Heiß, heißer, Super GT: Pünktlich zum Beginn des japanischen Hochsommers erwacht auch die japanische Super GT aus ihrer fast zweimonatigen Le-Mans-Pause. Der Zielort für den vierten Saisonlauf: Das Sportsland Sugo, wo Nissan und Honda die bisherige Lexus-Dominanz beenden wollen. Drohender Regen könnte am Wochenende eine entscheidende Rolle spielen.
Momentaufnahmen aus der Vergangenheit: Zwei der knappsten Zieleinläufe in der Geschichte der Super GT, ein legendäres 3-Wide-Manöver, ein verrückter Unfall, der gleich vier der führenden Fahrzeuge auf einen Schlag eliminierte, Verkehrsstau in der Boxengasse und dazu immer mal wieder kleinere wie auch größere Regenschauer. Es wäre nicht überraschend, wenn der Kurs irgendwann in Wildland Sugo umbenannt würde. Die meisten der wildesten Läufe der japanischen Super GT wurden auf der herrlichen Naturbahn der Tohoku-Region ausgetragen. Bei Temperaturen um die 30 Grad sowie einer Regenwahrscheinlichkeit von bis zu 80% für das gesamte Wochenende stehen auch die diesjährigen Voraussetzungen für einen Ritt von der Rasierklinge. Der perfekte Ort also für den Start Hochsommer-Trilogie, die bei den heißesten Temperaturen des Jahres am Fuji sowie in Suzuka ihre Fortsetzung sieht.
Mit im Gepäck: Live-Cockpit-Aufnahmen, welche erstmals in die Fernsehübertragung eingebunden werden sollen. Zwar ist es nicht das erste Mal, dass die Super GT auf Live-Bilder aus den Fahrzeugen zugreifen wird. Allerdings handelte es sich bei den Aufnahmen des Subaru BRZ R&D Sport beim Sommerlauf auf dem Fuji Speedway 2016 lediglich um einen Testballon. Damals integrierte man das Signal des blauen Boxers, welches auf den offiziellen Subaru-Kanal der Internetplattform Ustream gestreamt wurde. Nach eigenen Aussagen waren die Ergebnisse jedoch nicht sonderlich zufriedenstellend, da bei dieser Methode eine Verzögerung von mehreren Sekunden entstand. Also musste eine Alternative gefunden werden, da man anders als Formel 1 und Co. nicht einen Helikopter für die Weiterleitung des Onboard-Signals verwendet. Besagte, seitens der GT Association (GTA) nicht näher benannte technische Lösung, wurde bei den vergangenen Testfahrten im Sportsland Sugo sowie in Suzuka erprobt. Zwar brach das Signal für einen minimalen Zeitraum in der Haarnadelkurve der Grand-Prix-Strecke ab. Dennoch war man seitens der Offiziellen mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Der vierte Saisonlauf markiert somit den offiziellen Start der Live-Onboard-Aufnahmen, welche in der Vergangenheit seitens der nationalen wie auch internationalen Fans schmerzlich vermisst wurden. Unklar ist allerdings, welche Fahrzeuge zur Premiere mit Kameras ausgestattet sein werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass man bis zum Ende der Saison das Kontingent stetig ausbauen wird.
Das Sportsland Sugo liegt in einer sehr gebirgigen Gegend in der Miyagi-Präfektur, angrenzend an die Stadt Murata sowie keine 20 respektive 40 Kilometer von den Städten Natori und Sendai entfernt, jener Teil der Tohoku-Region, der im März 2011 vom katastrophalen Erdbeben sowie Tsunami am schwersten getroffen wurde. Neben viel hübscher Landschaften schwirren in der Gegend auch viele Käfer umher. Das Besondere am Standort ist allerdings, dass das Wetter binnen Sekunden umschlagen kann. Sonne, Regen, teilweise sogar Nebel, anschließend wieder Sonne und Regen sind selbst im Sommer möglich. So staunten die Super Taikyu-Teams nicht schlecht, als der Saisonstart im März 2013 wegen starken Schneefalls abgesagt wurde. Statt Autos gab es damals selbstgebaute Schneemänner in der Boxengasse zu beobachten. Nordschleifen-Feeling in Japan sozusagen. Das teilweise unberechenbare Wetter stellt die Teams und Fahrer selbstredend vor eine besondere Herausforderung.
International eher unbekannt, obwohl zwischen 1988 und 2003 die Superbike-Weltmeisterschaft im Sportsland Sugo gastierte, ist der mit 3,737 km kürzeste Kurs im Kalender eine kleine Achterbahnfahrt – im wahrsten Sinne des Wortes. So ist die Start- und Zielgerade nicht eben, sondern führt zunächst bergauf. Die Steigung von 10% wird dabei, anders als bei anderen Strecken, gut von den TV-Kameras eingefangen. Die Gegengerade führt hingegen wieder bergab. Die spannendste der insgesamt zwölf Kurven ist die langgezogene 110R, die direkt wieder auf Start/Ziel führt und gerne auch als Mutkurve bezeichnet werden darf. Side-by-Side-Duelle sind hier zwar möglich, erfordern aber höchste Konzentration beider Fahrer, damit der Wagen auf der äußeren Linie nicht in den Kies und die Reifenstapel rutscht. Die Charakteristik der Strecke gilt als besonders anspruchsvoll fürs Material, insbesondere der Motor sowie die Bremsen werden stark belastet. Das Sportsland Sugo lässt sich somit als eine „typisch japanische“ Rennstrecke bezeichnen, obgleich sie wegen der kleinen Auslaufzonen einige gefährliche Stellen bietet. Besagte 110R wurde Anfang des Jahres leicht entschärft, indem das Kiesbett asphaltiert wurde. Wunderschön in die Natur eingebettet, mit vielen schwungvollen Kurven sowie Steigungen. Eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine.
Im Folgenden eine Onboard-Runde mit dem VivaC 86 MC aus dem Jahr 2016, der mit 1:17.493 auch den bisherigen Rundenrekord der GT300-Klasse hält:
GT500
Nissans große Trumpfkarte? Passend zum Ende der vorsommerlichen Pause reisen die Yokohamer mit der neuen Evolutionsstufe ihres 2,0 Liter Turbomotors ins Sportsland Sugo, der laut eigenen Angaben mehr Leistung liefert und deutlich zuverlässiger arbeiten soll. Wie nämlich die japanischen Kollegen von Autosport-web berichten, musste Nissan die Leistung ihres Aggregates bei den ersten drei Saisonrennen herunterschrauben, um die Fehleranfälligkeit zu reduzieren. Seit dieser Saison dürfen alle GT500-Teams lediglich zwei frische Motoren in ihre Autos verbauen. In der Vergangenheit fand der finale Wechsel erst beim Saisonhöhepunkt, den 1000 Kilometer in Suzuka, statt. Durch den Wegfall der sonntäglichen Trainingseinheit hat sich allerdings auch die benötigte Laufzeit der Motoren verringert. Angesichts der zuvor beschriebenen Probleme dürfte man bei Nissan die neue Evolutionsstufe eher früher als zu später herbeigesehnt haben, zumal sich die Meisterschaft bezüglich des Erfolgsballasts in die kritische Phase bewegt, in der viele der Fahrzeuge mit hohen Zusatzgewicht unterwegs sein werden. Der vorzeitige Motorentausch könnte somit Nissans große Trumpfkarte sein. Laut mehreren Gerüchten wollen Lexus und Honda zum fünften Saisonlauf am Fuji Speedway ebenfalls nachrüsten.
Das sprichwörtliche Ass im Ärmel haben die Yokohamer auch bitter nötig, denn das Sportsland Sugo zählte in der Vergangenheit nicht zu ihren Paradestrecken. So konnte die Marke erst 2009 erstmals auf der wilden Naturachterbahn gewinnen. Seitdem kletterte man insgesamt erst viermal auf die höchste Stufe des Podiums – zuletzt vergangene Saison, als eine gewagte Fuel-Only-Strategie sowie eine gewisse Portion Glück in Form eines wenige Runden vor Schluss vorzeitigen Rennabbruch den Forum Engineering GT-R (dieses Jahr pilotiert von Daiki Sasaki und Joao Paulo de Oliveira) als erstes über die Ziellinie fahren sah. Ein Griff in die Trickkiste, der Teamchef Masahiko Kondo beim ersten der beiden Finalrennen in Motegi ebenfalls zum Erfolg führte und auch dieses Jahr eine entscheidende Rolle spielen könnte. Es wäre der perfekte Ausbruch aus ihrer derzeitigen Misere, da man in den ersten drei Saisonrennen erst drei Pünktchen sammeln konnte. Mit lediglich sechs Kilogramm Gewichts-Handicap ist man dafür das zweitleichteste Fahrzeug im GT500-Feld. Für den etwaigen Erfolg muss jedoch insbesondere Joao Paulo de Oliveira seinen inneren Dämon besiegen. Wegen vieler unglücklicher Momente wie technische Defekte oder Unfälle in den letzten Jahren sprach der Brasilianer gar von einem Sugo-Fluch, der über ihm hängen würde.
Zwei der Hauptfavoriten aus dem Nissan-Lager dürften der S Road Craftsports GT-R (Satoshi Motoyama / Katsumasa Chiyo) sowie der werksseitige Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli), die beim vergangenen Lauf in der Autopolis den vierten sowie fünften Platz belegten, sein. Mit 16 kg respektive 36 kg an Zusatzgewichten sind beide Fahrzeuge noch vom Benzinflussbegrenzer bereit, mit dem sich das Lexus-Lager herumschlagen muss. Zudem befand sich der Michelin-Reifen beider Teams in den vergangenen Jahren bei den heißen Sommertemperaturen im Vorteil. Im Falle von Regen könnte dieses Pendel jedoch in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen, da nach aktuellem Stand insbesondere die Pneus von Bridgestone und Dunlop im Nassen am besten funktionieren sollten. Insbesondere Satoshi Motoyama und Katsumasa Chiyo dürften mit etwas Rückenwind zum vierten Saisonlauf anreisen, schließlich erzielten sie an just gleicher Stelle bei den offiziellen Testfahrten im Juni eine der vier Session-Bestzeiten.
Vor allem möchte Nissan nicht nur den Anschluss an Lexus, sondern insbesondere auch Honda verlieren, welche nach ihrem Balance-of-Performance-Erlass von 15 kg mit dem Silber- und Bronzerang in der Autopolis zu neuer Stärke fanden. Die Erwartungen Hondas dürfte nach der fast zweimonatigen Pause somit mehr als hoch sein, zumal der technische Charakter des Sportsland Sugo in der Vergangenheit der Marke häufig zugutekam. Zuletzt gewann Team Kunimitsu im Jahr 2015 auf der Naturachterbahn, als das Rennen wegen eines Terminwechsels mit dem Gastspiel in Thailand auf September verlegt wurde. Es war gleichzeitig auch der letzte Sieg für die Marke, die 2016 erstmals seit 1997 ohne Triumph beendete. Nach der Pole-Position sowie dem Bronzerang in der Autopolis werden Naoki Yamamoto und Takuya Izawa im Raybrig NSX-GT (34 kg) selbstredend versuchen, den Erfolg vor zwei Jahren zu wiederholen. Die größte Opposition könnte dabei aus dem eignen Lager in Form des Keihin NSX-GT (36 kg) kommen. 2010 feierte Real Racing im Sportsland Sugo ihren bislang einzigen Super-GT-Sieg, als Koudai Tsukakoshi auf der Zielgerade in einem der engsten Foto-Finishes der Serie noch Takashi Kogure überholte. Seit diesem Jahr sind die beiden ehemaligen Kontrahenten Teamkollegen – und dürften sich noch bestens an die Geschehnisse vor sieben Jahren erinnern.
2013 obsiegte ARTA in einem wilden Rennen, als sich wenige Runden vor Schluss gleich vier der führenden Fahrzeuge gegenseitig eliminierten. Es war der bis dato letzte Sieg für die Truppe der japanischen Motorsportlegende Aguri Suzuki, die dank des gleichzeitigen Erfolges in der GT300-Klasse damals einen seltenen Doppelsieg feierte. Mit lediglich 6 kg Erfolgsballast zählt der ARTA NSX-GT ebenfalls zum zweitleichtesten Fahrzeug im GT500-Feld. Ein gutes Ergebnis könnte für Tomoki Nojiri und Takashi Kobayashi wie ein Befreiungsschlag wirken, nachdem die Saison mit einer überraschenden Pole-Position in Okayama hervorragend startete, aufgrund des elektronischen Massendefekts der Honda-Flotte, als unter anderem der ARTA NSX-GT noch in der Einführungsrunde stehenblieb, umgehend eine desaströse Wende nahm. Trauriger Höhepunkt war der unglückliche Startunfall in der Autopolis. Noch leichter ist lediglich der Motul Mugen NSX-GT, jener Wagen, den der ehemalige Formel-1-Weltmeister Jenson Button bei den finalen 1000 km von Suzuka Ende August pilotieren wird. Hideki Mutoh und Daisuke Nakajima müssen lediglich vier Extrakilos mit sich herumschleppen, könnten aber insbesondere bei den heißen Temperaturen, den Vorteil ihrer Yokohama-Reifen ausspielen. Wie auch die Markenkollegen im ARTA NSX-GT erzielte man bei den offiziellen Testfahrten eine der vier Session-Bestzeiten.
Mit einer gehörigen Portion Übergewicht reist Lexus ins Sportsland Sugo. Mit drei Siegen in den ersten drei Saisonrennen, dazu ein historischer Sechsfacherfolg beim Auftakt in Okayama, erinnert die diesjährige Dominanz von Toyotas Edelmarke an jene von Nissan im vergangenen Jahr, als man bei den ersten vier Rennen triumphierte. Und trotzdem ging der aus Yokohama stammenden Marke in der zweiten Saisonhälfte die Puste aus. Die Wende kam zwar erst in Suzuka – dennoch zeigte die Formschwäche, dass man sich in solch einer hart umkämpften Meisterschaft nicht auf den Lorbeeren ausruhen darf. 2017 könnte die Wende schon etwas früher einschlagen, schließlich sind vier der sechs LC500 mit Übergewicht sowie dem in dieser Saison wiedereingeführten Benzinflussbegrenzer unterwegs. Davon befreit sind lediglich die Titelverteidiger Heikki Kovalainen / Kohei Hirate im Denso Kobelco SARD LC500 (30 kg) sowie Yuhi Sekiguchi / Yuji Kunimoto im WedsSport Advan LC500 (18 kg). Letztere markierten als Einzige der Lexus-Flotte eine der Bestzeiten bei den Sugo-Probefahrten im Juni dieses Jahres und könnten ähnlich wie ihre Yokohama-Kollegen aus dem Nissan- und Honda-Lager mit einer etwaigen Fuel-Only-Strategie den Vorteil ihrer Reifen ausspielen.
Die Titelverteidiger rutschten derweil in der Tabelle auf den neunten Rang ab, nachdem man wegen einer unglücklichen Kollision beim Kampf um den Sieg mit dem au TOM’s LC500 in der Autopolis eine Nullrunde einlegte. Vergangene Saison verpasste man den Sieg im Sportsland Sugo nur knapp. Damals jagte Kohei Hirate den auf den gebrauchten Reifen sich breitmachenden Daiki Sasaki um den 3,737 km langen Kurs. Eine rote Flagge, ausgelöst durch einen Unfall in der GT300-Klasse in der 110R-Kurve, beendete diese Hatz jedoch wenige Runden vor Schluss vorzeitig. Wie hart umkämpft die Meisterschaft trotz der bisherigen Lexus-Dominanz ist, offenbart ein Blick auf die Tabelle. Lediglich sechs Punkte trennen die ersten vier Plätze, angeführt von den Auftaktsiegern Ryo Hirakawa / Nick Cassidy (KeePer TOM’s LC500) sowie Autopolis-Triumphanten James Rossiter (au TOM’s LC500). Rossiters Teamkollege Kazuki Nakajima (derzeit Tabellenrang sechs) fällt hierbei aus dem Rahmen, da er wegen der Terminüberschneidung mit dem WEC-Rennen in Spa-Francorchamps nicht am Fuji starten konnte und deshalb unter normalen Umständen keine Chancen mehr auf den Titelgewinn hat. Dennoch wird der zweifache Super-Formula-Champion alles dranzusetzen, seinem Teamkollegen wie auch Rennstall TOM’s auszuhelfen, die diesjährige GT500-Krone zu gewinnen.
Auf den Plätzen drei und vier befinden sich Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura (Zent Cerumo LC500) sowie Kazuya Oshima / Andrea Caldarelli (Wako’s 4CR LC500). Sie allesamt sind nicht nur mit Übergewicht, sondern auch mit dem Benzinflussbegrenzer ausgestattet. Der KeePer TOM’s LC500 bekommt wegen der Überschreitung der 68-Kilogramm-Grenze gar die zweite Stufe jenes Begrenzers verbaut, welcher den Benzinfluss auf 89,9 kg/h reduziert. Bei den drei zuvor genannten LC500 beträgt der Benzinfluss 92,4 kg/h, bei Fahrzeugen ohne Begrenzer hingegen 95,0 kg/h. Mit dem Verbau der Benzinflussbegrenzer verändert sich gleichzeitig auch das reine Gewicht im Auto, welches jedoch nicht durch die offiziellen Aufkleber oder den Angaben auf der Super-GT-Webseite reflektiert wird. Im Falle des KeePer LC500 beträgt das reine Extragewicht somit lediglich 38 kg. Eine praktische Tabelle, wie sich die Extrakilos berechnen und die Gründe für die etwas undurchsichtige Ballastregel in der GT500-Klasse (die Autos reagieren deutlich empfindlicher auf Gewicht, weshalb die GTA versucht, dies zu kompensieren) lassen sich in unserer ausführlichen Saisonvorschau finden. Insbesondere das Qualifying könnte wegen des Handicaps für die vier genannten Lexus-Boliden somit zur Achillesferse werden. Über die Distanz könnte sich der Spieß hingegen wieder umdrehen. Angesichts dieser Umstände dürfte aber insbesondere für die Tabellenführer die Devise lauten, so viele Punkte wie nur möglich zu sammeln.
GT300
Erstmals in dieser Saison muss die GT300-Klasse Federn lassen. Grund hierfür sind die limitierten Garagenplätze im Sportsland Sugo, weshalb lediglich 43 der diesjährig 45 gemeldeten Teams starten können. Hierfür hat die GT Association extra ein Seeding-System zu Beginn des Jahres eingeführt, bei dem alle Teilnehmer in drei unterschiedliche Kategorien gegliedert werden. Mehr Informationen zum Seeding-Verfahren erfahrt ihr im GT300-Teil unserer Saisonvorschau. Abseits des Sportland Sugo sowie des thailändischen Chang International Circuit spielt besagtes Verfahren, zumindest in dieser Saison, keine Rolle, da alle Kurse über eine maximale Kapazität von 45 Autos verfügen. Problematisch könnte es allerdings in der Zukunft werden, wenn das Maximum von derzeit 48 möglichen Saisonteilnehmern erreicht werden sollte. Für den Syntium LMcorsa RC F GT3 (Akira Iida / Hiroki Yoshimoto), Elcars Bentley GT3 (Yuji Ide / Ryohei Sakaguchi) sowie den R’Qs SLS AMG GT3 (Hisashi Wada / Masaki Jyonai), die allesamt der C-Seed-Liste angehören, die nicht automatisch für alle Saisonläufe qualifiziert sind, begann somit zu Beginn des Jahres ein interner Wettkampf um die Starterlaubnis in Sugo sowie Thailand. Am Ende setzte sich das Lexus-Duo durch, welches im Gegensatz zu den beiden Konkurrenten insgesamt drei Meisterschaftszähler sammeln konnten und sich somit die Bevorzugung für den finalen Startplatz bei den beiden genannten Saisonläufen sicherte. Für das Bentley- und Mercedes-Gespann wäre eine Teilnahme nur unter der Voraussetzung, dass einer der anderen Teilnehmer seine Nennung zurückzieht, möglich gewesen.
Für die neue Mannschaft von Elcars Bentley TTO ist die Nichtteilnahme selbstredend eine bittere Pille, nachdem der Saisonstart bereits suboptimal verlief. Für die zweite Saisonhälfte erhält das Team deshalb werksseitige Unterstützung. So verkündete Yuji Ide, dass fortan ein Bentley-Ingenieur allen Rennen beiwohnen wird, um der japanischen Crew unter die Arme zu greifen. Nächster Einsatzort des britischen GT3-Brummers ist somit der Fuji Speedway Anfang August. Für das Gastspiel in Buriram hatte die Mannschaft bereits zu Jahresbeginn verkündet, dass man aus finanziellen Gründen den Trip nach Thailand nicht unternehmen wird. Im Falle von R’Qs Motor Sports ist hingegen derzeit unklar, ob das Team in dieser Saison noch mal an die Rennstrecke zurückkehren wird. So steht ihr betagter Mercedes-Benz SLS AMG GT3 seit einigen Tagen offiziell zum Verkauf. Informationen, ob man mit dem Nachfolgermodell oder gar einem anderen Fahrzeug nach Fuji reisen wird, sind derzeit nicht bekannt. Das Team machte im Mai Schlagzeilen, als der 55-jährige Veteran Hisashi Wada aufgrund der maximalen Anzahl von Strafpunkten für den 500-Kilometer-Lauf am Fuji Speedway als erst dritter Fahrer in der Geschichte der Super GT gesperrt wurde.
Während der eine Lexus RC F GT3 somit um den Einzug in das vierte Saisonrennen kämpfen musste, befindet sich der Schwesterwagen von Yuichi Nakayama / Sho Tsuboi (JMS P.MU LMcorsa RC GT3) im Titelkampf. Sie trennt lediglich ein Pünktchen von Titelverteidiger Takamitsu Matsui sowie dessen neuen Teamkollege Kenta Yamashita im VivaC 86 MC, den Siegern des vorherigen Saisonlaufes auf dem Autopolis Circuit. Trotz 58 kg Übergewicht zählt das Mother-Chassis auf Basis des Toyota GT86 zu einen der Hauptfavoriten auf den Sieg am Sonntag. So kommt die wendige und Downforce benötigende Naturachterbahn des Sportsland Sugo den JAF-GT-Fahrzeugen sehr entgegen. Der ideale Ort also, um sich für den restlichen Teil der Hochsommer-Trilogie in Position zu bringen, da die beiden folgenden Strecken (Fuji und Suzuka) die Fahrzeuge nach FIA-GT3-Reglement bevorteilen dürften.
Ähnlich der GT500 ist auch die GT300-Meisterschaft nach drei Rennen weiterhin hart umkämpft. So befinden sich die ersten zwölf Teams innerhalb 20 Punkte, was einen Sieg entspricht. Noch enger geht es an der Spitze zu, wo die Top 4 innerhalb lediglich sechs Zähler liegt. Nach einem starken dritten Platz in der Autopolis wird das Subaru-Gespann Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi (Subaru BRZ R&D Sport) versuchen in diese Sphären vorzudringen. 2016 pilotierten sie den blauen Boxer auf den Bronzerang. Heuer reisen sie mit einem moderaten Handicap von 30 kg in die Tohoku-Region. Deutlich leichter sind derweil die Vorjahressieger im #31 Toyota Prius apr GT, die lediglich zwei Extrakilos aufladen müssen. Grund hierfür ist der suboptimale Saisonstart für Yuichi Nakayama sowie dessen neuen Teamkollegen Rintaro Kubo, die lediglich beim Saisonauftakt in Okayama ein einziges Meisterschaftspünktchen einfahren konnten. Der Grund hierfür könnte auf der technischen Seite liegen. So erklärte Teamchef Hiroto Kaneso, dass man in den ersten drei Saisonrennen aufgrund der Balance of Performance nicht die eigentliche Stärke des Hybrid-Renners ausspielen konnte. Für die vierte Saisonstation gab die GT Association nach und gibt dem ehemaligen GT500-V8-Motor mit einem größeren Air Restrictor (Vergrößerung von 28,32 mm auf 28,70 mm) nun mehr Luft. Gleichzeitig wurde allerdings auch das Mindestgewicht beider Toyota Prius von 15 kg auf nun 40 kg erhöht. Gepaart mit den unterschiedlichen Reifenpartnern (Bridgestone beim #31, Yokohama beim #30 Toyota Prius apr GT) zählt der Hybrid-Flitzer zu den Geheimfavoriten an diesem Wochenende. Es waren die einzigen Änderungen, die von der GT Association vorgenommen wurden. Auch die SRO, welche für die Japan-exklusive Einstufung der GT3-Boliden zuständig ist, nahm keine Änderungen an der Balance of Performance seit dem Rennen in der Autopolis vor.
Dort überzeugten vor allem die deutschen Modelle von BMW, Porsche und Mercedes, trotz das letztere seitens der SRO-BoP ganze 40 kg an Zusatzgewicht aufgebrummt bekamen. Drei der letzten vier Rennen im Sportsland Sugo wurden von JAF-GT-Modellen gewonnen. Während der Testfahrten im Juni dieses Jahres waren es jedoch Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka im Goodsmile Hatsune Miku AMG GT3, welche den Ton angaben. Ein etwaiger Sieg wäre der ideale Rückenwind für das Abenteuer 24 Stunden von Spa-Francorchamps, welches die Truppe in Kooperation mit RAM Racing sowie Kamui Kobayashi als dritten Fahrer nächste Woche unternehmen wird. Lediglich zwei Pünktchen hinter den Tabellenführer auf dem dritten Platz liegend, muss das Gespann in Sugo zwar 56 kg Erfolgsballast mit sich schleppen. Diesen Nachteil könnte der Downforce-starke Mercedes Benz AMG GT3 jedoch wieder ausspielen. Dies gilt für alle Teams aus dem Stuttgarter Sternenlager, insbesondere den Dulop-bereiften Gainer Tanax AMG GT3 (Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim) sowie den Bridgestone-bekleideten Leon Cvstos AMG (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou). 2016 war das Sportsland Sugo kein gutes Pflaster für den BMW M6 GT3 von ARTA (Shinichi Takagi / Sean Walkinshaw) sowie Team Studie (Jörg Müller / Seiji Ara). Beide Teams machten nach den offiziellen Testfahrten sowie insbesondere dem dritten wie auch vierten Platz in der Autopolis dieses Jahr allerdings eine deutlich bessere Figur.
Eine unglückliche Last-Minute-Änderung gibt es bei D’station Racing zu vermelden. Ursprünglich war Andre Couto vorhergesehen, den wegen der Terminüberschneidungen mit dem ADAC GT Masters verhinderten Sven Müller an der Seite von Tomonobu Fujii im D’station Porsche zu ersetzen. Der GT300-Champion von 2015 erlitt bei einem Unfall beim Gastspiel des China GT Championship am Zhuhai International Circuit allerdings eine schwere Rückenverletzung und muss nach Angaben seines Managements für mindestens drei Monate pausieren. In Namen des gesamten Racingblog-Teams möchte ich an dieser Stelle Andre Couto eine schnelle Genesung wünschen. An seine Position rückt nun Yuya Motojima. Der Meister des Porsche Carrera Cup Japan 2015 war letzte Saison im Dienste von Team Taisan SARD in der GT300 tätig, konnte für 2016 abseits einer Rolle als dritter Pilot bei JLOC jedoch kein Vollzeit-Cockpit ergattern. Abseits seiner Super-GT-Aktivitäten ist der 26-jährige Japaner mit Endless Sport in der ST-X-Klasse der Super Taikyu unterwegs, die er vergangene Saison gewinnen konnte. Motojima wird D’station Racing für die kommenden beiden Rennen unterstützen, während Sven Müllers Rückkehr in die japanische GT-Meisterschaft für den Saisonhöhepunkt in Suzuka angedacht ist. Eine weitere Fahreränderung gibt es bei Tomei Sports zu vermelden, für die an diesem Wochenende der ehemalige GT300-Meister Takayuki Aoiki an der Seite von Yusaku Shibata ins Lenkrad des RunUp GT-R greifen wird.
TV-Zeiten
Wie gehabt wird NISMO-TV auch den vierten Saisonlauf der Super GT live mit englischen Kommentar auf YouTube übertragen. In Japan wird der Fernsehsender J Sports 1 die Qualifikation am Samstag um 7 Uhr live übertragen. Am Sonntag beginnt die Übertragung ebenfalls um 7 Uhr. Der Rennstart (81 Runden) erfolgt eine halbe Stunde später um 7:30 Uhr deutscher Zeit.
Copyright Photos: GT Association, Toyota Gazoo Racing