Racingblog: Ein Jahrzehnt

Diesen Moment der Stille werde ich nie vergessen. Nach einem Jahr Vorfreude und Aufsaugen jeder noch so kleinen Information war alles egal. Rundenzeiten? Unwichtig! Spannende Duelle? Bitte nicht jetzt! Es war der 22. Juni 2013. Allan Simonsen ist seinen Verletzungen erlegen.

In das tiefe Loch, in welches ich dadurch stürzte, drang nur noch wenig vom Renngeschehen durch. Jeder Versuch des Ablenkens von den traurigen Ereignissen scheiterte und schlussendlich scrollte ich willkürlich durch Twitter. Neben dem fast klischeehaften Meer aus Kerzenbildern und RIP-Hashtags fiel mir ein Tweet von Norbert Ockenga auf. Der Pitwalk-Gründer schien seinen Schock mit Stilkritik an der PR von Aston Martin verdrängen zu müssen und begann so eine Diskussion. Besonders ein Account hielt engagiert dagegen und dieser sollte mein Leben nachhaltig ändern. Es war die Twittervertretung des Racingblogs.

Mit dem Öffnen der Website öffnete sich gleichzeitig eine komplett neue Welt für mich. Von den polemischen Grabenkämpfen der sonstigen Kommentarspalten nachhaltig gezeichnet traf ich auf eine Community, die neben Anstand vor allem eines hat: Sachverstand. Die Themen, welche mich am meisten faszinieren, hatten endlich ihre verdiente Bühne gefunden. Die Artikel brechen mit der mir so verhassten Clickbait-Masche und weisen eine Detailverliebtheit auf, die ich damals nur von englischen Spezialseiten kannte. Abgerundet wurde das Ganze von den TV Zeiten. Mein normaler Serienstamm explodierte dadurch förmlich und meine Stundenbilanz für Motorsportübertragungen erst recht.

Lange Zeit blieb ich ein passiver und stummer Nutzer. In den Chat klatschte ich höchstens ein paar Einzeiler zu großen Nachrichtenhighlights und daran angeschlossenen Diskussionen. Irgendwann mehrten sich dann die Beiträge und das Tippen während des Schauens von Rennen wurde zum ständigen Begleiter. Und das war auch gut so, denn Sport ist auch immer ein soziales Ereignis. Ich war und bin dankbar für die Offenheit, die hier herrscht. In der asozialen Welt der sozialen Medien kann und sollte man sowas nämlich nicht erwarten. Dies zeigte sich unter anderem bei den legendär-abschweifenden Sonntagnachtgesprächen, die „über Gott und die Welt reden“ quasi neu definierten.

Als im Januar 2016 neue Autoren gesucht wurden, sah ich meine Chance, etwas zurückgeben zu können. Diese Entscheidung habe ich bisher keine Sekunde lang bereut. Positives Feedback, interessante Diskussionen und konstruktive Kritik übertreffen bei weitem die Anstrengungen. Jeder Euro und jede Stunde, die ich in den Racingblog investiert habe, waren es mehr als wert.

Deswegen möchte ich mich im Zuge des heutigen 10-jährigen Jubiläums beim Team, bei der Community und im Speziellen bei Don bedanken. Ich bin nur ein kurzes Stück des Weges bisher mit Euch gegangen, aber ich genoss jede Sekunde. Möge die Idee des Blogs noch viele Jahre erhalten bleiben!

PS: Die damals ausgesprochene Podcast-Einladung gilt wohl immer noch, Norbert.

Bilderquelle / Copyright: FIA WEC; ACO; IMSA