Am kommenden Wochenende feiern gleich zwei größere Sprint-Veranstaltungsreihen ihren Saisonabschluss. Während im BGTSC ein großes Anwärterfeld um die Titelehren auf dem Nürburgring kämpfen wird, kommt es auf dem Sonoma Raceway zur Neuauflage des legendären PWC-Duells zwischen Álvaro Parente und Patrick Long. Da die Rennen teils parallel zu großen Serien (z.B. WEC und Formel 1) laufen werden und damit phasenweise in den Hintergrund rücken, soll die folgende Übersicht einen schnellen Einstieg in das Geschehen ermöglichen.
Blancpain GT Series Sprint Cup
Die Sprintvariante der designierten GT3-Europameisterschaft hat in diesem Jahr einige bemerkenswerte Rennen und Entwicklungen gesehen. Nach dem Crashfest in Misano Adriatico, welches der #84 HTP Motorsport Mercedes AMG GT3 (Perera/Buhk) dominieren konnte, sollte eine längere Erfolgsserie des #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Engelhart/Bortolotti) folgen. Man gewann unter anderem beide Läufe in Brands Hatch. Die letzten beiden Sprint-Wochenenden in Zolder und Budapest kamen aufgrund der Streckencharakteristiken hauptsächlich Audi entgegen. So gewann der #2 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS (Winkelhock/Stevens) das Hauptrennen in Belgien und der #5 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS (Fässler/D. Vanthoor) sogar beide Rennen in der ungarischen Puszta. Diese Duos gelten demnach als Hauptfavoriten auf den Titel und liegen sehr nahe beieinander. Zusätzlich sollte noch der #17 Team WRT Audi R8 LMS (Frijns/Leonhard) im Auge behalten werden, der sich bislang als konstanter Punktelieferant auszeichnen konnte. Rein rechnerisch haben zwar weitere Paarungen die entfernte Chance auf die Cup-Meisterschaft, aber diese können vernachlässigt werden.
Zunächst lohnt es sich, die Punkteschlüssel für das Qualifikationsrennen und das Hauptrennen festzuhalten:
QR: 8-6-4-3-2-1
HR: 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1
Infolgedessen könnte man im besten Fall also 33 Zähler in den Rennen aufholen. Zudem gibt es einen Punkt für die Polesetter. Bei Gleichständen am Ende der Saison, die durchaus wahrscheinlich sind, entscheidet die Anzahl der Siege (bzw. der zweiten Plätze usw.) über die Endplatzierung. Die anfangs beschriebene Ausgeglichenheit im Laufe der Saison könnte also spannende Folgen haben.
Die (realistischen) Anwärter und ihre Punkte:
60| #84 HTP Motorsport Mercedes AMG GT3 (Perera/Buhk)
57| #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Engelhart/Bortolotti)
56| #5 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS (Fässler/D. Vanthoor); #17 Team WRT Audi R8 LMS (Frijns/Leonhard)
54| #2 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS (Winkelhock/Stevens)
In diesem hochklassigen Feld einen Hauptfavoriten auszumachen, fällt naturgemäß schwer. Jedoch könnte ein Blick auf die Ergebnisse des vergangenen Jahres Hinweise auf die möglichen Leistungsfähigkeiten geben. Bei den beiden Sprintläufen auf dem Ring waren die Audis in der Gesamtheit am stärksten. Außerdem waren die Mercedes AMG GT3 vermehrt in der Top 10 zu finden. In beiden Rennen schwächelten aber die Lamborghinis, welche beim Langstreckenlauf in der Eifel später im Jahr interessanterweise zurückschlagen konnten. Das prognostizierte kalt-regnerische Wetter könnte diese Erkenntnisse jedoch bereits wieder obsolet machen und die Grand-Prix-Strecke zum Roulette-Tisch mutieren lassen.
In der Team-Wertung des BGTSC gibt es ähnlich spannende Punkteabstände. Das Belgian Audi Club Team WRT hat 83 Punkte auf seinem Konto und noch drei Verfolger zu fürchten. Die Schwestertruppe des Team WRT und das GRT Grasser Racing Team reisen mit jeweils 70 Zählern in die Eifel. Nur eine Einheit weniger hat HTP Motorsport. Ein ereignisreiches Wochenende könnte dementsprechend einiges durcheinanderbringen.
Außerdem besteht noch die Möglichkeit, dass bereits die Gesamttitelehren im Schatten der Nürburg vergeben werden. Zusammen mit der Punkteausbeute des Blancpain GT Series Endurance Cup hat das GRT Grasser Racing Team nämlich 16 Punkte Vorsprung auf HTP Motorsport. In der Gesamtfahrermeisterschaft haben die GRT-Piloten Mirko Bortolotti und Christian Engelhart sogar 18 Zähler Polster auf Bentley-Mann Vincent Abril. Maximilian Buhk und Franck Perera stehen mit 28 Punkten Rückstand bereits unter Zugzwang.
Zusammengefasst kann man zweifelsohne das Reinschauen und vielleicht sogar den Besuch vor Ort empfehlen. Neben dem 35 GT3-Boliden umfassenden Feld locken der Formula Renault NEC, die Lamborghini Super Trofeo, der GT4 European Series Northern Cup und vor allem die Sim Racing Expo an den 5,137 Kilometer langen Kurs.
BGTSC-Startzeiten:
Samstag, 16. September: 14:00 Uhr (minimale Überschneidungen mit den ADAC GT Masters am Anfang und der Formel 1 am Ende)
Sonntag, 17. September: 15:30 Uhr (Überschneidungen mit dem letzten Renndrittel der Formel 1 und dem zweiten BTCC-Lauf in Silverstone)
Pirelli World Challenge
Die ausgiebigen Ausführungen des BGTSC bleiben uns hier erspart. Im kalifornischen Sonoma wird der Fokus eindeutig auf dem Titelverteidiger Álvaro Parente (Gesamt (Sprint): 292 (152) Punkte) und dem aktuell führenden Patrick Long (Gesamt (Sprint): 320 (157) Zähler) liegen. Während die Gesamtmeisterschaft von Porsche-Werksfahrer Long eigentlich nur noch verwaltet werden muss, könnte die Sprint-Unterserie ein enges Finale liefern. Bereits im vergangenen Jahr, als das Finale in Laguna Seca (siehe links) ausgetragen wurde, sorgten die beiden Werksfahrer für ein Feuerwerk auf der Strecke, welches McLaren-Pilot Parente nur sehr knapp für sich schlussendlich leuchten lassen konnte. Schon seit dem Saisonauftakt in St. Petersburg bestimmte diese Auseinandersetzung auch das Jahr 2017. Durch den Tausch der Finalstandorte bietet sich wie beim BGTSC ein Blick auf das letzte Jahr an. Damals dominierten die McLaren und die Cadillacs im Rahmen des IndyCar-Saisonfinales. Deswegen spricht der Heimstreckenvorteil eher für Parente und nicht für den eigentlichen Kalifornier Long. Der portugiesische Pilot des #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 testete dort oft, weil das Einsatzteam Flying Lizard Motorsports unweit der Strecke ansässig ist. 2016 schob Long seinen #58 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R zwar trotz aller Widerstände auf die Plätze acht und vier, aber das würde heuer „nur“ für den Gesamttitel reichen.
Punkteschlüssel für beide Rennen: 25-23-21-19-17-15-14-13-12-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-1 (ein Punkt für die Pole-Position)
In der außerdem relevanten Herstellermeisterschaft steht ebenfalls ein spannendes Gesamtfinale an. Porsche führt momentan mit 113 Punkten. In Schlagdistanz liegen Cadillac (107 Zähler) und McLaren (106 Einheiten). Die einzige Teammeisterschaft ging bereits an Cadillac Racing und gehörte zur SprintX-Saison.
PWC-Startzeiten:
Samstag, 16. September: 23:15 Uhr (Überschneidung mit dem letzten Rennviertel der WEC)
Sonntag, 17. September: 19:00 Uhr (Achtung: Wegen des miserablen TV-Vertrags wird das Rennen nicht live via Stream übertragen!)
Bilderquelle / Copyright: Blancpain GT Series (SRO); Pirelli World Challenge