Es war ein spannendes und abwechslungsreiches Rennen in Sebring. Dieses Mal gab es auch deutlich mehr SC-Phasen.
Große Hitze, viele Unterbrechungen, zwei schwere Unfälle und drei teilweise etwas überraschende Sieger- Die Zusammenfassung der 12H von Sebring ist schnell gemacht, aber wie immer sind die Dramen, die sich bei einem so langen Rennen entwickeln, die die Geschichte schreiben. Denn es war über die gesamte Renndistanz in allen Klassen ein enges, teilweise hart umkämpftes Rennen. Es zeigte sich, dass die IMSA mit ihrer BoP teilweise richtig gelegen hat, auch wenn es nach dem Rennen natürlich etliche Klagen gab.
Dass der ESM-Ligier am Ende der 12 Stunden von Sebring ganz oben auf dem Siegerpodest stand, kam nicht ganz unerwartet. Auch wenn es der erste Sieg eines Nissan seit den 90er Jahren war. Doch überraschend war, wie schwer sich die Cadillac im Rennen taten. Die hochfavorisierten Teams von Action Express, WRT und Spirit of Daytona mit den 5.5 Liter Cadillac Motoren taten sich im Rennen etwas schwerer als sonst. Schuld daran war auch die große Hitze von mehr als 30 Grad in Sebring. Schon in den Tagen vor dem Rennen beklagten die Cadillac-Teams Überhitzungen beim Motor. Sichtbar wurde das dann im Rennen, zum Beispiel bei WRT. Deren Prototyp spuckte während der Stopps über das Überdruckventil jede Menge Wasser in den Himmel. Der Verlust musste während des Rennens mehrfach ausgeglichen werden, was jede Menge Zeit kostete.
Auch bei den anderen Cadillac-Teams lief es eher nicht wirklich rund. Die #5 von Action Express war einen merkwürdigen Unfall am Eingang der Boxengasse verwickelt. So richtig klar wurde leider nicht, was passiert war, aber irgendwie stand der Performance Tech Oreca dem Action Express Auto im Weg und beide kollidierten bei langsamer Geschwindigkeit. Dies der bekam der vorderen Aufhängung des Action Express nicht sonderlich gut und man musste den Wagen nach acht Stunden abstellen.
Heftiger war das Aus für den Spirit of the Race Cadillac. Knapp zwei Stunden vor Schluss knallte Vautier Ausgangs der letzten, schnellen Kurven frontal in die Reifenstapel. Er war alleine auf der Strecke, es gab keine Berührung vorher. In den Onboards sah es so aus, als sei Vautier eventuell etwas von der Linie abgekommen und habe wegen des Reifenabriebs neben der Strecke Untersteuern bekommen. Eine mögliches Versagen der Aufhängung oder ein schleichender Plattfuss ist auch denkbar. Jedenfalls knallte der Wagen heftig in die Reifen. Vautier war ok, allerdings verteilte er großzügig Teile seines Autos und der Reifenstapel auf der Strecke. Das wurde einem Acura aus der GTD und einem Mazda fast zum Verhängnis.
Die Japaner, bekanntermaßen vom Joest-Team betreut, waren sicher die Überraschung des Rennens. Sowohl in der Vorschau, als auch in unserem Podcast hatten wie die Chancen der Mazda eher gering eingeschätzt. In Daytona fehlte Speed und Zuverlässigkeit. Doch ausgerechnet auf der anspruchsvollen Strecke in Sebring war beides plötzlich da. Nach einem zurückhaltenden Beginn tauchten beide Mazda schnell in den Top 5 auf. Die #77 erwischte es dann mit einem technischen Problem, der Wagen verlor etliche Runden, konnte aber das Rennen beenden. Die #55 mit Bomarito, Tincknell und Pigot setzte sich aber im Verlauf des Rennens an die Spitze und diktierte die Pace.
Wegen der vielen Unterbrechungen (11 Caution insgesamt) konnte man sich aber nicht richtig absetzen, auch wenn das zeitweise vom Speed her möglich gewesen wäre. Drohendes Ungemach zeigte sich aber schon ab Mitte des Rennens bei den Stopps. Der Wagen wollte einfach nicht mehr anspringen. Ein Problem, das man bei Mazda aus dem letzten Jahr kennt. Den Mechanikern gelang es das Fahrzeug immer wieder rechtzeitig in Gang zu bringen – außer beim letzten Stopp. Da wollte der Mazda DPi partout nicht mehr anspringen. Man wechselte in Windeseile die Starterbatterie, aber in der Zeit verlor man eine Runde. Das war ein bisschen Pech, aber Mazda und Joest werden dennoch zufrieden sein. Bei den kommenden Kurzstreckenrennen muss man mit dem Mazda auf jeden Fall rechnen.
Der japanischen Konkurrenz von Acura erging es deutlich schlechter. Beide Autos waren schnell und zeigten sich in den Top 3, teilweise in Führung liegend. Doch die immer noch neuen Acura mussten der harten Strecke von Sebring Tribut zollen. Beide fielen mit nicht näher benannten technischen Problemen aus. Kein guter Tag für Penske, aber immerhin waren die Autos schnell.
An den vielen Probleme der Konkurrenz lag es aber nicht, dass ESM am Ende die Nase vorne hatte. Schon in der Quali war Olivier Pla auf P2 gelandet, doch der kam nicht mal eine Kurve weit, da er mit Polesitter Vautier kollidierte und ausschied. Aber die #22 mit van Overbeek, Lapierre und Derani lief wie ein Uhrwerk und war mächtig schnell. Die beiden verbliebenden Cadillac, der WRT und die Whelen Wagen, konnten in der letzten Stunde das Tempo des Nissan nicht halten und fielen zurück. Ein auf jeden Fall verdienter Sieg der ESM-Truppe. Sie waren von Anfang an mit die Schnellsten auf der Strecke und leisteten sich keine Fehler.
Auf Platz vier landete der United Motorsport LMP2. Zwar so gerade noch in der Führungsrunde, aber United-Chef Zak Brown hatte nach dem Rennen einen dicken Hals und beklagte sich über die BoP zwischen den DPi und den LMP2. So ganz Unrecht hat Brown da nicht. Tatsächlich wäre die P2 chancenlos in Sebring. In der Quali lag man geschlossen mit mehr als sieben Zehntel Abstand hinter dem langsamsten DPi. Das die Ligier nicht ganz auf der Höhe sind, ist bekannt. Aber die Oreca sollten eigentlich deutlich schneller sein.
Eigentlich hat man die BoP in der großen Klasse nach Daytona kaum angefasst und da waren die LMP2 ziemlich flott unterwegs. Immerhin führte Alonso im United Wagen das Rennen an. Ein Finger zeigten in Sebring allerdings auf die Continental-Reifen. Bekanntermaßen kommen die DPi, warum auch immer, mit den Conti etwas besser zurecht. Die große Hitze könnte den DPi in Sachen Reifenverschleiss in die Hände gespielt haben.
Es ist nicht zu erwarten, dass die IMSA vor dem Rennen in Long Beach noch mal an der BoP-Schraube dreht. Allerdings hat man beim Gibson-Motor ja durchaus die Möglichkeit, etwas mehr Leistung freizugeben.
GTLM
Nachdem die IMSA den BMW zwischen Daytona und Sebring gleich zwei Mal unter die Arme gegriffen hatte, bedankten sich die Deutschen mit einer Pole Position in Sebring. Wir hatten, sowohl in der Vorschau, als auch im Podcast das Thema BMW ja ausführlich besprochen, unsere Meinung ist das klar. Aber wie vermutet ist der IMSA sehr viel an einer engen Klasse gelegen, sodass man den M8 halt hingebogen hat. Oh, Entschuldigung – es muss natürlich heißen „Die vorhandene natürliche Performance des BMW freilegen konnte“. Oder so.
Jedenfalls lief der BMW M8 wirklich gut, aber auch nicht so gut, dass er sich weit vom Feld absetzen konnte. Das lag dann am bekannten Problem, dass der BMW die Reifen etwas stärker belastet als die Konkurrenz. Demzufolge brachen die Zeiten innerhalb eines Stints erst moderat, am Ende dann immer wieder völlig ein. Dazu kamen die vielen Unterbrechungen, die das Feld immer wieder zusammenführten. So konnte sich niemand absetzen.
Ein bisschen erstaunlich war allerdings, dass die Corvette dieses Jahre chancenlos war. Zum einen wegen vieler technischer Probleme bei der #3, aber zum anderen war die #4 auch nicht in der Lage den Speed vorne richtig mitzugehen. Ohne große Probleme landete die Corvette mit einer Runde Rückstand auf Platz sechs. Offenbar macht sich doch langsam das Alter der C7R bemerkbar.
Dafür machten die beiden Porsche vorne mächtig Wind. Die #911 und die #912 klebten im Rennen lange zusammen und jagten dem BMW hinterher. Man schnappte sich den M8 dann oft gegen Ende des Stints. Die Porsche waren nicht nur schnell, sie waren auch recht sparsam unterwegs. Ein Blick auf die in der Klasse immer sehr wichtige Gesamtstandzeit an der Box offenbart, dass der später siegreiche #911 die Box zweimal weniger anfahren musste. Das ging nicht nur wegen es offenbar etwas geringerem Verbrauchs, sondern auch, weil die Caution für die Porsche gut lagen, bzw. die Strategie passte.
Aber der Sieg war hart erkämpft. Zum einen gegen den BMW M8 mit der #25, zum anderen aber auch gegen Ferrari, der etwas besser unterwegs war, als man vor dem Rennen annehmen durfte. Am Ende entschied Porsche das Rennen für sich, weil man bei abkühlender Strecke die meisten Reserven hatte. So distanzierte man im letzten, knapp 50 minütigen Shootout, den BMW um sechs und den Ford um knapp 30 und den Ferrari um 34 Sekunden. Dass man die #912, trotz eines langes Reparaturstopps, noch auf P3 hieven konnte, zeigt, wie schnell die Porsche waren.
GTD
Die GTD zeigte wie üblich ein extrem enges und spannendes Rennen, allerdings dieses Mal mit etwas anderen Protagonisten. Denn die IMSA hat die BoP der Klasse mal wieder kräftig durch geschüttelt. Die AMG waren 100 kg schwerer, als der Rest der Welt, was die Mercedes dann auch etwas einbremste. Auch die Audi hatten etwas büßen müssen, dafür hatte man die Acura und die Lexus verschont. Die Japaner waren es dann auch, die zunächst vorne lagen, aber immer hart bedrängt vom Land Motorsport Audi, dem Riley AMG und einem der Scuderia Corsa Ferrari.
Der zweite Scuderia Corsa sorgte dann allerdings für den spektakulärsten Unfall des Rennens, nachdem man sich mit dem PR1 LMP1 ins Gehege gekommen war. Pilot Montecalvo entstieg dem armen Ferrari unverletzt.
Es entwickelte sich über die Zeit ein wirklich tolles Rennen, in das dann irgendwann auch der einzige Lamborghini des Rennens vom Paul Miller Team an der Spitze des Feldes auftauchte. Das Auto war mit Bryan Sellers, Madison Snow und Corey Lewis nominell gut besetzt und vor allem Sellers setzte sich immer wieder sehr gut Szene.
Die entscheidende Szene des Rennens kam dann in der letzten Rennstunde. In Führung lag der Riley AMG, wo Altmeister Jeroen Bleekemolen am Steuer saß. Hinter ihm drängelte Sellers und beide hatten frische Reifen aufgezogen. Dennoch gelang es Sellers den AMG in Turn 1 auf der Außenbahn zu überholen. Ein sensationelles Manöver, vermutlich das Überholmanöver des Rennens. Sellers konnte sich auch sofort absetzen, während der AMG wegen seines Gewichtes mit abbauenden Reifen kämpfte. Bleekemolen musste sich dann auch noch dem übrig gebliebenen Ferrari beugen, kam aber noch knapp vor dem Land Audi auf P3 ins Ziel.
Es war ein wirklich gutes und über die Distanz immer wieder sehr spannendes Rennen in Sebring. Weiter geht es in ein paar Wochen in Long Beach. Dann geht die Saison der IMSA auch mit den „kurzen“ Rennen richtig los und die Karten werden neu verteilt.
Bilder: Courtesy of IMSA