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Super Formula: Saisonfinale wegen Taifun abgesagt — Hiroaki Ishiura ist Meister

von geinou
2 Kommentare

Was im Vorfeld befürchtet wurde, ist nun Gewissheit: Supertaifun Lan sorgt für die Absage des Finales der japanischen Super Formula in Suzuka. Damit gewinnt Hiroaki Ishiura hauchdünn vor Pierre Gasly seinen zweiten Meisterschaftstitel nach 2015. Im Vorfeld wurden erste Informationen und Bilder zum neuen SF19-Boliden von Dallara für 2019 vorgestellt.

Safety first: Mit schweren Herzen beschlossen die Super-Formula-leitende Japan Race Promotion (JRP) sowie Suzuka-Betreiber Mobilityland am Samstagnachmittag Ortszeit die beiden Finalläufe für Sonntag vorzeitig abzusagen. Der Grund ist Taifun Lan, der mit rund 250 km/h auf Japan zurast und einer der größten Stürme sein könnte, die der Inselstaat jemals sah. Im Vorfeld wurde dieser als Hurrikan der Stufe 2 eingestuft. Nun sagen Meteorologen, dass er gar die höchste Kategorie 5 erreichen könnte. Die Größe des Supertaifuns wird als so massiv umschrieben, dass er Teile von New Jersey, lower Hudson Valley, den Südwesten von Connecticut sowie den westlichen Teil von Long Island umfassen würde. An Rennfahren ist da nicht mehr zu denken.

„Aus Sicherheitsgründen für alle Beteiligten sowie Zuschauer haben wir uns entschlossen, alle für Sonntag vorhergesehenen Rennen abzusagen“, erklärte Mobilityland-Geschäftsführer Hiroyuki Shiozu in einem Statement. „Wir bedauern sehr, dass wir das Finale des prestigeträchtigen sowie traditionellen JAF Grand Prix nicht durchführen können und hoffen auf das Verständnis der Fans“. JRP-Präsident Akira Kurashita erweiterte, dass man zwar kurzzeitig nach einem alternativen Nachholtermin suchte, allerdings zum Entschluss kam, dass dies so spät in der Saison nicht mehr durchführbar sei. Von der Absage betroffen waren auch die Läufe des Toyota Gazoo Racing Netz Cup Vitz Race 2017 sowie des 86/BRZ Markenpokals.

Als Endergebnis wurde die Qualifikation herangezogen, welche nach mehreren Unterbrechungen nach dem ersten Segment vorzeitig abgebrochen wurde. Wäre am Sonntag gefahren worden, wären André Lotterer sowie Jann Mardenborough jeweils von der Pole-Position gestartet. Beide erhielten damit auch jeweils einen Bonuspunkt, womit die Qualifying keinen Einfluss auf den Endstand in der Meisterschaft nahm. Damit wurde Hiraki Ishiura zum diesjährigen Champion gekürt. Es ist der zweite Titelgewinn für den P.MU Cerumo / Inging-Piloten nach 2015. Der Japaner ist seit Beginn der ursprünglich Formula Nippon genannten Rennserie erst der vierte Fahrer nach Satoshi Motoyama (1998, 2001, 2003, 2005), Tsugio Matsuda (2007, 2008) und Kazuki Nakajima (2012, 2014), der mehrere Meisterschaften gewinnen konnte. Zählt man die Statistik der Vorgängerserien hinzu, die allesamt die Top-Formel-Kategorie in Nippon darstellten, waren nur die beiden japanischen Motorsportlegenden Satoru Nakajima sowie Kazuyoshi Hoshino mit jeweils fünf respektive sechs Titelgewinnen erfolgreicher. Ishiura ist mit 36 Jahren zudem der älteste Champion seit Toshio Suzuki im Jahr 1995, damals allerdings noch unter dem Formel-3000-Banner. Vielmehr: P.MU / Cerumo Inging stellte nicht nur zum dritten Mal in Folge den Fahrermeister, sondern gewann nach 2016 auch erneut die Teamwertung. Damit zementiert sich die kleine Toyota-angetriebene Mannschaft nun endgültig zu einem der besten Teams in der Super Formula.

Hiroaki Ishiura selbst erfuhr von der Absage während des Kids Walk, bei dem die jüngsten Fans mit ihren Eltern in der Boxengasse an die Fahrer sowie Teams fernab des regulären Pitwalks herankommen. Selbstredend zeigte sich über die Absage enttäuschte, freute sich aber redlich über seinen zweiten Titelgewinn. Ausschlaggebend für diesen Erfolg war die starke Konstanz des Japaners, der als einziger der Titelaspiranten bei jedem Lauf Punkte sammelte, obgleich er nur ein Rennen am Fuji Speedway gewann. „Mit so starken Piloten wie Pierre Gasly zu kämpfen war eine tolle Erfahrung und Herausforderung für mich“.

Der französische Red-Bull-Junior verpasste den Sensationserfolg um lediglich ein halbes Pünktchen hinter Ishiura. Damit bleibt Ralf Schumacher der erste und bislang einzige Rookie, der 1996 auf Anhieb die Meisterschaft gewinnen konnte. Trotz der knappen Niederlage kann der Mugen-Honda-Pilot auf eine hervorragende Saison mit gleich zwei Siegen in Motegi sowie der Autopolis wie auch vier Top-5-Resulaten zurückblicken. Gleichzeitig gewann er auch den Titel zum besten Rookie des Jahres vor Felix Rosenqvist (Platz drei), Nick Cassidy (Platz zehn), Kenta Yamashita (Platz elf) und Jann Mardenborough (Platz 14). Die verpasste Titelchance dürfte dennoch einen bitteren Nachgeschmack für Gasly haben, schließlich gab der letztjährige GP2-Meister erst vor wenigen Wochen beim Grand Prix von Malaysia sein Formel-1-Debüt. Ursprünglich war geplant, dass er auch dieses Wochenende in den USA im Toro-Rosso-Cockpit sitzen sollte. Wohl auch auf Drängen des nächstjährigen Motorenpartners Hondas wurde jedoch beschlossen, dass Gasly um die Super-Formula-Krone in Suzuka kämpfen soll. Zu diesem Duell kam es wegen des Wetters nun jedoch nicht.

Dabei hätte die Tabelle am heutigen Samstag ganz anders aussehen können, wenn Gasly mindestens eine der beiden Pole-Positions erobert hätte. Da nämlich der Meisterschaftsstand nach der vorzeitig abgebrochenen Zeitenhatz, die wegen der Wassermassen eher einem Boot- als einem Autorennen ähnelte, verwendet wurde, hätte er statt Ishiura mit einem halben Pünktchen Vorsprung die Meisterschaft gewinnen können. Über diesen Umstand ist er sich auch selbst bewusst. Auf der anschließenden Pressekonferenz erklärte er, dass sein Auto sich gut anfühlte und er sich Chancen auf den vordersten Startplatz ausmalte. Auf seinen besten Runden hatte er allerdings mit Verkehr sowie einer roten Flagge nach einem Abflug von Kamui Kobayashi zu kämpfen. Bei seiner finalen Attacke drehte er sich schließlich wegen Aquaplanings selbst heraus. Am Ende qualifizierte sich der Mugen-Piliot auf den Positionen acht und sechs, die ihn in gute Schlagdistanz zu seinem Hauptkonkurrenten Ishiura (Platz vier und neun) gebracht hätten. Die verpasste Chance muss er zunächst noch verdauen: „Es ist schwer zu akzeptieren. Ich muss meine Gefühle noch sortieren. Im Moment bin ich enttäuscht“. Dritter in der Meisterschaft wurde Felix Rosenqvist, der drei Podiumserfolge einfuhr und insgesamt fünfmal in den Top-5 landete. Da Pierre Gasly mit aller Wahrscheinlichkeit im kommenden Jahr für Toro Rosso in der Formel 1 fahren wird, bleibt zu hoffen, dass Multitalent Rosenqvist der Super Formula erhalten bleibt.

Die vorzeitige Absage des 16. JAF Grand Prix Suzuka zeigt einmal mehr, wie unkontrollierbar und unberechenbar die Dinge manchmal sein können. Die Entscheidung seitens der JRP sowie Mobilityland war jedenfalls goldrichtig. Die Bedingungen im Freien Training am Samstagmorgen sowie der anschließend verkürzten Qualifikation waren bereits grenzwertig. Da der Sonntag noch größere Mengen an Regen bringen soll, wäre nicht an Rennfahren zu denken gewesen. Hierbei geht es nicht nur um die Sicherheit aller Beteiligten auf und um die Strecke, sondern auch um jene der angereisten Fans. Anders als bei anderen Motorsportserien können diese wegen der Absage das Geld ihrer Tickets zurückerstatten oder gegen eines von vier anderen Events, darunter den Super-Formula-Saisonstart im Jahr 2018, umtauschen. Weitere Informationen (auf Japanisch) lassen sich hierzu auf der offiziellen Webseite des Suzuka Circuits finden. Es ist das erste Super-Formula-Rennen seit dem Sommer-Lauf in Suzuka im Jahr 2011, das wegen eines Taifuns im Vorfeld abgesagt werden musste. Erst wenige Monate nach dem Tohoku-Erdbeben, Tsunami und der Fukushima-Katastrophe richtete Taifun Talas, einer der bis dato stärksten Stürme, die Japan je heimsuchten, verheerende Schäden in 16 Präfekturen an und forderte mindestens 73 Todesopfer. Am schwersten waren die Präfekturen Wakayama, Nara und Mie betroffen. Es ist zu hoffen, dass Taifun Lan kein ähnliches Ausmaß annimmt und alle Zuschauer wieder sicher zu Hause ankommen.

Zwar endete die Saison 2017 nicht wie erhofft mit einem packenden Kampf um den Titel. Doch 2018 wird wieder gefahren, wenn im April die Motoren der Super Formula in Suzuka abermals aufheulen. 2017 begeben sich die Fahrzeuge für den traditionellen Rookie- und Herstellertest am 6. sowie 7. Dezember noch einmal für dieses Jahr auf den Suzuka Circuit.

Finaler Meisterschaftsstand

 

Dallara präsentiert erstmals den neuen Super-Formula-Boliden für 2019

Wenige Stunden vor der Absage des 16. JAF Grand Prix präsentierte Dallara-Geschäftsführer Andrea Pontremoli erste Bilder des SF19-Boliden, dem neuen Einheitswagen, der ab der Saison 2019 in der Super Formula zum Einsatz kommen wird. Der neue Wagen folgt der Design-Philosophie des SF14-Vorgängermodells eines schnellen wie auch leichten Monoposto. Der italienische Hersteller bedient sich dabei einiger Ideen der modernen Formel 1, unter anderem mit einem niedrigeren sowie leicht nach hinten versetzten Heckflügels. Hinzu gesellen sich kleine Finnen an den Seitenkästen, welche den Wagen nochmals deutlich aggressiver aussehen lassen. Obgleich man sich an den neuen Sicherheitsstandards orientiert, beispielsweise mit einem robusteren Cockpit-Design, ist das für 2018 in der Formel 1 sowie Formel 2 vorgesehene Halo-System derzeit nicht geplant, obgleich die JRP solch eine Option vor einigen Monaten noch für möglich erklärte.

Über eine etwaige Verwendung des Drag Reduction System (DRS) wurde ebenfalls nicht gesprochen. Stattdessen wurde bestätigt, dass der Wagen wie auch sein Vorgängermodell mit dem bekannten 2,0 Liter Vier-Zylinder-Turbo-Motor von Toyota und Honda, einem Benzinflussbegrenzer sowie dem Overtake System (OTS) ausgestattet sein wird. Die Reifengröße beträgt 13 Zoll. Ob DRS in Zukunft doch zum Einsatz kommen könnte, dürfte vor allem auch an der Performance des Wagens liegen. Laut dem technischen Reglement ist der Gimmick-Heckflügel ab der kommenden Saison zwar erlaubt. JRP-Präsident Akira Kurashita bestätigte jedoch, dass diese Änderung lediglich zu möglichen Testzwecken vorgenommen wurde. Mit der Entwicklung des Fahrzeugs für 2019 adressiert Dallara auch einige der Kritikpunkte des derzeitigen Boliden. So soll die Fahrbarkeit des SF19 in direkter Verfolgung zu einem vorherfahrenden Fahrzeug verbessert werden, indem man sich bei der Downforce-Generierung auf den Unterboden anstatt der Aerodynamik verlässt. Dadurch soll auch das Überholen leichter fallen.

Erste Testfahrten mit dem SF19 sind für Juli 2018 geplant. Bis Oktober des gleichen Jahres sollen die Spezifikationen finalisiert und mit der Produktion begonnen werden. Die Auslieferung an die einzelnen Teams der Super Formula ist für Januar 2019 angesetzt.

 

Copyright Photos: Japan Race Promotion, Suzuka Circuit

 

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2 Kommentare

Georg 23 Oktober, 2017 - 15:51

Hallo!

Du schreibst:
„Anders als bei anderen Motorsportserien können diese wegen der Absage das Geld ihrer Tickets zurückerstatten oder gegen eines von vier anderen Events, darunter den Super-Formula-Saisonstart im Jahr 2018, umtauschen.“

Ob man das Geld zurück bekommt hängt vom Recht des Staates ab, wo die Veranstaltung stattfindet. In Österreich zum Beispiel (wie auch im knapp 2000 Jahre alten römischen Recht) erlischt der Vertrag, wenn die Veranstaltung aufgrund höherer Gewalt (also etwa bei Wetterkapriolen) nicht wie vorgesehen abgehalten wird. Auf einen Ersatztermin muß sich der Verbraucher nicht einlassen, er hat sofort rechtlichen Anspruch auf Erstattung des Kartenpreises. Ein schneller Blick auf eine Verbraucherschutzseite zeigt mir, daß die Rechtslage in Deutschland ähnlich sein dürfte.

Abgesehen von der moralischen Komponente würde es mich sehr wundern, wenn es in anderen Rechtsstaaten anders laufen würde.

Zum Sportlichen möchte ich noch einwenden, daß mich die Absage sehr enttäuscht. Man hätte auf jeden Fall einen Ersatztermin suchen müssen, auf einer permanenten Rennstrecke sollte das doch möglich sein. So bleibt halt ein bitterer Nachgeschmack.

Grüße,
Georg

Yankee 24 Oktober, 2017 - 01:53

Hallo Georg,

vielen Dank für die zusätzlichen Informationen bezüglich der Rechtslage! Zugegeben war das etwas überspitzt allgemein formuliert. Denn tatsächlich kenne ich solche Fälle nur aus den USA. Dort werden mögliche Verschiebungen von NASCAR-Rennen je nach Strecke unterschiedlich gehandhabt, mitsamt Hinweis auf den Tickets, ob im Falle eines Ausfalles wegen Regen das Geld zurückerstattet werden kann. Ob man dies trotzdem einklagen könnte weiß ich mangels Wissens leider nicht. Vielmehr, wohl etwas missglücklich ausgedrückt, wollte ich damit nur anmerken, dass ich es persönlich löblich finde, dass direkt Informationen für den Umstausch bzw. die Rückerstattung veröffentlicht wurden, ohne das der (komplizierte) Rechtsweg gesucht werden muss.

Bezüglich der Absage: Auf jeden Fall eine große Enttäuschung. Wie geschrieben hat man tatsächlich versucht einen Ausweichtermin zu finden, nach Rücksprache mit den Teams aber leider den Weg der gänzlichen Absage gewählt. Ich denke, dass den Organisatoren dieser Schritt gewiss nicht einfach gefallen ist. So will man eine Saison nicht beenden. Mitgespielt haben übrigens auch die Verpflichtungen einiger der Piloten in anderen Rennserien, die für zusätzliche Probleme bei der sowieso geringen möglichen Terminauswahl brachte, wie heute bekanntgegeben wurde. Kurzzeitig wurde auch überlegt nur ein Rennen zu fahren, wenn die Bedingungen es zugelassen hätten, aber da war die Wetterprognose und letztlich was an Regen und Wind am Sonntag die Region um die Strecke traf eindeutig.

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