Das Rennen in Japan könnte schon eine Vorentscheidung in der WM bringen. Ferrari ist zum Sieg verdammt, aber dagegen wird, neben Mercedes, auch Red Bull etwas haben.
Zwei Rennen, 12 Punkte. Die Pechsträhne von Ferrari ist schon erstaunlich. Lange nicht mehr hat einen WM-Kandidaten so abstürzen sehen. In nur zwei Rennen konnte Lewis Hamilton seinen Vorsprung in der WM von drei auf 34 Punkte ausgebaut. In der Konstrukteurs-WM liegt Mercedes jetzt mit 118 Punkte vorne und kann eigentlich nicht mehr eingeholt werden. Dafür müssten beide Mercedes in den noch verbleibenden fünf Rennen dreimal komplett ausfallen, was eher unrealistisch ist. Aber in der Fahrer-WM geht natürlich noch etwas. Und paradoxerweise haben die Motorprobleme von Vettel in Malaysia auch eine gute Seite.
Hamilton hat seinen letzten neuen Motor schon Spa eingebaut. Die restlichen Rennen muss er mit diesem Aggregat und jenen fahren, die noch in seinem Pool sind. Ferrari wurde durch den Motorschaden von Vettel in Malaysia am Samstag vor der Quali dazu gezwungen, den letzten Motor einzubauen. Der Motor lief aber wegen eines Schadens an einem Krümmer nicht, worauf man für das Rennen Motor Nummer 5 einbaute. Der Schaden an Motor Nummer 4 ist aber behoben, so dass Vettel jetzt auf zwei neue Motoren für die letzten Rennen zurückgreifen kann. Das kann vor allem in den letzten Rennen ein Vorteil sein. Glück hatte Vettel auch mit seinem bizarren Unfall nach dem Rennen. Das Getriebe muss nach der Kollision mit Stroll nicht gewechselt werden.
Suzuka sollte dem Ferrari außerordentlich gut liegen. Die Strecke hat alle Elemente, die dem Chassis liegen. Die „Esses“, die „Degner“, nicht allzu lange Geraden und ein wenige langsame Passagen. Suzuka ist enger als Silverstone oder Malaysia, was auch gut passt. Bei Mercedes bin ich mir da nicht ganz so sicher, schon gar nicht nach dem merkwürdigen Formtief in Malaysia. Eine richtige Erklärung hat Mercedes dafür nicht geliefert, außer, dass das neue Upgrade in Malaysia nicht funktioniert hat. Aber warum die „alte“ Aero in Sepang ebenfalls langsamer war, ist noch ein kleines Rätsel. Haben Red Bull und Ferrari mit den letzten Updates Mercedes überholt? Kaum vorstellbar.
Red Bull dürfte auch in Suzuka nicht zu unterschätzen sein. Die haben über die Sommerpause was am Auto gefunden, wie man schon in Spa sehen konnte. Von außen sichtbar waren vor allem die neuen Bargeboards und eine leicht veränderte Luftführung unterhalb der Nase. Sicherlich haben Red Bull die hohen Temperaturen in Malaysia geholfen, aber das allein wird es nicht gewesen sein. Insgesamt war man zwar langsamer als die Ferrari, aber auf den Long Runs schneller als die Mercedes. Sollte sich das in Japan wiederholen, ist Red Bull für die restlichen Rennen ein ernstzunehmender Gegner und kann in die WM eingreifen.
Für Ferrari wird viel davon abhängen, wie man die Qualifikation hinbekommt. Man kann in Suzuka zwar überholen, aber leicht ist es nicht. Gelingt Hamilton wieder eine Superrunde, muss sich Vettel auf die Strategie verlassen, die wegen der starken Red Bull schwieriger werden wird.
Wer sich dahinter einreihen wird ist wie üblich schwer zu sagen. Für Honda ist der Heim GP und damit eines der wichtigsten Rennen des Jahres. Das Chassis des McLaren sollte auf die Strecke passen. Malaysia hat gezeigt, dass der Honda durchaus aufgeholt hat, allerdings hatte man auch ein bisschen Glück. Gegen die Force India hat man normalerweise keine großen Chancen, von daher gehe ich davon aus, dass man auch in Japan dahinter liegen wird. Aber den Japanern ist es bisher noch nicht gelungen beim Heimrennen Punkte zu sammeln, also wäre das schon ein Erfolg.
Abgesehen von der merkwürdigen Schwäche in der Qualifikation ist Williams ebenfalls zu nennen. Warum man seit etlichen Rennen die Quali nicht mehr hinbekommt? Es mag daran liegen, dass der Williams die Reifen nicht schnell genug auf Temperatur bekommt. Im Rennen sieht die Sache meist anders aus. Die Rennpace von Massa und Stroll ist außerordentlich gut und reicht meist für Punkte. Ich habe aber auch die Vermutung, dass Williams sich schon jetzt auf das nächste Jahr konzentriert. Was ebenso für Toro Rosso gilt, die schon jetzt alles für die Zusammenarbeit mit Honda vorbereiten.
Die momentane Wundertüte der Formel Eins, HaasF1, dürfte in Suzuka eher ein schwieriges Rennen haben. Die Abstände im Mittelfeld sind so eng, dass zwischen P8 und P14 meist nur wenige Zehntel liegen. Das gilt auch für Renault. Da Suzuka wie Malaysia zu den anspruchsvollsten Strecken in Sachen Aerodynamik zählt, sollte es nicht verwundern, wenn die Franzosen wieder ein eher zähes Rennen haben werden.
Strategie:
Eigentlich hatte Pirelli für Japan die „Soft“ als weichste Mischung geplant, sich aber im Verlauf der Saison umentschieden. Also gibt es, wie in Malaysia, Supersoft, Soft und Medium. Das dürfte interessant werden. Wenn man sich das Rennen aus dem letzten Jahr anschaut, war die Zwei-Stopp-Strategie die erfolgreichste Idee. Überraschenderweise setzten die meisten Team dabei auf die härteste Mischung für den zweiten und dritten Stint. Schaut man sich die Verteilung der Reifenkontigente für dieses Jahr an, sieht man, dass nur wenige Teams genug Medium bestellt haben um diese auch im Rennen einzusetzen. Das liegt auch daran, dass die Reifen in diesem Jahr generell etwas härter geworden sind.
Allerdings sind die Belastungen für die Reifen in Suzuka sehr hoch. Die „Esses“, die erste „Degner“, die „Spoon“ und die „130R“ fordern von den Reifen viel ab. Daher wird es nicht mit einem Stopp gehen, wenn man um den Sieg kämpfen will. Die bevorzugte Variante wird Supersoft-Soft-Soft sein. Dafür sprechen auch die große Kontingente an Soft, die Mercedes und Ferrari bestellt haben. Dass das ein oder andere Team es mit einem Stopp versuchen möchte, ist nicht auszuschließen. Die Medium hat man in diesem Jahr kaum gesehen, sie sollten aber mindestens 60 bis 70 % der Renndistanz durchhalten. Muss man sich dann entscheiden, ob man mit den Medium starten will, was vor allem in den ersten Runden ein erheblicher Nachteil ist. Da man beim Boxenstopp die üblichen 21 Sekunden verliert, könnte die Rechnung mit den Medium nicht aufgehen.
Das Wetter ist in Suzuka auch immer wieder so eine Sache. Im Moment sollen der Freitag und Samstag etwas verregnet sein, aber es ist kein Dauerregen angesagt. Dafür soll es am Sonntag mit 27 Grad richtig warm werden. Derartig hohe Temperaturen sind in Suzuka beim Rennen auch eher selten. Sollte die Vorhersage eintreffen, könnte das vor allem für Mercedes schlecht sein.