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Vorschau: FIA GT World Cup 2017 – Die Jagd nach der GT3-Krone

von Philipp Körner
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Viele historische Kämpfe fanden auf gewöhnlichen Straßen statt. Sie sind und waren der Schauplatz geschichtsverändernder Auseinandersetzungen, zerbrechender Träume und brutaler Dominanz. Wie passend also, dass das GT3-Jahr 2017 auf ebendiesen seinen Meister sucht. Der zeitlos-magische Guia Circuit wird heuer 20 Nennungen von sieben Herstellern mit ihren größten Ängsten und Rivalen konfrontieren.

Prolog

© Macau Sports Bureau

Die Zukunftsplanungen des FIA GT World Cup wurden 2016 im wahrsten Sinne auf den Kopf gestellt. Der höchst kontroverse Titelgewinn des damaligen WRT-Piloten Laurens Vanthoor, dessen brutaler Überschlag die rennentscheidende Rotflaggen-Unterbrechung provoziert hatte, legte die gravierenden Schwächen des Konzepts hemmungslos offen. Ein zu enger Zeitplan, die traditionell hohe Unfallfrequenz im Perlflussdelta und dementsprechend unglückliche Hersteller hatten daraufhin intensive Gespräche hinter den Kulissen zur Folge. So erklärte beispielsweise Dr. Frank-Steffen Walliser (Porsche), dass man als „main act“ unbedingt einen größeren Raum im Ablaufplan erhalten müsse.

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Es mehrten sich sogar Stimmen im Herstellerlager, die einen Abschied aus Macau befürworteten. Viele Fans teilen diese Meinung bis heute und sehen den Straßenparcours als ungeeignet für ein derartiges Event an. Dabei beziehen sie sich auf die geringe Anzahl an effektiven Rennrunden bedingt durch die größeren Zwischenfälle der Vergangenheit. Als maßgebliches Gegenargument muss hierbei jedoch der einzigartige Ruf Macaus angeführt werden. Traditionell engagierte Hersteller wie z.B. Audi betonten nachhaltig, dass die Kombination aus dem Leitplankenkanal, seinem Prestige und dem asiatischen Markt elementar sei. Zudem gilt die Nähe zu Hongkong, wo unter anderem Audi und Porsche Hauptverkaufsstellen haben, als PR-Glücksfall.

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Mit großer Sicherheit haben all diese Vorteile schlussendlich den Verbleib in der Glücksspielstadt gesichert, was sich beim Blick auf die Nennliste als richtige Wahl herausstellte. Selbige sieht dennoch etwas anders aus als sonst. Die FIA und die lokalen Ausrichter haben die Teilnahmehürde nämlich so weit hochgeschraubt, sodass nur noch professionelle Piloten sowie Teams mit artikulierter Werksunterstützung antreten dürfen. Anfangs war die Grenze zwar noch bei Gold angesetzt worden, aber trotzdem finden sich nun zwei Silber-Fahrer auf der Entry List. Für ihre Starterlaubnis gibt es jedoch gute Argumente.

Zusammengefasst steht der noch junge World Cup also weiterhin auf dem Prüfstand und braucht dringend ein erfolgreiches drittes Jahr. Die Rahmenbedingungen dafür scheinen gut zu sein.

Erster Akt – Die Bühne

Der Circuito da Guia ist eine Institution im Weltmotorsport. Seine etwa 6,2 Kilometer und 24 Kurven haben Weltmeister geformt, zahlreiche Autos verformt und Fahrern das Fürchten gelehrt. Benannt nach dem Hügel, an dessen Rändern sich das Asphaltband entlang schlängelt, scheint der Kurs aus der Zeit gefallen zu sein. Keine nennenswerten Auslaufzonen, (viel zu) enge Passagen und Highspeed-Geraden verlangen fahrerische Meisterleistungen und eine durchweg hohe Konzentration. Demnach sind Neutralisierungen oder gar Rennabbrüche Standard. Wenn Ihr die Strecke und die Geschichte der Sonderverwaltungszone genauer kennenlernen möchtet, lade ich Euch ein, den Stadtkurs mit mir zu begehen.

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Zweiter Akt – GT-Sport in Macau

© Government Information Bureau

Der Zusatz „GT“ tauchte immer mal wieder in der Geschichte das Grande Prémio auf. Beispielsweise dominierte ein Toyota Celica 1600 GT Mitte der 70er und im Jahre 1990 gewann ein Nissan Skyline GT-R das legendäre Guia Race of Macau. Ohne zu tief in die damaligen Gruppensystematiken der FIA einsteigen zu wollen, kann man diese Boliden dem Tourenwagenspektrum zuordnen. Der Beginn des GT-Sports aktueller Prägung ist im Jahre 2008 zu verorten, als der erste GT Cup veranstaltet wurde. Das Debüt gewann der Hongkong-Chinese Darryl O’Young in einem gelb-weißen Cup-Porsche. Dass er sich dabei problemlos gegen großkalibrige GT-Renner behaupten konnte, sagt eigentlich alles über die damalige Fahrerqualität aus.

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In den Jahren 2009 und 2010 triumphierte der Japaner Keita Sawa in einem Lamborghini Gallardo GT3, indem er die lokale Konkurrenz in die Schranken wies. 2011 wechselte der damals amtierende F3-Macau-Sieger Edoardo Mortara in die GT3-Szene und setzte dort seine Erfolgsgeschichte fort. Dreimal in Folge (2011-2013) holte er die Titelehren nach Ingolstadt, wo sich eine Liebesbeziehung zur Sonderverwaltungszone aufbaute. Diese hat ihre Wurzeln im Übrigen in den Jahren 1996 und 1999, als Frank Biela bzw. Michael Bartels das Guia Race in einem Audi A4 Quattro gewannen.

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Die Audi-Erfolgsserie wurde schlussendlich von Maro Engel in einem Mercedes SLS AMG GT3 beendet, der 2013 noch auf dramatische Weise ausgefallen war. Somit gewann der Münchener auch den letzten Lauf der Vor-Weltcup-Ära. Während vorher noch die GT Asia Series als Überbau fungierte, wurde der GT Cup 2015 unabhängig. Die FIA übernahm die Schirmherrschaft und setzte die SRO Motorsports Group als leitenden Partner ein. So kümmert sich die Firma von Stéphane Ratel unter anderem um die Balance of Performance. Dank des Status als Weltcup zog die Qualität der Nennliste daraufhin massiv an. Trotz der größeren Konkurrenz wiederholte Engel seinen Vorjahreserfolg und schickte den altehrwürdigen SLS AMG GT3 damit als Weltcup-Siegerauto in die wohl verdiente Rente.

Im vergangenen Jahr ereignete sich das anfangs beschriebene Chaos. Selbiges machte Laurens Vanthoor, Audi und das W Racing Team zwar zu sehr glücklichen, aber doch verdienten Siegern. Die langjährige Partnerschaft zwischen Vanthoor und Audi endete kurz danach, da der Belgier zu Porsche wechselte. Für die Zuffenhausener kämpft er in wenigen Tagen um seine Titelverteidigung.

Dritter Akt – Die Großaufgebote

Durch die neuen Teilnahmevoraussetzungen sind größere Werksaufgebote zum Standard geworden. Die deutschen Marken Audi (fünf R8 LMS GT3), BMW (vier M6 GT3), Mercedes (vier AMG GT3) und Porsche (vier 911 GT3 R) stellen wie gewohnt einen Großteil des Feldes – 85 Prozent um genau zu sein. Die verbliebenen drei Nennungen sind jeweils Einzelkämpfer.

Audi

Der Titelverteidiger und aktuelle Rekordsieger ist in der nördlichen Spitze Oberbayerns beheimatet. Die vier Ringe gelten seit dem einsetzenden GT-Professionalisierungsprozess in Macau als Hauptfavoriten und wollen diese Annahme unter allen Umständen bestätigen. Dafür hat man 2017 drei Teams ins Perlflussdelta beordert.

Audi Sport Team WRT

Das belgische W Racing Team ist zwar weiterhin die internationale Speerspitze Audis, aber in diesem Jahr fehlt ihnen noch ein großer Rennsieg. Die 24 Stunden auf dem Nürburgring gewann ja bekanntlich Land Motorsport, in Spa siegte das Audi Sport Team Saintéloc und weitere Möglichkeiten gibt es nicht mehr. Der Verlust von Vanthoor wird die Chancen aber wohl leicht schmälern.

#1 Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3Robin Frijns (Platin)
Der 26 Jahre alte Niederländer, der schon viele Strecken in seiner noch kurzen Karriere kennengelernt hat, feiert tatsächlich sein Macau-Debüt. Dank seiner zwei Saisons in der Formel E bringt er jedoch genügend Erfahrung für die Disziplin Stadtrennen mit. Den Audi R8 LMS GT3 kennt der amtierende Blancpain-GT-Series-Sprint-Cup-Champion zudem eh in- und auswendig.

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#2 Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3Nico Müller (Platin)
Nur ein Jahr jünger ist der Schweizer Nico Müller. Der Mann aus Thun ist sonst in der DTM zuhause, aber er wagt gerne mal Ausflüge in die GT3-Szene, in der er bislang positiv auffiel. Sein Macau-Debüt im vergangenen Jahr endete leider nach einem heftigen Abflug im Qualifikationsrennen vorzeitig. In den vorangegangenen Sitzungen zeigte er aber sein Potential und er hat bereits „Zeit für Rache“ angekündigt.

HCB-Rutronik-Racing

Die Mannschaft aus dem Regierungsbezirk Karlsruhe ist selbst szenekundigen GT3-Jüngern oftmals unbekannt. Das 2010 gegründete Team konzentrierte sich bislang vor allem auf Amateur-Motorsport und betreute hierfür Projekte in Veranstaltungsreihen wie der DMV GTC. Dort fuhr man regelmäßig Siege und Titel ein, weswegen man sie keinesfalls unterschätzen darf. Für das kommende Jahr peilt man den Aufstieg in die ADAC GT Masters an.

#11 HCB-Rutronik-Racing Audi R8 LMS GT3Lucas di Grassi (Platin)
Aktueller Formel-E-Meister, Sieger des F3-GP im Jahre 2005 und CEO von Roborace: Der 33-jährige Brasilianer ist wohl eine der spannendsten Personalien im diesjährigen Fahrerfeld. Im Gegensatz zu einigen Kollegen, die eine große Rückkehr nach zwölf Jahren bewerben, haben wir kurz recherchiert und sind schnell auf einen Macau-GT-Start im Jahre 2012 gestoßen. Damals war di Grassi zwar schnell, aber schlussendlich reichte es nur für Platz 17. Wenn er sich wieder frühzeitig eingewöhnt, könnte er für größere Überraschungen bei seinem Audi-GT3-Debüt sorgen.

#12 HCB-Rutronik-Racing Audi R8 LMS GT3Fabian Plentz (Silber)
Der amtierende DMV-GTC-Meister war 2016 der hidden champion in Macau. Beim GT-Weltpokal-Debüt von HCB-Rutronik-Racing holte er einen starken achten Platz im Hauptrennen. Dadurch sicherte sich Plentz sogar Bronze in der Privatierswertung. In diesem Jahr ist der Deutsche jedoch der einzige klassische Breitensport-Gentleman im Feld.

Aust Motorsport

Die Ostwestfalen von Aust können auf eine starke Saison im ADAC GT Masters zurückblicken. In der abschließenden Teamwertung nahm man Rang vier ein und konnte Schwergewichte wie das GRT Grasser Racing Team, HTP Motorsport oder auch Schnitzer hinter sich lassen. Demnach fungiert die Premiere in Südostasien durchaus als eine Belohnung sowie spätes Jahreshighlight.

#27 Aust Motorsport Audi R8 LMS GT3Markus Pommer (Silber)
Der Heilbronner Markus Pommer kennt den Guia Circuit bereits. 2015 überquerte er beim F3-GP auf Platz fünf liegend die Ziellinie – hinter den großen Namen Rosenqvist, Juncadella, Leclerc und Giovinazzi. In den GTM zeigte er heuer überzeugende Leistungen und er könnte mit etwas Glück wieder ein sehenswertes Ergebnis am Wochenende einfahren.

BMW

Die Marke aus dem Herzen Oberbayerns hat eine starke Verbindung zu Macau. Diese basiert auf etlichen Tourenwagensiegen in den unterschiedlichsten Ären des Guia Race. Im GT-Bereich gibt es jedoch noch größeren Aufholbedarf, weswegen man in diesem Jahr zwei deutsche und einen asiatischen Partner mit dem Werksmandat ausgestattet hat. Ob der wuchtige M6 GT3 in Sachen Performance zulegen kann, wird eine spannende Frage in den kommenden Tagen sein.

BMW Team Schnitzer

Die 1963 gegründete Schnitzer-Mannschaft gehört zu den bedeutendsten Teams des deutschen Motorsports. Als Tourenwagenspezialist reiste man im Namen BMWs um die ganze Welt und sammelte diverse Siege und Meisterschaften. Natürlich umfasst die Freilassinger Erfolgsgeschichte auch Triumphe in der ehemaligen portugiesischen Kolonie. Das fachliche Knowhow ist somit zweifelsohne vorhanden.

#18 BMW Team Schnitzer M6 GT3Augusto Farfus (Platin)
Der zweite Brasilianer im Feld kann auf eine illustre Macau-Karriere zurückblicken. Der Name des 34-Jährigen taucht zweimal in der Tourenwagensiegerliste auf und wird sicherlich mit vielen Erinnerungen vor Ort verbunden. Da Farfus außerdem auf GT3-Erfahrung zurückgreifen kann, bringt er ein interessantes Gesamtpaket mit. Abgerundet wird selbiges von einer Art-Car-Lackierung. Es ist die 18te bisher und sie findet im virtuellen Raum statt. Wenn man den schwarzen M6 GT3 mit einer speziellen App (BMW Art Car #18) filmt, entfaltet sich schnell eine geschwungene und lichtverliebte Installation auf dem privaten Bildschirm. Oder so ähnlich…

FIST Team AAI

Das Team AAI ist in der Republik China (Taiwan) beheimatet und gehört mittlerweile zu den festen Größen des asiatischen Motorsports. Neben Auftritten in Macau, in der Blancpain GT Series Asia und in der Asian Le Mans Series gastierte man schon mehrmals bei den 24 Stunden von Le Mans. Dementsprechend kann man auf viel Erfahrung zurückgreifen.

#90 FIST Team AAI BMW M6 GT3Chaz Mostert (Gold)
Immer wieder fragen sich Leute, mit welcher anderen Strecke man Macau vergleichen kann. Mit dem Nürburgring? Monaco? Wie wäre es mit dem Mount Panorama! Auf ebendiesem gewann der Australier Chaz Mostert 2014 das Bathurst 1000. Ebenfalls dort fuhr Mostert für BMW das berühmte 12-Stunden-Rennen im Februar, was wohl schlussendlich zur Macau-Berufung geführt hat. Der Supercars-Star ist mit großer Sicherheit ein Geheimfavorit.

#91 FIST Team AAI BMW M6 GT3Marco Wittmann (Platin)
Der DTM-Meister der Jahre 2014 und 2016 war schon einige Mal im Perlflussdelta unterwegs. Sein bislang größter Erfolg dort ist ein dritter Platz beim 2011er F3-GP gewesen. Zudem kennt er die Perspektive eines GT3-Cockpits in den Häuserschluchten, nachdem er 2014 einen BMW Z4 GT3 pilotierte. Bei einem durchaus realistischen Sieg wäre er übrigens der erste fränkische Macau-Sieger.

Rowe Racing

Die Truppe aus St. Ingbert hat 2016 Blut geleckt. Bei ihrem Weltcup-Debüt holte Nick Catsburg einen ehrenwerten siebten Rang und leistete wertvolle Setup-Arbeit für die Saarländer. Diese ist bei der stark begrenzten Trainingszeit natürlich sehr nützlich.

#99 Rowe Racing BMW M6 GT3Tom Blomqvist (Platin)
Heuer wird mit dem Briten Blomqvist ein DTM-Pilot im schwarz-gelb-weißen M6 GT3 Platz nehmen. Der Sohn des Rallye-Weltmeisters Stig Blomqvist feiert sein Macau-GT-Debüt und blickt dementsprechend ehrfürchtig auf die anstehende Herausforderung. Teamchef Hans-Peter Naundorf weiß, wie wichtig die Eingewöhnungszeit sein wird und legt den Fokus auf einen fehlerfreien Auftritt. Dann könne man auch von Fehlern der Konkurrenz profitieren.

Mercedes

Im Jahre 1956 gewann Doug Steane den dritten Macau GP in einem Mercedes-Benz 190 SL. Es war der erste Sieg eines deutschen Fabrikats. Seit diesem historischen Erfolg tauchte der Stuttgarter Stern noch häufiger in den Siegerlisten auf – hauptsächlich in der Motorenwertung der Formel 3. Dank der Zulassung von GT3-Rennern tritt man nun zum wiederholten Male als Werksteam auf. 2017 unterstützt man zudem GruppeM Racing bei deren Gastspiel in Südchina. Die Werksnennungen:

#48 Mercedes-AMG Team Driving Academy AMG GT3Edoardo Mortara (Platin)
Der Spitzname “Mister Macau” beschreibt die Vergangenheit des Italieners Mortara perfekt. Zwei F3-Siege und drei GT-Cup-Titel machen ihn automatisch zum Hauptanwärter auf den Sieg in der diesjährigen Ausgabe. Außerdem bräuchte der 30-Jährige nach einem schwierigen DTM-Jahr dringend ein Erfolgserlebnis. Mit dem AMG GT3 kann er auf das beste Material dafür vertrauen.

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#50 Mercedes-AMG Team Driving Academy AMG GT3Daniel Juncadella (Platin)
Auch der Spanier Juncadella kennt die Aussicht der höchsten Stufe des F3-Podiums. 2011 hielt er dem enormen Druck von Felipe Nasr und Marco Wittmann stand und trug sich somit in die Geschichtsbücher ein. Nachdem er im vergangenen Jahr nochmals einen Versuch in der F3 gewagt hatte, erfolgte 2017 der endgültige Wechsel in das GT3-Lager. In diesem hat er bereits Erfahrung sammeln können durch Auftritte in der Blancpain GT Series, in der VLN und sogar in der British GT.

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GruppeM Racing Team

Trotz des Deutsch klingenden Namens handelt es sich hierbei um eine Truppe aus Asien, die unter anderem 2005 in der FIA GT2 antrat. Anfang des aktuellen Jahrzehnts wurde es jedoch still um das Team und es schien so, als ob es nicht weitergehen würde. Die Vorstellung der Blancpain GT Series Asia bewog die Beteiligten glücklicherweise zu einem Relaunch, der mit beiden Titeln in selbiger gekrönt wurde. Dank der zugewiesenen Fahrer könnte in Macau die perfekte Saison gelingen.

#888 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3Raffaele Marciello (Platin)
Der Wechsel des ehemaligen GP2-Stars in die Welt der GT3 sollte sich als bestmöglicher Karriereweg herausgestellt haben. Neben einigen Podien sammelte er viel Erfahrung in Rennern der Marke Mercedes, was vielleicht noch Türen für einen Werksvertrag öffnen könnte. Seine F3-Auftritte in Macau waren zwar ordentlich – aber auch keine Offenbarung.

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#999 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3Maro Engel (Platin)
Mit ein bisschen mehr Glück im Jahre 2013 wäre der Münchener wohl nun der GT-König von Macau. Da selbiges ihm ja bekanntlich nicht vergönnt gewesen ist, kann er mit einem Erfolg am Wochenende zumindest mit Edoardo Mortara gleichziehen. Die Chancen dafür stehen gut. Sein AMG GT3 bewirbt die Band Linkin Park und deren gemeinnützige Aktion ‚320 ChangeDirection Foundation‘. Die Initiative von Talinda Bennington kämpft für ein größeres Bewusstsein für mentale Gesundheit.

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Porsche

Das deutsche Hersteller-Quartett wird von vier Vertretern der Zuffenhausener Marke abgerundet. Neben dem Sieg beim ersten GT Cup enthält das Firmenarchiv auch vereinzelte Tourenwagenerfolge in den 1970ern und 1980ern. Zudem schlug der Carrera Cup Asia seine Zelte in der Sonderverwaltungszone vor wenigen Jahren auf. Da man mit Laurens Vanthoor den Titelverteidiger in den eigenen Reihen hat, sind die Erfolgsaussichten relativ groß.

HubAuto Racing

Das ursprünglich aus Taipeh stammende Team ist eine feste Größe in der asiatischen Motorsportlandschaft und ließ sich in den meisten kontinentalen Serien bereits blicken. Dank ihres riesigen Programms kann man auf eine gute Mischung aus Erfahrung und Professionalität zurückgreifen.

#7 HubAuto Racing Porsche 911 GT3 RRomain Dumas (Platin)
Wer die 24 Stunden von Le Mans, die 24 Stunden auf dem Nürburgring, Pikes Peak und etliche weitere Rennen überall auf dem Globus dominieren kann, der gilt auch in Macau als Sieganwärter. Der Franzose, der in wenigen Wochen seinen 40. Geburtstag feiern wird, hat zudem Erfahrung auf dem Guia Circuit sammeln können, als er 2012 für Porsche in die Top 5 fuhr.

#77 HubAuto Racing Porsche 911 GT3 RHiroki Yoshimoto (Gold)
Der 37-jährige Japaner zelebriert das Leben eines Rockstars – im wahrsten Sinne des Wortes. Zusätzlich zu Auftritten in der Super GT und anderen GT-Rennen singt er für die Band doa. Die klingt so. Der Mann aus Osaka fuhr bereits im vergangenen Jahr für HubAuto Racing und landete in einem privaten Ferrari 488 GT3 immerhin auf Rang elf.

Craft Bamboo Racing

Ein stark nuschelnder deutscher Schauspieler prahlte einst, dass er „viiiieel mehr Ahnung von der Craft (Materie)“ habe. Möglicherweise kann das auch das Fusionsteam mit Wurzeln in Hongkong und Silverstone am Sonntagabend. Dank ihrer reichen Tourenwagengeschichte kennen sie Lisboa und Co. und sie betreuten dort in der jüngeren Vergangenheit zudem GT3-Maschinen. Sicherlich auch deswegen statten sie am Wochenende zwei GT-Cup-Sieger mit ihrem Material aus.

#911 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 RLaurens Vanthoor (Platin)
Der belgische Titelverteidiger klagte bereits am Donnerstagmorgen über die sich überschlagenden Witztiraden im Fahrerlager. Jedoch hat er den Running Gag zu einem gewissen Maße auch selbst kultiviert. Nach einem sieglosen Jahr in der IMSA SportsCar Championship möchte Vanthoor einen runden Abschluss für seine erste Porsche-Saison finden.

#991 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 RDarryl O’Young (Gold)
Als Sieger des ersten GT Cup von Macau gilt der Hongkong-Chinese sicherlich als Wegbereiter für den GT-Sport in der Region. Außerdem reiste er in seiner Hochphase durch die gesamte Motorsportwelt. Trotz des Sieges im Jahre 2008 ist O’Young aber kein Favorit.

#991 @darryloyoung55

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Vierter Akt – Die Einzelkämpfer

Dem deutschen Übergewicht stellen sich in diesem Jahr drei Einzelkämpfer entgegen. Wenn man sich deren bisherige Saisonleistungen vor Augen führt, gehören sie ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis.

Lamborghini

Die Kampfstiermarke ist dank der Siege Keita Sawas zusammen mit Audi der zweiterfolgreichste GT-Hersteller. Leider hat man keine Ambitionen, diese Statistik mit einem Großangriff zu verbessern.

FFF Racing Team by ACM

Der von Andrea Caldarelli geleitete Rennstall hat seine Wurzeln ebenfalls in Asien, aber er betreibt eine Basis in Italien. Dementsprechend ist es natürlich auch stimmig, dass man mit einer dort heimischen Marke kooperiert.

#5 FFF Racing Team by ACM Lamborghini Huracán GT3Mirko Bortolotti (Platin)
Der Lamborghini-Starpilot Bortolotti kann auf eine sehr erfolgreiche GT3-Saison zurückblicken. In der Blancpain GT Series wurde er zusammen mit Christian Engelhart Gesamtmeister und zusätzlich dazu reüssierte er auch noch im Endurance Cup. Interessanterweise ergänzte FFF-Teamchef Caldarelli das Duo hierfür. Der Italiener trat auch im letzten Jahr mit dem FFF Racing Team in Macau an, wo er immerhin einen neunten Gesamtrang einfuhr.

Ferrari

Im Podcastsegment zu Macau wurde bereits angedeutet, dass ein richtiger Ferrari-Pro-Einsatz bislang in der jüngeren Geschichte des Grande Prémio fehlte. Infolgedessen taucht die Traditionsmarke in den Siegerlisten der großen Rennen des GP auch nicht auf. Das könnte sich heuer ändern.

Scuderia Corsa

Das Ferrari-Team aus Los Angeles lässt sich relativ schnell vorstellen: IMSA-GT(D)-Meister der Jahre 2013, 2015, 2016 und 2017, GTE-Am-Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2016 und eine PWC-GTA-Meisterschaft im Jahre 2016. Trotz ihres Macau-Debüts und des Einzelkämpferstatus dürfen sie zweifelsohne Siegambitionen haben.

#63 Scuderia Corsa Ferrari 488 GT3Felix Rosenqvist (Platin)
Der Schwede Rosenqvist ist wohl der größte Motorsport-Allrounder der Gegenwart. Egal ob GT3-Bolide, Super-Formula-Renner oder Formel-E-Maschine: Der 26-Jährige kann in allen Disziplinen Siege und Meisterschaften einfahren, wenn die Bedingungen stimmen. Außerdem reiste er als zweimaliger F3-GP-Sieger an, was ihm automatisch eine Favoritenrolle zukommen lässt. Wenn einer die Großaufgebote niederringen kann, dann ist es wohl das Energiebündel aus Värnamo.

© Sports Bureau of Macao SAR Government

Honda

Die wohl eindrucksvollste GT3-Nennliste der letzten Jahre wird von einem Neuwagen abgerundet. Der NSX GT3 tritt zum ersten Mal mit einem Honda-Logo an der Front an – in den USA wird er ja bekanntlich Acura NSX genannt. Honda hat eine große Geschichte in der chinesischen Traumstadt, die maßgeblich auf Erfolgen in der Motorradszene beruht. Mit einem Sieg bei den GTs würde man die Vielfältigkeit ihres Motorsportbereichs stark unterstreichen. Mit dieser Aufgabe betraute man JAS Motorsport, die umfangreich zur Entwicklung des Boliden beigetragen haben.

#84 Honda Motor NSX GT3Renger van der Zande (Platin)
Der Niederländer van der Zande hat über viele Jahre hinweg eine Hassliebe zu Macau entwickelt. Seine relativ umfangreiche Ergebnisliste enthält nahezu alles: ein Podium, starke Top-5/10-Resultate, aber auch extrem ärgerliche Aus- und Unfälle. In Diensten von Mercedes zeigte er jedoch durchweg sein Potential als Siegfahrer. Man hofft für ihn, dass es vielleicht in diesem Jahr endlich klappen wird.

Fünfter Akt – Die Spielregeln im Kasino Macau

Die erste, einfachste und elementarste Regel lautet: Vermeide Unfälle! Was fürchterlich banal klingt, ist eine riesige Herausforderung auf dem Guia Circuit, wo das Limit nur Millimeter von der Mauer entfernt ist. Ein noch so kleiner Crash raubt entweder deine Siegeschancen oder zerstört gar dein gesamtes Wochenende. Denn das wirklich entscheidende Geschehen findet erst am Sonntag statt – alles davor ist Quali-Geplänkel.

© Sports Bureau of Macao SAR Government

Benjamin Franklin warnte vor mehr als zweihundert Jahren: By failing to prepare, you are preparing to fail. Dies gilt natürlich auch für Macau. Die Setup-Arbeit in den Straßenschluchten ist eine der größten Herausforderungen des Motorsports, denn man muss den gespaltenen Charakter der Strecke ausbalancieren. Während auf den langen Geraden Topspeed erforderlich ist, hilft in den diversen Kurvensektionen eine gute Straßenlage. In der Vergangenheit zahlte sich häufig die Tendenz zum Mittelweg mit Überhang bezüglich Topspeed aus. Das unruhigere Auto auf der Hügelkante unterstützt dann aber wiederum die erste Regel.

Zu guter Letzt nimmt das Timing eine entscheidende Rolle ein. In der langen Geschichte des Grand Prixs haben unglückliche Rotflaggen-Unterbrechungen schon diverse Träume platzen lassen. In den (Qualifikations-) Trainings sollte man also nicht mit der Zeit spielen und in den Rennen angreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet – aber das tut sie dort ja eher selten.

Epilog

Als Abschluss der dramatisch-langen GT-Vorschau verweisen wir noch auf die weiteren Macau-Vorschauen im Blog sowie auf unsere Kategorie TV/STREAM ZEITEN, in der alle nötigen Informationen zum gesamten Ablaufplan enthalten sind.
Aus der GT3-Perspektive sind folgende Zeiten und Rennspezifikationen wichtig:

Freitag, 17. November:
04:00 – 04:30 Uhr – FIA GT World Cup Free Practice 2
09:25 – 09:55 Uhr – FIA GT World Cup Qualifying

Samstag, 18. November:
05:25 – 06:30 Uhr – FIA GT World Cup Qualification Race – (12 Runden – 73,4km)

Sonntag, 19. November:
05:10 – 06:40 Uhr – FIA GT World Cup – (18 Runden – 110,1km)

Wir wünschen ein spannendes, umfangreiches Rennwochenende und melden uns kommende Woche mit einer umfangreichen Aufarbeitung der GT-Kämpfe.

Bilderquelle/Copyright: Audi; BMW; Daimler AG; Government Information Bureau; Sports Bureau of Macao SAR Government

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