Zwei Rennen, noch 18 zu vergebene Punkte und noch acht Fahrer mit mathematischen Chancen auf den Titel. Der 16. JAF Grand Prix in Suzuka, das große Saisonfinale der japanischen Super Formula, verspricht ein Hochspannungs-Thriller zu werden. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Taifun Lan bringt starke Regenfälle ins Land, die insbesondere den Sonntag beeinträchtigen könnten.
Am 20. Oktober 1996 gewann Ralf Schumacher als Rookie den Titel in der damals noch Formula Nippon genannten Rennserie. Es war die erste Meisterschaftssaison unter dem neuen Banner, welche aus der japanischen Formel 3000 hervorging. Es war ein wildes Rennen auf dem Fuji Speedway. Ein chaotisches Rennen. Ein vor allem jedoch nasses Rennen. Starregenfälle machten den Jahresabschluss zu einer wahren Zitterpartie. Lediglich sieben Autos sahen nach 45 Runden die Zielflagge – die Titelanwärter waren nicht unter ihnen. Als ersten erwischte es ausgerechnet Tabellenführer Ralf Schumacher, der nach lediglich zwei Runden die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Kurz darauf verabschiedete sich auch Kazuyoshi Hoshino aus dem Titelkampf, der mit einem technischen Defekt die Impul-Garage ansteuerte. Wut entbrannt riss die japanische Motorsportlegende die Sicherheitsgurte noch beim Durchfahren der Boxengasse ab; in der eigenen Garage pfefferte er gar seinen eigenen Helm zu Boden. Es war die letzte aktive Saison in Nippons höchster Formel-Kategorie für den damals 49-Jährigen. Mit den zwei beschriebenen Ausfällen war die Fahrt für Naoki Hattori frei, der mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf seinen Teamkollegen Ralf Schumacher an den Fuß des japanischen Wahrzeichens reiste. Doch auch er zeigte im strömenden Regen Nerven, als er seine Titelhoffnungen acht Runden vor Schluss im Kiesbett begrub. Einen Formel-1-Vertrag mit Jordan bereits in der Tasche, krönte sich somit der am Kommandostand bibbernde Ralf Schmacher zum ersten König der Formula Nippon, während Katsutomo Kaneishi seinen ersten Saisonsieg vor Pedro de la Rosa und Masahiko Kageyama feierte.
21 Jahre später könnte Pierre Gasly als erster Rookie nach Ralf Schumacher den Meisterpokal der nun Super Formula genannten Rennserie gewinnen. Der Franzose geht mit lediglich einem halben Punkt Rückstand auf Hiroaki Ishiura ins Rennen, der seinen Titelgewinn von 2015 wiederholen möchte. Eigentlich hatte Gasly geplant, den Formel-1-Grand-Prix in den USA an diesem Wochenende zu bestreiten. Gerüchten zufolge bestand Toro Rossos neuer Motorenpartner Honda jedoch darauf, dass der Red Bull-finanzierte GP2-Meister in Suzuka um den Titel kämpfen soll. Kein Wunder: Er ist Hondas einziges Eisen im Feuer, um die erste Krone für Honda seit Mugen-Teamkollege Naoki Yamamoto im Jahr 2013 zu erobern. Neben Hiroaki Ishiura (33,5 Punkte) und Pierre Gasly (33 Punkte) haben mit Felix Rosenqvist (28,5 Punkte), Yuhi Sekiguchi (25 Punkte), Kazuki Nakajima (22 Punkte), André Lotterer (20 Punkte), Kamui Kobayashi (16,5 Punkte) und Titelverteidiger Yuji Kunimoto (16 Punkte) jedoch noch sechs weitere Fahrer den gleichen Anspruch. Realistisch betrachtet wird die Entscheidung zwischen den ersten vier genannten Piloten fallen, während die restlichen vier auf großes Pech ihrer Konkurrenten hoffen müssen. Dass dies durchaus passieren kann, hat das zuvor beschrieben Finale von 1996 bewiesen. Und wegen der Auswüsche des Taifuns Lan könnten die Bedingungen an diesem Wochenende in Suzuka nicht ganz unähnlich ausfallen.
Insbesondere für den Sonntag sind starke Regenfälle vorhergesagt, wenn sich der mit einem Hurrikan der Stufe 2 vergleichbare Taifun langsam über Japans Hauptinsel in Richtung Tokyo bewegt. Dies könnte selbstredend für einige Probleme im Zeit- wie auch Rennablauf führen. So musste bereits im Sommer die Qualifikation in Motegi abgebrochen und am Sonntagmorgen fortgesetzt werden. Ein nasses Saisonfinale ist für Fans und Fahrer nicht ganz unbekannt, schließlich wurden bereits drei der letzten fünf Saisonabschlüsse in Suzuka (2013, 2014, 2015) von Regenfällen geplagt. Ein gutes Omen für Hiroaki Ishiura und Kazuki Nakajima? Beide erklommen bei solchen Bedingungen bereits schon mal den Super-Formula-Thron. Zur schwierigen Wetterlage gesellt sich das spezielle Rennformat hinzu. Wie die Jahre zuvor besteht auch das diesjährige Saisonfinale aus einem Sprintrennen über 19 Runden (110 km) sowie einem Hauptlauf über 36 Runden (209 km). Anders als in Okayama werden diese jedoch am gleichen Tag ausgetragen. Die Punkteverteilung wird hierbei halbiert. Speziell für das Finale erhält der Sieger jedoch drei Bonuspunkte, wodurch der Punktespiegel für die Plätze eins bis acht wie folgt aussieht: 5+3, 4, 3, 2,5, 2, 1,5, 1, 0,5.
Die Startaufstellung für Rennen eins wird im ersten Qualifikationsteil herausgefahren, während das Top-8-Ergebnis von Q3 für Rennen zwei gilt. Für beide Pole-Positions werden zusätzlich jeweils ein Bonuspünktchen vergeben, womit ein Fahrer an diesem Wochenende maximal 18 Punkte erzielen kann. Das Qualifying erhält somit eine noch signifikantere Rolle, zumal der Sprintlauf am Sonntagmorgen keinen verpflichtenden Boxenstopp vorschreibt. Beim darauffolgenden Hauptrennen ist hingegen ein Reifenwechsel vorgeschrieben. Um ein vorzeitiges Hereinkommen nach der Eröffnungsrunde zu vermeiden, hat die JRP erstmals ein Boxenstoppfenster vorgeschrieben, welches sich erst ab der zehnten Runde öffnet. Im Falle eines sehr wahrscheinlichen Regenrennens tritt diese Regel hingegen selbstredend außer Kraft.
Diese Zutaten bilden somit die Rahmenbedingungen für die siebte und finale Saisonstation. 2014 trug erstmals seit 1986 ein Formelrennen in Japan wieder den Namen JAF Grand Prix. Dieser wurde 1969 als zweithöchstes Rennen hinter dem japanischen Grand Prix eingeführt. Der Standort wechselte zwischen dem Fuji Speedway und Suzuka; in den Jahren zwischen 1988 und 1990 wurde es als Gruppe-C-Event ausgetragen. Im Jahr 2010 erweckte der japanische Automobilverband zusammen mit der GT-Association (GTA) und Japan Race Promotion (JRP) den Event als „JAF Grand Prix Fuji Sprint Cup“ wieder zum Leben – bis 2013 Jahr diente es als großer, nicht zu den jeweiligen Meisterschaften zählender, Saisonabschluss für Super GT und Super Formula (ehemals Formula Nippon). Zugelassen waren jene Teams, die an mindestens fünf Wertungsläufen in ihrer jeweiligen Disziplin teilgenommen haben. Das Ganze diente als Spaßveranstaltung, bei der es aber auch viel Geld sowie sehr starken Kontakt zu allen Beteiligten gab. Zusätzlich griffen die Altherren des japanischen Motorsports ins Lenkrad, um im Legends Cup nochmals ihr Können unter Beweis zu stellen. Wohl hauptsächlich aus Kostengründen findet der Fuji Sprint Cup seit 2014 vorerst nicht mehr statt. Es ist unklar, ob es ein Revival des Events in der nahen Zukunft geben wird. Stattdessen sponsort der japanische Automobilverband seit nunmehr vier Jahren das Saisonfinale der Super Formula, weshalb ein Sieg beim 16. JAF Grand Prix Suzuka gleichzeitig mit viel Prestige verbunden ist. Der letzte Sieger im alten Format dieses geschichtsträchtigen Rennens im Jahr 1986 war kein geringer als Kazuyoshi Hoshino. Neben ihm obsiegten in den Jahren zuvor ranghohe Namen des japanischen Motorsports wie Masahiro Hasemi, Satoru Nakajima und Kunimitsu Takahashi, aber auch weltbekannte Stars wie der dreifache Formel-1-Weltmeister Sir Jackie Stewart.
Der Suzuka Circuit selbst benötigt keine große Einführung. Zusammen mit dem Fuji Speedway stellt die Strecke den international bekanntesten Kurs Japans dar. Viele Fans und Fahrer bezeichnen die 5,807 km lange Strecke als eine der besten Rennbahnen der Welt. Die außergewöhnliche und einmalige Form einer Acht sowie die insgesamt 17 Kurven mit Namen wie Degner (benannt zu Ehren des 1983 verstorbenen Motorrad-Rennfahrers Ernst Degner, der just an dieser Stelle 1963 einen schlimmen Feuerunfall erlitt), Spoon, Dunlop, aber auch Hairpin sowie natürlich die schnelle 130R entzücken Fans sowie Fahrer gleichermaßen. Jene 130R ist es allerdings auch, die nicht nur als schnelle und gefährliche (Mut-)Kurve gilt, sondern über die Jahre auch mehrmals nach schweren Unfällen aus Sicherheitsgründen umgebaut wurde. Während die Kurve mit der vergrößerten, asphaltierten Auslaufzone für Autorennen sicherer wurde, verstarb beim MotoGP-Japan-Grand-Prix 2003 Daiijiro Kato, als er wegen eines technischen Defekts in der 130R die Kontrolle über seine Maschine verlor. Es war das letzte Suzuka-Rennen der Motorrad-Weltmeisterschaft, ehe man aus Gründen der Sicherheit auf den deutlich langsameren und für Motorräder wohl auch sichereren Straßenkurs des Twin Ring Motegi wechselte. Auf dem Suzuka Circuit kommt die hohe Kurvengeschwindigkeit der neuen Super-Formula-Boliden besonders zutragen. Lediglich in Suzuka sowie am Fuji Speedway beträgt die Benzinflussmenge 95 kg/h (von ursprünglich 100 kg/h). Auf allen anderen Strecken liegt diese bei 90 kg/h.
Suzuka ist auch jener Ort, an dem die NASCAR 1996 sowie 1997 ihre beiden NASCAR-Thunder-100-Einladungsrennen auf dem 2,3km langen Ostkurs austrug, auf dem auch die WTCC von 2011 bis 2013 unterwegs war. Während das Rennen 1997 aufgrund des erstmaligen Einsatzes von Regenreifen in die Geschichte des NASCAR Sprint Cup einging, verstarb im Jahr zuvor Pace-Car-Fahrer Elmo Langley auf tragische Weise, als er in den S-Kurven während einer Evaluierungsrunde einen Herzinfarkt erlitt.
Im Folgenden eine Onboard-Aufnahme von Pierre Gasly aus diesem Jahr:
Wie bereits eingangs erwähnt sind noch acht Fahrer mathematisch in der Position, sich zum insgesamt 45. Meister der höchsten japanischen Formel-Kategorie zu krönen. Hiroaki Ishiura, Pierre Gasly, Felix Rosenqvist und Yuhi Sekiguchi halten das sprichwörtliche Zepter in der eigenen Hand, während Kazuki Nakajima, André Lotterer, Kamui Kobayashi und Titelverteidiger Yuji Kunimoto auf großes Pech ihrer Konkurrenten hoffen müssen. Insbesondere die beiden zuletzt genannten Piloten müssen zwingend am Samstag beide Pole-Positions erobern, um überhaupt noch mathematisch in den Titelkampf eingreifen zu können. Während Kamui Kobayashis Position durchaus mehr als das ist, was sich KCMG zu Beginn des Jahres erhoffte und der Toyota-Werkspilot in Motegi nur knapp am allersten Sieg vorbeischrammte, dürfte sich Titelverteidiger Yuji Kunimoto nach seinem letztjährigen Triumph für 2017 deutlich mehr erhofft haben. Zu Pech gesellten sich auch einige Performance-Probleme für den Cerumo-Inging-Piloten hinzu, dessen bestes Resultat der Bronzerang beim Saisonauftakt in Suzuka war.
Deutlich besser lief es für seinen Teamkollegen Hiroaki Ishiura, der nach seinem Titelgewinn im Jahr 2015 quasi eine Art zweiten Frühling erlebt. Mit zwei Siegen in Okayama sowie am Fuji gelang es ihm als einziger der acht Titelanwärter bei jedem Saisonlauf zu punkten – eine Konstanz, die ihm auch vor zwei Jahren bereits zum Triumph führte. Damals kam sein Titelgewinn noch als eine Art kleine Überraschung. Nun kämpft die Mannschaft rund um Yuji Tachikawa zum dritten Mal in Folge um die japanische Formel-Krone. Ein Sieg in Suzuka steht für Ishiura zwar noch aus. 2016 beendete er beide Läufe jedoch jeweils auf dem Bronzerang. Mit seinem zweiten Titelgewinn würde er zu den Rängen von Tsugio Matsuda (2007, 2008) sowie Kazuki Nakajima (2012, 2014) dazustoßen, die seit der Premiere im Jahr 1996 als einzige den Titel gleich zweimal gewannen. Lediglich Rekordhalter Satoshi Motoyama war mit vier Triumphen (1998, 2001, 2003, 2005) erfolgreicher.
Nur einen halben Punkt hinter Hiroaki Ishiura lauert die diesjährige Rookie-Sensation Pierre Gasly, der in Motegi sowie der Autopolis gleich zwei Saisonsiege hintereinander einfuhr. Dass Gasly als amtierender GP2- respektive Formel-2-Meister Wellen in Japan schlagen würde, wurde niemals angezweifelt. Ähnlich Stoffel Vandoorne ein Jahr zuvor, war nicht die Frage ob, sondern wann Gasly siegreich sein würde. Anders als sein belgischer Vorgänger befindet sich der Franzose, der sein Formel-1-Debüt vor wenigen Wochen im Cockpit der Scuderia Toro Rosso in Malaysia feierte und auf Verlangen von Honda an diesem Wochenende im Land der aufgehenden Sonne anstatt im texanischen Austin am Start ist, jedoch in einer deutlich besseren Lage, um den ersten Titel für die Marke seit Naoki Yamamoto im Jahr 2013 zu gewinnen. Anders als viele seine Konkurrenten kann Gasly allerdings nicht auf sonderlich viel Fahrzeit im Regen mit dem SF14-Boliden von Dallara zurückgreifen. Sein Super-Formula-Debüt in Suzuka im April dieses Jahres beendete er nach Bremsproblemen als bester Neuling auf dem zehnten Platz. Seitdem reitet der 21-Jährige jedoch auf der Momentum-Welle, mit den just beiden genannten Siegen, einem Silberrang im Sportsland Sugo sowie einem starken 13. Platz beim japanischen Grand Prix, seinem erst zweiten Formel-1-Rennen. Kein Wunder also, dass sich der Red Bull-bekleidete Mugen-Pilot in die Herzen der japanischen Fans fuhr. Sollte er am Sonntagnachmittag Ortszeit den großen Meisterpokal als erster Rookie seit Ralf Schumacher in die Luft Suzukas stemmen, wäre er zugleich auch der erste Franzose seit Loic Duval im Jahr 2009, dem dieses Kunststück gelang.
Bei all dem Gasly-Hype könnte man glatt die Leitung von Felix Rosenqvist übersehen, der mit fünf aufeinanderfolgenden Top-5-Resultaten in das finale Super-Formula-Wochenende geht. Dass das Multitalent bislang noch nicht die oberste Podiumsstufe Japans erklomm, mag insbesondere mit seinen Qualifying-Leistungen zusammenhängen – der Achillesferse Rosenqvists. Ähnlich Gasly erlebte auch der Schwede mit einem elften Rang ein suboptimales Super-Formula-Debüt. In den darauffolgenden Rennen arbeitete er sich jedoch mit vielen spektakulären Manövern sowie taktisch klugen Entscheidungen auf die vordersten Plätze. Eines seiner stärksten Rennen dürfte der 25-Jährige dabei in der Autopolis gefahren sein, als er knapp 50 Runden mit dem weichen Reifen (am Twin Ring Motegi und Autopolis Circuit wurde eine zweite Reifenmischung verwendet) aushaderte und sich vom zehnten auf den zweiten Platz vorarbeitete. Fünf Punkte hinter Tabellenführer Hiroaki Ishiura liegend, wäre ein etwaiger Triumph der erste Super-Formula-Titel für einen schwedischen Piloten – und der erste Gewinn für die traditionelle Team-Le-Mans-Mannschaft, seit Satoshi Motoyama 1998. Selbstredend wäre auch er der erste Rookie-Titelträger seit Ralf Schumacher, der just für das gleiche Team fuhr.
2016 reiste Yuhi Sekiguchi als Tabellenführer zum JAF Grand Prix nach Suzuka. Erst wenige Wochen zuvor vollbrachte er sein Meisterstück, als er wegen einer späten Safety-Car-Phase einen bereits verloren geglaubten Sieg im Sportsland Sugo mit einer Michael Schumacher-esken Leistung doch noch einfuhr. Impul-Teamchef Kazuyoshi Hoshino war außer sich, sprach gar davon, dass wenn er die Wahl und Entscheidungsmacht hätte, er lieber seinen Schützling anstatt Stoffel Vandoorne in die Formel 1 schicken würde. Tatsächlich ließ der Japaner den Belgier im Rookie-Wettstreit hinter sich – verpasste beim Saisonfinale jedoch den Titelgewinn. Obgleich er mit einem weiteren Sugo-Triumph, seinem zweiten in diesem Jahr nach Okayama, nach Suzuka reist, findet sich 29-jährige in einer anderen Position als noch vergangene Saison wieder. Mit 8,5 Punkten Rückstand auf dem vierten Tabellenrang liegend kann er die Krone des japanischen Formelsports aber dennoch aus eigener Kraft gewinnen. Hierfür muss der Impul-Pilot allerdings besser als im Vorjahr, als seine Ausbeute lediglich ein halbes Pünktchen betrug, sowie beim diesjährigen Saisonstart abschneiden, als er gar punktlos blieb.
Die beiden TOM’s-Piloten Kazuki Nakajima und André Lotterer reisen als Außenseiter nach Suzuka. Nicht nur müssen die beiden auf dem fünften respektive sechsten Tabellenrang liegenden Piloten auf das Pech ihrer Konkurrenten hoffen, sie müssen gleichzeitig auch beide Rennen gewinnen – ein Kunststück, das noch keinem Piloten in der Double-Header-Geschichte des JAF Grand Prix in Suzuka gelang. Es war ein Jahr des Aufs und Abs für Toyotas Flaggschiffteam, die stark mit einem dominanten Start- und Zielsiegs Kazuki Nakajimas in die Saison starteten. Teamkollege André Lotterer wiederholte diese Triumphfahrt beim ersten der beiden Rennen in Okayama. Doch während der Champion von 2011 in der ersten Saisonhälfte fleißig Punkte sammelte, schrieb Nakajima gleich drei Nullrunden. Die Wende kam erst im Sportsland Sugo, als der Toyota-Werkspilot mit dem Bronzerang seine Titelhoffnungen noch am Leben erhalten konnte. André Lotterer erlitt hingegen einen Lauf zuvor in der Autopolis einen herben Rückschlag, als er nach nur einer Runde wegen eines Aufhängungsbruchs vorzeitig aufgeben musste und damit wertvolle Punkte liegen ließ.
André Lotterer ist der erfolgreichste Pilot mit den meisten Siegen aller nicht-japanischer Fahrer in der Geschichte der Super Formula. Um seine nunmehr 15. und potentiell letzte Saison in Japans höchster Formel-Jategorie ruhmreich zu beenden, benötigt es allerdings mehr als nur sein Talent. Kommende Saison wird der dreifacher Le-Mans-Sieger erstmals in der Formel E für Techeetah antreten. Über einen möglichen Verbleib in Japan sprach der gebürtige Duisburger noch nicht. Kazuki Nakajimas Karrierefortgang in Super Formula wie auch Super GT gilt hingegen als sicher. Ähnlich seinem deutschen Teamkollegen benötigt auch er mehr als nur sein Talent, um die Saison an vorderster Front abzuschließen. Sollte ihm dieses Kunststück gelingen, wäre er erst der zweite Pilot nach Satoshi Motoyama, der mehr als zwei Titel in der 21-jährigen Historie der Super Formula gewinnen konnte. Zählt man die Statistiken der Vorgängerserien mit, würde er gar den Rängen seines Vaters Satoru Nakajima (fünf Titel) sowie Kazuyoshi Hoshino (sechs Titel) beitreten.
Obgleich der Fokus an diesem Wochenende auf den engen Meisterschaftskampf gerichtet sein wird, könnten einige weitere Piloten das sprichwörtliche Haar in der Suppe darstellen. Hierbei sei insbesondere Naoki Yamamoto erwähnt, der als Suzuka-Spezialist in der Vergangenheit mehrere Top-Resultate, darunter zuletzt einen Sieg beim Auftakt 2016, einfuhr. Der Champion von 2013 blieb heuer, auch wegen einiger technischer Probleme, etwas im Schatten seines Teamkollegen Pierre Gasly. Möglicherweise könnte Mugen ihn gar als etwaigen Puffer einsetzen, um die Titelchancen des Franzosen zu erhöhen. Zum anderen wären da die beiden Kondo-Racing-Piloten Nick Cassidy und Kenta Yamashita, welche im Sportsland Sugo sowie am Twin Ring Motegi jeweils die Pole-Position eroberten, diese allerdings nicht in einen Sieg ummünzen konnten. Die Qualifying-Pace demonstrierte jedoch, dass die kleine Truppe rund um Masahiko Kondo einen essentiellen Schritt gen Spitze in diesem Jahr ging. Ähnlich Naoki Yamamoto könnte zudem Jann Mardenborough, der eine etwas klanglose Rookie-Saison mit einem versöhnlichen Ergebnis beenden möchte, von Impul als möglicher Helfer für Yuhi Sekiguchi eingesetzt werden.
TV-Zeiten Suzuka
Der japanische Pay-TV-Sender J Sports 3 überträgt am Samstag die Qualifikation ab 6:40 Uhr live. Am Sonntag heißt es hingegen sehr früh aufstehen. Bereits ab 2:00 Uhr überträgt J Sports 3 das erste Sprintrennen über 19 Runden live, welches um 2:25 Uhr angepfiffen wird. Mit der Übertragung für das Hauptrennen über 36 Runden beginnt J Sports 3 anschließend um 7:00 Uhr. Offizieller Startschuss zur finalen und alles entscheidenden Hatz ist 20 Minuten später um 7:20 Uhr deutscher Zeit. Beide Rennen werden in Japan auch vom Free-TV-Sender BS Fuji übertragen. Internationale Zuschauer können die Rennen wie gehabt live auf der Premium-Streaming-Plattform von Motorsport.tv sehen. Die einzelnen Zutaten zu einem hochspannenden (Regen)-Thriller sind jedenfalls angerichtet.
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