Es war ein guter Saisonauftakt der Formel Eins, aber eine Sache nervt mich schon seit einiger Zeit: Motor Mapping.
Es sah so schön aus in Q3. Nach dem ersten Run lagen Hamilton, Vettel und Verstappen innerhalb von einer Sekunde. Doch dann kam es wie immer – in der letzten Runde zauberte Hamilton plötzlich einen Abstand von sechs Zehnteln aus dem Hut. Und schon war es wieder vorbei mit dem engen Kampf an der Spitze. Mercedes und Hamilton sagten nach dem plötzlichen Performance Gewinn, dass man am Mapping in Q3 nichts verändert habe. Stattdessen habe der Brite halt eine gute Runde erwischt und die Reifen vorher auf die perfekte Temperatur bekommen.Mercedes ist bekannt dafür, dass sie einen „Overtake Mode“ haben, neuerdings auch „Party Mode“ genannt. Per Knopfdruck, bzw, Einstellrad am Lenkrad kann der Fahrer die Leistung des Motors verändern und so für kurze Zeit einen Vorteil erlangen. Im Grunde genommen ist das eine Art „Sandbagging“. Man gibt immer nur so viel Leistung frei, wie man gerade braucht.
Das ist nicht nur frustrierend für die Konkurrenz, sondern auch für den Fan. Während andere Teams anhand der Daten sehen können, dass Mercedes weit von der maximalen Leistungsfähigkeit entfernt ist, kann der Fan das nicht erkennen. Am Ende bleibt das Gefühl, dass Mercedes immer nur gerade so viel macht, wie man muss. Nicht so viel, wie man könnte.
Man sollte das Mapping verbieten. Komplett. Der Fahrer sollte immer die volle Leistung zur Verfügung haben. Um besser überholen zu können, sollte sich die F1 ein Beispiel an der IndyCar und deren „Push to pass“ nehmen. Da kann jeder Fahrer im Rennen für 120 Sekunden mehr Leistung anfordern. Die 120 Sekunden muss er sich im Rennen einteilen.
Ein weiteres Ärgernis sind die Computer-Modelle für den Rennverlauf. Die werden von allen Teams genutzt um das beste Boxenstoppfenster heraus zu finden. Wann muss man kommen, um nicht hinter einem Konkurrenten zu landen? Wie lange muss man fahren, damit man möglichst wenig Stopps hat? Das Problem dabei ist, dass der Rennverlauf dadurch komplett artifiziell wird. Die Teams und die Fahrer fahren im Rahmen dessen, was die Modelle vorgeben, fertig.Dass das in Hose gehen kann, hat dann interessanterweise Mercedes am Wochenende gezeigt. Man bremste Hamilton im ersten Drittel und nach seinem Stopp ein, weil der Rechner meinte, dass der Abstand auch bei einem VSC ausreicht, um wieder die Spitze zu übernehmen. Statt auf das Bauchgefühl des Weltmeisters zu hören, vertraute man nur den Rechnern. Und verlor den Sieg.
Ich kann verstehen, dass die Teams die Motoren so weit wie möglich schonen wollen. Ich bin auch kein Freund der neuen Regel, das nur drei Motoren pro Saison zur Verfügung stehen. Ich verstehe auch, dass man die Kosten reduzieren möchte. Paradoxerweise führt die Reduktion der Motoren aber zum Gegenteil. Denn die Hersteller geben Unsummen dafür aus, dass die Motoren haltbarer werden und gleichzeitig mehr Leistung abgeben. Ein Grund mehr das Mapping zu verbieten, denn dass spart dann zumindest Geld in diesem Bereich ein.
Und ein Grund mehr die Nutzung von bestimmter Software im Rennen zu verbieten. Wenn die Formel Eins sich darüber beklagt, dass die Rennen zu vorbestimmt sind, dann liegt es auch daran, dass der Fahrer nicht mehr alleine das entscheidende Element im Rennen ist. Lasst die Fahrer fahren, ohne dass sie auf irgendwas Rücksicht nehmen müssen.
Bilder: Daimler AG, Sauber
1 Kommentare
Guter Artikel und vor allem beim Mapping stimme ich zu. Im Bereich der Software halte ich ein Verbot für unmöglich. Man setzt einfach einen Ingenieur in die heimische Fabrik und der gibt mittels irgendeiner Kommunikationstechnologie eine Rückmeldung zur Strategie. Ein solches Verhalten ist nicht zu unterbinden. Zudem hat man ja in Australien erst gesehen, dass die Software scheinbar doch nicht so ganz F1-tauglich ist.
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