Spa steht an für die European Le Mans Series – eine der großartigen Strecken Europas, auch für Sportwagen. Der Ardennen-Wald ist ein willkommener Tapetenwechsel nach den bunten Streifen von Le Castellet.
Nicht umsonst taucht die belgische Traditionsstrecke auch zweimal im Kalender der „Super Season“ der World Endurance Championship auf, Prototypen und GTs sind dort wunderbar anzusehen (und sicher auch nicht schlecht zu fahren). Apropos WEC: Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die Implosion der LMP1-Klasse und die Veränderungen an Struktur und Kalender der WEC auf die kontinentale Serie in Europa auswirken.
In Spa werden wir Näheres erfahren, denn an diesem Wochenende soll der ELMS-Kalender für die Saison 2018 veröffentlicht werden. Die Serie wird höchstwahrscheinlich eine klassische „Sommer-Serie“ bleiben, denn Winter-Rennen in Europa sind ja eher eine schwierige Angelegenheit. Fest steht: Die Saison wird nicht mehr in Silverstone starten, sondern in Le Castellet, wo wie gewohnt auch der Preseason-Test gemeinsam mit der WEC stattfindet. Silverstone wird allerdings im Kalender bleiben, und nachdem inzwischen angekündigt wurde, dass die WEC im August dort fahren soll, wird man wohl wieder ein „Super Endurance Weekend“ mit WEC und ELMS sehen. Ich vermute, dass man auch sonst insgesamt eher auf Stabilität setzen wird, aber ein paar landesinterne Wechsel gab es ja schon für die 2017er Saison (Monza statt Imola, Portimao statt Estoril), Überraschungen sind also möglich.
Nun gilt es zunächst jedoch, die laufende Saison 2017 zu einem guten Ende zu bringen: Zwei Rennen stehen noch aus, Spa und Portimao. Der Vorsprung des die LMP2-Meisterschaft anführenden G-Drive-Racing-Teams auf United Autosports beträgt zwölf Punkte. United Autosports hatte zuletzt in Le Castellet Pech mit einem unverschuldeten Dreher in der Startrunde und einer Strafe für zu hohe Geschwindigkeit unter Full-Course-Yellow-Bedingungen, aber das anglo-amerikanische Team hat zwei Siege im Gegensatz zu dem einen des von Dragonspeed eingesetzten G-Drive-Orecas.
Bei G-Drive kehrt Ryo Hirakawa zurück, der zweimal wegen seiner Super-GT-Verpflichtungen aussetzen musste und vom erfahrenen Nicolas Minassian ersetzt worden war. Der eigentliche Stammfahrer Hirakawa sollte einen kleinen Speed-Vorteil bringen. G-Drive wird sicherlich um den Sieg mitfahren, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, das Team ist bisher bei jedem Rennen in der Saison mindestens Zweiter geworden!
United Autosports tritt unverändert mit seinem Ligier und dem Trio Owen / de Sadeleer / Albuquerque an. Der Ligier war auch in Le Castellet nicht wirklich im Nachteil gegenüber dem Oreca, auch auf den Highspeed-Passagen in Spa sollte man also etwa auf Augenhöhe sein. Rechnen muss man auch wieder mit SMP Racing und den beiden russischen Formula-V8-Youngstern Isaakyan / Orudzhev, die zuletzt – beim zweiten Rennen nach dem Comeback des russichen Teams – in Le Castellet ein starkes Rennen gefahren und ungefährdet gesiegt haben. Sie könnten auch in den beiden verbleibenden Rennen die zwei Meisterschaftsaspiranten ärgern. Eine Titelchance haben sie aufgrund der verpassten Rennen allerdings nur noch rein rechnerisch, 47 Punkte werden bei zwei verbleibenden Rennen nicht mehr aufzuholen sein. Die beiden Russen werden aber möglicherweise auch Teil des LMP1-Programms von SMP Racing, das im nächsten Jahr mit einem Dallara-Chassis auf Basis des LMP2-Boliden angestrebt wird.
Ansonsten wird bei IDEC Sport Racing Olivier Pla gegen Paul-Loup Chatin ausgewechselt, bei Graff Racing Eric Trouillet gegen Jonathan Hirschi. Beides spielt für die Meisterschaft keine Rolle, Graff Racing kann aber durchaus um Podien mitfahren und liegt auf Rang 3 der Tabelle, jedoch mit 31 Zählern Rückstand auf die Spitze.
In der LMP3 bleibt fast alles beim Alten, 17 Fahrzeuge sind gemeldet, darunter vier Normas von M.Racing YMR, Oregon Team und Duqueine Engineering (zwei Stück). United Autosports dominiert diese Kategorie mit dem Duo Falb / Rayhall wie im Vorjahr, führt aber aufgrund eines schwachen Rennens in Monza nur mit zwölf Punkten vor der #18 von M.Racing YMR (Jung / Ricci / Cougnaud). Letztere müssen aber wohl auf Probleme und Pech für United Autosports hoffen, um eine Chance zu haben, denn das anglo-amerikanische Team ist in dieser Klasse wirklich stark.
In der GTE-Klasse kehrt Will Stevens zu JMW Motorsport zurück. Der Ex-F1-Pilot wird anstelle von Jonny Cocker versuchen, dem britischen Ferrari-Team zurück an die Spitze zu helfen. Spa könnte den Aston Martins aber auch liegen, und der von TF Sport führt derzeit die Wertung an, aber nur neun Punkte vor JMW. Von hinten schleicht sich noch Spirit of Race (a.k.a. AF Corse mit dem Trio Cameron / Griffin / Scott) heran, die nach einem schwächeren Saisonauftakt die letzten zwei Läufe gewonnen haben und mit 13 Punkten Rückstand auf die Spitze auch noch Titelchancen haben.
Das Rennen startet am Sonntag um 12 Uhr und ist im Livestream und auf Motorsport.TV zu sehen. Nähere Infos und Links zum Stream gibt es hier im Racingblog-TV-Planer.
(Bilder: ELMS Media)