Besonders viel los war zwar nicht, aber der GP von Ungarn war dennoch recht unterhaltsam. Das lag vor allem an Ferrari und einem merkwürdigen Problem von Vettel.
Eigentlich war die Sache nach der Quali klar. Ferrari kam mit den hohen Temperaturren in Ungarn und den Supersoft am besten zurecht. Der Mercedes hatte die bekannten Probleme. Ab einer Streckentemperatur von mehr als 45 Grad funktioniert das Auto mit der weicheren Mischung nicht mehr so gut. Auch in Sachen mechanischer Abtrieb scheint Ferrari etwas besser dazu stehen. Dazu kam, dass der Vorteil bei den Motoren für Mercedes in Ungarn nicht zum tragen kam. Man war mehr oder weniger chancenlos und musste aufpassen, dass die Red Bull nicht von hinten Druck machten. Aber das Rennen lief dann doch etwas anders, als es Ferrari geplant hatte.
Ein ruhiger Sonntag sollte es werden, so Vettel. Doch im Rennen plagte ihn von der ersten Runden an ein merkwürdiges Problem: sein Lenkrad stand leicht schief nach links, der Wagen zog dementsprechend auch in die Richtung. Leichtes Gegenlenken half zwar, aber die Ursache war nicht klar. Hatte die Spurstange einen Knacks? Die Aufhängung vorne oder hinten? Wie lange würde das halten? Ferrari wies den Deutschen an die Curbs zu vermeiden, was in Ungarn gar nicht so leicht ist und zudem viel Zeit kostet. Das veränderte das Rennen kurz nach dem ersten Drittel dann komplett. Denn Teamkollege Räikkönen war schneller und von hinten nahten die Mercedes, die mit den Soft besser zurecht kamen, als mit den Supersoft.
Es entwickelte sich vorne zunächst ein enges Duell zwischen den beiden Ferrari, wobei auch klar war, dass Räikkönen keinen ernsthaften Versuch starten würde Vettel zu überholen. Aber dann gab es ja auch noch die Boxenstopps. Zwar hatte Pirelli auf die Möglichkeit einer Zwei-Stopp-Stratgie hingewiesen, aber alle Teams verzichteten darauf. Das lag zum einen an der etwas länglichen SC-Phase nach dem Ausfall von Ricciardo in Runde 1, zum anderen bauten die Supersoft weniger ab, als man gedacht hatte. Nachdem Runde 22 und damit das Fenster für eine Zwei-Stopp-Strategie verstrichen war, warteten dann alle darauf, wer an der Spitze den ersten Schritt machen würde.
Der erfolgte durch Mercedes, ganz konservativ in Runde 30 durch Bottas, Hamilton folgte eine Runde später. Und beschwerte sich nachträglich, dass seine Reifen noch ein paar Runde drin hatten. Mercedes kämpfte aber mit dem Problem, dass der Funk nicht ging, sie konnten kein Feedback von Hamilton einholen. Der Brite lag zu dem Zeitpunkt hinter Verstappen, der aber wegen der Kollision mit Ricciardo eine 10-Sekunden-Strafe an der Box absitzen musste. Es war klar, dass man am Niederländer vorbei kommen würde, aber Bottas war zu weit weg. Also entschied man sich dazu, den Finnen zuerst reinzuholen, dann Hamilton. Im Nachhin hätte man den Briten fahren lassen können um zu schauen, ob er mit einem Overcut an Bottas vorbei ziehen würde, Das hätte Mercedes am Ende ein schwieriges Manöver erspart.
Das der Overcut zur Abwechslung mal klappen könnte, zeigte sich auch bei Räikkönen. Vettel kam als Erster, Räikkönen folgte eine Runde später. Auch beschwere sich, dass er mit den alten Reifen noch hätte weiter fahren können. Seine Zeiten bestätigten dies. Eine Runde mehr und er wäre vermutlich an Vettel vorbei gekommen. Damit er hätte er Ferrari in arge Bedrängnis gebracht, denn einerseits war Vettel wegen seines Problems langsamer, hätte also nicht zurückschlagen können, zum anderen hätte das Punkte gekostet. Den Finnen draussen zu lassen, war also eher eine teamtaktische Entscheidung, denn Bottas war mit den neuen Soft auch nicht schneller als Räikkönen.
Interessant war dann, was Mercedes machte. Sie lotsten Hamilton an Bottas vorbei, beschieden ihm aber am mittlerweile wieder funktionierenden Funk, dass er, sollte er an Räikkönen nicht vorbei kommen, Bottas wieder passieren lassen würde. Tatsächlich war Hamilton schneller, setzte sich von Bottas ab und kam Räikkönen näher, der sich über die aus seiner Sicht unnötige Warterei hinter Vettel beschwerte. Allerdings spielte Ferrari das Spiel gut. Im letzten Sektor ließ Vettel den Teamkollegen immer wieder ran kommen, so dass dieser in DRS-Reichweite kam. Damit konnte er Hamilton spielend in Schach halten.
Tatsächlich spielte Mercedes dann fair. Hamilton ließ Bottas in der letzten Runde wieder vorbei. Was erstaunlich war. Zum einen drückte Verstappen von hinten, zum anderen gingen Hamilton damit drei Punkte verloren. In einer so engen WM wie in diesem Jahr, kann das entscheidend sein. Toto Wolff sagte nach dem Rennen, dass man halt immer fair spielen und die Fahrer gleich behandeln würde. So würde man den Motorsport verstehen.
Allerdings dürfte auch andere Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Denn Mercedes steht als Hersteller im Moment bekanntlich massiv unter Druck. Diesel-Skandal und Kartell-Verdacht kratzen am Image. Da möchte man vermutlich nicht auch noch als „Lügner“ in der Formel Eins dastehen. Was Hamilton getan hat, hat er für das Team und vor allem für das Unternehmen gemacht. Und, so nebenbei, richtig war das auch noch.
Hinter den Top 5 tat sich auch durchaus etwas. Alonso hatte ausnahmsweise mal richtig Spaß im McLaren. Wie erwartet lief das Auto gut in Ungarn, trotz der Hitze. Was immerhin zeigt, dass der Honda einigermaßen standfest geworden ist. Das Chassis arbeitete sehr gut und bewies, dass man sich McLaren auf der Seite nicht hinter den Top 3 verstecken muss. Alonso hatte am Ende knapp 71 Sekunden Rückstand, man verlor also rund eine Sekunde pro Runde. Die kann man auf den Motor schieben. Zu seinem eigenen Amüsement gelang es Alonso dann auch noch die schnellste Runde des Rennens zu fahren. Man konnte Eric Boullier nach dem Rennen die Erleichterung im Gesicht ansehen.
Dahinter war es zwischen Toro Rosso und Force India relativ eng. Die Inder hatten einen fürchterliche Qualifikation, retten sich aber im Rennen vor allem durch einen guten Start beider Piloten. In Mitten dieses Trubels gerieten dann Magnussen und Hülkenberg aneinander. Schon beim Start war man aneinander geraten, später drückte der Däne den Renault unsanft aufs Gras. Nach dem Rennen beschwerte sich der jetzt nicht gerade als aufbrausend bekannte Deutsche in der Interview-Zone bei Magnussen, was dieser mit „Suck my balls“ kommentierte. Freunde werden die ehemaligen Teamkollegen wohl nicht mehr.
Ungarn brachte Ferrari den langersehnten Sieg. Man ist wieder im Geschäft, vor allem in der Fahrer-WM, wo Vettel mit 14 Punkten führt. Dieses kleine Polster wird man benötigen, denn Vettel ist schon jetzt mit seinem vierten Turbolader unterwegs. Das er die restlichen neun Rennen mit diesem Lader bestreiten wird, eher nicht wahrscheinlich, einer Rückversetzung um 10 Plätze droht also. Aber der Sieg wird etwas den Druck aus dem Team nehmen. Doch nach der Sommerpause wird wieder alles anders sein.
Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
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