Der Michigan International Speedway ist der schnellste Kurs im aktuellen NASCAR-Kalender, weshalb die Rennen auf dem zwei Meilen langen Oval immer sehr spannend sind. Auch beim Pure Michigan 400 war es wieder nicht anders.
Das 400 Meilen lange Rennen wurde, wie in dieser Saison üblich, in drei Stages aufgeteilt. Während die Distanz der ersten zwei Segmente 60 Runden betrug, wurden im finalen Rennabschnitt 80 Runden gefahren. Auf der Poleposition stand Penske-Pilot Brad Keselowski, der in der ersten Startreihe seinen Teamkollegen Joey Logano neben sich fand. Der Favorit des Rennens war Kyle Larson. Der Ganassi-Fahrer, der die vergangenen zwei Rennen auf dem schnellsten NASCAR-Kurs gewonnen hatte, startete von Position neun ins Rennen.
Gleich zu Beginn des Rennens zog Keselowski an der Spitze davon. Der Ford von „Bad Brad“ lag verdammt gut, weshalb er die gesamte erste Stage dominierte und sich schlussendlich auch die wichtigen Bonuspunkte für die diesjährigen Playoffs sicherte. Für Keselowski war es der vierte Stage-Sieg in der Saison 2017.
Direkt dahinter landete Kevin Harvick, der sich schon direkt in der ersten Runde die zweite Position von Logano schnappte. Logano fiel hingegen auf Rang sechs zurück, da er nach seinem ersten Boxenstopp mit Vibrationen zu kämpfen hatte und daher nicht das Maximum aus seinem Ford herausholen konnte.
Hendrick-Pilot Chase Elliott fuhr ein herausragendes erstes Segment und belohnte sich mit Platz drei. Tabellenführer Martin Truex Jr. war auf dem vierten Rang unterwegs, als zum ersten Mal die grün-weiß-karierte Flagge geschwenkt wurde. Die Top 5 komplettierte sein Teamkollege und Youngster Erik Jones.
Während der Boxenstopps in der ersten Unterbrechung des Rennens gab es gleich mehrere Strafen, die die „Big Boys“ betrafen. Während Kyle Busch an die Box fuhr, als diese noch geschlossen war, war Clint Bowyer in der Boxengasse zu schnell unterwegs. Beide Piloten mussten daher beim Neustart zurück ans Ende des Feldes.
Gleich zu Beginn des zweiten Segments setzte sich Keselowski erneut an der Spitze fest. Diesmal wurde der Penske-Pilot jedoch mächtig unter Druck gesetzt. Joe-Gibbs-Fahrer Daniel Suarez versuchte immer wieder, an dem Fahrzeug mit der Startnummer 2 vorbeizukommen. Schlussendlich gelang es dem Mexikaner aber nicht, die Führung langfristig zu übernehmen.
Anschließend folgten die nächsten Boxenstopps unter grün. Dale Earnhardt Jr., der auf seiner Abschiedstour zum letzten Mal in Michigan im Cup startete, war mit seinem Fahrzeug zur Rennhalbzeit alles andere als zufrieden und wies seine Mannschaft an, Änderungen am Hedrick-Chevrolet durchzuführen. Matt Kenseth fuhr hingegen zu schnell durch die Boxengasse und musste daher eine Durchfahrtsstrafe antreten.
Kurz vor dem Ende der zweiten Stage gab es die erste nicht geplante Gelbphase des Rennens. Derek Cope steuerte sein Fahrzeug nach einem Motorschaden direkt in einen der Notausgänge der Strecke. Nach den Aufräumarbeiten auf dem Kurs ging es ins Finale von Stage zwei. Truex Jr. übernahm gleich nach dem Neustart die Führung und verteidigte diese auch bis zum Schwenken der grün-weiß-karierten Flagge. Dahinter landete Keselowski direkt vor Harvick, Jones und Suarez.
Bowyer kam in Michigan einfach auf keinen grünen Zweig. Erneut war der Stewart-Haas-Pilot während seines Stopps zu schnell in der Boxengasse unterwegs, weshalb er wieder vom Ende des Feldes starten musste.
Während die ersten beiden Abschnitte des Rennens recht ereignisarm verliefen, gab es in der finalen Stage viel Spektakel. Zuerst vermeldete Keselowski in Runde 130, dass er Reifenprobleme hätte. Anschließend musste Ryan Blaney in Runde 131 an die Box, da sein Reifen aufgrund eines Kontakts mit Harvick an der Karosserie seines Wood-Brothers-Ford schleifte.
In Runde 131 kam es dann zu einem heftigen Unfall, in den Suarez und Kasey Kahne verwickelt waren. Kahne kam, nachdem er den Mexikaner auf der Innenbahn überholt hatte, zu früh wieder hoch, touchierte die Front von Suarez und beide krachten in die Mauer.
Nach dem Neustart ging die Pechsträhne von Bowyer weiter: Nach seinen zwei Strafen musste der erfahrene NASCAR-Routinier an die Box, da sein Reifen wie bei Blaney an der Karosserie schleifte. In Runde 185 platzte ein Reifen von Logano, weshalb es zur nächsten Rennunterbrechung kam. Der Penske-Pilot schaffte es aber, seinen Ford zurück an die Box zu schleppen.
Bei Wiederaufnahme des Rennens waren nur noch neun Runden zu fahren. Truex Jr. übernahm vor seinem Teamkollegen Jones die Führung. Kenseth, Elliott und Trevor Bayne nahmen dahinter die Verfolgung auf die Spitze auf. Als noch fünf Runden zu fahren waren, löste Michael McDowell die nächste Caution aus: Er drehte sich nach einem Kontakt mit Paul Menard am Ausgang von Kurve drei und krachte in die Mauer. Aufgrund der Aufräumarbeiten wurde das Rennen mit der roten Flagge unterbrochen. Damit war klar, es ging in die Overtime!
Nach dem erneuten Neustart gelang Larson das Manöver des Rennens: Der Ganassi-Pilot quetschte sich zwischen den beiden Führenden Furniture-Row-Fahrern durch, blockte auf der Innenseite Kenseth und übernahm die Führung. Der 25-Jährige ließ seiner Konkurrenz keine Chance mehr, feierte schon auf der Gegengeraden und sicherte sich seinen dritten Michigan-Sieg in Folge. Das ist ein neuer Rekord!
Die Top & Flops des Michigan-Rennens
In Michigan glänzten vor allem die jungen Wilden. Nicht nur Rennsieger Larson zeigte ein beeindruckendes Rennen, sondern auch andere Youngster, die zum größten Teil die erste Cup-Saison ihrer noch jungen Karriere fahren, überzeugten mit ihren starken Leistungen. Jones kam im Funiture-Row-Toyota auf Platz drei ins Ziel und hatte bis zur letzten Runde noch Chancen auf den Sieg. Der 24-Jährige Chris Buescher überraschte mit einem starken sechsten Platz. Mit Austin Dillon und Elliott waren noch zwei weitere Youngster in den Top 10 vertreten. Hätten Blaney und Suarez nicht so viel Pech gehabt, wären sie sicher ebenfalls auf den Top-Rängen gelandet.
Einige etablierte NASCAR-Piloten hatten hingegen Schwierigkeiten: Die Busch-Brüder landeten auf den Rängen zehn und elf. Beide hatten sich vor dem Rennen sicher eine bessere Platzierung als Ziel gesetzt. Harvick, der direkt vor Earnhardt Jr. auf Rang 13 ins Ziel kam, kann aufgrund seines guten Tempos im Rennen mit dem Resultat ebenfalls nicht zufrieden sein. Keselowski, der 105 Runden des Rennens angeführt hatte, überquerte die Ziellinie nur auf Platz 17.
Für Jimmie Johnson war es ein Rennen zum Vergessen: Der Hendrick-Pilot hatte zu keinem Zeitpunkt im Rennen die Chance, mit der Spitze mitzuhalten, weshalb er letztendlich auch nur auf Platz 19 landete. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Entscheidung der Teams, im kommenden Jahr auf viele Rookies und junge Piloten zu setzen, funktionieren könnte. Schon jetzt gibt es viele junge Fahrer, die den etablierten Piloten viel Druck machen und mit Resultaten überzeugen.
Vorschau: Bristol
Am kommenden Wochenende reist der NASCAR-Trott zum „letzten großen Kolosseum“ nach Bristol. Die grüne Flagge auf dem Halbmeilen-Oval ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 1:45 Uhr deutscher Zeit geplant. Das Frühjahrsrennen gewann im April Johnson vor Bowyer und Harvick, der das Nachtrennen im vergangenen Jahr gewann. Der beste aktive Fahrer ist Matt Kenseth. Er holte sich die Trophäe bereits drei Mal (2005, 2006, 2013). Aus Sicht der aktiven Teams führt Roush Fenway Racing die Statisitik an. Ganze sieben Mal feierte der Rennstall den Sieg eines Piloten aus seinen Reihen. Chevrolet führt mit 21 gewonnen Rennen die Tabelle der Hersteller an.
Für einige Piloten wird die Zeit in der aktuellen Saison langsam knapp, um die Playoffs noch zu erreichen. Über Siege sind aktuell nur noch drei Plätze übrig, die zurzeit aufgrund der gesammelten Punkte von Elliott, McMurray und Kenseth eingenommen werden. Hinter diesen drei Piloten stehen aber noch weitere große Namen, die bisher ohne Sieg sind: Bowyer, Earnhardt Jr. und Logano müssen ebenfalls noch ein Rennen gewinnen, um die direkte Qualifikation für die Playoffs zu schaffen.
Logano auch? Ja, denn sein Richmond-Sieg wurde im Bezug auf die Playoff-Teilnahme wegen der Regelverstöße am Fahrzeug aberkannt. Der Penske-Pilot steht also wie die anderen Big Boys mächtig unter Druck. Gerade in Bristol, wo sich die Gemüter sehr schnell erhitzen, ist diese Ausgangssituation ein Garant für ein spannendes Rennen.