Das Finale der DTM bot alles, was man sehen wollte. Ein Überraschungs-Meister, der seine Titel mehr als verdient hatte, spannende Rennen und gute Zweikämpfe.
René Rast ist DTM-Meister 2017. Und dies mehr als verdient. Der Deutsche, dessen Karriere so einige Dellen aufweist, bewies in seiner ersten Saison, was für ein guter Fahrer er ist. Er ist der erste DTM-Meister seit Mike Rockenfeller, der nicht aus der Formel Drei stammt oder eine Ausbildung im Monoposto-Bereich hat. Das ist in der DTM selten geworden, auch weil die Autos unter der Haube eher Formel-Autos gleichen. Der ehemalige Porsche Cup Spezialist und GT3-Experte (Sieger 24H Nürburgring etc.) zeigte in seiner ersten DTM Saison, dass ihm der Umstieg auf die komplizierten DTM-Boliden fast ohne Probleme gelang. Aber wie konnte er Mattias Ekström in den letzten beiden Rennen noch abfangen?
In der Vorschau schrieb ich noch „Ekström muss in dem Fall also mindestens 20 Punkte in Hockenheim einsammeln, was machbar erscheint.“ Eigentlich hätte es dem Schweden auch gereicht, wenn er irgendwo in der Nähe von Rast gelandet wäre. Aber für Ekström lief es in Hockenheim überhaupt nicht. Das Drama nahm schon in der Quali-Session am Samstag seinen Anfang. Mehr als P10 war für ihn nicht drin, während Rast auf P4 landete. Ein Blick auf die Zeiten beider Fahrer verrät aber, wie knapp das war. Rast schaffte eine 1.30.803 min, Ekström eine 1.30.956 min. Anderthalb Zehntel, die schon eine Vorentscheidung bringen sollten.
Rennen 1
Zunächst konnte sich Pole-Sitter Timo Glock vorne halten, aber Jamie Green, der sich beim Start Maxime Martin geschnappt hatte, machte bald Druck auf den ehemaligen Formel Eins Piloten und passierte ihn schließlich nach wenigen Runden. Green setzte sich vorne ab, während Rast über die Distanz seinen vierten Platz nicht halten konnte. Die unterschiedlichen Strategien spielten hier eine große Rolle. Während man Ekström relativ früh an die Box holte, damit dieser aus dem Mittelfeld raus war und so Zeit gut machen konnte, ließ man Rast etwas länger draussen. Eine kleine Fehlentscheidung, wie sich der erst später rausstellen sollte.
Bei Mike Rockenfeller, der von P7 gestartet, ging man einen eigenen Weg. Man ließ den Ex-Champion und Le Mans Sieger bewusst länger draussen. Das Risiko dabei war, dass die Konkurrenz mit den frischeren Reifen den Deutschen weiter nach hinten reichen würden. Rockenfeller gelang es aber, seinen Audi RS5 einigermaßen gut zu positionieren. Nach seinem späten Stopp rasierte er dann mit frischen Reifen durchs Feld. Da die Konkurrenz teilweise sehr früh gewechselt hatte, betrug der Unterschied bei den Rundenzeiten teilweise 1.4 Sekunden. In den letzten zehn Runden schnupfte er so einen Gegner nach dem anderen auf und kam hinter Green als zweiter ins Ziel.
Bei Ekström lief es gar nicht. Der Schwede bewegte sich um Position Zehn herum, kam aber nicht nicht richtig vom Fleck. Auch nach seinem etwas früheren Stopp konnte er nicht die nötigen Positionen gut machen. Obwohl durch Nico Müller in den letzten Runden etwas abgeschirmt, musste er vor allem Bruno Spengler vorbei lassen, was ihn aus den Punkten warf. Sein Trostpflaster: René Rast landete am Ende auch nur auf P6. Damit reduzierte Rast allerdings den Vorsprung von Ekström auf nur noch 12 Punkte. Für den Schweden kam aber noch hinzu, dass er wegen eines leichten Remplers eine Verwarnung erhielt. Seine dritte in der Saison, was eine Strafversetzung um 5 Plätze nach hinten für das zweite Rennen bedeutete.
Rennen 2
Wie schon am Samstag, lief es nicht gut für Ekström. In der Qualifikation reichte es gerade mal für P10. Wegen der Strafe vom Vortag bedeutete dies für ihn Startplatz 14. Für René Rast konnte es dagegen kaum besser laufen. In der Startaufstellung arbeitete sich Rast in die erste Reihe, also weit vor seinem Konkurrenten um den Titel. Rast überlebte auch den Start und die erste Runde, musste aber ein paar Plätze abgeben. Vorne machte sich sofort Marco Wittmann breit, der sich schnell auch ein bisschen absetzen konnte. Rast parkte sich und seinen Audi auf P3, blieb aber in Tuchfühlung mit der Spitze.
Für Ekström ging es nicht wirklich nach vorne. Nach den ersten Runden steckte er um P15 fest und auch die folgenden Runden erbrachten keine Verbesserung. Es war klar, dass der Schwede so nicht nach vorne kommen würde. Überraschenderweise ließ man Ekström aber draussen. Eigentlich wäre ein früher Stopp denkbar gewesen, auch wenn die Zeiten der Frühstopper auch nicht so viel besser waren. Das Problem für Audi war aber, dass man bei einem frühen Stopp am Ende mit abgenagten Reifen dagestanden hätte. Außerdem hatte die Strategie von Rockenfeller am Vortag bewiesen, dass ein später Stopp mehr bringen kann. Doch Rockenfeller hatte im ersten Rennen eine bessere Ausgangsposition, als Ekström sie hatte.
Offenbar hatte man bei Audi zudem verabredet, dass alle Titelanwärter die gleiche Strategie fahren sollten. Einerseits nachvollziehbar, so aus Sicht der Marke. Audi Sport Chef Dieter Gass hatte in einem Interview im DTM-Channel schon am Samstag gesagt, es sei ihm völlig egal, wer Meister wird, Hauptsache, es sei ein Audi Fahrer. Also wurden alle auf die gleiche Strategie gesetzt. Kann man kritisieren, weil es vielleicht zum Nachteil von Ekström und Green war, aber die DTM ist halt eine Hersteller-Serie.
Nachdem alle ihre Reifen gewechselt hatten, gelang Ekström sogar eine kleine Aufholjagd. Er schnappte sich, von P14 kommend, nach und nach alle Konkurrenten und fuhr auf P8 vor. Rast lag auf P2, die beiden trennten nur noch drei Punkte. Aber bevor Ekström noch Farfus und Martin überholen konnte, war das Rennen dann wieder zu Ende. Hätte man den Schweden fünf Runden vorher auf neue Reifen gesetzt, wäre vielleicht mehr drin gewesen.
Aber damit soll auch nicht gesagt sein, dass Audi René Rast in irgendeiner Weise bevorzugt hat. Das Rast den Titel holen konnte, lag vor allem an seiner besseren Performance in der Qualifikation, der Ekström nichts entgegen zu setzen hatte. Und Meister wird man in der sehr engen DTM vor allem durch Konstanz, was Rast über die gesamte Saison gezeigt hat.
Jetzt beginnt die lange Winterpause der DTM, denn vor nächsten Mai wird man die Autos nicht mehr in einem Rennen sehen. Der Winter dürfte aber nicht langweilig werden, geht es doch um die Zukunft der Serie. Das fängt bei der Suche nach Ersatz für Mercedes an, geht über die Frage, wer nach dem Ausstieg der ARD im nächsten Jahr die Übertragungen übernehmen wird, bis zu den Cockpit-Besetzungen.
So hat Vize-Meister Ekström schon angedeutet, dass er damit liebäugelt die Serie komplett zu verlassen. Einen Vertrag für 2018 hat er jedenfalls nach eigenem Bekunden nicht. Eine weitere Frage ist, wer bei Mercedes bleibt. Sollte di Resta zu Williams wechseln, wird vermutlich Pascal Wehrlein in die DTM zurückkehren. Bei BMW deuten sich im Moment keine Veränderungen an.
Die schwierige Frage wird aber sein, wie es mit der DTM nach 2018 weitergeht. Die Demo-Läufe der Super GT waren auch nicht mehr als das: Demo-Läufe. Wie man auch in der Pressekonferenz hören konnte. So wie es aussieht, wechselt die DTM 2019 auf den Turbomotor, der auch in der Super GT verwendet wird. Für den neuen Motor müssen sowieso neue Monocoques gebaut werden. Theoretisch könnte man einfach die GT500 Regeln übernehmen. Ob Toyota, Honda oder Nissan aber überhaupt Lust haben in der DTM anzutreten, steht auf einem ganz anderen Blatt. Der Winter bleibt also spannend, auch wenn keine Autos fahren.
Bilder: DTM