Es geht wieder mit Vollgas durch den königlichen Park. Die zahlreichen Ferrari-Fans dürfen sich berichtige Hoffnungen auf einen Sieg ihres Nationalteams machen.
Das Rennen in Spa endete zwar mit einem Sieg von Hamilton. Doch auf einer Strecke, auf der alle dachten, die Mercedes würden mit Leichtigkeit gewinnen, war das Ergebnis deutlich knapper, als man gedacht hatte. Toto Wolff war nach dem Rennen alarmiert, denn Vettel ließ sich im Rennen nicht abschütteln. Der Deutsche zeigte sich anschließend zufrieden. Seine Einschätzung, dass, wenn er vor Hamilton gelegen hätte, dieser auch nicht an ihm vorbei gekommen wäre, war so falsch nicht. Dass Ferrari ausgerechnet auf einer Powerstrecke wie Spa an Mercedes dran war, lässt für das Rennen in Monza einiges an Spannung erwarten.
In Monza ist der Motor bekanntlich Trumpf. Aber im Gegensatz zu Spa, wo man vor allem im ersten Sektor wegen der Bergaufpassage noch etwas mehr Leistung benötigt, ist Monza sehr flach. Hier zählt beim Topspeed dann etwas mehr die Aerodynamik, sodass man auch mit etwas weniger Leistung auf eine gute Endgeschwindigkeit kommen kann. Die Abstimmung für Monza ist aber durchaus komplex. Einerseits fährt man mit den flachsten Flügel im Jahr, andererseits benötigt man einen guten Abtrieb für die beiden Lesmo und die Parabolica, die wiederum den Topspeed für die lange Gerade bestimmt. Es hilft also, wenn das Auto über einen guten mechanischen Grip verfügt. Je besser der ist, desto flacher kann man die Flügel stellen.
In Sachen Chassis sind die Unterschiede zwischen Mercedes und Ferrari, trotz der unterschiedlichen Ansätze, relativ gering. Der etwas längere Radstand des Mercedes bringt Vorteile auf den Kursen mit schnellen und mittelschnellen Kurven, aber Ferrari hat auch hier aufgeholt, wie man im Mittelsektor in Spa sehen konnte. Ich bin sehr gespannt, wie das Duell in Monza ausgehen wird, die Strecke dürfte beiden Autos liegen. Zumindest was den Renntrim angeht, in der Quali werden die Mercedes weiter die Nase vorne haben. Allerdings: Ferrari baut in Monza die letzte Ausbaustufe des Motors ein. Was der bringt, wird man dann sehen. Aber angeblich kann auch Ferrari jetzt aggressive Mappings in der Quali fahren.
Red Bull sollte man in Monza nicht unterschätzen. Das Team zeigte in Spa im ersten Sektor dank sehr flacher Flügel einen guten Topspeed, verlor aber dann im zweiten Sektor rund 0,6 Sekunden. Der zweite Sektor in Monza besteht aus der Schikane und den Lesmo, die aber bei weitem nicht so schnell sind wie Puhon und andere Streckenteile in Spa. Der Abstand könnte also geringer ausfallen. Dass sie die beiden Topteams in der Quali splitten, ist aber nicht zu erwarten. Im Rennen könnte das, je nachdem wie der Start verläuft, aber anders sein.
Dahinter wird es eng. Renault zeigt weiter eine deutliche Aufwärtstendenz. Das erstaunliche Ergebnis von Palmer in Q1 und Q2 war ebenso bemerkenswert wie das Ergebnis von Hülkenberg im Rennen, der relativ ungefährdet „Best of the Rest“ wurde. Gefahr droht Renault offenbar nur von den Force India, wo sich der Streit zwischen den Piloten in Spa bekanntermaßen verschärft hat. Das Team hat nun die Notbremse gezogen und eine Teamorder verhängt. Die lautet „wer vorne liegt, bleibt vorne“ und „wer aufgrund der Strategie bessere Reifen hat, muss den anderen passieren lassen“. Jetzt müssen es die beiden auf der Strecke nur noch umsetzen. Allerdings hat Force India beiden Fahrern mit einer Rennsperre gedroht, wenn sie sich nicht an die Befehle halten.
Die HaasF1 zeigten sich in Spa schnell und das dürfte dann auch in Monza der Fall sein. Man profitiert hier dann klar vom Ferrari-Motor. Punkte sollten für beide Haas-Piloten drin sein, aber es wird sicher eng im Kampf gegen die Toro Rosso und die Williams. Die wiederum kämpfen im Moment mehr mit sich selber als mit anderen. Die Quali in Spa war aus vielen Gründen eine Katastrophe, das Rennen lief zumindest für Massa einigermaßen gut. Aber überzeugend ist der FW40 nicht und auch die bisherigen Updates machten eher den Eindruck, dass es für das Team rückwärts geht. Dass man so viel schlechter als die Force India ist, die auch nicht ihr allerbestes Jahr haben, ist dann schon erschreckend.
Das sind alles Probleme, die McLaren gerne hätte. Im Moment macht das Gerücht die Runde, dass die Briten Honda kündigen wollen und zu Renault wechseln. Nachdem Mercedes in Sachen Motor abgesagt hat und Ferrari dank der seit 40 Jahren gepflegten Feindschaft zu McLaren sicher keine Motoren liefert, bleiben nur die Franzosen. Die Ergebnisse von Red Bull und Renault sprechen einerseits für sich, andererseits hat Renault auch massive technische Probleme, wie man bei Palmer und Verstappen sehen kann. Auch die Franzosen kämpfen mit der Kühlung und dem zweiten Hybridsystem und scheinen es nur mühsam in den Griff zu bekommen.
Spa hat gezeigt, dass der Honda immer noch weit, weit weg von der Konkurrenz ist. Und dies, obwohl man den Motor noch mal verbessert hat. Die Art und Weise, wie Alonso auf der Geraden von den Force India und Haas aufgeschnupft wurde, zeigte wie schlecht der Motor ist. Dass der Spanier aber Puhon mit Vollgas nehmen konnte, zeigte auf der anderen Seite, wie gut das McLaren-Chassis ist.
Die Kernfrage ist: Was macht Alonso? Seine Optionen sind allerdings auch nicht sonderlich reichhaltig. Renault dürfte keine Option sein, die strecken ihre Finger gerade nach Perez aus. Force India kann sich Alonso nicht erlauben. Das im Raum stehende Angebot von Williams ist zwar vielleicht interessant, aber ob das Team für 2018 einen Wagen hinstellen kann, der um Punkte fährt, ist fraglich.
Strategie:
Pirelli hat Supersoft, Soft und Medium dabei. Damit ist die Strategie einfach: Ein Stopp reicht. War im letzten Jahr auch schon so. Alles andere macht wenig Sinn, außer man hat einen Satz neuer Supersoft übrig und ein Safety Car erscheint dazu passend auf der Strecke. Aber wie man in Spa sehen konnte, geht der Mercedes mit den Soft extrem gut. Also bleiben die strategischen Varianten in Monza darauf beschränkt, wie lange man mit den Supersoft gute Rundenzeiten fahren kann. Tatsächlich gelingt das Ferrari etwas besser, aber nicht entscheidend genug für einen Overcut. Der Zeitverlust bei einem Stopp ist in Monza relativ hoch, weil man halt mit 80 km/h durch die Box tuckert, während die anderen mit 330 km/h dran vorbei fliegen. Daher wird es bei einer konservativen Ein-Stopp-Strategie bleiben.
1 Kommentare
“wer auf Grund der Strategie bessere Reifen hat, muss den anderen passieren lassen”
Ich glaube, das ist anders gemeint, als es da steht ;)
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