Home GT-SerienBritish GT British GT: Saisonvorschau 2018 – Ein Zukunftsmodell für die GT-Szene?

British GT: Saisonvorschau 2018 – Ein Zukunftsmodell für die GT-Szene?

von Philipp Körner
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Die British GT erwacht als erstes europäisches GT-Championat aus der Winterpause und kann mit einer starken Mischung aus GT3- und GT4-Boliden glänzen. Dieses Format, das in der Vergangenheit eher als Notlösung fungierte, könnte dank des GT4-Booms zu einem weltweiten Vorbild werden.

Historie

Das Debütjahr der Serie gilt im historischen Rückblick als besonders bedeutsam für den weltweiten GT-Sport. 1993 erblickte neben der BGT nämlich auch die Japanese Grand Touring Championship (seit 2005 Super GT) das Licht der Serienwelt und zudem wurden wieder GT-Renner für die 24 Stunden von Le Mans zugelassen. Dies steht im Zusammenhang mit den sich damals formenden GT1/2-Systemen, welche spätestens 1994 ausformuliert waren.

Die BRDC National Sports GT Challenge öffnete sich jedoch erst im darauffolgenden Jahr für die beiden Weltkategorien und nahm im Zuge dessen auch gleich den prägnanteren Titel British GT an. Bis zur Milleniumsgrenze durften sich legendäre Boliden wie der McLaren F1 GTR und der Lister Storm GTL auf den englischen Charakterstrecken austoben, doch dann hatte sich die Kostenspirale einmal zu oft gedreht.

Wie in vielen anderen Meisterschaften hangelte man sich daraufhin erstmal mit Notlösungen wie der GT2 sowie Cup-Strukturen durch und wartete sehnsüchtig auf eine GT-Revolution. Diese sollte 2006 in der Form der GT3 erfolgen, als man die Serienleitung in die Hände der SRO übergab. Im Jahre 2007 wurde die GT3 schließlich zur Hauptklasse; 2008 debütierte die GT4 als neuer Unterbau.

Trotz des gelungenen Neuaufbaus rutschte die British GT im internationalen Kontext mehr und mehr in die Belanglosigkeit ab. So dominierten meist Notlösungen in den Übertragungsplänen und teils gab es auch nur Highlights zu sehen. Im vergangenen Jahr feierte dann ein neuer Streaming-Service eher beiläufig seine Einführung, als er parallel zu einem britischen Sportsender angeboten wurde. Während der Sender mittlerweile aufgegeben hat, geht der YouTube-/Facebook-Stream in sein zweites Jahr.

Für mich persönlich waren dies sehr gute Nachrichten, denn der Stream ist wie üblich für Großbritannien mit viel Herzblut und Fachwissen gestaltet. Außerdem überzeugte die vergangene Saison mit sehenswerten Auseinandersetzungen und Duellen in beiden Klassen.

Grundlagen

Die British GT ist in vielen Aspekten eine klassische GT3-Serie. So setzt sie auf Fahrerwechsel, hat Pirelli-Einheitsreifen und nutzt weltweite BoP-Standards. Doch beim genaueren Einblick in das Format tun sich schnell interessante Besonderheiten auf. Beispielsweise alternieren drei Zeitformate über das Jahr hinweg (2*1h, 2h sowie 3h), was eine schöne Abwechslung darstellt.

Dazu kommt noch die integrierte GT4-Division, die für dieses Jahr etliche neue Teilnehmer hinzugewonnen hat – z.B. zwei Jaguar F-TYPE SVR GT4. Nachdem die Klasse in den letzten Saisons eher als „systemrelevanter Auffüller“ fungierte, scheint sie momentan zum sportlichen Höhepunkt aufzusteigen. Es gab sogar bereits Diskussionen darüber, ob man eigene Rennen für die GT4 austragen solle. Diese endeten jedoch vorerst ergebnislos, was zumindest aus der aktuellen Perspektive richtig erscheint. Man opferte damit laut eigener Aussage weitere GT4-Interessenten, doch dies sei ein notwendiges Übel, um ein starkes Hauptfeld samt intensivem Klassenkampf zu festigen.

Wie bereits in anderer Form beschrieben ist der GT4-Boom somit nicht zwangsläufig eine Gefahr für die GT3. Die British GT zeigt sogar das exakte Gegenteil dieser Befürchtung auf, indem beide GT-Gruppen zu einem gelungenen Gesamtkonstrukt vereint werden. Dass dies keine britische Besonderheit ist, beweist im Übrigen auch die Blancpain GT Series Asia, welche ähnlich aufgebaut ist und de facto auf sehr ähnlichen administrativen Beinen steht (z.B. gemeinsamer Serienmanager).

Kalender 2018

DatumKursFormat
31. März - 02. AprilOulton Park Circuit2*1h-Rennen
28. - 29. AprilRockingham Motor Speedway (ISSC)2h-Rennen
26. - 27. MaiSnetterton Motor Racing Circuit2*1h-Rennen
09. - 10. JuniSilverstone GP Circuit3h-Rennen
21. - 22. JuliCircuit de Spa-Francorchamp2*1h-Rennen
(kein Stream)
04. - 05. AugustBrands Hatch GP Circuit2h-Rennen
22. - 23. SeptemberDonington Park GP Circuit2h-Rennen

GT3-Feld (13)

Im Vergleich zu 2017 ist die Hauptklasse immerhin um eine Nennung gewachsen. Wie alle anderen Mannschaften hat auch sie nur einen Profi gemeldet – die BGT legt noch Wert auf ihre Amateure.

Aston Martin

Der in der Grafschaft Warwickshire ansässige Hersteller hat zwei Schwerpunkte in der GT-Szene: Le Mans und die British GT. Im heimischen Championat werden heuer fünf (!) Aston Martin V12 Vantage GT3 zu sehen sein, die jeweils einen Werksfahrer in sich tragen. TF Sport setzt auf die Duos Mark Farmer/Nicki Thiim (Nummer 11) sowie Derek Johnston/Marco Sørensen (Nummer 17). Jetstream Motorsport bekam Maxime Martin für die Nummer 47 zugewiesen, die des Weiteren für den Amateur Graham Davidson vorbereitet wird. Optimum Motorsport (Nummer 75), das zudem als Audi-Kunde bekannt ist, kombiniert Le-Mans-Star Jonny Adam mit Flick Haigh, die sich in den letzten Jahren einen sehr guten Ruf im GT-Bereich geschaffen hat.

Abgerundet wird das Aston-Quintett vom #99 Beechdean AMR Vantage GT3, welcher die Namen des Eis-Moguls Andrew Howard sowie von Darren Turner über der Tür trägt.

Angesichts dieses überragenden Kaders und der schieren Fahrzeuganzahl muss Aston Martin als Favorit angesehen werden. Das Argument des Fahrzeugalters greift, wie man gleich gut erkennen wird, nicht.

Bentley

Die englische Luxusmarke tritt als Titelverteidigerin an und wird von zwei „alten“ Bentley Continental GT3 des Team Parker Racing vertreten. In der Nummer 1 greifen Fahrermeister Rick Parfitt Jr. und Seb-Morris-Ersatz Ryan Ratcliffe ins Volant – in der Nummer 7 Ian Loggie und Callum Macleod.

Lamborghini

Wenn es um Pro-Am-Sport geht, gehört Barwell Motorsport zu den ganz großen Namen. In den letzten Jahren dominierte man teils sogar in der BGT, aber man verlor im Saisonendspurt erschreckend regelmäßig die Kontrolle über sich. Ihr Vorzeige-HuracánGT3 ist die Nummer 33, in der Jon Minshaw und Phil Keen zum Einsatz kommen. Letzter ist womöglich das unbekannteste Talent der GT3-Welt.

In der Nummer 69 (nice) teilen sich Sam de Haan sowie Jonny Cocker das Lenkrad und die Nummer 2 wird von Leo Machitski sowie Patrick Kujala gesteuert.

McLaren

Gäbe es einen Preis für die minimalistisch-schönste Lackierung, hätte Balfe Motorsport sich ihn bereits jetzt gesichert. Der rot-weiße #101 McLaren 650S GT3, den man vor allem aus den International GT Open kennt, legt seinen Arbeitsschwerpunkt heuer auf sein Heimatland und wird quasi traditionell von Teambesitzer Shaun Balfe sowie McLaren-Ass Rob Bell bewegt. Da man in der GT Open meist das beste „PAM“-Auto stellte, sollte man durchaus Meisterschaftschancen im Hinterkopf behalten.

Mercedes

Die Sternenmarke wird vom noch relativ jungen Team ERC Sport (Nummer 116) repräsentiert. Mit Lee Mowle hat man einen sehr soliden Amateur in seinen Reihen und Yelmer Buurman müsste eh über jeden Zweifel erhaben sein.

Nissan

Auch RJN Motorsport hat noch einmal die alte GT3-Version abgestaubt und wird als einziges Team in der Silver-Unterkategorie antreten. Struan Moore und Devon Modell kennen den #24 Nissan GT-R NISMO GT3 zwar, aber die Umstände sprechen vorerst gegen sie (Gewichtsregelungen etc.).

Fazit

Insgesamt gesehen konnte die British GT 13 spannende GT3-Nennungen versammeln, aus denen keine glasklaren Favoriten herausstechen. Diese Ausgangslage bietet die Bühne für eine gute Saison.

GT4-Feld (22)

22 Nennungen, diverse Hersteller (davon drei speziell für die BGT) und ein Mix aus britischen GT-Größen sowie Talenten: Das Klassenfeld spricht für sich! Da die meisten Teams und Fahrer hier gänzlich unbekannt sind, lohnt sich nur ein kurzer Blick auf einige Geschichten.

Die beiden Invictus Games Racing Jaguar F-TYPE SVR GT4 wurden exklusiv für die British GT gebaut und gehören zu einem Charity-Programm zugunsten gesundheitlich angeschlagener Veteranen. Zwei ehemalige Soldaten werden als Amateure fungieren.

Neben der GT3-Nennung ist RJN Motorsport außerdem für zwei überarbeitete Nissan 370Z GT4 zuständig. Freunde japanischer Automobilkunst können sich zusätzlich auf zwei Toyota GT86 GT4 von Steller Performance freuen.

Sonst ist der Klassenmix prototypisch für die aktuelle GT4-Szene.

Fazit

Die British GT startet am Ostermontag mit viel Rückenwind ins neue Rennjahr. Das GT4-Wachstum sorgte für ein sportlich hochwertiges Feld, welches die verhältnismäßig geringe Menge an GT3 zu egalisieren weiß. Dank des Stream-Services kann man weltweit und zu jeder Zeit (YouTube-Archiv) am Ball bleiben und die abwechslungsreichen Formate verfolgen.

Wichtiges zum ersten Rennwochenende (Stream-Zeitplan)

Bilderquelle/Copyright: Blancpain GT Series Asia; British GT

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