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Formel Eins: Die Top Ten der Fahrer 2017

von DonDahlmann
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Wir haben uns die Zahlen angeschaut und lange überlegt. Das sind die zehn besten Formel-Eins-Piloten des Jahres 2017.

Valtteri Bottas
Der Finne war ein bisschen der Notnagel, nachdem Rosberg letzten Winter überraschend zurückgetreten ist. Williams wollte Bottas nicht die Chance verderben, ließ sich den Ausfall des Toppiloten aber teuer bezahlen. Bottas wurde seit Jahren als Talent gehandelt, einige vermuteten, er könne sogar schneller als Rosberg sein. Aber das passierte nicht. Bottas fand sich zwar schnell im Team zurecht und konnte auch bald seinen ersten Sieg einfahren, aber an Hamilton kam er nur selten ran. Der Brite dominierte klar und zeigte Bottas die Grenzen auf. Der hatte zudem mit dem Beginn der Rücksaison einen kleinen Hänger und lieferte nicht die Ergebnisse ab, die man gerne gesehen hätte. Dennoch stehen drei Siege auf seinem Konto, was ja so schlecht nicht ist. Man darf auch nicht vergessen, dass er in ein Auto steigen musste, das für die Fahrweise von Rosberg geplant war. Aber so richtig hat er mich in diesem Jahr nicht überzeugt.

Kimi Räikkönen
Dass sich die Karriere des Finnen dem Ende entgegen neigt, ist kein Geheimnis. Es ist eher eine Überraschung, dass Ferrari den Vertrag noch mal um ein Jahr verlängert hat. Dahinter stecken auch politische Gründe, denn Ferrari wartet darauf, wie sich Charles Leclerc bei Sauber schlagen wird. Aber so bleibt uns Räikkönen noch ein Jahr weiter erhalten, was ja auch gut so ist. Eine Formel Eins ohne den Finnen ist irgendwie etwas fader.
Man darf aber auch nicht verkennen, dass Räikkönen in diesem Jahr nicht besonders stark unterwegs war. Ihm fehlen 112 Punkte auf Vettel, 100 Punkte auf Bottas, und Ricciardo lag am Ende nur fünf Punkte hinter ihm. Von allen Fahrern aus den Top 6 war er der einzige, der kein Rennen gewinnen konnte. Auch wenn man hier hinzufügen muss, dass er zum Beispiel in Ungarn per Teamorder auf P2 verwiesen wurde. Räikkönen ist nicht langsam, aber es fehlen sowohl in der Quali als auch im Rennen eben diese zwei, drei Zehntel. Dazu kommt sein altes Problem, dass er nur mit einem für ihn perfekten Auto auch schnell ist. Er kann Probleme nicht umfahren (oder hat keine Lust dazu). Ganz nach vorn unter die besten Fahrer schafft er es nicht mehr.

Esteban Ocon
Die Verpflichtung des Franzosen war für Force India ein voller Erfolg. Erneut hat man zwei Fahrer, die fast gleich schnell sind und sich nichts schenken. Ocon zeigte im engen Mittelfeld sehr gute Rennen und Überholmanöver. Er lässt sich nicht einschüchtern und ist aggressiv. Abzüge in der A-Note gibt es aber genau für diese Aggressivität, die manchmal zu stark ausgeprägt schien. Mit Perez geriet der Franzose mehrfach aneinander und ich würde die Schuld hier mehr bei Ocon sehen. Denn Perez kam mit Hülkenberg all die Jahre besser klar. Ocon ist egoistischer und das führte zu dem Konflikt, den beide miteinander haben und der vom Team mittels Teamorder eingebremst werden musste. Man kann vermutlich jetzt schon das Popcorn für die Saison 2018 rausholen, denn Ocon wird nicht nachlassen. Und genau das macht einen guten Fahrer ja auch aus.

Sergio Perez
Vermutlich ist der Mexikaner weiter einer der unterschätztesten Fahrer im Feld. Dass Ferrari ihn nicht gegen Räikkönen austauschen konnte (oder wollte), ist mir ein kleines Rätsel. Perez ist auf allen Strecken schnell, seine Quali-Performance ist sehr gut (er schlug Ocon 13:7) und im Rennen unterlaufen ihm keine Fehler. Er ist ein fast perfekter Fahrer. Sein Schwäche liegt vielleicht etwas in der mangelnden Aggressivität. Was ihm manchmal zu fehlen scheint, sind diese „110%“, wie Alonso, Verstappen oder Hamilton sie abrufen können. Das lässt ihn manchmal etwas brav erscheinen. Nichtsdestotrotz gehört er zu den besten Piloten der Formel Eins.

Nico Hülkenberg
Eigentlich müsste man zweimal Platz sechs vergeben, denn zwischen dem Deutschen und Perez besteht nur wenig Unterschied. Das weiß man ja aus den Jahren, die beide bei Force India verbracht haben. Alles, was man zu Perez sagen kann, stimmt auch für „The Hulk“. Doch der hat eben zusätzlich eben jene Portion Aggressivität, die Perez manchmal zu fehlen scheint. Hülkenberg kann auch aus einem schlechten Auto das Maximale rausholen. Er ist mutig in Sachen Überholen, ein guter Starter und mittlerweile so erfahren, dass er so Nummern wie in Abu Dhabi durchzieht. Nachdem er durch das Abkürzen der Schikane Perez überholt hatte, wusste er, dass er eine Strafe bekommt. Den Zeitabstand, der er dafür benötigte, fuhr er dann raus. Hülkenberg ist ja so einer, von dem man immer denkt, dass er mal im richtigen Auto sitzen müsste. Vielleicht hat er das ja mit dem Renault nun geschafft. Das Zeug für WM-Siege hat auf jeden Fall.

Daniel Ricciardo
Das war eine schwierige Saison für den Australier. Zwar konnte er Verstappen in Sachen WM-Punkte hinter sich halten, aber in der Quali verlor er das Duell dann doch recht deutlich mit 12:8. Dazu kamen fünf Ausfälle aus technischen Gründen (Verstappen fiel sechs Mal mit Motorproblemen aus). Ricciardo konnte zwar in Baku gewinnen, aber das war auch eher Zufall in dem Chaos-Rennen. Ein „echter“ Rennsieg, wie ihn Verstappen in Malaysia und Mexiko holen konnte, gelang ihm nicht. Auf der anderen Seiten gab es diverse Rennen, in denen er von hinten starten musste und dann durchs Feld pflügte. Von allen Spätbremsern ist er vermutlich der aggressivste, wie man allein im Brasilien sehen konnte. Überholen ist für ihn kein Problem, egal wie klein die Lücke ist. Er macht kaum Fehler, er ist vor allem eine echte „Marke“ für die Formel Eins. Sympathisch, offen, lustig – das findet man ja auch nur noch selten. Aber nach dieser Saison muss er schauen, dass es 2018 besser läuft. Sonst könnte ihn das Schicksal ereilen, ein sehr schneller 1b-Teamkollege zu sein.

Max Verstappen
Es ist schon ziemlich erstaunlich, welchen Respekt der Niederländer mittlerweile im Paddock genießt. Im letzten Jahr zeigte sich zwar schon sein Talent, aber er nervte die Kollegen mit einer überharten Fahrweise. Die hat er zwar nicht ganz, aber doch weitestgehend abgelegt. Und so kommt es dann jetzt, dass die Konkurrenz stöhnt, wenn Verstappen knapp vor oder hinter ihr unterwegs. Nach nur anderthalb Jahren ist Verstappen ein echter Faktor auf der Strecke geworden, mittlerweile eben deswegen so respektiert, weil er so schnell ist. Sein einziges „Manko“ ist seine mangelnde Erfahrung in Sachen Abstimmung. Das merkt man hier und da im Rennen, wenn Ricciardo dann doch im Renntrimm etwas besser unterwegs ist als der junge Niederländer. Aber es kann keinen Zweifel geben, dass Verstappen alles mitbringt, was ein zukünftiger Weltmeister benötigt. Er ist eine Bereicherung in der Formel Eins und gehört zu Recht zu den besten Fahrern der Serie.

Sebastian Vettel
Über die Qualitäten des Deutschen kann es keine Zweifel geben. Die konnte man in diesem Jahr immer wieder beobachten. Zum einen ist da seine Performance in der Quali. Seine Pole-Runde in Mexico, gegen die etwas flotteren Mercedes, gehörte vermutlich zu seinen besten Runden in diesem Jahr. Er schafft es, das Letzte aus sich und dem Wagen rauszuholen. Das gilt auch für seine Rennen, auch wenn das manchmal schwer zu erkennen war, wenn die Mercedes mal wieder übermäßig stark waren. Der vierfache Weltmeister gehört zu den drei schnellsten Piloten im Feld. Aber dann ist da noch die andere Seite von Vettel, die in diesem Jahr manchmal rauskam. Da war der Zwischenfall in Baku, als er Hamilton in der SC-Phase ins Auto fuhr, was ihn den Sieg kostete. Oder das Manöver in Singapur, das ihn ebenfalls einen Sieg gekostet hat. Auch wenn man den Zwischenfall von Singapur als „unglücklich“ definieren kann, ein bisschen ging das schon auf seine Kappe. Ferrari und Vettel haben den WM-Titel aber nicht deswegen verloren, dazu kamen auch die technischen Probleme der Roten. Selbst wenn der Deutsche die Rennen in Baku, Singapur und Malaysia gewonnen hätte und Hamilton nur dritter geworden wäre – am Ende hätten ihm dann doch 16 Punkte auf den Titel gefehlt.
Man kann manche Reaktionen von Vettel verstehen, aber sie sind auch manchmal eine kleine Schwäche von ihm. Dennoch: Auch ein Verstappen oder Hamilton müssten ihm mit gleichen Material erst mal schlagen.

Lewis Hamilton
Der Brite ist schon jetzt eine Legende in der Formel Eins. Seine Zahlen, die teilweise die von Schumacher übertreffen, sprechen eine klare Sprache. Hamilton mag keinen so spektakulären Fahrstil wie manchmal Vettel oder Verstappen haben. Aber ist fast immer perfekt unterwegs und einfach sauschnell. Er schafft es in der Quali immer wieder, genau das Zehntel zu finden, das er gerade benötigt. Er knallt im Rennen Rundenzeiten hin, die andere staunen lassen, und dabei schont er auch noch seine Reifen. Er hat mittlerweile so viel Erfahrung, dass er ein Rennen aus dem Cockpit besser lesen kann als seine Ingenieure. Wenn es im Moment einen perfekten Rennfahrer gibt, dann ist es Lewis Hamilton. Hat er Schwächen? Kaum. Selbst so absurde Rennen wie in Baku hakt er mittlerweile locker ab. Er ließ sich auch zu Beginn der Saison nicht nervös machen, als Ferrari und Vettel einen Vorteil zu haben schienen. Außer vor dem britischen GP wirkte er nie nervös oder angespannt, sondern motiviert und ruhig. Und es sieht nicht so aus, als sei er mit seiner Karriere am Ende.

Fernando Alonso
Ja, ich weiß. Das kommt jetzt für ein paar Leser überraschend. Alonso als bester Fahrer in der F1? Einer, der zuletzt 2006 Weltmeister war und seit Jahren im McLaren hinterher fährt? Nun, dass der Spanier nicht um den WM-Titel fahren kann, liegt ziemlich sicher nicht an ihm, sondern eher an Honda. Dass er aber zu den Besten gehört, hat er in diesem Jahr immer wieder gezeigt. Seine Duelle am Ende der Saison gegen Massa oder sein „Kampf“ gegen Hamilton in Mexico waren schon sensationell. Dazu kam, dass er den McLaren zur Überraschung seiner Konkurrenten immer wieder in Q3 schieben konnte. Am Ende konnte er nur 17 Punkte holen, aber der Honda ging halt auch immer wieder ein.

Aber es ist nicht seine Performance in der Formel Eins, die ihn für mich zum besten Fahrer macht.

Man muss auch über seine Leistung beim Indy 500 sprechen. Klar, Marco Andretti hatte für Alonso das Grund-Setup herausgefahren, aber den Rest hatte er sich in den wenigen Testtagen selber erarbeitet. Und Strategie beim Indy 500 hin oder her, man muss das Rennen auch erst mal anführen. Seine Überholmanöver waren entschieden und sauber, er landete nicht einmal in der Wand. Auch wenn er kurz vor seinem Ausfall am Ende der Top 10 steckte und scheinbar erste Probleme hatte, als das Tempo angezogen wurde: Sein Auftritt war schon sehr beeindruckend.

Und jetzt Le Mans. Alonso hat klar gemacht, dass er als erster Fahrer seit Graham Hill die „Triple Crown“ holen will. Also den Sieg in Monaco (hat er schon), bei den 24h von Le Mans und beim Indy 500. Das hat seit Jahrzehnten keiner mehr versucht (Montoya könnte allerdings noch, dem fehlt nur der Sieg in Le Mans). Alonso ist für mich ein echter Racer vom alten Schlag. Einer, der überall schnell ist, der Risiken nicht scheut. Einer, der mit miserablen Material das Beste rausholt, und so lange er gegen irgendjemanden auf der Strecke kämpfen kann, mit Herzblut dabei ist. Und das macht ihn für mich zum im Moment besten Formel-Eins-Fahrer des Jahres.

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