Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP vom Belgien – Wendepunkt in der WM?

Formel Eins: Analyse GP vom Belgien – Wendepunkt in der WM?

von DonDahlmann
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Mit ziemlich großem Selbstbewusstsein war Mercedes nach Spa gereist. Die Strecke, so nahm man an, sollte dem Mercedes deutlich besser liegen als dem Ferrari.

Spa sollte eigentlich eine klare Sache für die Mercedes sein. Vor allem der etwas stärkere Motor sollte die Ferrari deutlich auf Distanz halten. Doch schon in den freien Trainings zeigte sich, dass es so leicht für die Deutschen nicht werden würde. Mercedes war schnell, aber Ferrari war knapper dran, als man es vor dem Rennen erwartet hatte. Natürlich hatte Mercedes den Vorteil in der Qualifikation, was sich auf die Entscheidung im Rennen auswirken sollte. Die Deutschen hatten für Spa einen neuen, frischen Motor installiert, während Ferrari den Motorwechsel erst für Monza geplant hat. Die aggressiven Mappings, die Mercedes fahren kann, halfen in der Quali natürlich auch. Man schätzt, dass allein die Mappings um die vier Zehntel in Spa bringen. Dem kann Ferrari bisher nichts entgegensetzen.

Aber die Italiener waren in der Sommerpause nicht untätig. Für Spa hatte man die vordere Aufhängung leicht verändert, was vor allem dafür sorgen soll, dass die Vorderreifen leichter auf Temperatur kommen. Ein kleines Problem, das Ferrari bisher über das gesamte Jahr mit sich rumschleppte. Dazu ein paar aerodynamische Kleinigkeiten und schon war der Ferrari gar nicht mehr weit weg, wie man vor dem Rennen dachte. Der Abstand zwischen Hamilton und Vettel betrug in Q3 dann nur 0.242 Sekunden. Das war für Mercedes eine kleine Überraschung, zumal die Long-Run-Zeiten am Freitag vermuten ließen, dass Vettel im Racetrim schneller sein würde.

Kompromisse bei der Abstimmung

Den geringen Abstand erklärte Toto Wolff nach dem Rennen mit einer etwas anderen Abstimmung. Man habe den Wagen, nachdem man die Ferrari-Zeiten am Freitag gesehen habe, mehr auf das Rennen abgestimmt. Genau bedeutete dies, dass man etwas weniger Flügel fuhr, um auf den Geraden im Rennen schneller zu sein. Eine richtige Entscheidung, wie sich am Sonntag dann rausstellte. Zwar konnte Vettel während des gesamten Rennens im Heck von Hamilton bleiben, vorbei kam er aber nicht, da der Mercedes auf den Geraden einfach zu schnell war. Die „Dirty Air“ hinter dem Mercedes sorgte dann auch dafür, dass Vettel nicht näher heran kam. Denn auch Ferrari hatte am Samstag die Abstimmung leicht verändert und Abtrieb aus dem Auto genommen. Damit war Vettel dann die berühmte „Sitting Duck“ hinter dem Mercedes, weil er im kurvenreichen zweiten Sektor nicht nah genug an den Mercedes heran kam.

Hamilton musste hart kämpfen, profitierte aber offensichtlich nach dem Restart erneut vom Power Mode des Mercedes-Motors. Vettel hatte mit den Ultrasoft zwar die besseren Reifen für den Schlussspurt, aber es war auch klar, dass der Vorteil nur über die ersten zwei Runden funktionieren würde. In La Source rutschte Hamilton leicht über den Apex, Vettel klemmte in seinem Diffusor. Aber der Brite ließ Vettel in der Eau Rouge noch näher kommen, indem er kurz lupfte. Vettel war einfach zu früh und nah im Heck des Mercedes und verhungerte auf der Geraden nach Les Combes. Und weil Ferrari für das Rennen Abtrieb aus dem Wagen genommen hatte, konnte er im zweiten Sektor dann nicht näher heran kommen. Aber eine kleine Überraschung war es dann doch, dass Vettel mit den Ultrasoft so gar keinen Vorteil ziehen konnte.

Unzufrieden war man bei Ferrari mit dem zweiten Platz aber nicht. Im Gegenteil. Dass man auf einer Paradestrecke der Mercedes so nah am Weltmeister-Team dran war, hatte man nicht erwartet. Die Veränderungen am Auto haben also funktioniert, der neue Motor, der in Monza ins Auto kommt, soll dann auch bessere Mapping-Einstellungen ermöglichen. In Sachen genereller Leistung ist man mit Mercedes im Renntrim auf Augenhöhe, wenn man nun den Abstand in der Quali reduzieren kann, dürfte es für Mercedes eng werden. Monza dürfte noch mal eher für die Mercedes sprechen, aber danach sieht es anders aus.

Wie eng die Sache vorne sein kann, konnte man bei Bottas sehen. Er bekam die Abstimmung nicht so perfekt hin, wie das Hamilton gelang. In der Quali reichte es nur für P3, im Rennen lag sein Abstand meist um die fünf Sekunden. Nach dem Restart wurde er dann in einem sehenswerten Manöver von Ricciardo und Räikkönen überholt. Da konnte er sich aber auf nur schwer wehren. Erstaunlicherweise konnte er aber Räikkönen danach nicht unter Druck setzen. Dass Kimi aber seinerseits nicht am Red Bull vorbeikam, war dann auch eine Überraschung. Auch hier lag es an der Abstimmung. Red Bull hatte alles auf das Topspeed gesetzt, das reichte dann, um P3 nach Hause zu fahren.

Force India reicht es

Hinter den Topteams etablierte sich Hülkenberg mal wieder als „Best of the Rest“, was auf der Strecke schon eine kleine Überraschung war. Ebenso P7 von Grosjean und HaasF1, der nur drei Sekunden hinter dem Deutschen lag. Dass die beiden Chassis in Spa soweit vorne liegen konnten, war sehr überraschend. Lag aber auch am immer weiter eskalierenden Kleinkrieg der Force-India-Piloten.

Deren „Duell“ gerät mittlerweile völlig außer Kontrolle. Schon beim Start kam es zu einer heftigen Berührung zwischen beiden. Perez, der links neben sich Hülkenberg hatte, drückte Ocon in die Boxenmauer. Das hätte schnell ein sehr böser Unfall im Mittelfeld werden können. Im Rennen lagen die Force India dann lange um P7/P8 herum, doch dann kamen sich die beiden nach den Stopps wieder ins Gehege. Perez machte nach La Source humorlos die Tür zu, Ocon blieb dennoch auf dem Gas. Kann man sich drüber streiten, aber Ocon hatte gerade mal seinen Frontflügel auf Höhe des Hinterreifens von Perez. Der Franzose bestand auf der Lücke, die Perez ihm nicht geben wollte.

Die erneute Kollision kostete Force India erneut wichtige Punkte und jetzt reicht es Otmar Snafznauer. Ab sofort kommen die Anweisungen, wer auf welchen Platz liegen darf, von der Box. Wer sich nicht dran hält, wird für ein Rennen gesperrt. Zwar hat man mit Alfons Celis jetzt nicht gerade einen starken Ersatzfahrer, aber im Paddock gibt es ja noch andere Piloten, die man sich zur Not ausleihen kann. Ob Force India die Fahrerpaarung 2018 behalten wird? Im Moment wird Perez mit Renault in Verbindung gebracht. Dort fährt sein Kumpel Hülkenberg, mit dem versteht sich der Mexikaner blendend. Nachfolger für Perez könnte Wehrlein werden, aber auch nur, wenn Mercedes Geld springen lässt. Seinen Job bei Sauber ist Wehrlein, nach eigener Aussage, im nächsten Jahr ziemlich sicher los.

Williams von der Rolle

Ein wirklich gutes Rennen, im Rahmen der Möglichkeiten, hatte Massa. Es ist schwer zu sagen, was bei Williams gerade los ist, aber mit einem Mercedes-Motor im Heck auf einer Strecke wie Spa mit beiden Autos in Q1 hängen zu bleiben, ist mehr als peinlich. Man war sogar vier Zehntel langsamer als die McLaren. Mit dem Honda-Motor. In Spa. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.

Das Rennen lief dann wenigstens für Massa deutlich besser. Vor allem in der Anfangsphase überholte er einige Konkurrenten und schaffte es schnell auf die zehnte Position. Dank der bescheuerten Aktionen der Force-India-Piloten rutschte er auf P8, aber den Haas vor sich konnte er erstaunlicherweise nicht halten. Das war dann Schadensbegrenzung, mehr nicht. Williams hat bisher in diesem Jahr nur 45 Punkte gesammelt. Zum Vergleich: 2016 waren es bis Spa 101 Punkte, 2015 hatte man 161 Punkte nach dem Rennen in Belgien auf dem Konto. Irgendwas läuft bei Williams, die das von allen Mittelfeldteams das größte Budget haben, deutlich schief. Und Paddy Lowe scheint zumindest im Moment das Ruder nicht herumreißen zu können.

Aber vielleicht gelingt ihm ja ein Coup. Die Gerüchteküche besagt, dass Williams Fernando Alonso ein Angebot für 2018 gemacht hat. Das wäre dann schon eine Sensation, sollte Williams den Spanier ins Team locken können. Alonso wiederum schob in Spa Frust. Obwohl Honda eine verbesserte Variante des Motors mitgebracht hatte, war der Speed-Unterschied auf der Geraden eklatant. Die Force India und HaasF1 flogen nur so an ihm vorbei. Man hatte den Eindruck, dass dem Honda 80 PS oder mehr fehlen würden. Alonso stellte den Wagen dann irgendwann ab, obwohl Honda keinen Schaden am Motor feststellen konnte. Sein Verbleib bei McLaren ist mehr als fraglich, aber ob ein Wechsel zu Williams jetzt die bessere Alternative ist?

Vielleicht hört man schon am nächsten Wochenende mehr. Denn Monza steht schon in wenigen Tagen auf dem Programm.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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1 Kommentare

Montoya12 1 September, 2017 - 12:08

Vettel hatte am Ende Supersoft drauf nicht Ultrasoft.

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