Keine Überraschungen bei Mercedes. Oder doch? Das heute in Silverstone gezeigte Auto ist eher eine B-Version des W08.
Das Mercedes in diesem Jahr auf eine Evolution des letztjährigen Modells setzen würde, war schon vorher klar. Das teilweise dominante, aber teilweise auch etwas zickige W08 Chassis holte immerhin beide WM-Titel. Und dies ziemlich eindeutig. „Never change a winning formula“ wird man sich bei Mercedes gedacht haben. So wirkt der W09 auf den ersten Blick dann auch eher wie eine B-Version des letztjährigen Modells. Allerdings hat Mercedes dann doch ein komplett neues Chassis gebaut, was man auf den zweiten Blick dann gut erkennt.
Zugegeben, die Änderungen sind auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen, zumal Mercedes den Frontflügel aus dem letzten Jahr auf dem Auto hat. Aber bei genauer Untersuchung erkennt man, dass Mercedes vorne die Aufhängungspunkte leicht verändert hat. Der untere Querlenker setzt etwas höher am Chassis an, der obere scheint ein paar Zentimeter nach hinten gewandert zu sein. Damit will man die nervigen Abstimmungsprobleme des W08 in den Griff bekommen. In ein paar Agenturfotos konnte man auch erkennen, dass die Querlenker mit kleinen Vortex-Generatoren ausgestattet sind. Damit hatte Mercedes schon im letzten Jahr experimentiert. Geblieben ist die schmale Nase und der S-Duct.
Beim Roll-Out hatte Mercedes noch die Barge Boards aus der letzten Saison drauf, allerdings etwas abgespeckt. Neu sind die Seitenkästen. Die Lufteinlässe sind noch mal schmaler geworden, dafür scheinen sie etwas breiter zu sein. Dadurch konnte man den Undercut der Seitenkästen erhöhen. Damit bekommt man die Luft besser zu Heck geleitet. Von dem hat Mercedes keine Bilder frei gegeben, aber auf den Agenturaufnahmen konnte man erkennen, dass das Team auch die Hinterachsaufhängung neu gestaltet hat. Vor allem der obere Querlenker steht etwas steiler und setzt anders an.
Bestätigt hat Mercedes, dass man am Radstand nichts geändert hat. Das ist etwas überraschend, war der lange Radstand des W08 vor allem auf engen Strecken eher ein Hindernis. Auf der anderen Seite bietet er aber gerade auf den Tielke-Strecken mit den schnellen Kurven erhebliche Vorteile, weil das Rollverhalten besser ist. Dennoch hatte ich damit gerechnet, dass Mercedes sich dann eher auf einen Kompromiss einlässt um Ferrari und Red Bull auch in Monaco, Ungarn und Singapur etwas entgegenzusetzen.
Insgesamt ist der W09 eine kleine Überraschung, weil er seinem Vorgänger doch wirklich sehr ähnlich sieht. Quasi eine B-Version, auch wenn das wegen der neuen Aufhängung nicht so ganz stimmt. Aber der Wagen hinterlässt einen etwas ratlos und lässt Raum für die Spekulation, dass Mercedes wie im letzten Jahr agiert. Eine B-Version für die ersten Rennen und in Spanien taucht dann der „echte“ W09 auf.
Bilder: Daimler AG