Der dritte FIA GT World Cup umfasste das komplette Macau-Erlebnis. Nach der Massenkarambolage in ‚Police‘, die schlussendlich sechs Boliden aus dem Event nahm, bot das Hauptrennen ein absolutes GT-Spektakel. Während viele Piloten also resigniert und verbittert aus dem Perlflussdelta flohen, blickten andere mit melancholischen Abschiedsblicken auf die Skyline Macaus zurück. Und genau diese Mischung macht den Grand Prix unverzichtbar.
Bevor wir in die Welt des Sportlichen abtauchen, möchten wir unsere Beileidsbekundungen an die Freunde, die Bekannten und die Familie von Daniel Hegarty ausrichten. Der britische Motorrad-Enthusiast, der unter anderem auch bei der Isle of Man TT antrat, erlag den Verletzungen eines schweren Unfalls in ‚Fisherman’s Bend‘. Als Autor dieses Textes möchte ich im Speziellen einige Elemente der Berichterstattung kritisieren. Neben dem wie gewohnt leidvollen Ausschlachten durch weite Teile der Boulevardpresse enttäuschten dramatisch überforderte (falls vorhandene) Kommentarredaktionen. Das Maß an Respektlosigkeit, Menschenverachtung und hemmungsloser Dreistigkeit schockierte nachhaltig. Abschließend sollten sich gewisse Seiten und Zeitungen selbst fragen, warum der Motorsport plötzlich in Zeiten der Trauer ein gern genutzter Click-Bringer ist.
FIA GT World Cup
Die Vorzeichen hätten kaum besser sein können. Sieben Hersteller bildeten ein einzigartiges Starterfeld und ausnahmslos alle konnten sich Hoffnungen auf eine Topplatzierung machen. Logischerweise waren die Chancen der deutschen Hersteller, die als Rückgrat der GT3-Szene fungieren, vielleicht noch etwas größer als die der Einzelkämpfer von Ferrari, Honda und Lamborghini. Dennoch galt es, erstmal die realen Auswirkungen der BoP abzuwarten.
Trainings und Qualifikation
Selbige zeigten sich dann auch relativ zeitnah in den üblich-kurzen Trainingssitzungen. Beim ersten Schaulauf bewiesen die Mercedes, warum ihnen eine Favoritenrolle zugeschoben wurde. Als größte Verfolger positionierten sich bereits die Audis, was zumindest ein hart geführtes Markenduell versprach. Im zweiten Training gelang dem Debütanten Robin Frijns im #1 Audi Sport Team WRT R8 LMS dann sogar die Sitzungsbestzeit. Dank einer sehr sauberen Runde beendete Augusto Farfus (#18 BMW Team Schnitzer M6 GT3) die Generalprobe auf Rang zwei, weswegen er fortan als BMW-Speerspitze galt.
Somit gingen viele von einem Dreikampf dieser Marken um die wohl wichtigste Pole-Position des Jahres aus. An sich waren die vergebenen Rollen zwar richtig, aber schließlich schockierten die Mercedes AMG GT3 mit einer perfekten Umsetzung. Sie belegten Rang eins bis vier und ließen Nico Müller (#2 Audi Sport Team WRT R8 LMS) und Augusto Farfus als direkte Verfolger teils deutlich hinter sich. Da in der Welt der Balance of Performance keine schnelle Tat unbestraft bleibt, durften die Stuttgarter danach 30 Kilogramm zuladen.
Top 5 der Qualifikation:
1) #48 Mercedes-AMG Team Driving Academy AMG GT3 – Edoardo Mortara
2) #50 Mercedes-AMG Team Driving Academy AMG GT3 – Daniel Juncadella
3) #999 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3 – Maro Engel
4) #888 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3 – Raffaele Marciello
5) #2 Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3 – Nico Müller
Außerdem: Ein ABS-Problem ließ Robin Frijns in die Mauer des Fisherman’s Bend rutschen. Der goldene Audi konnte zwar fix repariert werden, aber aufgrund von Timing-Pech musste der Niederländer von Position 17 aus in das Qualirennen gehen. Hätte er nur ahnen können, was in diesem passierte.
Das Qualifikationsrennen (alternativ: The Big One)
Bei diesigem aber heißem Wetter stapfte Stéphane Ratel öffentlichkeitswirksam durch die Startaufstellung und schaute dabei gespannt in Richtung Himmel, der vereinzelte Regentropfen in sein Gesicht spuckte. In vielen Kurven trafen sie auf das Öl sowie das Bindemittel vorangegangener Sitzungen. Ein Großteil davon war auf den Chinese Racing Cup (sprich: Knall-Peng Cup) zurückzuführen, der schon jetzt tief in der Racingblog-Folklore verankert ist. Ob der Franzose Ratel in seinen kühnsten Träumen gesehen hätte, was sich Minuten später ereignete?
Der fliegende Start war nahezu prototypisch für den Guia Circuit: Kaum waren die Lichter der Ampel erloschen, entfachte sich das Feld explosionsartig. Da etliche große Unfälle bewiesen haben, dass es höchstens zu zweit problemlos durch die erste Kurve geht, mussten sich die Teilnehmer nach wenigen Sekunden handelseinig werden, was größtenteils funktionierte. An der Spitze wurde jedoch Daniel Juncadellas #50 Mercedes AMG GT3 zu weit herausgetragen, was einen Leitplankenkuss zur Folge hatte. Die leichten Schäden, die hierbei der Lenkung zugefügt wurden, sollten eine Minute später drastische Folgen haben. In der Anfahrt zur Lisboa-Kurve übernahm Maro Engel (#999 GruppeM Racing Mercedes AMG GT3) endgültig die Führung vom Pole-Sitter Edoardo Mortara (#48 Mercedes AMG GT3), der sich fortan eher auf Augusto Farfus konzentrierte. Dieser hatte kurz vorher Nico Müller, Raffaele Marciello (#888 GruppeM Racing Mercedes AMG GT3) und Daniel Juncadella überholt.
In dieser Konstellation raste die Spitze durch die ersten Kurvensektionen – bis Juncadella in Police einbog. Die Lenkung seines AMG GT3 versagte in diesem Moment und ließ den Spanier in die Reifen rutschen. Das in die blinde Kurve hineinjagende Feld war daraufhin weitestgehend chancenlos. Während Marciello noch geradeso am stehenden AMG GT3 entlang schrammte, wurde Titelverteidiger Laurens Vanthoor (#911 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 R) zum ersten großen Unfallgegner. Die Front seines Porsche zerbarst beim Eindringen in das Mercedes-Heck und hinterließ einen teuren Trümmerhaufen. In diesen rasten die Verfolger geschlossen, was einen gewaltigen Auffahrunfall generierte. Untermalt von dem wuchtigen Klang aufeinander prallender Carbon-Flächen schob sich so ein großes Schrottbündel zusammen, aus welchem das Heck von Lucas di Grassi (#11 HCB-Rutronik-Racing Audi R8 LMS) herausragte. Glücklicherweise gab es keine Verletzungen zu vermelden und die Streckenposten machten sich schnell an ihre Jahrhundertaufgabe.
Wow #GTCup #MacauGp pic.twitter.com/kFC5c889Fv
— Neil Hudson (@neilhudson) November 18, 2017
#MacauGP #FIAGTWorldCup #chaos
From a different angle…😨 pic.twitter.com/DonyrE5gp6— Sergio Fonseca (@SergioFonseca8) November 18, 2017
Liste der dadurch maßgeblich beschädigten Autos:
1) #50 Mercedes-AMG Team Driving Academy AMG GT3 – Daniel Juncadella
2) #911 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 R – Laurens Vanthoor
3) #2 Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3 – Nico Müller
4) #84 Honda Motor NSX GT3 – Renger van der Zande
5) #27 Aust Motorsport Audi R8 LMS GT3 – Markus Pommer
6) #11 HCB-Rutronik-Racing Audi R8 LMS GT3 – Lucas di Grassi
7) #91 FIST Team AAI BMW M6 GT3 – Marco Wittmann
8) #99 Rowe Racing BMW M6 GT3 – Tom Blomqvist
9) #5 FFF Racing Team by ACM Lamborghini Huracán GT3 – Mirko Bortolotti
10) #12 HCB-Rutronik-Racing Audi R8 LMS GT3 – Fabian Plentz
11) #63 Scuderia Corsa Ferrari 488 GT3 – Felix Rosenqvist
12) #7 HubAuto Racing Porsche 911 GT3 R – Romain Dumas
(rot markiert = Wochenende vorbei)
Nachdem sich ein klägliches Restfeld von acht Autos in der Boxengasse zusammengefunden hatte und alle Carbonwunden geleckt waren, leuchtete das Licht am Ende der Pitlane nach circa 50 Minuten wieder grün. Jedoch kamen nur sieben Nennungen auf den Kurs zurück, da die Batterie des Führenden Engel jeglichen Dienst verweigerte. Erst nach anhaltender Überzeugungsarbeit konnte der AMG GT3 überredet werden, mit einer Runde Rückstand wieder einzusteigen.
Der 18-minütige Sprint (angesetzt waren ursprünglich zwölf Runden bzw. 60 Minuten) war – wenig überraschend – ruhiger Natur. Edoardo Mortara, der die Führung geschenkt bekommen hatte, ließ nichts mehr anbrennen und sicherte sich durch den Sieg die Hauptfavoritenrolle für den World Cup. Position zwei archivierte ein begeisternd-starker Farfus in seinem misslungenen BMW-Art-Car. Komplettiert wurde das Podium des vermeintlichen Skandal-Rennens (mehr dazu in einem Kommentar) vom ersten Unfallzeugen in der Form von Raffaele Marciello. Da einige schwächere Fahrer durch das Durcheinander in die Top 10 gespült wurden, formte sich über Nacht ein äußerst spannendes Feld. In einem Großteil der Boxen wurde bis in die Morgenstunden umfangreich geschraubt. Einige Boliden wie beispielsweise der neue Honda NSX GT3 erhielten komplett neue Heck- und Frontpartien. Dementsprechend gilt den Mechanikern unser Dank, da sie immerhin 14 Nennungen auf die Räder gestellt bekamen.
Top 5 des Qualifikationsrennens bzw. der Startaufstellung für das Hauptrennen:
1) #48 Mercedes-AMG Team Driving Academy AMG GT3 – Edoardo Mortara
2) #18 BMW Team Schnitzer M6 GT3 – Augusto Farfus
3) #888 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3 – Raffaele Marciello
4) #1 Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3 – Robin Frijns
5) #90 FIST Team AAI BMW M6 GT3 – Chaz Mostert
Das Hauptrennen (alternativ: Wie am Ende alles gut wurde?)
Die sportlichen Ereignisse des Samstags, das banal-bange Warten auf Reparaturupdates sowie viele auftauchende Privatvideos hielten den GT World Cup lange im Gespräch und die Bilder gingen um die Welt. Weil also nun genügend Aufmerksamkeit geschaffen wurde, sollte es das Ziel gewesen sein, dem Ganzen eine positive Wendung zu geben. Dies gelang.
Obwohl am Morgen noch intensive Schauer über die Strecke gezogen waren, bot sich den GT-Piloten eine nutzbare trockene Ideallinie. Dank einer kurzfristig einberufenen Warm-Up-Session konnten sie das Geläuf nochmals abfahren, was Slicks als korrekte Reifenwahl bestätigte. Trotzdem startete das Rennen unter Safety-Car-Bedingungen, die zwei Runden von insgesamt 18 neutralisierten. Mortara alias „Mister Macau“ gewann den ‚Restart‘ zwar ohne Probleme, doch die noch schmierige Oberfläche ließ ihn die Leitschienen am Ausgang der ersten Kurve küssen. Glücklicherweise überstand sowohl die Lenkung als auch die Führung diese Grenzerfahrung.
In der Bremszone der Lisboa rauschte Marciello in das Heck von Farfus, welches sich daraufhin teilweise auflöste. Gleichzeitig zog sich der Italiener einen Kühlerschaden zu, welcher ihn auf Platz zwei liegend in die Box zwang. Die neue Top 5 lautete somit: Mortara – Farfus – Frijns – Mostert – O’Young. Letzter sah sich massivem Druck von Maro Engel ausgesetzt, der einen tollen Start erwischt hatte. Schlussendlich sollte er den Münchener sogar kampflos passieren lassen. Bei 6/18 Runden musste die erste unfallbedingte SC-Phase ausgerufen werden, weil Lucas di Grassi seinen #11 HCB-Rutronik-Racing Audi R8 LMS in die Wand gepresst hatte. Im Zuge der Neutralisierung begutachtete die Rennleitung die lose „Heckklappe“ von Farfus und forderte schließlich eine Reparatur ein. Farfus ignorierte diese Anweisung zwar lange, aber ließ es am Ende über sich ergehen. Damit war er aus dem Rennen – oder?
Pünktlich zur Rennhalbzeit erfolgte die erneute Freigabe, welche aber nur kurz zum Tragen kam, da sich Mittelfeldkandidaten in ‚San Francisco Hill‘ abräumten. Somit musste also wieder gewartet werden – wenn auch kürzer. Mister Macau gewann auch den dritten Restart und setzte sich wieder leicht ab. Im Hintergrund tauchte plötzlich der bullige, pech-schwarze M6 GT3 von Farfus auf, der sich durch das Feld gemogelt hatte und fortan an der Top 5 kratzte. Mittlerweile war die Teilnehmerzahl auf neun geschrumpft, aber schon die Hälfte davon bot große Unterhaltung. Nachdem Farfus mit purer Willensstärke die beiden verbliebenen Markenkollegen überrumpelt hatte, ging folgende Top 5 in die letzten Runden: Mortara – Frijns – Engel – Farfus – Mostert. Vor allem das Dreierpaket an der Spitze schob sich stark zusammen und ließ mit einer fantastischen Pace den Guia-Hügel erzittern. Ein F3-eskes Finish blieb zwar aus, aber dennoch war ein Durchatmen bei allen Beteiligten zu vernehmen.
Auf der höchsten Stufe des Podiums stehend wirkte der damit sechsfache Macau-Gewinner Mortara (2* F3; 4* GT3) sehr erschöpft. Er war zwar sehr erleichtert, den ersten großen Sieg mit Mercedes zelebrieren zu können, aber die Umstände hatten sichtlich Spuren hinterlassen. Ähnlich ging es auch seinem Markenkollegen Maro Engel. Minimal glücklicher war Robin Frijns, der – wie er selbst sagte – seinen wohl gefürchteten „rookie crash“ nun hinter sich hat. Sein Einstand in der Glückspielstadt macht ihn zu einem großen Anwärter in den kommenden Jahren.
Top 5 des Hauptrennens:
1) #48 Mercedes-AMG Team Driving Academy AMG GT3 – Edoardo Mortara
2) #1 Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3 – Robin Frijns
3) #999 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3 – Maro Engel
4) #18 BMW Team Schnitzer M6 GT3 – Augusto Farfus
5) #90 FIST Team AAI BMW M6 GT3 – Chaz Mostert
Während die Mercedes-Vertreter mit dem Triple nach Stuttgart zurückkehrten, entstanden viele Diskussionen in Folge der diversen Ereignisse in den Straßenschluchten. So forderte Lucas di Grassi unter anderem ein neues Warnsystem und wieder andere bekräftigten, dass GT-Autos gerne in diese Region dürfen – aber halt nach Zhuhai. Darauf möchte ich mit einem Kommentar reagieren.
Kommentar
Der alljährliche Macau-Abgesang ist mittlerweile zu einer festen Tradition geworden. Rennen ohne Überholmanöver sind doof, es kracht doch eh nur und überhaupt: Was soll der Quatsch? In diesem Jahr fachten gleich drei neue Situationen die Diskussionen an. Zum einen ist zwangsläufig der tragische Unfalltod Daniel Hegartys zu nennen. Viele Unwissende äußerten sich in allen erdenklichen Bandbreiten zu den tragischen Ereignissen und gefördert durch die erbärmliche YouTube-Trendfunktion konnten 667.000 Nutzer dem Video nicht widerstehen. Demnach wurde viel über ihn gesprochen. Das gilt es, zunächst zu ändern, und deswegen verweisen wir auf das kurze Videointerview, in welchem sich der Brite vorstellt.
Darauf aufbauend sollte ein Narrativ hinterfragt werden, welches fast reflexartig in solchen Situationen auftaucht: Der Pilot habe ja selber Schuld und mache das doch freiwillig. Warum solle man da Mitleid haben? Natürlich handeln die Athleten selbstbestimmt und wohl zur großen Überraschung einiger Tastaturkrieger wissen sie auch ganz genau, worauf sie sich da eingelassen haben. Darin sehen sie die große sportliche Herausforderung, welche sie annehmen – auch wenn die Folgen katastrophal sein können. Über den Sinn des Ganzen kann man zweifelsohne Meinungen und Wahrnehmungen austauschen. Wir sind ja nicht die chinesische U-20-Fußballnationalmannschaft. Trotzdem stellt sich die Frage, warum man den verunglückten Menschen so dreist Empathie absprechen muss.
Der nächstgrößere Aspekt ist die Strecke in Macau. Neben den furchteinflößenden Straßenrennen kennt die Motorradszene keine größeren Herausforderungen. Das Unfallrisiko ist zweifelsohne imminent und der Charakter des Guia Circuit lässt Abflüge wiederum schwerer ausfallen. Eine große deutsche Tages-„Zeitung“ höhnte beispielsweise über die „Todesstrecke“, aber auch sie übernahm wie die meisten nur einen teils adaptierten Agenturbericht. Kenner des Sportes wissen hingegen, dass der Parcours so sicher wie nie zuvor ist. Zusammen mit der FIA entwickelte der Organisator ein neues Konzept, welches unter anderem mehr Kräne, verbesserte Zäune und Tecpro-Elemente umfasst. Letztere waren auch in der Unfallkurve zu finden.
Sie fingen verschiedenste Autos im Laufe des Wochenendes effizient ab und präsentierten sich als sehr sinnvolle Ergänzung. Dass Hegarty in ebendieser Sektion schwerste Verletzungen erfuhr, kann also nur bedingt auf die passive Sicherheit zurückgeführt werden. Eine harte Kritik sei an dieser Stelle jedoch an die Regie auszurichten, die laut Streamnutzern die Szenerie in überforderter und unmoralischer Weise einfing. Dies muss dringend aufgearbeitet werden.
Auch die Veranstalter kamen wiederholt ins Kreuzfeuer, weil laut Medienberichten Sicherheitsdebatten umfassend abgeschmettert wurden. Die Verbesserungsinitiativen stehen jedoch im Gegensatz zu dem Zerrbild eines verantwortungslosen Komitees. Andererseits kann ihm im Angesicht einer erzwungenen Siegerehrung das essentielle Feingefühl durchaus abgesprochen werden, auch wenn es in der Form eines Statements und einer Schweigeminute die bekannten Gesten initiierte.
Springen wir zum nächsten kontroversen Komplex in der Form der bereits ausführlich beschriebenen Massenkarambolage. Sie basierte maßgeblich auf Pech und gemischt mit dem Guia Circuit endet das meistens unschön. Wenn man so will, war der Unfall ein klassischer Macau-Moment, der aufgrund des Startrundenszenarios unnötig ausartete. Mal abgesehen von di Grassis debattierwürdiger Idee gäbe es nur wenige Möglichkeiten, die Kurve zu überarbeiten. Aber ob ein nicht offensichtlich beschädigter AMG GT3 zukünftig noch einmal genauso eindringt?
Die umfangreichen Probleme und Gefahren sind also nun ausgiebig skizziert. Doch wegen dieser schalten wir nicht ein. Wir wollen Autos am Limit sehen, die mit den Grenzen spielen oder sie gar herausfordern. Das blinde Rufen nach Überholmanövern, welches uns DRS eingebrockt hat, verhallt ungehört in den Straßenschluchten. Dort ist ein gelungener Platztausch nämlich eine Auszeichnung, die sich durch Mut in den wenigen Stellen dafür verdient wird. Bereits die hemmungslose Gier danach schafft es, dass sich Piloten in die Herzen der Fans fahren. Klingt übertrieben? Sicher nicht, denn genau dieses Phänomen unterstrich F3-Pilot Ferdinand Habsburg eindrucksvoll im schon jetzt legendären Schlusssprint. Während sein Dallara-Volkswagen zertrümmert in der Mauer ruhte, stürmte sein Team auf ihn zu, als hätte er gewonnen.
Jedes Jahr schickt Macau seine Gäste mit einem bunten Mix an Gefühlen zurück in ihre Heimat. Manche schwören sich, den ehemals portugiesischen Boden nie wieder zu betreten. Andere werden dank Erfolgsmomenten melancholisch abreisen und die meisten hinterlassen der Metropole einen leisen Fluch und die Aufforderung, sich auf ihre Rückkehr vorzubereiten. Dann, wenn sie es allen zeigen und die Strecke endlich bezwingen. Bis nächstes Jahr, du Motorsportmekka!
Der Rest des GT3-Jahres…
…ist größtenteils gecancelt worden. Nachdem bereits die 12 Stunden von Sepang an zu wenigen Teilnehmern sowie Zuschauern gescheitert sind, mussten auch die Vorbereitungen des 1000-Kilometer-Rennens der International GT Open in Valencia abgebrochen werden. Man hofft, dass ihre Bestrebungen im kommenden Jahr besser angenommen werden. Hinsichtlich der winterlichen Konkurrenz von Dubai, Daytona und Bathurst ist die Ausgangslage jedoch anhaltend kompliziert. Damit bleiben im internationalen Kontext eigentlich nur noch die 12 Stunden von Abu Dhabi bzw. die Gulf 12 Hours (14. – 15. Dezember). In Sachen Stream ist man aber sehr unzuverlässig, weswegen eine Berichterstattung noch sehr unsicher ist. Zur Sicherheit wünscht die GT3-Redaktion also schon mal eine schöne Advents- sowie Weihnachtszeit. Spätestens zum Jahreswechsel werden wir noch einmal auf das GT3-Jahr zurückblicken und besondere Momente festhalten. Vielen Dank für ein weiteres tolles Jahr!
Bilderquelle/Copyright: Blancpain GT Series (SRO); Government Information Bureau; Sports Bureau of Macao SAR Government
1 Kommentare
Artikel des Jahres!
Danke Phil!
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