Für die IndyCar Series ist der Winter nur noch ein Wochenende entfernt. Am Sonntag findet das Saisonfinale auf dem Sonoma Raceway in den Weinbergen Kaliforniens statt.
Wie gewohnt ist der Kampf um die Meisterschaft sehr spannend. Im Gegensatz zu den letzten Jahren haben aber nicht nur zwei Fahrer noch realistische Chancen auf den Titel, sondern vier. Zwischen Josef Newgarden und Scott Dixon, den beiden Führenden in der Tabelle, liegen magere drei Punkte. Im Finale werden doppelte Punkte vergeben. Die Folge ist, dass auch die Punktedifferent zwischen zwei Plätzen doppelt so groß ist. Kommen beide in den Top-10 ins Ziel, gewinnt immer der besserplatzierte Fahrer auch die Meisterschaft. Erst zwischen Platz 10 und 11 beträgt die Differenz nur noch zwei Punkte, so dass hier Newgarden auch hinter Dixon die Meisterschaft gewinnen könnte. Bei so geringen Abständen werden dann aber auch die vergebenen Bonuspunkte, die nicht verdoppelt werden, interessant. Für die Pole und eine Führungsrunde gibt es jeweils einen Bonuspunkt, für die meisten Führungsrunden im Rennen sogar zwei.
Diese Bonuspunkte bringen Helio Castroneves die Möglichkeit noch aus eigener Kraft, trotz 22 Punkten Rückstand, heraus Meister zu werden. Holt er die maximale Anzahl von 104 Punkten, reichen Josef Newgarden die 81 Punkte, die er für Platz 2, inklusive Führungsrunde, maximal erreichen könnte, nicht aus, um vor seinem Teamkollegen zu bleiben. Bei Punktgleichheit geht der Tiebreaker aber immer an Josef Newgarden, da seine vier Saisonsiege unerreichbar sind. Scott Dixon, Helio Castroneves und Simon Pagenaud haben bisher jeweils nur ein Rennen gewonnen.
Auch Simon Pagenaud hat noch gute Chancen seinen Titel erfolgreich zu verteidigen. Dafür müsste er aber wahrscheinlich das Rennen gewinnen. In diesem Fall würden Josef Newgarden und Scott Dixon nur vor Pagenaud bleiben, wenn sie auch das Podium erreichen würden. Ohne den Rennsieg wird es für Pagenaud aber schon sehr schwer. Ab Platz 2 werden die Punktedifferenzen deutlich kleiner und da wirken sich die 34 Punkte Rückstand schon stark aus. Die Meisterschaft können theoretisch auch noch Will Power, Alexander Rossi und Graham Rahal holen. Sie benötigen dafür aber einen Crash der vier Kontrahenten früh im Rennen. 68 Punkte Rückstand und mehr, sind auch bei der Vergabe von doppelten Punkte, eine ganze Menge.
Favoriten
Topfavorit auf den Rennsieg und den Titel ist ohne Frage Scott Dixon. Er ist vierfacher Champion und hat sich zuletzt 2015 mit einem Sieg in Sonoma den Titel gegen Juan Pablo Montoya geholt. Für ihn ist das Finale am Sonntag schon fast eine ganz normale Situation. Für Josef Newgarden ist es hingegen eine ganz neue Erfahrung so spät in der Saison noch um den Titel zu fahren. In Watkins Glen hat er einen Fehler begangen, der durchaus dem großen Druck geschuldet sein konnte. Erschwerend kommt dazu, dass Newgarden auf dem Sonoma Raceway bisher nicht besonders geglänzt hat. Für Sarah Fisher und Ed Carpenter hat er in fünf Anläufen nur einmal die Top-6 erreicht. Drei Siege und weitere drei Top-5-Ergebnisse in zwölf Jahren von Scott Dixon sehen da schon viel besser aus. Eine kleine Hoffnung für Newgarden ist, dass die Hondas nicht ganz so gut auf der kurvenreichen Strecke funktionieren könnten.
Insgesamt liest sich die Bilanz von Team Penske in Sonoma aber sehr gut. Von den letzten zehn Rennen gingen sechs an die Fahrer des Captains. Die restlichen vier Siege holte Chip Ganassi Racing (3x Scott Dixon, 1x Dario Franchitti). Auch kennen Will Power, Helio Castroneves und Simon Pagenaud die Situation den Titel in einem Finale zu holen oder zu verspielen ganz genau. Power und Castroneves haben aber in der Regel den Kürzeren, meist auch noch gegen Chip Ganassi Racing, gezogen. Ausnahmen waren die Titel für Will Power 2014 und Simon Pagenaud 2016. Power hat nur noch sehr theoretische Chancen auf den Titel, könnte aber trotzdem oder gerade deshalb eine entscheidende Rolle im Rennen spielen. Er gehört sicherlich zu Topfavoriten auf den Rennsieg. Immerhin hat er in den Weinbergen auch schon drei Siege geholt. Er könnte also durchaus Scott Dixon oder einem seiner Teamkollegen die 100 Punkte für den Sieg streitig machen. Es ist dann auch die Frage, inwieweit Will Power für einen seiner Teamkollegen fahren würde. Eigentlich ist Team Penske ein entschiedener Gegner von Stallregie. In diesem Jahr könnte sie aber nötig sein, um sich gegen Scott Dixon und Chip Ganassi Racing durchzusetzen.
Am gestrigen Donnerstag fanden schon Testfahrten statt. In insgesamt sechs Stunden Training absolvierte Simon Pagenaud vor Helio Castroneves und Will Power die schnellste Runde. Die besten Hondas wurden von Sebastien Bourdais und Alexander Rossi pilotiert. Scott Dixon und Josef Newgarden belegten nur die Plätze 6 und 9 in der finalen Zeitentabelle.
Für alle anderen Teams wird es sehr schwer mit Team Penske und Chip Ganassi Racing mitzuhalten. Erster Anwärter auf eine Überraschung ist sicherlich Graham Rahal. Seit Detroit fährt er eine ganz starke Saison und im Vorjahr belegte er hinter Pagenaud Platz 2 beim GoPro Grand Prix. Für das Finale bekommt er auch einen ganz neuen Teamkollegen. Zachary Claman DeMelo übernimmt einen zweiten RLL Honda. Die Entry -List (PDF) umfasst also 22 Meldungen. Der junge Kanadier absolviert gerade seine zweite Saison bei den Indy Lights. Für Carlin konnte DeMelo in diesem Jahr in Road America gewinnen.
Strecke
Die Strecke in den Bergen von Sonoma kennt man von unzähligen Rennen der Grand-Am, der ALMS, dem NASCAR Sprint Cup, der WTCC und der IndyCar Series. Jede Serie fährt aber ihr eigenes Streckenlayout und variiert dieses auch noch regelmäßig. Die IndyCar nutzt dabei eine 2,39 Meilen (3,85 km) lange Variante. Nach der kurzen Start- und Ziel-Gerade folgt eine lange und schnelle Linkskurve. Eine weite Rechtskurve führt in einen etwas winkligeren Teil. Nach Turn 3, einer fast 90-Grad-Linkskurve, folgen drei immer schneller werdende Rechtskurven, die ins Karussell münden. Diese langgezogene Linkskurve führt auf die längste Gerade, die im Vergleich zu anderen Strecken aber immer noch recht kurz ist. An deren Ende befindet sich mit einer engen Haarnadel die beste Überholmöglichkeit. Ein leichtes Geschlängel führt zu einer kurzen Gerade, die in eine Rechts-Links-Schikane mündet. Man hat hier versucht, wie auch mit der Haarnadeln von Turn 7 und 11, bessere Überholstellen zu schaffen – so ganz ist es nicht gelungen. Nach der Schikane folgt eine 90-Grad-Rechtskurve und nach einer weiteren kurzen Geraden die letzte Haarnadel. Turn 12, ein schneller Linksknick, bringt die Fahrer wieder auf die Start- und Zielgerade.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 15. September
10:00 a.m. – 10:45 p.m. (19:00 – 19:45) – Verizon IndyCar Series practice 1
2:15 p.m. – 3:00 p.m. (23:15 – 0:00) – Verizon IndyCar Series practice 2
Samstag, 16. September
11:00 – 11:45 a.m. (20:00 – 20:45) – Verizon IndyCar Series practice 3
3:30 – 4:45 p.m. (00:30 -1:45) – Verizon IndyCar Series qualifying (three rounds of knockout qualifying), NBCSN (live)
Sonntag, 17. September
11:30 a.m.-noon (20:30 – 21:00) – Verizon IndyCar Series warmup
3:30 p.m. (0:30) – NBCSN, Sport1 US on air
3:43 p.m. (0:43) – Start engines command
3:50 p.m. (00:50) – GoPro Grand Prix of Sonoma (85 laps/202.7 miles), NBCSN, Sport1 US, DAZN (live)