Am Fuße des legendären Mount Fuji befindet sich die nach jenem Berg benannte Rennstrecke, welche schon viele legendäre und noch lange in Erinnerung bleibende Rennen erlebt hat. An diesem Wochenende könnte es jedenfalls wohl zum letzten Stelldichein der modernen LMP1 auf dieser Strecke kommen.
Die Strecke bildet in gewisserweise 2 Seiten ab: Zum einen hat man die mehr als 1,5km lange Gerade bei Start / Ziel, welche fast so lang ist, wie die Geraden in Le Mans. Dazu hat man die längere Gegengerade, welche aber im Kontrast zu den schnellen Kurven 2 & 3 steht, sowie dem langsamen Geschlängel hoch zu Start und Ziel. Während man bei letzterem Sektor nie genug Abtrieb haben kann, hat man gerade auf der langen Gerade gerne so wenig Luftwiderstand wie nur irgend möglich. Ein Umstand, welcher dazu führte, dass in den letzten Jahren immer wieder spekuliert wurde, ob ein Hersteller die Aero aus Le Mans für das Rennen adaptiert, denn zwar bringt der hohe Abtrieb im Qualy eine bessere Rundenzeit, allerdings hat man davon im Rennen kaum etwas, da man fast immer auf einen langsameren GTE oder LMP2 im letzten Sektor auflaufen wird. Dieses Jahr ist es aber so weit. Toyota bringt für seine beiden TS050 die Aero aus Le Mans und adaptiert sie für die Strecke und den etwas höheren Bedarf an Abtrieb in Fuji um zumindest den Vorjahrestriumph zu wiedederholen und das Heimrennen zu gewinnen.
Eine Adaption der Aero kann hier an mehreren Elementen erfolgen: Da wären zum einen die Anstellwinkel des Front und Heckflügels, die Höhe der Gurneys (Flügel und der Motorabdeckung an der hinteren Kante) sowie die Flaps an der Front. Man wird hier wohl mehr Flügel als in Le Mans fahren aber dennoch mit weniger Abtrieb als sonst irgendwo. Ein Umstand, welcher eben Toyota dazu half, dass Rennen in Fuji als einzigen WEC-Lauf in 2016 zu gewinnen. Porsche indes wird auf die herkömmliche Aero setzen und diese im gesamten letzten Drittel der WEC-Saison bzw. ihrer Zeit in der LMP1 nutzen. Auf eine Runde sollte daher Porsche leichte Vorteile haben, da man mehr Zeit im letzten Sektor gewinnt, sowie dank des Abgasenergierückgewinnungssystem mehr Energie aus der letzten Kurve auf die lange Gerade zum boosten verwenden kann.
Insgesamt haben Porsche und Toyota knappe 4,2 MJ zum boosten zu Verfügung, wobei viel aus der letzten Kurve und Turn 1 sowie der Haarnadel verwendet werden wird. Im Rennen wird der Vorteil des höheren Abtriebs aber wohl dank des Verkehr in einen kleinen Nachteil umschlagen, da der Toyota auf im Verkehr zügiger an den anderen vorbeikommen sollte.
In Sachen Meisterschaft ist die Sache in der LMP1 eigentlich so gut wie gelaufen: Timo Bernhard, Brendon Hartley und Earl Bamber liegen 51 Punkte vor Sebastian Buemi und Kazuki Nakajima. Dahinter liegen dann ohne jede Chance Andre Lotterer, Neel Jani und Nick Tandy mit 83 Punkten. Auch in der Teamwertung ist der Triumph von Porsche so gut wie sicher, was eben zur Folge hat, dass Toyota nur noch das Heimrennen einer Saison gewinnen kann, in welche man mit so hohen Erwartungen gegangen ist.
Beim Toyota mit Mike Conway, Pechito Lopez und Kamui Kobayashi gibt es eine Veränderung: Mike Conway kehrt wieder zurück und ersetzt Stephane Sarrazin. Das Rennen wird wohl zwischen 240-250 Runden gehen, womit das ganze Rennen mit 6 Stopps absolviert werden wird, was dazu führt, dass auf den Reifen fast ausschließlich Doppelstints gefahren werden müssen, wobei es hier in Fuji aufgrund der vielen Rechtskurven durchaus sein kann, dass gerne mal nur die linken Reifen gewechselt werden. Die Fahrerwechsel sind mittlerweile aber auch so schnell geworden, dass dies keine Auswirkungen auf die Wechseldauer hat.
Hinter den Kulissen hat derweil der Dallara BR01 von SMP mit dem 2,4l V6 von AER seine ersten Runden auf dem Hungaruring gedreht. Die Entwicklungsarbeit übernimmt hier vor allem Mikael Alioshin, während Manor wohl 3 Ginetta LMP1 gekauft hat und davon zwei Stück in der neuen Saison einsetzen will.
Es könnte auch der letzte Auftritt der Toyota Mannschaft vor heimischen Publikum werden, denn ich gehe stark davon aus, dass Toyota nach dem Aus von Porsche ebenfalls den Ausstieg verkünden wird. Die Liste dafür möglicher Gründe ist einfach zu lang: Die Situation der LMP1 bzw. der Hybridklasse ist seit dem Ausstieg und der hastig entschiedenen Angleichungspunkte (u.a. BoP zwischen Hybride und Nichthybride, sowie zusätzlicher BoP zwischen Turbo und Sauger) sehr nebulös. Dazu kommt, dass man gegen keine nennenswerten Hersteller fährt und auch der Marketing-Sog von Audi und Porsche nun komplett weg ist. Es gibt immer mehr Stimmen, wonach man nicht mal Personal von Porsche abwirbt und auch schon die ersten Zuliefererverträge gekündigt haben soll. Es wäre daher nicht überaschend, sollte ähnlich wie bei Porsche wenige Tage nach dem Heimrennen der Ausstieg offiziell verkündet werden.
In der LMP2 führt relativ deutlich die Mannschaft von JOTA mit 64 Punkten rund um Thomas Laurent, Ho Ping Tung und Oliver Jarvis vor dem Oreca-Gibson von Rebellion mit je 46 Punkten und Bruno Senna und Julien Canal. Nachdem ich beim letzten Rennen der WEC, gerade in Bezug auf die LMP2 dermaßen falsch gelegen habe, verzichte ich hier auf eine Prognose wer vorne sein könnte, denn alle Orecas werden auch mit dem Paket für Abtrieb an den Start gehen. Apropos Bodykits in der LMP2: Hinter den Kulissen hat sich einiges getan und der ACO hat klar gestellt wer in der LMP2 nachrüsten darf: Oreca den normalen Joker, während Dallara das Aero-Paket für Le Mans überarbeiten darf. Ein Umstand der Dallara aber nicht viel weiterhilft, denn das Problem des Dallara liegt wohl in der Aufhängung bzw. Federung und diese darf man auch mit dem erlauten Joker innerhalb von 4 Jahren nicht anfassen. Multimatic darf derweil das ganze Chassis verbessern, was zum eine riesen Herausforderung ist, nachdem Riley aus dem Projekt ausgestiegen ist und das Fahrzeug bislang eher durch ein sehr abenteuerliches Handling aufgewartet hat. Spannend wird daher zu sehen, was Joest aus dem überarbeiteten Chassis in der USCC rausholen kann.
In der GTE-Pro gab es letztes Jahr ein Duell zwischen Ferrari und Ford mit ihrem GT, welche einen Doppelsieg einfahren konnten. Diese profitierten von den zwei langen Geraden, da der Ford hierbei am besten funktioniert. Für heuer hat man den Ford aber etwas eingebremst, wodurch diese vorne wohl nicht ganz so dominant sein werden wie noch vor 12 Monaten. Insgesamt wird es wohl ein enger Kampf vorne werden, wobei den Aston Martin das etwas kühlere Wetter ein Problem werden könnte, denn diese mögen mit ihren Dunlops eher die heißeren Tage, da hier die Reifen weniger abbauen als die Michelin-bereiften Konkurrenten. In der Fahrerwertung führt hier der Ford GT mit Andy Priaulx und Harry Ticknell vor dem Porsche-Duo Richard Lietz und Frederic Makoviecki mit 102 zu 96 Punkten, wodurch der Kampf hier noch komplett offen ist, denn auf Platz 3 liegt Davide Rigon mit nur 0,5 Punkten Rückstand, welcher seinereits nur 0,5 Punkte Vorsprung auf James Calado und Allesandro Piere Guidi hat. Auf den gleichen Platz miz 95 Punkten rangiert auch Sam Bird, da dieser nachdem Ausfall des F488 am Nürburgring nicht zum fahren kam. Auf Platz 6 haben Nicki Thiim und Marco Sorensen mit 81 Punkten dann schon 21 Punkte Rückstand auf die Spitze.
Einen ähnlich engen Kampf gibt es in der GTE-Am. Dort führt die Trophy das Trio des Aston Martins mit 130 Punkten mit 4 Punkten Vorsprung auf Christian Ried, Marvien Dienst und Matteo Cairoli an, wodurch hier noch alles möglich ist, da in der aktuellen BoP die Strecke in Fuji dem Porsche mit Heckmotor durchaus zu Gute kommen sollte. Weitere 10 Punkte dahinter liegen Weng Sun Mok, Keito Sawa und Matt Griffin im F488 von Clearwater Racing. Hier ist noch nicht entschieden, ob Aston Martin den neuen Vantage mit 4,0l V8 Turbo auch in der Am nächste Saison einsetzen darf, denn eigentlich müssten die Autos 1 Jahr lang in der GTE-Pro gefahren sein. Aber aufgrund der längeren Saison und der Tatsache dass der ACO mit Aston Martin recht gut kann, würde es mich nicht wundern wenn der neue Vantage zugelassen werden würde. Dort würde er auf mindestens 2-3 RSR sowie evtl. dem Ford GT treffen, wobei hier Ford langsam die Entscheidung treffen muss, ob man für 2018 das Update bringt und die bisherigen 6 Autos an interessierte Kundenteams verkauft oder nicht. Interessenten gibt es wohl genug, zumal bei Porsche deutlich mehr Teams angefragt haben, als die Mannschaften, die die insgesamt 6 RSR Baujahr 2017 nun erhalten werden.
Die Startzeiten sind indes nichts für Langschläfer, denn während das Zeittraining um 07.30 Uhr und 08.00 Uhr noch recht human startet, startet das Rennen um 04.00 Uhr in der Nacht und geht bis 10.00 Uhr MESZ, wobei es durchaus auch zu etwas Regen kommen könnte, wie uns 2014 und 2015 gezeigt wurde.