Sebastien Bourdais konnte seinen Triumph aus dem Vorjahr beim Saisonstart der IndyCar-Series wiederholen. Nach der schweren Verletzung bei der Qualifikation für das Indy 500 hat sich der Franzose nun endgültig zurückgemeldet.
Für Sebastien Bourdais war es, wie im Vorjahr, ein sehr kompliziertes Rennen. Schon in der ersten Runde musste er mit einem Reifenschaden an die Box. Seine Ausgangslage, die Dank Startplatz 14 sowieso nicht gut war, verschlechterte sich also nochmal. Bei Dale Coyne Racing sitzen aber richtig gute Strategen an der Box und so konnte sich Bourdais ab Runde 61 bis an die Spitze des Feldes vorarbeiten. Der Schlüssel war, dass er auch nur drei planmäßige Stopps, wie der größte Teil des Feldes, absolvierte. Nur war sin erster Stint mit vier Runden extrem kurz und die anderen drei dafür umso länger. Zu erreichen war das nur durch Gelbphasen und Benzinsparen. So konnte Sebastien Bourdais nicht den Speed der anderen Fahrern an der Spitze mitgehen und lag beim finalen Restart nur auf Platz 3. Dank der Unterstützung von Alexander Rossi fiel ihm dann der Sieg in den Schoß.
Die Qualifikation, die unter schwierigen Bedingungen, da Strecke teilweise leicht feucht war, stattfand, brachte die erste große Überraschung der neuen Saison. Will Power ging nur von Startplatz 2 ins Rennen. Geschlagen wurde er ausgerechnet von Rookie Robert Wickens in seinem Schmidt-Honda. Eine Überlegenheit der Honda-Motoren gegenüber denen Chevrolets war aber nicht ersichtlich, da auf den Startplätzen 3 und 4 die beiden nächsten Chevrolets standen. Pilotiert wurden diese von Matheus Leist (A.J. Foyt) und Jordan King (Ed Carpenter). Will Power war also umringt von Rookies. Das zeigt, dass die Wagen mit der neuen Aerodynamik doch ganz anders zu fahren sind, wie die letztjährigen. Zumindest spielte die Erfahrung auf eine schnelle Runde keine Rolle.
Nach dem Start wollte Will Power direkt die Führung übernehmen. Außen neben Robert Wickens verlor er nach Kurve 1 seinen Wagen und schlug mit dem Heck voran in die Mauer ein. In Kurve 9 wurde es zwischen Tony Kanaan und Zach Veach zu eng und Kanaan drehte sich. Die Caution konnte Power für die Reparatur des Heckflügels nutzen. Durch Fahrfehler in der Bremszone vor Kurve 1 folgten in kurzer Folge zwei weitere Gelbphasen. Zum einen schoss Graham Rahal Spencer Pigot und zum anderen Scott Dixon Takuma Sato ab. Rahal und Dixon fielen so auf die Plätze 15 und 20 zurück. Wie Bourdais konnte sie sich aber zurück in die Spitzengruppe fahren.
Als das Rennen so langsam einen Rhythmus bekam, setzten sich Robert Wickens und Alexander Rossi vom restlichen Feld ab. Rossi ging nur von Startplatz 12 ins Rennen, aber viele seiner Kontrahenten vor ihm hatten zu diesem Zeitpunkt schon Probleme. Will Power, Tony Kanaan, Takuma Sato und Scott Dixon wurden schon angesprochen. Ryan Hunter-Reay erlebte den Rennstart mit einer defekten ECU an der Box und profitierte dann von den frühen Gelbphasen. Matheus Leist verlor ab Runde 15 viel Zeit mit einem Schaden am Getriebe, der aber elektronischer Natur war. Wenig später rutschte er in Kurve 3 in die Reifenstapel und Jordan King erlitt einen Reifenschaden vorne links. Die anderen Fahrer überholte er bei den Restarts.
Je länger das Rennen dauerte, so klarer wurde, dass der Sieg an einen Honda gehen wird. Während sich Sebastien Bourdais, Scott Dixon und Graham Rahal ohne Probleme wieder in die Spitzengruppe vorarbeiten konnten, gelang das Will Power, Josef Newgarden (Reifenschaden in Runde 39) und Simon Pagenaud (Motor beim Boxenstopp abgestorben) überhaupt nicht. In der Kategorie der besten Rundenzeit wurden alle drei Penske-Chevrolets sogar von beiden Carpenter-Chevrolets geschlagen. Spencer Pigot und Jordan King hatten aber andere Probleme und kamen so nur auf den Plätzen 15 und 21 ins Ziel. Die Plätze 7, 10 und 13 für Josef Newgarden, Will Power und Simon Pagenaud waren im Vergleich nun nicht wirklich viel besser. Ein kleiner Lichtblick war Gabby Chaves der seinen Harding-Chevrolet im ersten Nicht-Oval-Rennen des Teams auf Platz 14 ins Ziel bringen konnte.
In Runde 77 ging Sebastien Bourdais als führender zu seinem letzten Stopp an die Box. Der Stint über 32 Runden ins Ziel bedeutet die absolute Grenze des Benzinfensters. Robert Wickens und Alexander Rossi konnten weitere fünf Runden absolvieren und so war Benzinsparen für sie kein Thema. Direkt nach den Stopps hatte Wickens einen Vorsprung von fast 4 Sekunden auf Rossi und Bourdais lag weitere 3 Sekunden dahinter. Alexander Rossi konnte seinen Rückstand schnell reduzieren und ab Runde 93 war er direkt am Heck von Wickens Wagen. Es lief also auf eine Finale zwischen diesen beiden Fahrern hinaus. In Runde 98 verbremste sich aber Rossi in Kurve 8 und verlor mit der Fahrt durch den Notausgang 3 Sekunden. Damit war Robert Wickens der Sieg so gut wie sicher.
Der Renngott, Rene Binder, Max Chilton und am Ende Alexander Rossi hatten aber etwas dagegen. Zuerst verlor Binder in Kurve 10 seinen Wagen. Die Gelbphase führte das Feld wieder zusammen und zu einem Sprint über 6 Runden. Dieser wurde durch einen Fahrfehler von Max Chilton aber noch einmal unterbrochen. Die letzte Caution endete mit noch zwei Runden auf der Uhr. Alexander Rossi sah beim Restart seine letzte Chance auf den Sieg und versuchte sich innen neben Wickens zu setzten. Er war aber zu schnell und kollidierte mit dem Kanadier. Sebastien Bourdais erbte so den Sieg vor Graham Rahal. Rossi konnte das Rennen fortsetzten und sah auf Platz 3 die Zielflagge. Am Ende war Bourdais Sieg natürlich glücklich. Die Rundenzeiten aber, die er im Sparmodus auf die Straße brannte, waren absolut beeindruckend.
Auf den Plätzen 4 bis 6 folgten mit James Hinchcliffe, Ryan Hunter-Reay und Scott Dixon die nächsten drei Honda-Piloten. Dixon musste in Runde 80 sogar eine Drive-Through-Penalty (Pit-Speed) antreten. Trotzdem hatte er keine Probleme Josef Newgarden zu schlagen, der den besten Chevrolet auf Platz 7 ins Ziel brachte. Auch die Rookies, gerade nach der starken Qualifikation, gehörten zu den Geschlagenen. Unglücklichster Fahrer war ohne Frage Robert Wickens. Die tolle Performance wird ihn sicherlich nicht besonders trösten, da ihm so kurz vor dem Ende der Sieg noch aus den Händen gerissen wurde. Platz 18 ist sicherlich kein angemessener Lohn für die starke Leistung. Erfolgreichster Rookie war so Zach Veach (Andretti-Honda) auf Platz 16 direkt von Zachary Claman De Melo (Coyne-Honda). Die letzten vier Plätze gingen auch an die Rookies Jordan King, Rene Binder, Jack Harvey und Matheus Leist. Im Rennen hat sich also wieder die Erfahrung durchgesetzt. Ohne Alexanders Rossis ungestümen Angriffs hätte es natürlich anders ausgesehen. Auch Carlin hatten im ersten Rennen Probleme mit dem Speed. Für Max Chilton und Charlie Kimball blieben am Ende nur die Plätze 19 und 20.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Insgesamt hat sich die neue Aerodynamik im ersten Rennen ausgezeichnet. Die Wagen waren deutlich schwerer zu fahren. Man konnte richtig sehen wie unruhig die Wagen auf der Hinterachse waren. Entsprechend kam es auch zu vielen Fahrfehlern. Gerade so einen Fehler von Scott Dixon hat man in den letzten Jahren vom Neuseeländer nicht gesehen. Eine Folge waren natürlich die ganzen Gelbphasen, die das Rennen kaum in einen Rhythmus haben kommen lassen. In vier Wochen (07. April) steht das Rennen auf dem kleinen Oval von Phoenix auf dem Programm. Dort sind die Bedingungen natürlich ganz andere. Wenn der Wagen auch dort gut funktioniert, steht einer guten IndyCar-Saison nicht mehr viel im Wege.
Was einer erfolgreichen IndyCar-Series auf jedem Fall im Wege steht, ist die Übertragung von ABC/ESPN. Das Rennen wurde von den Kommentatoren teilweise komplett ignoriert und über den Mai in Indianapolis mit Helio Castroneves gesprochen oder die Stärke deutscher Motoren in der Formel 1 diskutiert. Noch deutlich schlimmer war die Regie. Alles abseits der Top-5 wurde komplett ignoriert: Überholmanöver, Dixons Strafe, Penskes Probleme, Ryan Hunter-Reays fahrt auf Platz 5 … – Alles nicht im Bild. Dazu die übliche Menge an Werbepausen, Split-Screen natürlich fast nur während der Gelbphasen. Als i-Tüpfelchen hat man die ersten beiden Restarts (fast) verpasst. So macht selbst die beste Rennserie der Welt nur wenig Spaß. Auch die Übertragung von DAZN war wohl eher eine Qual als eine Wohltat. Da ich sie nicht selbst verfolgt habe, will ich mich dazu aber nicht weiter äußern.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinski, James Black
1 Kommentare
Werbepausen gibt’s übrigens in der Übertragung auf Sport1US erfreulicherweise keine. Während in den USA Werbung läuft, geht’s da meistens normal weiter, ausser sie haben Lust auf irgendeinen dummen Trailer/Teaser, was nachts eher selten der Fall ist.
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