Das Rennen der DTM in Spielberg brachte eine Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft. Der Audi-Truppe sind die Meister-Titel fast nicht mehr zu nehmen.
Vor dem Rennen in Spielberg gab es eine entscheidende Wendung in der DTM. Die ungeliebten Performance-Gewichte wurden nach langen Diskussionen abgeschafft. Was seit Anfang des Jahres diskutiert wurde, hat man endlich geschafft. Dabei hatten alle Hersteller immer mal wieder von den Strafgewichten profitiert. Doch die Idee, alle Fahrer mit einem Gewicht zu belegen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Niemand konnte nachvollziehen, warum ein Hersteller auf einer Strecke dominierte, auf der nächsten aber unter „ferner liefen“ unterwegs waren. Die Fluktuationen sorgten aber immerhin dafür, dass es in der Meisterschaft lange extrem spannend blieb. So waren vor den beiden Rennen rechnerisch noch zehn Piloten im Rennen um den DTM-Titel. Das änderte sich mit dem Rennen in Österreich deutlich.
Rennen Eins
Schon in der Quali zeigte sich, dass Audi in Spielberg sehr stark aufgestellt war. Man belegte mit Green, Müller und Ekström die ersten drei Plätze. Immerhin konnte Marco Wittmann seine Meisterschaftschancen mit einem Platz in der zweiten Startreihe noch einigermaßen wahren. Dagegen rutschte Timo Glock, in Zandvoort noch die Speerspitze von BMW, mit P9 in der Quali zunächst aus dem Kreis der Kandidaten für den DTM-Champion raus. Nicht viel besser lief es bei Mercedes. Deren Speerspitze Lucas Auer hatte bei seinem Heimspiel ein eher schwieriges Wochenende.
Das erste Rennen lief an der Spitze relativ ruhig. Ekström, von P3 gestartet, hielt seinen Platz, schnappte sich aber bald seinen Markenkollegen Nico Müller. An Jamie Green biss er sich aber zunächst die Zähne aus. Allerdings konnte niemand das Audi-Trio an der Spitze wirklich gefährden, sodass man sich die kleinen Scharmützel untereinander auch erlauben konnte. Denn der Abstand wuchs auf für DTM-Verhältnisse nahezu astronomische Werte.
Dahinter lag zunächst Marco Wittmann und konnte so seine Titel-Chancen einigermaßen wahren. Aber die Strategie spielte nicht in die Hände des zweifachen Champions. Mercedes hatte mit Robert Wickens plötzlich einen überraschenden Konkurrenten für Wittmann in petto. Der war als bester Mercedes von P7 gestartet. Der Kampf um P4 lieferte dann eines der besten Rennen der DTM seit einiger Zeit ab. Wickens, Wittmann, Martin, Rockenfeller, Auer, Mortara und zwischendurch auch Rast lagen nur wenige Zehntel voneinander entfernt und es wurde auch schon mal etwas ruppiger.
Was vor allem Rene Rast zu spüren bekam. Der in der Meisterschaft knapp hinter Ekstörm liegende Rast hatte im Mehrkampf schlechte Karten und rutschte aus den Top Ten heraus. Das bedeutete, dass er keine Punkte holen konnte. Was in sofern schlecht war, weil der Schwede vorne nach seinem Boxenstopp sich auch noch den führenden Jamie Green schnappte. Damit holte Ekström einen wichtigen Sieg für seine Meisterschaftsambitionen.
Rennen Zwei
Auch in der Quali zum zweiten Rennen standen wieder Audis in der ersten Reihe. Erneut gelang Jamie Green die schnellste Zeit, dieses Mal aber vor Rene Rast. Auf P3 landete Marco Wittmann, der den Audi-Riegel in den ersten Reihen sprengen konnte. Ekström hatte Schwierigkeiten und landete nur auf P8. Noch schlechter lief es für Lucas Auer, der nur Letzter wurde. Nach dem ersten Rennen und dieser schlechten Quali war damit klar, dass kein Mercedes-Fahrer mehr eine Chance auf den Titel haben würde.
Audi setzte sich nach dem Start in Führung, dahinter ging es dann bunt zur Sache. Was auch daran lag, dass Audi Ekström schon nach einer Runde an die Box holte. Dahinter stand die Strategie, dass man den Schweden nicht im Mittelfeld im Kampf lassen wollte. Er sollte hinten mit freier Fahrt und schnellen Runden seine Position verbessern. Das gelang auch einigermaßen. BMW reagierte ein paar Runden später auf die schnellen Zeiten von Ekström und holte Wittmann an die Box. Das ging gerade so gut und Wittmann konnte sich vor dem Schweden halten.
Während Green und Rast vorne ihre Runden absolvierten, entwickelte sich dahinter ein sehr schöner Kampf zwischen Wittmann, Ekström und Rockenfeller. Es gelang Ekström zunächst nicht, am amtierenden Meister vorbeizugehen, während Rockenfeller sich vornehm zurückhielt. Im letzten Drittel des Rennens bauten aber die Reifen des Schweden nach und nach ab und Audi beorderte Rockenfeller nach vorne. Der sollte Wittmann angreifen, was ihm auch gelang. Im Windschatten gelang auch Ekström ein erfolgreicher Angriff auf den BWM-Piloten, der aber sofort konterte. Zwischen beiden entwickelte sich ein schöner, spannender und fairer Kampf. Zumindest für den Zuschauer.
Marco Wittmann war nach dem Rennen mal wieder „not amused“. Er warf Audi vor, sowohl den starken Nico Müller als auch Mike Rockenfeller taktisch als „Bremse“ gegen ihn genutzt zu haben. Dabei war es allerdings die kurze Safety-Car-Phase, die Wittmann vor allem zurückwarf. Nachdem Auer unsanft von Spengler geparkt wurde, führte das SC das Feld wieder zusammen. Ekström konnte seine Reifen in der Phase etwas schonen und nach dem Restart nach einem zähen Kampf Wittmann hinter sich lassen. Eine für die Meisterschaft durchaus entscheidende Situation.
Pech hatte am Ende Jamie Green. Der führte das Rennen zu jeder Zeit ungefährdet an, doch zwei Runden vor Schluss streikte plötzlich sein Getriebe. Ein ungewöhnlicher Defekt, der Green aus den Punkten warf. Damit war der Weg für Rene Rast frei, der erneut einen Sieg holen konnte. Dahinter lagen Müller und Rockenfeller. Ekström musste am Ende noch den starken Gary Paffett passieren lassen, was vor allem gute Nachrichten für Rene Rast waren.
In der Meisterschaft läuft alles auf Audi hinaus. Der Stand vor dem letzten Rennen am Hockenheimring sieht so aus:
Mattias Ekström – 172 Punkte
Rene Rast – 151 Punkte
Jamie Green – 137 Punkte
Mike Rockenfeller – 134 Punkte
Marko Wittmann – 134 Punkte
Realistisch betrachtet dürfte es für Wittmann sehr schwer sein, seinen Titel zu verteidigen. An einem wirklich guten Wochenende kann man vielleicht 40 Punkte sammeln. Das würde gerade so reichen für Wittmann, aber nur wenn Ekström komplett ohne Punkte bleibt. Was aber eher unwahrscheinlich ist, einen derartigen Fauxpas hat sich Ekström bisher noch nicht erlaubt. Anders sieht es zwischen Ekström und Rast aus. Die 21 Punkte lassen sich durchaus aufholen. Ekström benötigt beim ersten Rennen in Hockenheim ein möglichst gutes Ergebnis, um seinen dritten Meistertitel nahezukommen.
Bilder: DTM