Home LMS24 H Le Mans WEC: Porsche hört auf – Was passiert mit der LMP1?

WEC: Porsche hört auf – Was passiert mit der LMP1?

von DonDahlmann
0 Kommentare

Porsche hat heute bekannt gegeben, dass man sich Ende des Jahres aus der LMP1 zurückziehen wird. Damit verbleibt nur noch Toyota als einziger Hersteller bei den Hybrid-Prototypen.

Die Gerüchte gab es schon seit Le Mans, heute wurden sie leider bestätigt. Porsche beendet das Engagement in der LMP1 zum Jahresende. Toyota wär der einzige Hersteller in der Hybrid-Klasse, die ausschließlich Werksteams vorbehalten ist. Ob die Japaner allerdings weiter machen werden, ist auch noch nicht klar. ACO und FIA stecken damit in der Klemme.

Eine Klemme, die man sich selbst zuzuschreiben hat. So nett die Idee eines offenen Regelements generell war, die totale Hinwendung zu den hochkomplexen Hybrid-Systemen war eine Fehlentscheidung. Die Kosten sind einfach zu hoch. Das würde sich vielleicht in der F1 rechnen (und selbst tut es das nicht), aber nicht in einer Serie, die im öffentlichen Interesse im Grunde nur aus Silverstone, Spa und Le Mans besteht. Kein Hersteller gibt in der momentanen Lage der Industrie 150 Millionen aus, weil er in Bahrain gewinnen könnte.

Statt den beteiligten und unbeteiligten Herstellern von Beginn an zu signalisieren, dass man Hybride und 7 Liter V8 mit einem einfachen KERS irgendwie in eine EoT quetscht, hat man sich in die völlig Abhängigkeit der teueren Hybride begeben. Alternativen, wie von Peugeot gefordert, wurden ignoriert. Was auch damit zusammenhing, dass die aktiven Hersteller ihre Investitionen nicht einfach abschreiben wollten.

Nach dem Ausstieg von Audi hatte der ACO die Chance, die Notbremse zu ziehen, einen Schnitt zu machen. Aus Angst davor, dass sich keine neuen Hersteller finden lassen und die aktiven Hersteller sich sofort zurückziehen, hat man es gelassen. Das Problem ist aber jetzt, dass es klar ist, dass ACO/FIA keinen Plan B haben. Aber welche Szenarien gibt es denn für die WEC und Le Mans?

Szenario 1 – Toyota bleibt, die Privat-LMP1 wird aufgewertet
Toyota träumt immer noch vom Sieg in Le Mans. Aber was ist ein solcher Sieg wert, wenn es keine Konkurrenz gibt? Will Toyota eine dreistellige Millionensumme in einen Le Mans Sieg investieren, wenn es keine Gegner gibt? Und will man eine ganze Saison ohne Gegner unterwegs sein? Wo ist da der Ansporn? Wo ist das Argument fürs Marketing? Ehrlich gesagt – es macht keinen Sinn. Weder für Toyota, noch für die Fans.
Natürlich gibt es noch die Privat-LMP1. Kolles will auch nächstes Jahr antreten. Dazu kommt, das Jota/Jackie Chan, SMP und Morand Interesse an einem Engagement in der P1 gezeigt haben. Ginetta und Perrin haben Chassis. Allerdings macht es auch keinen Sinn, wenn vorne zwei Toyota pro Runde zehn Sekunden schneller sind. Theoretisch kann man mittels einer BoP die Prototypen angleichen. Kürzere Stintzeiten für die Toyota, gleichzeitig mehr Leistung und Abtrieb für die Privaten P1.
Neu wäre das nicht. Nach dem Bentley Sieg kam Audi zunächst nur mit zwei „Privat“ Teams zurück nach Le Mans und stritt sich mit den unterlegenen Pescarolo um den Sieg.

Szenario 2 – Toyota geht, eine LMP1-P kommt.
Im Grunde wie das erste Szenario, nur ohne Toyota. Vier bis sechs private LMP1 kämpfen um den Sieg. Sportlich sicher nicht uninteressant, aber eine LMP1 ohne Werksunterstützung ist schwer zu vermitteln. Die Hardcore Fans würden es sicher okay finden, den sporadischen Le Mans Fans würde vermutlich etwas fehlen, wenn nicht mehr Porsche gegen Audi usw. antritt, sondern Jackie Chan gegen Morand. Das mag in Le Mans noch funktionieren, aber in Bahrain? Oder Austin?

Eine Variante wäre, dass sich ACO/FIA schon in diesem Sommer zu einem radikal verbilligten LMP1-H Reglement entscheiden. Eine „Lex Peugeot“, mit Standard-Bauteilen und einem einfachen KERS, was dann 2019 an den Start gehen könnte. Aber wen außer Peugeot würde das interessieren?

Szenario 3 – Die LMP1 stirbt, die LMP2 übernimmt
ACO/FIA setzen sich erneut mit den Herstellern in Ruhe zusammen und planen eine neue LMP1 für 2020. In den Jahren 2018 und 2019 brezelt man die LMP2 mit etwas gelockerten Aero-Regeln auf und füllt die Startplätze in der GTE-AM- Dann hätte man mit etwas Glück 25 LMP2, 14 GTE-Pro und 12 bis 15 GTE-Am. Ein schönes Starterfeld, aber reicht das für eine WEC-Saison? Laut Regeln gilt sowieso, dass es nur dann eine Weltmeisterschaft ist, wenn mindestens zwei Hersteller dabei sind. Die WEC wäre also tot, man könnte eine Art Prototypen-Meisterschaft aus den Resten der EU-Rennen der WEC und der ELMS machen.

Szenario 3 – Die DPi-Formel wird übernommen
Zugegeben ist das eines unserer Lieblings-Ideen. (Wer den Podcast regelmäßig verfolgt, weiß das). Wer würde nicht den 6.2 Liter Cadillac um den Kurs ballern hören? Dazu kommt: die DPi ist eine Semi-Werksserie. Neben Cadillac liefern Mazda und Nissan schon jetzt die Motoren. Ab 2018 ist Acura/Honda mit Penske dabei. Man hätte also ein gewisses Engagement der Hersteller, tolle Prototypen und ein sehr gutes Fahrerfeld.

Allein – das funktioniert nur für Le Mans. Es ist vorstellbar, dass WRT, Action Express, Mazda/Joest, ESM und Penske ihre Autos für Le Mans nach Europa bringen. Aber sicher nicht für eine ganze WEC-Saison. Das wäre, neben der IMSA, logistisch auch nicht zu schaffen.

Szenario 4 – Le Mans wird ein Event von IMSA und ELMS
Man könnte eine leicht aufgeblasene ELMS mit der IMSA zusammenwerfen. Beide fahren ihre Saison, kommen aber für ein gemeinsames Rennen in Le Mans zusammen. Eventuell könnte man sich auch vorstellen, dass die ELMS (oder wie auch immer die dann heißen mag) auch in Daytona und Sebring an den Start geht. Hat man in der Vergangenheit ja zumindest in Sebring gemacht. Le Mans bliebe das Kronjuwel des Jahres.

Schwierig wäre nur, die DPi und die LMP2 auf den jeweiligen Strecken auf eine BoP zu bringen. Das klappt in der IMSA schon nicht so recht im Moment. Da überlegt man, die Klassen eventuell sogar wieder zu trennen.

Eine weitere Möglichkeit wäre, das ACO/FIA das DPi-Reglement für ihre Serie komplett übernehmen. Aber selbst wenn ACO und FIA sich derartig in den Staub werfen würden (was sehr unwahrscheinlich ist) müssen sich Hersteller für die Motoren in Europa finden lassen. Was angesichts der momentanen Lage extrem schwierig zu sein scheint.

Keine schönen Zeiten für Werks-Prototypen in Europa. Was jetzt passieren wird, ist komplett offen. Sicher ist aber eins: Die 24h von Le Mans werden das überleben.

Das könnte Dir auch gefallen