Der Saisonabschluss der IMSA findet wie immer in Rahmen des Petit Le Mans auf der Strecke von Road Atlanta statt. Vor allem bei den Prototypen dürfte es ein enger Kampf werden.
Das letzte große Endurance Rennen in den USA schließt eine teilweise etwas einseitige Saison in der IMSA ab. Die wurde vor allem in der ersten Hälfte des Jahres durch Wayne Taylor Racing und deren Cadillac DPi beherrscht. Jordan und Ricky Taylor gewannen die ersten fünf Rennen und konnten sich so ein gutes Polster in der Meisterschaft aufbauen. Vor dem letzten Rennen haben sie den Titel praktisch in der Tasche. Laut IMSA müssen sie nur das Rennen starten und kämen so am Ende in die Wertung. WRT führt mit 288 Punkten, dahinter liegen die Vorjahres-Meister Dane Cameron und Eddie Curran, die 259 Punkte haben. Dahinter folgen die Teamkollegen von Action Express Barbosa/Fittipaldi, die auf 258 Punkte kommen. Zwar kann man bei einem Event maximal 36 Punkte sammeln, aber da die Prototypen-Klasse nur aus zehn Autos besteht, und es für P10 noch 21 Punkte gibt, reicht das. .
Mit einem Sieg die Saison abzuschliessen würde natürlich passen, aber da hat die Konkurrenz sicher etwas dagegen. Die ist in diesem Rennen auch noch stärker. Zum einen macht Penske seinen ersten Auftritt in der IMSA. Offiziell nur als Penske Team, ohne den Namen Acura in der Nennung und nicht als DPi sondern in der LMP2 Klasse. Das Auto hat auch den Gibson Motor im Heck und wird aber von drei absoluten Experten pilotiert: Castroneves, Pagenaud und Montoya werden im Auto sitzen. Das dürfte auch schon die Paarung für das nächste Jahr sein. Ob der fabrikneue Oreca 07 problemlos laufen wird, ist fraglich, aber Penske ist für seinen Perfektionismus bekannt und der Oreca ist schnell.
Einen weiteren Auftritt erlebt das Rebellion Team, ebenfalls mit einem Oreca 07. Die Schweizer waren in Daytona und Sebring unterwegs, haben Watkins Glen aber ausgelassen. Bei den bisherigen Auftritten war die Mannschaft aber immer schnell, auch wenn ihnen das Glück am Ende nicht hold war. Mit den Fahrern Beche, Heidfeld und Menezes ist man gut aufgestellt und Rebellion könnte für eine Überraschung sorgen.
Road Atlanta ist eine kurze Strecke mit schnellen Kurven und einer langen Geraden. Vor allem der erste Teil der Strecke dürfte den LMP2 liegen, die im Laufe des Jahres immer besser wurden. Das letzte Rennen konnte VisitFlorida im Ligier gewinnen, die mit der van der Zande und Goosens wieder an den Start gehen. Ein dritter Fahrer ist bisher nicht genannt (kann sich aber kurzfristig ändern). Ein Auge muss man auch auf den JDC Ligier haben, die schon zweimal an einem Sieg vorbei geschrammt sind. Stephen Simpson und Misha Goikhberg werden durch Chris Miller unterstützt.
Schwierig einzuschätzen sind die beiden ESM-Nissan DPi. Die hatten sehr gute Rennen, verschwanden aber auch oft im Mittelfeld. Das Problem ist wohl die Abstimmung des Ligier-Chassis, das ja leicht angepasst wurde. Schlecht besetzt ist man bei ESM sicher nicht. In der #2 sitzen Scott Sharp, Ryan Dalziel und der demnächst mehr oder weniger arbeitslose Brendon Hartley. In der #22 nehmen van Overbeek, Pipo Derani und Bruno Senna Platz.
Wie immer wird das Petit Le Mans von zwei Dingen maßgeblich bestimmt. Zum einen, wie die zahlreichen Cautions fallen werden. Erst in den letzten zwei Stunden wird man sehen, wie sich die Strategien auswirken werden. Eine andere Frage ist das Wetter. Regen ist zwar eher selten, aber wenn er kommt, kann er das Rennen auf den Kopf stellen. Vor zwei Jahren gelang Porsche im strömenden Regen das Kunststück mit dem GTLM-Porsche den Gesamtsieg zu holen.
GTLM
In Sachen Meisterschaft sieht es in der GTLM-Klasse ähnlich aus, wie bei den Prototypen. Die beiden Corvette Piloten Jan Magnussen und Antonio Garcia führen mit 302 Punkten vor der Ford Mannschaft Westbrook/Briscoe, die 283 Punkte eingesammelt haben. Es fehlen also 19 Punkte, aber auch hier gilt, dass die Corvette mit der #3 eigentlich nur in Ziel kommen muss. Selbst wenn sie als letzte in der Klasse auf P9 ins Ziel rollen, reicht dem Ford auch kein Sieg. Die Corvette müsste schon das Rennen nicht antreten, was sicher nicht passieren wird.
Bei Ford hat man zwei extrem erfahrene Piloten gefunden, die die regulären Fahrer unterstützen. Dirk Müller und Joey Hand bekommen Hilfe von Sebastian Bourdais, Briscoe und Westbrook haben sich Scott Dixon ins Auto geholt. Man ist also gut besetzt und hat vor allem noch ein Auge auf die Hersteller-Wertung geworfen. Dort ist es deutlich enger. Chevrolet hat 316 Punkte, Ford 312 Punkte. Da geht also noch was.
Theoretische Chancen auf den Hersteller-Titel hat überraschenderweise auch noch BMW. Mit 307 Punkten ist man eng dran, wird aber darauf hoffen müssen, dass mindestens ein Ford und eine Corvette nicht ins Ziel kommen. Edwards und Tomczyk werden von Nicky Catsburg unterstützt, Auberlen und Sims durch Kuno Wittmer. Ob die BMW in Road Atlanta aber Chancen haben?
Dagegen hat vor allem Porsche etwas, deren Mittelmotor RSR dieses Jahr bei weitem noch nicht die Ergebnisse einfahren konnte, die man sich erwünscht hatte. Die neue Gewichtsverteilung erfordert komplett neue Abstimmungen und da hapert es wohl in der extrem engen Klasse noch etwas. Vor allem der Reifenverschleiss macht den Stuttgartern noch Sorgen, sowohl in der IMSA, wie in der WEC. Dafür geizt man nicht mit Werkspiloten. Pilet/Werner werden von Nick Tandy begleitet, Bruni und Vanthoor bekommen Earl Bamber ins Auto gesetzt, was sich keine Schwächung ist.
Bleibt der einsame Risi Ferrari. Deren Saison fing mit einem dritten Platz in Daytona eigentlich nicht schlecht an, aber danach ging es dann bergab. In Sebring landete man auf dem letzten Platz, danach wurde es zäh. Aber die Kombination Fisichella, Bruni und Per Guidi gehört ja nun wirklich zu den besten.
Wie immer kann man ein sehr enges Rennen in Atlanta erwarten. Sehr oft hat sich das Rennen erst in den letzten Runden in der Klasse entschieden.
GTD
In der GT3 Klasse der IMSA geht es auch noch um den Titel. Wie in den anderen Klassen ist die Vor-Entscheidung eigentlich schon in Laguna Seca gefallen. Die Scuderia Corsa Mannschaft mit Christina Nielsen und Alessandro Balzan führt mit 318 Punkten vor Jeroen Bleekemoolen in seinem AMG GT von Riley. Bleekemoolen ist tatsächlich alleine auf P3 in der Meisterschaft, weil er als einziger im Team alle Rennen gefahren ist. Aber auch in der GTD gilt, was in den anderen Klassen gilt: Der Ferrari müsste schon einen Komplettausfall erleben und der AMG mindestens auf dem vierten Platz einlaufen um die Meisterschaft zu holen.
Der IMSA ist es in diesem Jahr gelungen, die BoP in der Klasse sehr eng zu halten. Das sieht man alleine an der Liste der Sieger. Porsche konnte den Auftakt in Daytona gewinne, Sebring ging an AMG GT von Riley. Long Beach ging wieder an einen Porsche, danach folgten zwei Siege durch den Riley AMG. Mosport sah den ersten Sieg eines Audi R8, es folgte erneut ein Sieg eines Porsche in Lime Rock. Danach holte BMW einen Sieg Road America, der erste Sieg eines Huracan erfolgte dann in Virginia. Erst in Laguna Seca gewann der in der Meisterschaftführende Ferrari die Klasse.
Wie man sieht, haben beim Petit Le Mans einige Teams gute Chancen auf den Sieg. Das galt bisher aber leider nicht für die Lexus Mannschaft, die bisher überraschenderweise mit dem RCF trotz guter Besetzung nicht zu Recht kommen. Irgendwas passt beim Lexus noch nicht zusammen, das Team rätselt teilweise auch noch und schiebt (natürlich) auch die Schuld auf die BoP. Doch die vielen unterschiedlichen Sieger und die unberechenbaren Rennen zeigen, dass die IMSA die BoP relativ gut um Griff hat. Ebenso wie in der GTLM dürfte das Rennen extrem eng werden.
Los geht es am Samstag um 16.30m Uhr deutscher Zeit. Fertig ist man dann so gegen halb vier.
Bilder: IMSA