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Formel Eins: Analyse GP von Malaysia 2017

von DonDahlmann
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Viel mehr Pech als Ferrari kann man im Moment nicht haben. Aber auch wenn Mercedes den Vorsprung vor Vettel ausbauen konnte, lief das Rennen nicht gut für das Team.

Wenn es mal nicht gut läuft, kommt auch noch Pech hinzu. Was Ferrari in den letzten beiden Rennen erleben musste, ist schon fast unglaublich. Erst verliert man den sehr wahrscheinlichen Sieg in Singapur, dann einen mehr als wahrscheinlichen Sieg in Malaysia. Statt den Rückstand von 28 auf 14 Punkte oder weniger zu reduzieren, beträgt der Vorsprung von Hamilton nun 34 Punkte. Das ist, bei noch ausstehenden fünf Rennen, nur schwer aufzuholen. Dabei sah alles so gut aus für die Italiener, denn Mercedes war in Malaysia überraschend schwach.

Die Deutschen hatten für das letzte Rennen in Sepang ein Upgrade-Paket mitgebracht. Aber schon am Freitag stellte sich heraus, dass dies nicht den erhofften Schritt nach vorne bringen würde. Eigentlich, so dachte man, müsste die Strecke in Sepang dem Mercedes liegen. Lange Geraden, schnelle Kurven – das passt dem W08 eigentlich. Aber wie schon in unserer Vorschau beschrieben, gab es ein Fragezeichen: die Hitze. So summierten sich die Kleinigkeiten am Freitag. Das Upgrade wollte nicht funktionieren und bei den Long Runs überhitzten die Reifen. Mercedes entschloss sich am Samstagmorgen, Bottas weiter mit dem Upgrade fahren zu lassen, während man bei Hamilton zurückbaute. Prompt lief es beim Briten besser, zumindest auf eine Runde. Das reichte dann, um die Pole zu holen. Allerdings übertünchte die Pole die Probleme von Mercedes bei den Long Runs.

Ferrari hatte dagegen alles richtig gemacht. Das Auto war schnell, sehr schnell. Eine halbe Sekunde nahm man Mercedes im dritten freien Training ab. Doch dann begannen die Probleme. Der Einsatzmotor von Vettel ging noch am Morgen ein. Der hektische Umbau passte nicht, der neue Motor, der eigentlich erst in Japan in Auto kommen sollte, lief nicht. Immerhin konnte Räikkönen in der Quali P2 holen – nur um dann in der Runde zur Startaufstellung einen Motorschaden zu haben. Aber Vettel wäre zumindest auf P3 gekommen. Der einzige Vorteil der Probleme: Ferrari baute den in der Quali genutzten Motor, an dem nur eine Kleinigkeit nicht stimmte, wieder aus und baute für das Rennen einen weiteren neuen Motor mit neuem MGU-H und Turbolader ein. Damit hat Vettel für die letzten fünf Rennen gleich zwei neue Motoren, während Hamilton auf seinem letzten ist.

Überraschend war dagegen die extrem gute Vorstellung von Red Bull. Dass der RB13 in den schnellen Passagen gut sein würde, hatte man erwartet. Doch auch, dass Red Bull auf den Geraden verlieren würde. Aber das Team hat über den Sommer einen Schritt gemacht. Schon in Spa war man überraschend stark, in Monza und Singapur ebenfalls. Dass Red Bull auch in Malaysia so stark war, deutet darauf hin, dass das Team auch in den nächsten Rennen um Siege mitfahren kann.

Verstappen fuhr ein tadelloses Rennen. Sein Überholmanöver gegen Hamilton war mal wieder so ein Moment, an dem man sehen konnte, dass der Niederländer kompromisslos jede Lücke sucht. Hamilton meinte nach dem Rennen zwar, dass er nicht komplett dagegen gehalten habe, was Verstappen allerdings zu Recht mit der Aussage konterte, dass der Brite halt auch um die WM fahren würde.

Allerdings hatte Hamilton auch gar nicht die Mittel, auf dem Long Run gegen den Red Bull etwas entgegenzusetzen. Weder konnte er sich, wie sonst gewohnt, nach dem Start absetzen, noch konnte er den Abstand hinter Red Bull klein halten. Verstappen fuhr die üblichen zehn Sekunden Vorsprung raus und ließ es dann ruhiger angehen. Etwas überraschend war dann allerdings, dass Ricciardo nicht an Hamilton heranfahren konnte. Der Australier konnte auch die Zeiten seines Teamkollegen nicht fahren.

Das schnellste Auto auf der Strecke gehörte aber Sebastian Vettel. Ferrari hatte den Deutschen richtigerweise auf die Soft gesetzt. Man rechnete sich aus, dass man mit den Soft dank des schnelleren Wagens das auf Supersoft gestarteten Mittelfeld hinter sich lassen würde. Das klappte auch in den ersten Runden, bis sich Vettel für vier Runden an Alonso die Zähne ausbiss. Zwar fehlten dem McLaren auf der Geraden rund 15 km/h auf den Ferrari, aber Alonso setzte sein ERS immer genau an den richtigen Stellen ein. Vettel verlor hinter Alonso rund zehn Sekunden auf Verstappen, was sich am Ende rächen sollte.

Nachdem er den Spanier hinter sich gelassen hatte, wuchs sein Rückstand von 23 Sekunden (Runde 8) auf 30 Sekunden (Runde 13) an, was den Überrundungen geschuldet war. Danach hielt er den Rückstand bei eben diesen 30 Sekunden. Nach seinem Stopp (Runde 27), bei dem er Bottas schnappte, verkürzte er zwischen Runde 28 und Runde 46 den Abstand auf Verstappen auf unter 18 Sekunden. Es wäre sogar mehr gewesen, aber Vettel klemmte dann hinter Ricciardo. Ohne den Zeitverlust hinter Alonso wäre die Chance groß gewesen, dass er Ricciardo mit frischeren Reifen geschnappt hätte, um dann auf Hamilton aufzulaufen.

Doch vier Runden vor Schluss brach Vettel seinen Angriff auf Ricciardo ab. Schuld daran waren seine Vorderreifen, die bei der Aufholjagd massiv gelitten hatten, und die Motortemperatur, die wohl im kritischen Bereich lag. Der Deutsche kühlte danach den Motor runter, den er ja bis zum Ende der Saison fahren muss.

Der Unfall mit Stroll nach dem Rennen war dann mehr als bizarr und passt gut zur Pechsträhne der Italiener. Auch wenn die Kommissare keine Schuld erkennen konnte, ging der Crash durchaus auf die Kappe von Stroll, der sichtbar nach rechts lenkte. Er hatte Vettel einfach nicht gesehen. Ob das Getriebe, an dem die Aufhängung ja hängt, in Japan eingesetzt werden kann, ist fraglich. Wenn Vettel Pech hat, bedeutet dies in Suzuka am kommenden Wochenende eine Strafversetzung von fünf Plätzen.

Mercedes nahm das Pech von Ferrari dankend an, wird sich aber Sorgen machen, wo die Pace geblieben ist. Vor allem vor dem Rennen in Suzuka, einer Strecke, die Malaysia in vielen Passagen nicht unähnlich ist. Wenn man sich das Mittel der zehn schnellsten Runden anschaut, sieht man den Rückstand gut:

Vettel: 1.34.334 min
Verstappen: 1.34.817 min
Hamilton: 1.34.843 min
Bottas: 1.35.464 min

Vettel fuhr die meisten der Runden, als er mit frischen Supersoft auf der Jagd nach Ricciardo war. Mercedes wird sagen, dass Hamilton sich auf P2 eingerichtet hatte und nicht auf Anschlag fuhr. Doch das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass Mercedes in Sepang eigentlich nur die dritte Kraft war. Ferrari hätte das Rennen gewinnen müssen, selbst ein Doppelsieg wäre drin gewesen.

Dahinter blieb das Rennen eher schwach. Perez war mal wieder „Best of the Rest“, auch weil sein Teamkollege gleich in der ersten Runden wegen eines schleichenden Plattfußes an die Box musste. Die Überraschung war mit Sicherheit Vandoorne auf P7. McLaren hatte ein Aero-Upgrade mitgebracht, das im Gegensatz zu dem von Mercedes funktionierte. Man konnte bei den Inboard-Aufnahmen sehen, wie ruhig das Auto in den schnellen Kurven lag. Vor allem dort holte man die Zeit. In Sachen Rundenzeiten lag man eigentlich hinter beiden Force India und beiden Williams. Immerhin hielt der Honda nicht nur klaglos durch, man hat jetzt auch die Leistung, um am Ende der Top 10 unterwegs zu sein. Toro Rosso wird es freuen.

Renault war eine Enttäuschung. Hülkenberg meinte am Wochenende, die Strecke in Malaysia habe die Schwächen des Chassis genau aufgezeigt. Dabei man lag in Spa immerhin noch in den Top Ten. Aber in Sepang war es wohl die Mischung aus den hohen Temperaturen, Asphalt und den schnellen Kurven nebst Richtungswechseln, die dem Chassis nicht behagen. Aber es war schon erstaunlich, dass man sich nur vor den beiden Saubern platzieren konnte.

Ein okayes Rennen hatte Formel-Eins-Neuling Pierre Gasly. Der war ja etwas überraschend für Kvyat ins Team gekommen, weil Red Bull den Franzosen nächstes Jahr ins Auto setzen will. In der Quali fehlten ihm zwei Zehntel auf Sainz, was schon sehr ordentlich war. Im Rennen lief es für beide Toro Rosso zäh. Sainz fiel aus und Gasly brachte das Auto auf P15 nach Hause. In Japan hat er wohl seine zweite Chance.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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