Am Sonntagabend feiert ein neues amerikanisches Langstreckenrennen sein Debüt. Nach einigen späten Abmeldungen treten zwar nur 19 Nennungen den dritten Lauf der Intercontinental GT Challenge an, aber dafür herrscht an der Spitze sehr große Qualität. Die entscheidende Frage wird sein, ob dies genug Unterhaltung für acht Stunden liefern kann.
Wie kam das Rennen zustande?
Seit der Schaffung der IGTC im letzten Jahr war es angedacht, auch in den Vereinigten Staaten vertreten zu sein. Für dieses Ziel hat die Stéphane Ratel Organisation nun mit ihrer Partnerserie PWC zusammengespannt, die ihr GT-Rennwochenende im kalifornischen Laguna Seca extra dafür aufgab. Jedoch laufen die Organisation, die mediale Verbreitung und weitere administrative Dinge über das amerikanische GT-Championat. Dieses bringt außerdem seine Tourenwagenklassen als Rahmenprogramm ein. Für einen Hauch von Tradition wählte man den Titel „California 8 Hours“, was möglicherweise geschichtsvergessend sein könnte. So steht das California 500 beispielsweise sinnbildlich für den Übermut des Ontario Motor Speedway, der längst in Vergessenheit geraten ist.
Wie wird das Rennen ablaufen?
Das längste professionelle Rennen in der Geschichte des Mazda Raceway Laguna Seca, der immerhin auf 60 Jahre Rennbetrieb zurückblicken kann, wird überraschend europäisch ablaufen. Während der acht Stunden, die aufgrund von Lärmrestriktionen den maximalen Umfang darstellen, werden nämlich etliche Regeln zur Anwendung kommen, welche man beispielsweise schon aus Spa (zweiter IGTC-Lauf) oder dem BGTEC kennt. Es wird zum Beispiel wieder das berüchtigte Stoppzeitensperrfenster geben. Selbiges führt dazu, dass kurze Stopps höchstens 50 Sekunden dauern dürfen und bei längeren Stopps mindestens 96 Sekunden (für die GT3; Stand: 14.10.2017) vergehen müssen. Das Sperren des Deltas dazwischen soll relativ ähnliche Strategien erzwingen und kleinere Teams schützen. Aufgrund des kleinen Feldes sind vergleichbare Sequenzen aber auch so zu erwarten. Wahrscheinlich sind zudem Stintlängen im Bereich einer Stunde. Hinsichtlich der Distanz und der Qualität in den relevanten Spitzenautos sollten die Gesamtfahrzeiten relativ gleichmäßig aufteilbar sein, weswegen etwaige Obergrenzen eher unbedeutend sind.
Welche Klassen gibt es?
Je nach Definition wird das Feld aus drei bzw. vier Divisionen bestehen. In der GT3 gehen zehn Autos an den Start. Davon werden zwei Boliden als Pro-Am klassifiziert. Die zweitgrößte Division ist die GT4 mit sieben Teilnehmern. Außerdem sind zwei MARC Cars Australia vor Ort. Diese treten passenderweise als MARC Mazda 3 V8 in der Invitational an.
Wer sind die Favoriten in der GT3?
Mit etwas Optimismus kann man hier durchaus alle zehn Nennungen anführen. Jedoch haben Acura, Audi, McLaren und Porsche absolute Kracherkombinationen zusammengestellt, die bei einem normalen Verlauf dominieren sollten.
Acura
Das aus der PWC bekannte RealTime-Racing-Team von Peter Cunningham wird die volle Unterstützung von Honda bzw. Acura erhalten. So sicherte man der Truppe aus Wisconsin beispielsweise die Dienste des baldigen Penske-Fahrers Dane Cameron zu. Eine weitere Spitzenverpflichtung stellt ADAC-GT-Masters-Meister Jules Gounon dar. Insgesamt gesehen reiste man mit einem guten Paket an den Pazifik. Die Fahrer sind durch die Bank weg sehr erfahren, wenn es auf die Langstrecke geht, und der neue NSX GT3 konnte bereits in der IMSA seine Steherqualitäten beweisen. Mehr oder weniger feiert das Modell damit sein Debüt auf der internationalen Bühne.
Nennungen:
#43 RealTime Racing Acura NSX GT3 (Ryan Eversley-Tom Dyer-Dane Cameron) [Throwback-Lackierung]
How cool is this!? So grateful to be able to drive the @RealTimeAcura NSX this year and now in this livery!? Amazing.. #ThePowerOfDreams pic.twitter.com/2lHL0vPcXx
— Ryan Eversley (@RyanEversley) October 9, 2017
#93 RealTime Racing Acura NSX GT3 (Peter Kox-Mark Wilkins-Jules Gounon)
Audi
Der Ingolstädter Hersteller gilt wohl dank seines Aufgebots und seiner IGTC-Dominanz als Hauptfavorit. Mit dem Belgian Audi Club Team WRT, Land Motorsport und Magnus Racing hat man drei der besten Teams der Welt auf seiner Seite. Dies beruht unter anderem auch darauf, dass alle drei die größtmögliche Werksunterstützung bei Fahrern und Technik erhalten. Hier eine Speerspitze auszumachen, ist nahezu unmöglich.
Nennungen:
#11 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS (Stuart Leonard-Jake Dennis-Robin Frijns) [BGTSC-Meisterauto]
#29 Audi Sport Team Land R8 LMS (Christopher Haase-Christopher Mies-Connor de Phillippi)
#44 Audi Sport Team Magnus R8 LMS (Pierre Kaffer-Kelvin van der Linde-Markus Winkelhock)
McLaren
Nachdem K-PAX Racing in Sepang bereits IGTC-Luft geschnuppert hatte, brauchte es nicht mehr viel Überzeugungsarbeit für den neuen Lauf im Heimatbundesstaat. Neben dem Setup-Vorwissen sollten vor allem die PWC-erfahrenen Piloten ein größerer Vorteil sein.
Nennung:
#9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 (Álvaro Parente-Bryan Sellers-Ben Barnicoat)
Porsche
Auf dem stets als geduldig definierten Papier ist Porsche wohl der größte Herausforderer von Audi. Zum einen kaperte Porsche Motorsport North America das PWC-Stammteam Wright Motorsports und stattete es mit allen Feinheiten des Werkssports aus. Zum anderen hat man auch für GMG Racing starke Fahrer mit Sven Müller und Wolf Henzler gefunden. Somit ist man ganz nahe am Optimum dran.
Nennungen:
#17 GMG Racing Porsche 911 GT3 R (Alec Udell-Wolf Henzler-Sven Müller)
#58 Porsche Motorsport North America by Wright Motorsports 911 GT3 R (Patrick Long-Jörg Bergmeister-Romain Dumas)
Für die Freunde der sogenannten Hero-Stints sei ein Blick auf den #54 Black Swan Racing Porsche 911 GT3 R (Jeroen Bleekemolen-David Calvert-Jones-Tim Pappas) aus der Pro-Am empfohlen. Der niederländische GT-Star Bleekemolen könnte am Steuer dessen viele überraschen. Jedoch ist das Restaufgebot viel zu schwach für größere Ambitionen.
Wann sind die restlichen Sitzungen und wo kann man die sehen?
Übertragungszeiten und Streams sind ausführlich in unseren TV Zeiten aufgelistet und werden bei Bedarf sofort aktualisiert.
Warum sollte ich ein 8h-Rennen mit 19 Autos schauen?
- Mazda Raceway Laguna Seca: Der Traditionskurs in den Hügeln des Monterey County ist eine der schönsten Anlagen auf diesem Planeten.
- Werkssport: Die aufgeführten Nennungen sind das Beste, was der GT3-Sport zu bieten hat. Demnach sollten sie zumindest beim Start für viel Unterhaltung sorgen.
- Takt: Da das Rennen reglementbedingt zusammengehalten werden soll, kann man auch nach längeren Pausen nochmal reinschalten. So könnte man beispielsweise Unterbrechungen in Talladega auf diesem Wege füllen.
Bilderquelle/Copyright: IGTC (SRO); PWC