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Formula E: Vorschau Mexico City ePrix

von StefanTegethoff
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Es gab wenig off-track-News seit dem letzten Lauf, aber das muss ja auch nicht immer schlecht sein. Die Formula E hat in Santiago auf einer wenig überzeugenden Strecke ein sehenswertes Rennen mit bemerkenswertem Ergebnis abgeliefert. So darf es in Mexico City gern weitergehen.

Zu den wenigen Neuigkeiten neben der Strecke gehörte eine Beschwerde Daniel Abts, dass manche Piloten sich Vorteile verschaffen würden im Kampf um den FanBoost. Ich will noch nichtmal bestreiten, dass an der Aussage etwas dran sein könnte; das müssen letztendlich andere beurteilen. Aber dass man darüber streiten muss, ob sich jemand durch gekaufte Stimmen, Bots oder was auch immer diesen nicht wirklich bedeutsamen 100 kj/20 kW-Boost verschafft, zeigt doch vor allem die Absurdität dieses unsportlichen Mechanismus.

Der hatte in den ersten Jahren als Aufmerksamkeit heischendes Gimmick seine Funktion, aber inzwischen dürfte doch auch dieser Effekt abgeklungen sein. Vielleicht schafft es Alejandro Agag ja doch noch, sich für die kommende Saison, wenn alles neu wird, davon zu lösen und sinnvollere Wege der Fan-Einbindung zu finden – seine Antwort auf Abts Statement klang leider erstmal nicht so, er rief stattdessen dazu auf, die Integrität des Systems nicht in Frage zu stellen.

Daniel Abt hat übrigens nicht wirklich einen Grund zur Beschwerde: in der vergangenen Saison erhielt er in neun von zwölf Rennen den FanBoost, ebenso in den ersten drei Läufen dieser Saison. Und er ist uns trotzdem noch ein Versprechen aus der Zeit davor schuldig geblieben, als er vor knapp zwei Jahren ankündigte, beim Erhalt eines FanBoosts nackt auf dem Grid Songs von Taylor Swift zu singen!

Rückblick: Der Santiago ePrix

Der erste ePrix in Santiago de Chile war – wie so oft bei der Formula E – ein Rennen der zwei Hälften: Im ersten Teil ging es relative ruhig zu, alle versuchten, Energie zu sparen, und das, obwohl eine Sadety Car-Phase direct nach dem Start ihnen den schwierigen Teil dieser Arbeit abnahm. José Maria Lopez war bei seinem Comeback im Startgetümmel mit einem Mahindra aneinander geraten und in der Wand gelandet. Unbeeindruckt davon hatte Jean-Eric Vergne von der Pole aus den Start gewonnen und blieb auch nach dem Restart vorn.

Die ersten Boxenstopps ohne Mindestzeitvorgabe in der Formula E-Geschichte liefen erstaunlich reibungslos ab, und das trotz der engen Boxengasse in Santiago. Es gab keine unsafe releases, niemand stolperte aus dem Auto heraus und alle schnallten sich brav an. Dafür war in den Gurtsystemen ein Sensor verbaut, der zeigen sollte, falls ein Fahrer nicht ordentlich festgeschnallt war, direkt nach Rennende wurden diese von einem Offiziellen ausgelesen. Verstöße gab es nur insofern, dass Techeetah und Dragon ohne Erlaubnis die Gurte modifiziert haben, möglicherweise um ein schnelleres Anschnallen zu erlauben. Hierfür gab es Geldstrafen (15.000 € pro Auto).

Durch einen schnellen Stopp konnte man somit nun erstmals wirklich Zeit gewinnen. Jean-Eric Vergne absolvierte seinen Boxenstopp als Schnellster in 46.847 Sekunden, Felix Rosenqvist war nur wenig langsamer. Die meisten Piloten benötigten allerdings zwischen 48 und 50 Sekunden für die gesamte Boxendurchfahrt einschließlich Fahrzeugwechsel.

Der schnelle Stopp sicherte zunächst Vergnes Führung, doch sein Teamkollege Andre Lotterer, beim Fahrzeugwechsel an Nelson Piquet jr. vorbei auf Rang 2 vorgestoßen, holte auf – und griff an. Und wenn man dieses Duell gesehen hat, weiß man, warum vielfach Teamordnern verhängt werden. Das Techeetah-Duell führte soweit, dass Lotterer beim Anbremsen zu Kurve 1 Vergne ins Heck fuhr und sich selbst die Nase beschädigte – und das war noch der glimpfliche Ausgang, denn bei diesem Manöver hätten auch beide in der Mauer landen können.

Danach hingen Buemi, Rosenqvist und Bird allesamt im Heck von Lotterer, was ihn für einige Runde zur Raison brachte – doch als sich in der vorletzten Runde beide Techeetahs wieder ein wenig abgesetzt hatten, versuchte er noch ein letztes Mal, sich in den Kurven 1 und 2 neben Vergne zu setzen, wieder erfolglos. Und so blieb die Reihenfolge der ersten fünf bis ins Ziel unverändert, was nach der furiosen zweiten Rennhälfte schon sehr bemerkenswert ist.

Bemerkenswert sind noch weitere Dinge: Erstens, dass das Techeetah-Team von dem heftigen Zweikampf und dem Kontakt nichts mitbekam, weil die Technik in ihrer Box streikte. Zweitens, dass es der erste Doppelsieg für ein Team in der Geschichte der Formula E war; und drittens, dass sich Vergne und Lotterer auch nach der Zieldurchfahrt und beim Aussteigen gut vertragen haben. Keine wütenden Gesten, keine erhobenen Zeigefinger oder gar Fäuste. Sicher wird man da hinterher mal drüber gesprochen haben, aber zwischen den beiden ging es erfrischend zivilisiert zu.

Der Stand der Dinge nach einem Saisondrittel

Und das, obwohl es für Jean-Eric Vergne um so viel geht, immerhin ist er Führender in der Meisterschaftswertung. 28 Zähler aus Santiago (25 für den Sieg + 3 für die Pole) stocken sein Konto auf 71 auf, mit 66 folgt Felix Rosenqvist, mit 61 Sam Bird, der in Santiago zusätzlich zu seinem fünften Platz den Punkt für die schnellste Rennrunde eines Top Ten-Piloten erhaschen konnte. Es verstärkt sich der Eindruck, dass diese drei Piloten aus drei unterschiedlichen Teams in diesem Jahr die Hauptakteure im Titelkampf sein werden.

Erst auf dem vierten Rang folgt mit Sebastien Buemi einer der Arrivierten, er hat allerdings mit 37 Punkten schon mehr als ein perfektes Rennen (also mit Pole und schnellster Runde) Rückstand auf die Spitze. Wenn er bzw. Renault konstanter wird, kann er sich noch unter die Top 3 mischen, aber an allen vorbeizuziehen, wird schwierig. Dazu muss sein e.dams -Team auch erst einmal das hartnäckige Handling-Problem finden und ausmerzen, dass ihn seit Saison beginn zurückhält.

Fünfter und mit 33 Punkten auch noch einigermaßen in Reichweite ist ein weiterer Ex-Champion, Nelson Piquet jr., für den sich der Wechsel von NextEV zu Jaguar definitiv ausgezahlt hat. In Santiago hätte es noch besser für ihn laufen können, aber beim Versuch, sich den kurz vorher verlorenen dritten Platz von Buemi zurückzuholen, vergaß er, für die erste Kurve zu bremsen, und fiel auf Rang 6 zurück. Hinter Nelson Piquet jr. gibt es kaum einen Piloten, der in mehr als zwei der bisher absolvierten vier Rennen Punkte gesammelt hat. Das zeigt, wie bunt es dieses Jahr in der Serie zugeht, was allerdings auch durch technische Defekte unterstützt wird.

Hier ist allen voran das Meisterteam des Vorjahres, Audi Sport Abt Schaeffler zu nennen, bei denen dieses Jahr so gar nichts zusammenläuft. Titelverteidiger Lucas di Grassi liegt nach einem Saisondrittel mit null Punkten auf dem 20. Platz und letzten Platz (hinter ihm gewertet werden nur Kobayashi und Jani, die beide nicht alle Rennen bestritten haben) – sein Team konnte die Ursache der ständigen technischen Probleme nun wohl endlich ergründen, aber für Mexico City kann man dies noch nicht umsetzen. Vielleicht ist es auch wirklich Pech, dass die Defekte sich gerade bei ihm bündeln. Am Speed des Autos mangelt es nicht, di Grassi qualifizierte sich in Santiago als Dritter (musste allerdings zehn Plätze zurück wegen eines Inverter-Tausches seit dem letzten Rennen), und Daniel Abt hat immerhin schon einen Sieg eingefahren (allerdings durch Disqualifikation wegen einer Formalität auch direkt wieder verloren).

Der Mexico City ePrix

Und so geht es nun auf eine beinahe „altbekannte“ Strecke, den Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexico City. Gefahren wird – wie in den letzten beiden Jahren – auf einer durch drei sehr unterschiedliche Schikanen modifizierten Variante des Ovalkurses mit kleinem Exkurs in das frühere Baseball-Stadion Foro Sol. Der Kurs ist nur gut zwei Kilometer lang, aber bot in den letzten beiden Jahren einige Action, sodass wir auch 2018 wieder ein aufregendes Rennen erwarten dürfen, zumal das Feld diesmal eben bunter ist, als in den letzten Jahren, wo es vorn meist „nur“ zwischen Audi und Renault hoch her ging.

Das Rennen startet am Samstagabend um 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit, Eurosport überträgt wie gewohnt live und zeigt ab 22:15 Uhr Vorberichte und Quali-Highlights. Und drei Tage nach dem Rennen, am 6. März, wird auf dem Genfer Autosalon dann das Gen2-Fahrzeug offiziell vorgestellt, dazu mehr im nächsten Bericht.

(Bilder: Formula E Media)

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Eagel-F1 2 März, 2018 - 09:50

Eurosport zeigt am Samstag nicht nur Quali-Highlights. Man zeigt von 19:00-20.15 auf Eurosport 1 die Quali live.

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