Über diesen Start wird man noch länger reden. Ferrari warf die WM-Führung weg, Hamilton profitierte und führt jetzt die WM mit 28 Punkten an.
Daniel Ricciardo hat offensichtlich hellseherische Fähigkeiten. In einem Interview vor dem Rennen bei SkyF1 sagte er scherzhaft: „Super wäre ja, wenn Verstappen und Vettel beim Start kollidieren würden.“ Da konnte er natürlich nicht wissen, dass sein Wunschszenario eine Stunde später eintreffen würde. Der Startunfall in Singapur war so ziemlich das Schlimmste, das Ferrari passieren konnte. Ich kann mich ehrlich gesagt überhaupt nicht daran erinnern, dass zwei Ferrari jemals bei einem Start kollidiert sind. Und natürlich ist da die Frage, wer an dem Unfall denn nun Schuld hat.
Ich teile die Meinung der Rennkommissare: Rennunfall. Denn man kann die Schuld nicht allein einem Fahrer geben, da alle drei ihren Teil dazu beigetragen haben, dass es zum Crash kam. Vettel, weil etwas zu aggressiv rübergezogen ist, obwohl Verstappen schon in Höhe seines Hinterrades war. Selbst ohne die Kollision hat Vettel riskiert, dass Verstappens Frontflügel seinen Hinterreifen berührt. Damit wäre das Rennen auch schwer geworden. Der Niederländer wiederum hat einerseits nicht mehr gemacht, als seine Linie zu halten, andererseits, und das sagte er selber, hat er kommen sehen, dass er zwischen den Ferrari eingequetscht wird. Was aber nicht dazu führte, dass er vom Gas ging. Räikkönen hatte einen guten Start, die Lücke war da, er hatte sogar noch Platz auf der linken Seite. Allerdings muss er sich auch die Frage gefallen lassen, wie er eigentlich auf der Linie um die erste Kurve kommen wollte. Und am Ende hat Vettel nicht gewusst, wo Räikkönen ist, und umgekehrt.
Solche Unfälle passieren immer wieder, vor allem wenn drei Wagen nebeneinander liegen. Dass es beide Ferrari erwischte, war dann einfach Pech. Man kann sich aber vorstellen, was hinter den Kulissen bei den Roten los ist.
Der Crash hatte nicht nur vier Autos aus dem Rennen genommen, mit denen es deutlich spannender geworden wäre. Es hat vor allem den WM-Chancen von Ferrari einen schweren Schlag verpasst. 28 Punkte fehlen Vettel, sechs Rennen sind noch zu fahren. Das bedeutet, dass Vettel vier der sechs Rennen gewinnen muss, um den Rückstand aufzuholen. Nicht unmöglich, aber sehr schwierig. Denn auf den kommenden Strecken dürfte Mercedes vor allem in der Quali die besseren Karten haben. Was bedeutet, dass Vettel Hamilton über die Strategie oder auf der Strecke wird überholen müssen. Man muss kein Experte sein, um zu sehen, dass das nicht so ganz leicht werden wird.
Für Mercedes hätte es natürlich gar nicht besser laufen können. Vor dem Rennen sah es schwer für Hamilton aus, aber ein guter Start, ein bisschen Glück und der Unfall spülten den Briten nach vorne. Statt P4 oder maximal P3 kam also ein Sieg heraus und eine satte Führung in der WM. Mehr konnte man nun wirklich nicht erwarten.
Dazu kam auch, dass Ricciardo im verblieben Red Bull nicht die Pace zeigen konnte, die man am Freitag und Samstag gezeigt hatte. Der Grund dafür war ein Ölleck im Getriebe. Horner meinte nach dem Rennen, dass man zwischendurch nicht daran geglaubt hat, das Rennen beenden zu können. Ricciardo musste seine Fahrweise etwas anpassen, was ihn deutlich Zeit gekostet hat. So war an einen Angriff auf Hamilton nicht zu denken, es reichte aber, um Bottas in Schach zu halten.
Dahinter ging es relativ eng zu. Carlos Sainz fuhr ein brillantes Rennen. Von P10 gestartet, rutschte er durch die Ausfälle von Vettel, Verstappen, Räikkönen und Alonso natürlich nach vorne. In Runde 8 quetschte er sich an Esteban Ocon vorbei, was entscheidend war. Dazu kam dann aber eine gute Strategie. Er nutzte eine spätere SC-Phase für seinen einzigen Reifenwechsel und konnte so an der Konkurrenz vorbeigehen. Der Ausfall von Hülkenberg brachte ihm dass beste Ergebnis seiner Karriere ein.
Sergio Perez fuhr ein eher ruhiges Rennen und wurde mit P5 belohnt. Richtig gut war aber Jolyon Palmer, der seinen Platz bei Renault ja an Sainz verlieren wird. Aber er zeigte eines seiner besten Rennen in der Formel Eins und wurde mit P6 belohnt. Bringt ihm das vielleicht wieder in ein Cockpit? Die Chancen dafür stehen mehr als schlecht. Force India ist dicht, HaasF1 und Sauber ebenfalls. Da wird sich der Brite für nächstes Jahr in einer anderen Serie umschauen müssen.
Für McLaren hätte es deutlich besser laufen können. Alonso hatte einen sensationellen Start und lag auf P3 in der ersten Kurve, wurde aber dann vom Verstappen/Räikkönen-Knäuel abgeräumt. Es wäre ein kleiner Witz gewesen, wenn Honda, ausgerechnet an dem Wochenende, an dem man die Trennung von McLaren akzeptieren musste, das erste Podium eingefahren hätte. Vandoorne zeigte ein gutes Rennen, hatte aber nicht die Mittel, mehr Plätze aufzuholen.
Für Williams lief es ebenfalls im Rennen gut. In der Quali ging es gar nicht vorwärts, aber ein sehr guter Start von Stroll und dessen fehlerloses Rennen brachten Williams immerhin den achten Platz. Mal wieder ein gutes Rennen vom Kanadier und das bei den Bedingungen. Man merkt, dass Stroll langsam seinen Platz und Rhythmus findet.
Grosjean und Ocon rundeten die Top Ten ab und hatten sich während des gesamten Rennens meist in Sichtweite. Aber der Haas konnte sich gegen den Force India auch wegen einer besseren Strategie durchsetzen.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1
Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.
1 Kommentare
Klar Rennunfall. Solche Sachen passieren halt umständehalber wenn’s blöd läuft, erst recht bei solchen Bedingungen. Ich bin auch immer schnell dabei, auf die Option „Bremsen!“ zu verweisen wenn ein Fahrer sich von einem Vordermann von der Strecke gedrängt oder eingeklemmt fühlt, aber das passiert nicht nur nie, das passiert bei einem Verstappen erst recht nicht. :)
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