Wenn man sich auf eins verlassen kann, dann ist es Watkins Glen. Der zweite Rundkurs im NASCAR-Kalender sorgt jedes Mal für spannende Rennen. Das war dieses Mal auch nicht anders.
Eigentlich hatte alles nach einer Kyle-Busch-Show ausgesehen. Die Quali gewann der Ex-Champion relativ locker und auch die Startphase überstand Busch unbeschadet. Und dies, obwohl eine ganze Menge Road-Course-Spezialisten um ihn herum waren. Aber Kyle Busch wehrte die Angriffe in der ersten Kurve mühelos ab und baute auch schnell einen kleinen Vorsprung auf. Das Kyle die Rundkurse durchaus liegen, ist ja bekannt. Als Allrounder ist er mit jenem Talent gesegnet, mit dem er auf allen Strecken gewinnen kann. Dafür allein sprechen seine zwei Siege in Watkins Glen. Aber das gilt ja mittlerweile nicht mehr nur für ihn. Auch Truex jr. und andere sind auf Rundkursen auch von den Spezialisten wie AJ Allmendinger und anderen nur schwer zu schlagen.
Die erste Stage blieb ziemlich ereignislos, auch wenn es einige interessante Zweikämpfe gab. So mühte sich Brad Keselowski eine halbe Ewigkeit hinter dem Rookie Eric Jones ab, bis er diesen endlich überholen konnte. AJ, der von P6 gestartet war und sich eigentlich gute Chancen auf einen Sieg und damit einen Platz im Chase ausgerechnet hat, fiel in der ersten Phase des Rennen zurück und steckte im Mittelfeld.
Wie üblich gab es kurz vor Ende der ersten Stage die ersten taktischen Boxenstopps. Busch blieb logischerweise draußen, aber hinter ihm fuhren einige Piloten an die Box, darunter auch Daniel Suarez, der auf Rundkursen bisher nicht wirklich aufgefallen ist. Die Stage ging dann an Busch, mit einigen Sekunden Abstand folgte Truex vor Elliott, Larson, Keselowski, McMurray, Logano, Allmendinger, Kahne und Stenhouse jr.
Das waren dann logischerweise auch die Piloten, die erst in der Caution an die Box kamen. Die Stopps waren hektisch, jeder wollte wenn möglich vorne sein, um die Aufholjagd auf jene Fahrer zu starten, die vor dem Ende der ersten Stage drin waren. Und ausgerechnet bei Kyle Busch lief es mal wieder schief. Ein loses Rad zwang den bis dahin dominierenden Fahrer noch mal an die Box und warf ihn auf P32 zurück. Damit kamen die Fans dann in den Genuss einer ziemlich ruppigen Fahrt von Busch, der sich durchs Feld kämpfen musste.
Im späteren Verlauf des Rennens war das erste Opfer sein „bester Freund“ Keselowski, allerdings musste sich Busch einstecken. Beide verzahnten sich in der Einfahrt der Bus-Stop und drehten sich. Während Busch weiterfahren konnte, musste Brad an die Box. Zweites Opfer war Danica Patrick, die dem sehr eiligen Kyle Busch offenbar ein paar Minuten zu lang im Weg stand. Er drehte sie wenig freundlich von der Strecke und durfte sich nach dem Rennen einiges anhören. Für die Offiziellen war das allerdings alles im Rahmen des Erlaubten.
Stage Zwei hatte einen deutlich abwechslungsreicheres Leben. Vorne langen Chase Elliott und McMurry, allerdings war klar, dass beide auch noch mal die Box kommen mussten. Somit übernahm Suarez die Spitze des Rennens und konnte diese auch gegen die Angriffe zunächst von Kenseth und dann von Truex verteidigen. Allerdings ging es ziemlich knapp zu. Truex hing dem Mexikaner auf der Stoßstange und versuchte alles, um ihn aus der Ruhe zu bringen. Suarez ließ sich aber nicht beirren und gewann Stage Zwei mit 0,3 Sekunden vor Truex, Kenseth, Blaney, Jones, Hamlin, Keselowski und den beiden Buschs.
Und dann kam der Rest des Rennens. Es war klar, dass man irgendwann mal an die Box kommen musste. Nur wann? Wie üblich war die Entscheidung ein Poker-Spiel. Einige versuchten es mit einer defensiven Strategie und kamen relativ spät, hatten dann aber am Ende ein bisschen mehr Sprit im Tank. Andere kamen früh, um per Undercut auf der Strecke Positionen zu bekommen. In Runde 51 gab es zudem noch die einzige echte Caution, weil Landon Cassill der Reifen geplatzt war. Da kamen dann alle zum Stopp.
Vorne kontrollierte Truex das Rennen, aber es war nicht klar, ob er das Rennen mit der Tankladung würde beenden können. So ab Runde 70 kamen die „Spät-Stopper“, die aber dann an Boden verloren. Jeder versuchte irgendwie, mit dem Benzin auszukommen. Truex wurde langsamer und musste zunächst Penske-Pilot Keselowski und später auch Blaney ziehen lassen.
Doch das war alles nur Taktik. Denn während man vorne um den Sieg kämpfte, sparte Truex Sprit ein. Ihm kam dann noch zugute, dass Keselowski sich eine Strafe bei seinem Stopp eingefangen hatte. Auch wenn von hinten Matt Kenseth anrauschte, für das Furniture Row Team reichte es am Ende knapp zum Sieg in Watkins Glen. Was Truex im Chase weiter helfen wird.
News:
Hendrick Motorsport verjüngt sich weiter. Nachdem man Kahne vor die Tür gesetzt hat, übernimmt dessen Auto im nächsten Jahr William Byron. Der gerade 20-Jährige kommt aus der zweiten Liga und gilt, natürlich, als großes Talent. Neben dem ebenfalls jetzt nicht sonderlich erfahrenen Alex Bowman und Chase Elliott hat Hendrick damit so ziemlich das jüngste Team in der NASCAR. Johnson ist jetzt der alte Hase.
Es ist durchaus ein Risiko, was Hendrick da macht. Viele hatten darauf getippt, dass Matt Kenseth die #5 von Kahne bekommen würde. Jedenfalls für eine Übergangszeit. Mit Johnson und Kenseth hätte man zwei erfahrene Piloten, die die beiden jüngeren anleiten können. Jetzt liegt das alles bei Johnson alleine. Und dass es mal länger dauern kann, bis ein Talent auch zündet, hat das Beispiel von Joey Logano ja deutlich gezeigt.
Vorschau Michigan:
Ächz, Michigan. 1,5 Meilen asphaltierte Langeweile, normalerweise. Aber die Rennen im Sommer sind ja immer ein bisschen anders, weil es noch um den Chase geht. Wir hatten in diesem Jahr derartig viele unterschiedliche Sieger (14 minus dem Sieg von Logano), dass man sich am unteren Ende der Tabelle schon langsam Sorgen machen kann, ob es mit einem Sieg überhaupt reicht. Und es gibt einige Kandidaten, die durchaus noch rein rutschen können. Chase Elliott ist ebenso fällig für einen Sieg wie McMurray (überfällig) und Kenseth (hat noch gar nicht gewonnen dieses Jahr).
Die haben also einen erhöhten Bedarf in Sachen Sieg, denn so langsam geht die Zeit ja aus. Dazu gehört Dale Earnhardt jr. der in den letzten Rennen ziemlich viel Pech hatte. Überhaupt ist seine Abschiedstournee nicht gerade vom Glück verfolgt. Michigan gehörte zu den eher besseren Kursen für Junior, der hier 2008 und 2012 gewinnen konnte. Allerdings jeweils die Rennen im Frühsommer.
Ein Siegkandidat ist auf jeden Fall Kyle Larson, der die letzten beiden Rennen in Michigan gewinnen konnte. Ebenfalls auf der Siegerliste der letzten Jahre stehen: Logano, Kurt Busch, Matt Kenseth und Jimmie Johnson.
Bilder: NASCAR
1 Kommentare
Danke für Analyse, News und Vorschau.
Lt. „Nascar Strecken“ (NASCAR FAQ) handelt es sich beim „Michigan International Speedway“ um einen 2-Meiler ;-) (ist also noch langweiliger…)
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