Erneut eine katastrophale Saison für das britische Traditionsteam. Schuld daran waren vor allem die Motoren von Honda.
Eigentlich, dachte man nach der Saison 2016, kann es für McLaren und Honda ja nicht mehr schlimmer kommen. Aber da hatte man die Rechnung ohne die Japaner gemacht. Der über den letzten Winter komplett neukonstruierte Motor erweis sich schon beim ersten Einsatz während der Wintertests als Schrott. Man hatte bei den Test zuvor einige wichtige Details übersehen. Das fing damit an, dass man einen Öltank falsch platziert hatte und der erste Motor dann gleich nach drei Runden seinen Geist aufgab, weil er in den Kurven nicht genug Öl bekam. Das ließ sich einigermaßen leicht beheben. Nicht jedoch das Problem mit den Vibrationen im Motor. Honda hatte total versagt und einen Motor gebaut, der bei bestimmten Drehzahlen derartig rappelte, dass es ihn auseinander riss. Und zu wenig Leistung hatte der Motor auch noch.
Es war ein Trauerspiel. Entweder flogen die Motoren wegen der Vibrationen auseinander oder die beiden McLaren-Piloten mussten so langsam fahren, dass sie praktisch chancenlos waren. Tatsächlich gelang es McLaren erst in Ungarn, Sauber in der Team-WM abzufangen. Da hatte Honda endlich ein Upgrade in petto, das den Motor langsam besser werden ließ. Somit weit das eben ging. Aber peinlich war es schon, dass Honda auch im dritten Jahr keinen Schritt nach vorne kam. Neben der Zuverlässigkeit litt der RA617H-Motor vor allem auch an einer mangelnden Leistung des MGU-H. Man speicherte einfach nicht genug Energie, die Piloten waren am Ende einer Geraden meist chancenlos.
Dabei war das Chassis des MCL32 offenbar gar nicht mal so schlecht. Alonso zeigte in langsamen Sektoren, dass man durchaus mithalten konnte, verlor die Zeit dann aber wieder auf der Geraden. Der Spanier lehnte sich so weit aus dem Fenster, dass er behauptete, man könne mit einem anderen Motor ums Podest mitfahren. Ob das jetzt stimmt oder doch nur dem Wunsch von Alonso geschuldet war, den Motor loszuwerden, ist schwer zu beantworten, da einfach die Daten fehlen.
Da McLaren exklusiv mit dem Honda unterwegs war, kann man nicht mit Sicherheit sagen, wie viel dem Chassis auf die Spitze gefehlt hat. Auffällig war, dass das Chassis so gut wie immer mit den Reifen klar kam und man unterschiedliche Strategien fahren konnte. Das spricht für das Chassis. Davon ausgehend, dass dem McLaren auf den Mercedes mindestens 1,5 Sekunden pro Runde fehlten, kann man zumindest salomonisch vermuten, dass die Hälfte davon auf das Konto des Motors geht. Zieht man diese 0,7 Sekunden ab, dann wäre McLaren bei einigen Rennen durchaus auf dem Niveau von Red Bull gewesen. Für ganz nach vorne hätte es aber nie gereicht.
Alonso brillierte, je nach Laune, immer mal wieder mit großem Kampf auf der Strecke. In Austin amüsierte er ebenso wie beim letzten Rennen in Abu Dhabi. Wie üblich galt: Je besser der McLaren ging, desto mehr Spaß und Motivation hatte er. Stoffel Vandoorne tat sich, bis auf sehr wenige Ausnahmen, allerdings überraschend schwer. Alonso schlug ihn in der Quali klar mit 16:3 (Monaco ließ Alonso ja aus) und holte 17 der 30 Punkte. Viel schwerer wog aber der Abstand in der Quali, den Vandoorne schlucken musste. Das war teilweise eine Demütigung.
Ausblick 2018:
Mit dem Renault hat man ab der nächsten Saison absolut keine Entschuldigung mehr. Man muss sich auf dem Niveau von Red Bull in diesem Jahr einordnen. Mindestens. Das wird nicht leicht, denn zum einen wird Red Bull nachlegen, zum anderen drängelt von hinten langsam das Renault-Werksteam an die Spitze. Wenn das Chassis wirklich so gut war, wie das Team selber behauptet, dann wird man mit einer Evolution im nächsten Jahr sicher weiter vorne sein. Es wäre ja schon mal ein Schritt nach vorne, wenn man regelmäßig in Q3 kommen wurde. Startet man weiter vorne, hat man auch genug Chancen, mal aufs Podest zu kommen. Es würde mich aber überraschen, denn McLaren im nächsten Jahr schon regelmäßig ganz weit vorne auftauchen würde.