Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Bommarito Automotive Group 500; Vorschau Watkins Glen

IndyCar: Analyse Bommarito Automotive Group 500; Vorschau Watkins Glen

von Rainer
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Mit dem Sieg im Gateway Park setzten Josef Newgarden und Team Penske ihre eindrucksvollen Serien in der laufenden IndyCar-Saison fort. Für Newgarden war es die fünfte Top-2-Platzierung in den letzten sechs Rennen und für Team Penske der fünfte Sieg in Folge.

Vom ersten Training an ließen die Fahrer des Captains die Muskeln spielen und machten klar, wer im Gateway Park die schnellsten Wagen hat. So sicherten sich Will Power, Josef Newgarden, Helio Castroneves und Simon Pagenaud die ersten vier Startpositionen. Für Power war es die 50. Pole Position seiner Karriere. Das Jubiläum sollte ihm aber so gar kein Glück bringen. Tony Kanaan hatte schon das Heck seines Wagens in der letzten Einführungsrunde verloren, weshalb das Rennen erst mit Runde 6 frei gegeben werden konnte. Durch den Wechsel des Heckflügels verlor Kanaan drei Runden.

Beim Double-File-(Re-)-Start setzte sich Josef Newgarden außen direkt gegen seinen Teamkollegen durch und zog noch vor Kurve 2 nach innen. In der plötzlichen Dirty-Air verlor nun Will Power das Heck seines Wagens und schlug hart in die Wand ein. Dahinter drehten sich dann Takuma Sato und Ed Carpenter beim Brems-Ausweichversuch. Das verlief so unglücklich, dass Carpenter seitlich den Wagen von Power traf und über den Seitenkasten in Richtung des Helms von Power aufstieg. Alle Fahrer hatten Glück im Unglück und blieben unverletzt. Für Power, Carpenter und Sato war das Rennen aber beendet.

Josef Newgarden konnte sich beim Restart gegen Helio Castroneves und Simon Pagenaud durchsetzen. Bester Honda-Pilot war Scott Dixon, der Platz 4 aber erst einmal von Carlos Munoz erobern und später gegen Ryan Hunter-Reay verteidigen musste. Auch die ersten Boxenstopps änderten nicht viel am Kräfteverhältnis an der Spitze. Nur Alexander Rossi schob sich zwischen Dixon und Hunter-Reay.

Während der ersten beiden Stints wurde klar, dass es Probleme mit den Reifen gab. Die Unfälle von Tony Kanaan und Will Power waren schon seltsam. So erfahrenen Fahrern passieren solche einfachen Fehler eigentlich nicht. Durch den glatten neuen Asphalt und die niedrigen Temperaturen in den Abendstunden in Madison hatten die Fahrer große Probleme, die Reifen auf die nötige Temperatur zu bringen. Im Zusammenspiel mit dem Gummi der Indy Lights auf der Strecke waren einige Fahrer überrascht über den fehlenden Grip zu Beginn des Rennens. Mit fortschreitender Dauer des Stints litten außerdem Fahrer unter einem untersteuernden Fahrverhalten. Durch das Rutschen wurden die Vorderreifen stärker beansprucht, was zur Blasenbildung führte. Besonders Helio Castroneves und Simon Pagenaud wurden langsamer und die Honda-Fraktion konnte zu ihnen aufschließen. Bei den Stopps wurde fast durchgehend bei allen Fahrern der Frontflügel steiler gestellt. Mehr aerodynamischer Abtrieb sollte dem Untersteuern entgegenwirken und die Haltbarkeit der Reifen erhöhen.

Der Unfall von J.R. Hildebrand in Runde 102 war aber keine Folge der Reifen. Irgendetwas an der Aufhängung war gebrochen und der ECR-Chevrolet bog unvermittelt in die Wand ab. Die folgende Caution nutzte das Feld geschlossen zum zweiten Boxenstopp. Die Crew von Josef Newgarden hielt ihn ein wenig lange in der Box fest, um den Wagen in der Fast-Lane aus dem Weg zu gehen. Dies konnte Helio Castroneves ausnutzen und die Spitze übernehmen. Simon Pagenaud blieb auf Position drei vor Scott Dixon. Dahinter hatte sich James Hinchcliffe auf Platz 5 vor Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay verbessert. Auch Graham Rahal schloss langsam zur Spitzengruppe auf.

Beim nächsten Boxenstopp machte Helio Castroneves einen seiner seltenen Fehler. Er rutschte mit dem Finger vom Neutralschalter und der Motor starb ab. Seine Crew reagierte blitzschnell und Dank seines Vorsprungs von gut drei Sekunden verlor er nur drei Plätz. Die Führung ging wieder an Josef Newgarden. In Runde 166 brach Max Chilton das Heck seines Wagens aus, vergleichbar zu Kanaan und Power, und er rutschte in die Wand. Kurz nach dem Restart versuchte Scott Dixon an Simon Pagenaud vorbeizugehen. Der Franzose schmiss aber die Türe zu. Dixon verlor so Schwung und wurde von Helio Castroneves überholt. Damit bildeten wieder die drei verbliebenen Penske-Chevrolets die Spitze.

Der nächste Fahrer mit Problemen war Ryan Hunter-Reay. In Runde 203 rutschte er in Kurve 2 nach außen und touchierte leicht die Mauer. Mit einer gebrochenen Aufhängung musste er das Rennen beenden. Die Caution nutzte das Feld für den finalen Stopp. Simon Pagenaud hatte, dank Startplatz 2 in Pocono, die letzten Box. Er konnte also geradeaus in Richtung Strecke beschleunigen. Bei diesem letzten Stopp nutzte er diesen Vorteil aus und konnte sich knapp vor Josef Newgarden setzten. Auch Helio Castroneves verlor einen Platz an Scott Dixon.

Sechs Runden nach dem Restart machte Simon Pagenaud dann den entscheidenden Fehler. Er ließ in Kurve 1 hinein knapp eine Wagenbreite Platz innen neben sich. In diese kleine Lücke stieß Josef Newgarden und schob seinen Teamkollegen in bester Tourenwagenmanier nach außen. Deshalb verpasste Pagenaud in Kurve 2 die Linie und Scott Dixon schlüpfte durch. Sollte Newgarden sich die Meisterschaft am Ende der Saison sichern, wird man das vor allem zwei kompromisslosen Überholmanövern zu schreiben: Gegen Will Power in Mid-Ohio und gegen Simon Pagenaud Samstag im Gateway Park.

Bis ins Ziel wagten keine Fahrer der Spitzengruppe noch einen Angriff. Zum einen machte kein Fahrer den Fehler, auch nur minimal Platz zu lassen, zum anderen hätte ein missglücktes Manöver die Folge gehabt, mehrere Plätze zu verlieren. So gewann Josef Newgarden sein viertes Rennen diese Saison. Scott Dixon betrieb mit Platz 2 die maximale Schadensbegrenzung. Durch die Plätze 3 und 4 erhielten sich Simon Pagenaud und Helio Castroneves die Chancen in Richtung Meisterschaft. Da herausgefallen sind nun Will Power und Graham Rahal. Rahal war teilweise nahe an Scott Dixon dran. Beim letzten Stopp fuhr er aber zu früh los und riss den Tankschlauch aus seinem Wagen. Als Strafe musste er für den Restart an das Ende des Feldes. Am Ende blieb nur Platz 12.

Ein tolles Rennen hatten Conor Daly und Carlos Munoz für A.J. Foyt Enterprises. Platz 5 für Daly bedeutete seine beste Saisonleistung, Platz 9 für Munoz immerhin noch die zweitbeste. Das zeigt aber auch, wie stark die Chevrolets in Summe waren. Für die guten Honda-Fahrer in Form von Alexander Rossi, Charlie Kimball und James Hinchcliffe blieben so nur die Plätze 6, 7 und 8. Bei seinem Comeback erreichte Sebastien Bourdais Platz 10. Damit lag er drei Plätze vor Ed Jones und war auch deutlich erfolgreicher als Esteban Gutierrez in seinen sieben Einsätzen.

Trotz Platz 2 von Scott Dixon brennt aktuell bei Chip Ganassi Racing der Baum. Im Silly-Season-Artikel hatte ich schon erwähnt, dass mindestens Tony Kanaan und Max Chilton das Team am Ende der Saison wohl verlassen müssen. In Pocono hatte Chip Ganassi in Runde 129 Max Chilton aus dem Rennen genommen. Er hatte zwar eine Runde Rückstand, aber am Wagen lag kein Defekt vor. Entsprechend ungehalten reagierte der Brite letzten Sonntag auf diese Anweisung. Am Samstag erwischte es nun Tony Kanaan. Er hatte zwei Runden Rückstand als er aus seinen Wagen steigen musste. Auf die Frage des Journalisten, warum er aufgegeben hätte, sagte Kanaan nur zwei Worte: “Ask Chip!“ Chip Ganassi gab hingegen kein Statement ab.

Das ganze Ergebnis kann man auf der Seite der IndyCar Series (PDF) nachlesen.

Josef Newgarden (547 Punkte) hat seinen Vorsprung auf Scott Dixon (516 Punkte) in der Meisterschaftswertung auf mittlerweile 31 Punkten ausgebaut. Zwei Siege für Dixon würden ihm, dank der doppelten Punkte in Sonoma, den Titel aber wahrscheinlich sichern. Alles hinge dann von den Bonuspunkten für die Pole, für eine Führungsrunde und für die meisten Führungsrunden ab. Helio Castroneves (505 Punkte) und Simon Pagenaud (504 Punkte) befinden sich noch in Schlagdistanz zu ihrem Teamkollegen. Die 83 Punkte Rückstand von Will Power (464 Punkte) dürften schon zu viel
sein.

IndyCar: Vorschau Grand Prix at The Glen

Die IndyCar-Saison nähert sich in großen Schritten ihrem Finale. Am nächsten Wochenende steht mit dem Rennen in Watkins Glen schon der vorletzte Lauf des Jahres an.

Im Vorjahr produzierte der Watkins Glen International einen Benzinkrimi erster Güte. Natürlich hat Scott Dixon diesen gewonnen. Er hatte aber nicht nur wiedermal gezeigt, dass er der Großmeister im Benzinsparen ist, er war über das ganze Wochenende auch der schnellste Pilot im Feld. Seine Aussichten auf eine Verkürzung des Rückstands auf Josef Newgarden stehen also nicht schlecht. Zwei große Probleme hat Dixon aber: Honda und Newgarden.

Aerodynamisch ist das Chevrolet Aero-Kit dem von Honda einfach überlegen. Das Rennen in Madison zeigte dies wiedermal. Im letzten Jahr fuhr Dixon selbst noch einen überlegenen Chevrolet (sieben Chevrolets und drei Hondas in den Top-10). Jetzt sitzt er in einem Honda. Der Neuseeländer hat aber gezeigt, dass er mit dem Honda durchaus mit den Penske-Chevrolets mithalten kann. Wirklich überlegen war Dixon aber nie. Seinen einzigen Saisonsieg holte er mit 0,5 Sekunden Vorsprung gegen Josef Newgarden in Road Amerika. Und dieser Newgarden ist gerade in der Form seines Lebens: Drei Siege in vier Rennen, nur einmal außerhalb der Top-6 seit dem Indy 500. Außerdem belegte er im Vorjahr für Ed Carpenter Racing Platz 2 in Watkins Glen. Mit einem schlechten Gefühl reist der junge Amerikaner mit Sicherheit nicht in den Nord-Osten der USA.

Die Nummer #7 von Schmidt Peterson Motorsport übernimmt für die letzten beiden Rennen der Saison Jack Harvey. Weder Mikhail Aleshin noch Sebastien Saavedra konnten in diesem Wagen wirklich überzeugen. Eine Top-10-Platzierung von Aleshin in Detroit war dann doch etwas sehr wenig. James Hinchcliffe hat immerhin ein Rennen gewonnen und fünf weitere Top-10-Platzierungen eingefahren.

Strecke

Den Watkins Glen International kennt man durch diverse Rennen der Formel 1, der IndyCar und der NASCAR. Im Gegensatz zur NASCAR fährt die IndyCar Series aber die längere Variante inklusive „The Boot“. Der Kurs hat so eine Länge von 3,40 Meilen (5,43 km) und elf Kurven. Die kurze Start- und Zielgerade endet in einer 90-Grad-Rechtskurve. Es folgen drei schnelle Kurven, die die Fahrer auf die lange „Back Straight“ bringen, an deren Ende die Höchstgeschwindigkeit erreicht wird. Die „Inner Loop“-Schikane bremst die Wagen ein, bevor eine lange Rechtskurve („Outer Loop“) folgt. Eine weite Linkskurve bringt die Fahrer in den „Boot“. Die Spitze bildet eine 180-Grad-, den Absatz eine 80-Grad-Rechtskurve. Über eine enge Linkskurve kommen die Wagen zurück auf die kurze NASCAR-Variante. Es folgen noch zwei 90-Grad-Kurven, bevor die Runde zu Ende ist.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 1. September

10:15 – 11:00 a.m. (16:15 – 17:00) – Verizon IndyCar Series practice #1
3:05 – 3:50 p.m. (21:05 – 21:50) – Verizon IndyCar Series practice #2

Samstag, 2. September

10:30 – 11:15 a.m. (16:30 – 17:15) – Verizon IndyCar Series practice #3
3:00 p.m. (21:00) – Qualifying for the Verizon P1 Award (three rounds of knockout qualifying), NBCSN (Taped, 7 p.m.)

Sonntag, 3. September

09:00 – 09:30 a.m. (15:00 – 15:30) – Verizon IndyCar Series warmup
01:30 (19:30) p.m. – Command to Start Engines

01:40 p.m. (19:40) – INDYCAR Grand Prix at The Glen (60 laps/202.2 miles), NBCSN, Sport1 US, DAZN (Live)

Die Trainings und die Qualifikation werden wie gewohnt live auf RaceControl.IndyCar.com gestreamt.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Bret Kelley, Shawn Gritzmacher

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