Saison sein. Das erste Rennen der DTM startet am Samstag um 14:43 Uhr und Sonntag geht es um 13:48 Uhr los. Die Übertragungszeiten der ARD und von ONE gibt es in unseren TV-Terminen. Der Kollege Phil hat zudem noch eine Lesenswerte Liebeserklärung an den Norisring verfasst.