Mit einem Laufsieg, drei Podestplätzen und insgesamt 277 eingefahrenen Zählern sicherte sich Jamie Whincup am vergangenen Wochenende die Larry Perkins Trophy. Dabei konnte er 91 Punkte auf den weiterhin Gesamtführenden Shane van Gisbergen aufholen, der in Melbourne kein gutes Wochenende hatte.
Doch bevor ich zu den Rennen komme, muss ich ein paar Worte zur Streamsituation der Supercars verlieren. Ihr Streamangebot Superview funktioniert in diesem Jahr leider mehr schlecht als recht. Man hat groß Verbesserungen angekündigt, wie zum Beispiel bessere Bildqualität, eine Rückspulfunktion und schnellere VOD-Verfügbarkeit. Doch seit dem ersten Rennen konnte ich keine einzige Minute des Angebots vernünftig nutzen, da der Stream ständig buffert und es schnell unerträglich wird. Und da scheine ich nicht der einzige Betroffene zu sein. In einer E-Mail wies man mich darauf hin, dass am 14. März ein überarbeiteter Stream getestet werde, bei dem eines der Adelaide-Rennen re-live gezeigt werden sollte. Doch auch dieser funktionierte nicht.
Man wird also wieder gezwungen, sich irgendwo halb (il)legale Streams zu suchen, um die Rennen zu verfolgen. Die Mühe könnte man sich natürlich sparen und die Rennen einfach on demand anschauen. Aber seit dem vergangenen Wochenende funktioniert (zumindest bei mir) nicht mal mehr das. Da liegt das Problem aber immerhin vermutlich auf meiner Seite. Und als wäre das nicht schon genug, schaltete man zum Melbourne 400 Livestreams zu allen vier Rennen samt der Qualifikationen, obwohl auf der Superview-Seite dreimal (!) darauf hingewiesen wird, dass die Rennen im Rahmen des Formel-1-Grand-Prix nicht im Angebot enthalten sind. Was im Übrigen auch der Grund für die fehlende Vorschau ist. So langsam verliere ich nicht nur meine Geduld, sondern auch die Lust, mir die Rennen überhaupt anzuschauen. Wer möchte schon mitten in der Nacht aufstehen, nur um sich erstmal Graustreams raus zu suchen, die am Ende auch nicht besser funktionieren als das offizielle Superview?
Melbourne 400
Kommen wir nun zum Geschehen des Melbourne 400 zurück. Jamie Whincup und Scott McLaughlin holten sich ihre ersten Pole Positions der Saison, die sie so unter sich aufteilten: Während McLaughlin bei den längeren Rennen (1 und 3) von ganz vorne startete, konnte sich Whincup für die Rennen 2 und 4 auf den ersten Startplatz setzen. Tabellenführer Shane van Gisbergen dagegen geriet in den Qualifyings vom Regen in die Traufe. Nachdem er in den ersten beiden Sessions am Donnerstag nur die Startplätze fünf und sieben herausfahren konnte und mit der Balance seines Autos nicht zufrieden war, veränderte man das Setup für den Freitag. Doch die gewünschte Besserung traf nicht ein, sodass Startplatz 17 für das dritte Rennen folgte. Im letzten Qualifying sorgten schließlich ein Kerb-Vergehen und ein Fahrfehler für den letzten Startplatz im Abschlussrennen.
Glänzen konnten dafür andere. Die in Melbourne zum Einsatz gekommenen Supersofts sorgten dafür, dass das Feld durcheinander gewürfelt wurde und zur Abwechslung andere Namen als die der üblichen Verdächtigen vorne zu finden waren. Brad Jones Racing (BJR) und allen voran Nick Percat (Startplätze 9, 5, 2 und 3) hatten zum Beispiel ein tolles Wochenende, genau wie Scott Pye von Walkinshaw Andretti United (WAU), der am Samstag seinen ersten Supercars-Sieg feiern konnte. Und auch David Reynolds konnte sich erneut auszeichnen und mit einem Laufsieg auf Platz zwei der Gesamtwertung einnehmen.
Just a couple of Hall of Famers hanging out at the #AGP. Larry Perkins just stopped by the garage for a chat with DJ. #VASC pic.twitter.com/n7FiowfucL
— Shell V-Power Racing (@DJRTeamPenske) 24. März 2018
Rennen 1
Scott McLaughlin gelang im Auftaktrennen am Freitag ein Start-Ziel-Sieg, obwohl er bei seinem Pitstop seine Führung zwischenzeitlich an Jamie Whincup verlor. Die Lichter, die dem „Air Spike Controller“ anzeigen, dass er den Druckschlauch ziehen und das Auto damit wieder herunterlassen kann, funktionierten nicht, und so stand McLaughlin etwas länger aufgebockt an der Box als nötig. Whincup, der eine Runde zuvor stoppte, konnte somit an McLaughlin vorbeiziehen. Doch der Abstand zum gebürtigen Melbourner war kleiner als befürchtet, sodass McLaughlin nur wenige Runden brauchte, um wieder in Schlagdistanz zu sein.
In Runde 17 gelang es dem Neuseeländer schließlich mit einem sehenswerten Überholmanöver, bei dem er und Whincup von Turn 3 bis 5 Tür an Tür fuhren, die Führung zurück zu erobern. Diese gab er bis zum Ende auch nicht mehr ab und McLaughlin holte sich seinen ersten Saisonsieg. Jamie Whincup wurde Zweiter, gefolgt von Fabian Coulthard im zweiten DJR-Penske. Shane van Gisbergen konnte sich um eine Position verbessern und wurde Vierter, vor Chaz Mostert und Scott Pye. Die Top 10 komplettierten Garth Tander, Nick Percat und Tim Slade.
Welcome back to the top step of the podium!
Congratulations @smclaughlin93 winner of Race 3! #VASC pic.twitter.com/aStdeRuGyc
— Supercars (@supercars) 23. März 2018
Highlights Rennen 1 (Vermutlich dank Channel Ten. Es gibt auch vom Twitter-Account der Supercars weder Bilder noch Videos der Rennen.)
Ergebnis Rennen 1
Rennen 2
Das zweite Rennen begann aufgrund von Regen mit einem Safety-Car-Start. Jamie Whincup startete von der Pole, gefolgt von McLaughlin, Coulthard und Cameron Waters. In Runde drei wurde das Rennen freigegeben, und schon begannen vor allem im Mittel- und Hinterfeld die Probleme. Erst gerieten Simona de Silvestro, Todd Hazelwood und Garth Tander aneinander, und kurz darauf drehte sich James Courtney nach Kontakt mit Jack Le Brocq.
5 cars, zero of them facing the racing line #VASC pic.twitter.com/twSpah3JRR
— DarcyF1 Multimedia (@darcyf1) 24. März 2018
Besser zurecht kamen da schon Chaz Mostert und Shane van Gisbergen. Mostert konnte sich von Startplatz neun auf sechs verbessern, van Gisbergen von sieben auf vier – trotz eines Beinahe-Abflugs für den Kiwi.
Ansonsten geschah in dem recht kurzen Rennen (13 Runden) nicht allzu viel. Der Sieg ging, trotz eines Fehlers, der McLaughlin kurz aufschließen ließ, an Polesitter Whincup. Die Plätze zwei und drei gingen somit an McLaughlin und Coulthard. Van Gisbergen wurde Vierter, gefolgt vom Tickford-Duo Cam Waters und Chaz Mostert. Nick Percat holte mit P7 ein weiteres Top-10-Ergebnis für BJR, während Michael Caruso auf P8 der bestplatzierte Nissan-Pilot war. Die Plätze neun und zehn gingen an Mark Winterbottom und Tim Slade.
.@jamiewhincup is the rain master!
Congratulations, winner of Race 4. #VASC pic.twitter.com/2fllIggVDL
— Supercars (@supercars) 24. März 2018
Highlights Rennen 2
Ergebnis Rennen 2
Rennen 3
Der dritte Lauf entwickelte sich zum absoluten Highlight des Wochenendes und war vermutlich eines der besten Supercars-Rennen der letzten Jahre. Die erste Startreihe teilten sich Scott McLaughlin und Nick Percat, dahinter reihten sich Scott Pye und Jamie Whincup ein. Tim Slade erreichte einen starken fünften Startplatz und verwies sogar Chaz Mostert und Fabian Coulthard auf die Plätze sechs und sieben.
Schon der Start verlief hektisch. McLaughlin blieb zwar vorne, doch hinter ihm geriet Percat unter Druck, verlor eine Position an Pye und drängte anschließend noch Whincup auf den Rasen. Whincup konnte den BJR-Piloten aber trotzdem überholen.
McLaughlin blieb allerdings nur eine Runde an der Spitze, denn nach einem Ausritt in Turn 1 musste er sich hinter Reynolds auf Rang sechs einreihen. Somit erbte Pye die Führung. McLaughlin und DJR-Penske erlitten in der Folge einen weiteren Rückschlag, da auch noch das Team Radio nicht richtig funktionierte.
4/25 Full house in here at the moment. Scotty still leading, JC in P10. pic.twitter.com/jQEyHQL83L
— Mobil 1 Boost Mobile Racing (@FollowWAU) 24. März 2018
Pye lag auch nach den ersten Pitstops in Führung, ihm folgten Whincup und Mostert auf den Plätzen zwei und drei. Letzterer gehörte zu den ersten Stoppern und konnte mit dem Untercut vier Plätze gutmachen. Anschließend entwickelte sich ein tolles Rennen mit einigen Kampfgruppen, auch in der Top 10.
In der zweiten Rennhälfte wurden die Bedingungen durch einsetzenden Regen immer schwieriger und ab Runde 17 war es schließlich richtig nass. Zusätzlich wurde auch die Sicht problematisch, nicht nur durch die Gischt sondern vor allem auch durch die einsetzende Dunkelheit, denn das Rennen wurde erst nach dem F1-Qualifying um 18:30 Uhr gestartet.
Oh, and it’s getting super dark at ~19:30h local #VASC pic.twitter.com/QsthqB7rxz
— DarcyF1 Multimedia (@darcyf1) 24. März 2018
Die Fahrer und ihre Teams sahen sich nun mit der Entscheidung konfrontiert, entweder einen zweiten Pitstop für Regenreifen einzulegen, oder es zu riskieren, bis zum Ende auf Slicks zu bleiben. Für einen Pitstop entschieden sich unter anderem Mostert, McLaughlin, Coulthard und Reynolds, während Pye, Whincup, Percat und Slade draußen blieben. Bei den Stops kam es leider auch zu einem Zwischenfall an der Box von Garry Rogers Motorsport (GRM), bei dem Garth Tander über seinen Slot hinaus rutschte und zwei Crewmitglieder erfasste. Sie wurden mit leichten Verletzungen an den Beinen ins Krankenhaus gebracht, konnten am Sonntag aber wieder an die Strecke zurückkehren.
Die letzten Runden entwickelten sich zu einem echten Thriller. Der Regen hörte relativ zügig wieder auf, sodass der Vorteil der Fahrer, die auf Regenreifen gewechselt haben, nicht groß genug war, um ihren Rückstand wieder einzuholen. Pye, Whincup und Percat hatten sich an der Spitze abgesetzt und es wurde klar, dass der Sieg an einen der drei gehen würde.
This is how dark it was at the end of Race 5 at the Coates Hire Melbourne 400. #VASC #AusGP pic.twitter.com/9n02QXQwfi
— V8X (@V8X_Magazine) 24. März 2018
Pye hatte sich zwischenzeitlich ein kleines Polster herausfahren können, auch weil Whincup mehr mit einem stark auffahrenden Percat zu tun hatte, der ordentlich Druck machte. Zwei Runden vor Schluss machte es der Walkinshaw-Pilot allerdings noch einmal spannend, als er sich verbremste und Whincup sowie Percat aufschließen konnten.
An Pye kamen sie bis zur karierten Flagge aber nicht mehr vorbei, und Pye feierte einen hochverdienten Sieg in Anwesenheit von Team Owner Zak Brown. Tim Slade, James Courtney und Craig Lowndes auf den Plätzen vier bis sechs hatten wie die Spitzengruppe auf einen zusätzlichen Stop verzichtet und wurden mit Top-10-Ergebnissen belohnt. Auch der hinter ihnen platzierte Mark Winterbottom im besten Ford sowie Will Davison und Cam Waters profitierten von dieser Strategie. Auf dem zehnten Rang landete Chaz Mostert, womit er der beste der Stopper war. McLaughlin, Coulthard und Reynolds beendeten ihren Tag dagegen allesamt im Mittelfeld.
Soak it in. This one is for you guys. #WalkAndUnite #AusGP #VASC pic.twitter.com/nH7aeKKcqk
— Mobil 1 Boost Mobile Racing (@FollowWAU) 24. März 2018
Highlights Rennen 3
Ergebnis Rennen 3
Rennen 4
Das vierte Rennen lässt sich um einiges schneller zusammenfassen. Jamie Whincup und David Reynolds starteten aus der ersten Startreihe, gefolgt von Nick Percat, Chaz Mostert und Scott Pye. Fabian Coulthard startete von P6, Teamkollege Scott McLaughlin gar nur von der neunten Position. Erebus-Rookie Anton de Pasquale war auf Startplatz zehn die größte Überraschung.
Beim Start gehörte er aber neben Whincup zu den größten Verlierern. Whincup wurde von der schnellen Ampelschaltung überrascht und fiel hinter Percat auf Platz drei zurück. De Pasquale wurde in Turn 10 fast in die Wand geschickt, was ihn zunächst auf Rang 22 zurückwarf. Das Rennen beendete er dann immerhin noch als 15., was in dem kurzen Rennen eine solide Leistung war.
A premature end for @jcourtney. „I was at the end of the conga line and got spat out in the end!“ Courtney on his early retirement from Race 6. #VASC #AusGP pic.twitter.com/zYrrfYeF7S
— Peter Leung (@BaronVonClutch) 25. März 2018
Für James Courtney und Rick Kelly war nach zwei Runden Schluss. Courtney wurde erst von James Golding gedreht und anschließend von Kelly getroffen, der ihm nicht mehr ausweichen konnte. Ihr Rennen endete in der Garage. Der Zwischenfall wird von den Stewards aber noch untersucht. Es könnte sein, dass Tim Blanchard und de Pasquale ebenfalls beteiligt waren. Golding kam übrigens unbeschadet davon, doch nach sieben Runden beendete ein Feuer (vermutlich aufgrund einer defekten Benzinleitung) auch seinen Tag.
Vorne bildeten sich zwei Gruppen. Reynolds, Percat, Whincup und Mostert bildeten die Spitzengruppe, Pye, Coulthard und McLaughlin die der ersten Verfolger. Den einzigen Positionswechsel gab es allerdings nur zwischen den DJR-Penske-Fahrern, denn ehe sich richtige Positionskämpfe entwickeln konnten, wurde das Feld durch das Safety Car neutralisiert, das wegen Golding (s.o.) auf die Strecke musste.
Bis zum Schluss gab es schließlich keine nennenswerten Änderungen mehr und der Sieg ging an David Reynolds, der vor Nick Percat und Jamie Whincup die Zielflagge sah. Chaz Mostert und Scott Pye liefen auf den Plätzen vier und fünf ein. Es folgten Fabian Coulthard, Scott McLaughlin und Michael Caruso im ersten Nissan. Garth Tander und Will Davison schlossen die Top 10 ab.
The latest Australian to perform a shoey on a Formula 1 podium. #VASC #AusGP pic.twitter.com/ZEQRT6fSNH
— V8X (@V8X_Magazine) 25. März 2018
Highlights Rennen 4
Ergebnis Rennen 4
Larry Perkins hands over his trophy to Jamie Whincup on the Australian Grand Prix podium. #VASC #AusGP pic.twitter.com/vpx33bF9AM
— V8X (@V8X_Magazine) 25. März 2018
Die Gesamtführung hat weiterhin Shane van Gisbergen mit 486 Punkten inne. Ihm folgen David Reynolds (437 Punkte),
Scott McLaughlin (425) und Chaz Mostert (416). Premierensieger Scott Pye hat als Fünfter 397 Punkte auf dem Konto und liegt damit einen Rang vor Titelverteidiger Jamie Whincup (379). Die nächste Station der Supercars ist der Symmons Plains Raceway auf Tasmanien. Vielleicht kann die „Island of Inspiration“ die Digital-Abteilung der Supercars ja zu einer Verbesserung von Superview animieren.
Zum Abschluss noch die Links zur Fahrer- und Teamwertung, sowie zur Stewards Summary (PDF) der Supercars.
Attempted robbery caught on camera #VASC pic.twitter.com/dKTqOOHKIr
— DarcyF1 Multimedia (@darcyf1) 23. März 2018