Die Weltmeisterschaft mag entschieden sein, aber das muss nicht bedeuten, dass die Rennen deswegen langweiliger werden. Das Gegenteil kann der Fall sein.
Ferrari will nach der verkorksten zweiten Saisonhälfte wenigstens zwei Siege mit nach Hause nehmen, Red Bull würde gerne zeigen, dass der Sieg in Mexiko kein Zufall war und Mercedes hat kein Interesse der Konkurrenz den Vortritt zu lassen. Gleichzeitig können die Spitzenfahrer befreit auffahren. Es geht um nichts mehr, sieht man mal von Platz Drei in der WM ab, den sich Bottas schnappen könnte. Aber wirklich wichtig ist das natürlich auch nicht. Es spricht also einiges dafür, dass an der Spitze einiges los sein wird.
Sao Paulo ist nicht unbedingt eine Bilderbuchstrecke für den Mercedes. Zwar ist man auf dem langen bergauf Vollgasstück natürlich im Vortei, dafür verliert aber im engen Infield einiges an Zeit. Bei Red Bull sollte es genau umgekehrt. Zeitverlust im letzten Sektor, stark in den beiden anderen. Ferrari dürfte aber in Brasilien das ausgewogenste Auto haben. Die Italiener sind gut auf den Geraden, aber auch schnell genug in den engen Kurven. In Sachen mechanischen Grip sind sie Red Bull zwar etwas unterlegen, dafür haben sie aber halt mehr Leistung zur Verfügung. Ein Sieg eines Ferrari ist also durchaus wahrscheinlich.
Dahinter hat sich die Lage zugunsten von Force India entwickelt, die schon jetzt Plat vier in der WM sicher haben. Daher hat man für die letzten beiden Rennen die Stallorder dann auch aufgehoben. Ocon und Perez, die in diesem Leben keine Freunde mehr werden, dürfen also gegeneinander fahren. Man sollte Popcorn bereitstellen. Ärger könnte den Force India allerdings McLaren machen. Mal abgesehen vom dritten Sektor sollte der McLaren nach dem letzten Update in Mexiko sehr gut gehen. Es wäre keine Überraschung, wenn Alonso und Vandoorne in Q3 sind und auch im Rennen Druck ausüben können. Das letzte Update des Honda brachte zwar keine massive Leistungssteigerung, aber offenbar wird das MGU-H jetzt besser genutzt.
Toro Rosso tritt in Brasilien immerhin mit einem Weltmeister an. Brendon Hartley hat man letzten Wochenende in China mit Porsche in der WEC den WM-Titel geholt und steigt jetzt wieder ins Hinterfeld der Formel Eins. Die bisherigen Leistungen des Neuseeländers lassen sich schwer einschätzen, denn irgendwas ging bei ihm immer kaputt. Vielleicht hält der Renault ja Brasilien durch und man kann schauen, wie er sich gegen Gasly schlägt. Es ist aber auch ziemlich sicher, dass Hartley im nächsten eine volle Saison in der F1 fahren wird.
Ein interessantes Duell bahnt sich auch bei Renault an. Carlos Sainz hatte bei seinem ersten richtigen Einsatz die Nase Hülkenberg, der im Rennen dann aber auch leider ausschied. Aber die Zeiten aus dem freien Training in Mexiko lassen vermuten, dass beide auf Augenhöhe unterwegs sind. Was insofern erstaunlich ist, weil Sainz ja in ein neues Team und Auto kommt. Hülkenberg wird sich auf seine Zehenspitzen stellen müssen, wenn er den Spanier schlagen will.
Schwer einzuschätzen sind wie immer die HaasF1. Deren Quali-Performance ist nicht so doll, was daran liegt, dass man die Reifen nicht ins richtige Fenster bekommt. Im engen Mittelfeld, wo sich die Zeiten um wenige Zehntel unterscheiden, kann so eine Kleinigkeit dann schon Q2 oder Q3 ausmachen. Im Rennen sieht die Sache für Haas allerdings dann wieder anders aus, wie auch das Rennen von Magnussen in Mexiko gezeigt hat. Nur weil ein HaasF1 hinten steht, bedeutet dies nicht, dass er keine Punkte holen kann.
Für Sauber wird das mit den Punkten sicher nichts, aber die Schweizer waren in Mexiko plötzlich dichter am hinteren Mittelfeld dran, als sonst. Was wohl daran lag, dass man was bei den Reifen gefunden hat. Offenbar bekommt man die Pirelli jetzt besser ins richtige Temperaturfenster, was den Sprung nach vorne erklärt. Dahinter stecken wohl auch schon erste Teile für das Jahr 2018 aus der Feder von Jörg Zander.
Strategie:
Die Wahl ist auf Supersoft, Soft und Medium gefallen. Und damit ist klar, dass man auf eine Ein-Stopp-Strategie setzen wird. Denn der Soft hält locker Zweidrittel der Distanz durch, ohne dass man sich große Sorgen machen muss. Wie immer gibt es aber natürlich ein paar kleine Variablen, die man schwer einschätzen kann. Die liegen vor allem beim Wetter, denn kurze Schauer sind immer drin.
Aber auch der Reifen kann Probleme machen. Für Samstag sind ergiebige Regenfälle angesagt. Das bedeutet, dass die Strecke am Sonntag wieder „grün“ ist. Wenn der Gummi auf dem Asphalt fehlt, kann es hier und da zu Graining oder Blasenbildung kommen, weil der Grip fehlt. Rutschen die Reifen auf dem Asphalt, neigen sie dazu zu überhitzen. Die Folge ist dann halt ein nicht mehr ganz so haltbarer Reifen. Zudem kann man in Sao Paulo relativ gut überholen und mit frischen Supersoft hat man am Ende des Rennens durchaus seine Möglichkeiten. Auch ein Undercut ist ein Thema, wenn man beim ersten Stopp auf die Supersoft setzt und die Soft nur am Ende nutzt. Da es in der WM um nichts mehr geht, könnten ein paar Teams zu exotischen Strategien greifen.
1 Kommentare
Ich mag Eure Vorschauen und Nachberichte sehr.
Nicht nur die, ich mag den ganzen Racingblog und die Community (z.B. im Chat).
Dennoch würde ich mir mehr Sorgfalt wünschen beim Korrekturlesen von Artikeln.
Immer wieder fällt mir auf, dass zum Teil Worte fehlen oder Sätze noch schnell umformuliert wurden.
Das liest sich dann immer ein bisschen holprig. ;)
Ansonsten kann ich nur sagen: Weiter so!
Comments are closed.