Mit ein bisschen Verspätung startete die VLN in ihre neue Saison. Am Ende stand mal wieder Porsche ganz vorne. Und Ärger gab es natürlich auch.
Natürlich wäre die VLN nicht die VLN, wenn es nicht direkt am ersten Tag schon Ärger gegeben hätte. Den Anfang machte Uwe Alzen, dieses Jahr mit einem Porsche in der SP7 unterwegs. Er kritisierte die hohen Budgets, die man mittlerweile in der SP9 aufbringen muss. Das sei einerseits Quatsch und andererseits mache das so keinen Spaß mehr.
Christian Menzel legte nach. Er sagte im Interview „Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich bin ein Fan vom historischen Motorsport, weil mir das, was wir hier tun, inzwischen alles überreglementiert ist, zu professionell ist“. Generell sei der Aufwand ein Witz, der mit Breitensport nichts mehr zu tun habe. Und wo er schon Fahrt war, nahm er sich das Sandbagging einiger Teams vor. „Leute, das ist peinlich, was ihr da aufführt! Das ist eine Verarsche den Fans und dem Sport gegenüber. Kommt ihr euch denn nicht bescheuert vor?“ Einige hätten ihre Motoren so fett eingestellt, dass ihm die Augen tränen würden, wenn er hinter den Autos herfahren würde. Menzel sprach von „Polit-Scheiße“ und verwies auf die IMSA, wo Sandbagging bei den Tests mittlerweile bestraft wird.
Die Aussagen der beiden Altmeister stieß auf viel Applaus, auch wenn natürlich kein Team nach dem Rennen irgendwas zugeben wollte. Tatsächlich ist Sandbagging in der VLN vor den 24 Stunden um Mai seit Jahren ein großes Problem. Da die BoP auch noch kurz vor dem Rennen angepasst wird, verzichten manche Teams sogar in der Quali darauf die volle Performance zu zeigen. Auffällig waren zum Beispiel in diesem Jahr die BMW, die erstaunlich langsam unterwegs waren.
Rennen
Kévin Estre, Earl Bamber und Laurens Vanthoor fuhren im Porsche 911 GT3 R von Manthey-Racing beim VLN-Saisonauftakt zum Sieg. Nach 28 Runden (4:07:04,241 Stunden) betrug der Vorsprung des Trios auf die zweitplatzierten Markus Winkelhock und Nico Müller, die für das Audi Sport Team BWT einen Audi R8 LMS pilotierten, 51,838 Sekunden. Als dritte komplettierten Klaus Bachler und Sven Müller im Porsche 911 GT3 R von Falken Motorsport das Podium.
„Großartig, endlich mein erster Sieg auf der Nordschleife“, freute sich der Neuseeländer Bamber über den Erfolg. Auch für Vanthoor, der im Zeittraining mit einer Zeit von 8:03,070 Minuten die Bestzeit fuhr, war es ein Premiere. Der Belgier feierte den ersten Porsche-Sieg seiner Karriere: „Endlich, darauf habe ich mehr als ein Jahr warten müssen. Und dann noch mit ‚Grello‘ in der Grünen Hölle – grandios.“ Das Manthey-Trio dominierte das Geschehen an der Spitze über die komplette Distanz.
Leicht war die Sache für die Manthey-Mannschaft aber nicht. Der Abstand nach hinten betrug selten mehr als 25 Sekunden. Vor allem der Falken-Porsche hielt die Werksmannschaft immer wieder auf den Zehenspitzen. Am Ende reichte es für die aber nur für P3. Schuld daran war eine Code 60 Phase in der letzten Runde des Rennens. Während Bachler noch in der selbiger steckte, wurde sie genau in dem Moment aufgehoben als Nico Müller in seinem Audi angerauscht kam.
Für Audi-Werksfahrer Müller, der für die Ingolstädter in der DTM an den Start geht, war der erste Renneinsatz 2018 ein guter Einstand. „Ich bin zum ersten Mal im Mücke-Team an den Start gegangen und bin begeistert“, sagte er. „Das Auto war perfekt vorbereitet und wir hatten wirklich ein gutes Rennen. Das Zeittraining war hingegen eher schwierig, denn wir hatten Probleme, reibungslos durch den Verkehr zu kommen.“ Das Training zum VLN-Auftakt war am Morgen mit rund 40-minütiger Verspätung aufgrund von Nebel mit 180 Fahrzeugen gestartet.
Hinter dem Spitzentrio belegte das Audi Sport Team Land Rang vier. Den besten Mercedes-AMG GT3 fuhr das Mercedes-AMG Team HTP auf Platz fünf. Schnellster BMW M6 GT3 war die Startnummer 98 von ROWE-Racing. Damit beendeten alle vier deutschen Automobilhersteller in der GT3-Klasse das Rennen in den Top 10.
Die ersten Tabellenführer sind – und das hat in der VLN schon fast Tradition – die Sieger des ersten Laufs. Earl Bamber, Kevin Estre und Laurens Vanthoor ließen im Manthey-Porsche 19 Gegner in der GT3-Klasse hinter sich und sammelten so 9,75 Punkte. Ein Fahrzeug weniger war im BMW M235i Racing Cup am Start. Hier triumphierten Yannick Fübrich und David Griessner. Das Adrenalin-Duo überzeugte mit starker Performance, profitierte am Ende jedoch auch vom Pech des amtierenden VLN-Champions Michael Schrey.
Mit Treibstoffmangel rollte dieser wenige Meter vor der Ziellinie in Führung liegend aus. Schrey ersetzte Pferdestärken durch Manpower und schob seinen M235i über die Ziellinie. Gewertet wurde er trotzdem nicht, denn laut der VLN-Ausschreibung muss das Fahrzeug aus eigener Kraft über den Zielstrich fahren. Der Hintergrund dieser Regel ist einfach: Schrey hat sich und andere mit seiner Aktion unnötig in Gefahr gebracht, schließlich lief das Rennen noch und er hätte sich möglichst schnell hinter die Streckenbegrenzung begeben müssen. Das Projekt Titelverteidigung beginnt also für Schrey wieder mit einer Nullnummer. Aber dies hinderte ihn schon letztes Jahr nicht daran, seinen Titel von 2017 erfolgreich zu verteidigen.
Einen nicht ganz unerwarteten Zuwachs an Fahrzeugen gibt es 2018 in der H2 (Gruppe-H-Fahrzeuge bis 2.000 ccm Hubraum). Neben den betagten und von den Fans heißgeliebten Oldies von Opel und Volkswagen greifen in diesem Jahr auch eine Reihe von Renault Clio in das Geschehen ein. Die ehemaligen Cup-Renner, die vor rund zehn Jahren die Langstreckenmeisterschaft aufmischten, haben mittlerweile das Gruppe-H-Alter erreicht.
Trotzdem hatte am Ende ein echter Youngtimer die Nase vorne: der Opel Manta von Olaf Beckmann, Peter Hass und Volker Strycek. Dafür verantwortlich war am Ende nicht nur die extrem hohe Ausfallquote – von 14 gestarteten Fahrzeugen sahen nur sechs die Zielflagge. Der Manta fuhr mit 9:34,748 Minuten auch mit deutlichem Abstand die schnellste Rennrunde.
Die Punktevergabe in der VLN richtet sich nach der Anzahl der Gegner in der Klasse. Dementsprechend ergibt sich auch die Reihenfolge in der Fahrerwertung. Die GT3-Klasse SP9 PRO war mit 20 Fahrzeugen am stärksten besetzt, gefolgt von der Cup 5 (BMW M235i, 19 Fhrzeuge) und der V4 (17 Fahrzeuge). Dahinter reihten sich die H2 (14 Fahrzeuge), die Cup 3 (Cayman Trophy by Manthey-Racing) und schließlich die V5 (neun Fahrzeuge) ein, in der Fischer, Konnerth und Zils unterwegs sind.
Text: Don Dahlmann mit Material der VLN
Bilder: Felix Töllich